Zusammenfassung Buch I, die Bilder dienen als Gedächtnisstütze für den Inhalt Fortsetzungen folgen....
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Platon
 Der Staat
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Kurzfassung der von Sokrates
mit seinen jungen Freunden
gemeinsam entdeckten Voraussetzungen
für die Gründung und das
Bestehen eines
idealen
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Text: Sybil Schuler
Bilder: Markus Schuler
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Buch I
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Sokrates und Glaukon gehen zusammen von Athen in den Ort Piräus. Sie schauen einem Umzug zu, der zu Ehren einer Göttin aus Thrakien stattfindet, und sie finden an den Darbietungen der Einheimischen und auch der Thraker Gefallen. Sie nehmen an der Feier teil und beten und wollen dann wieder nach Hause. Aber da fasst ein junger Sklave Sokrates am Mantel und sagt: “Polemarchos möchte, dass ihr auf ihn wartet." Und siehe, da kommen auch schon Polemarchos mit Glaukons Bruder Adeimantos sowie Nikeratos und dazu einige andere. Alle waren am Fest. Jetzt überredet Polemarchos den Sokrates, doch noch länger zu bleiben, um zu Ehren der thrakischen Göttin den allerersten Fackelzug der Reiter zu erleben.
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Aber zuvor war bei Polemarchos ein Nachtessen angesagt. Da finden sich die Brüder und einige Freunde des Polemarchos, sowie sein Vater, Kephalos. Sokrates freut sich, einen so betagten aber - trotz seines Alters- recht glücklichen Mann anzutreffen. Jetzt provoziert er ihn, um ihn zum Reden zu bringen, indem er sagt: "Dir geht es ja nur so gut, weil du reich bist und deswegen allen Komfort hast." Kephalos ist gleicher Meinung, wendet aber ein, dass nicht alle reichen Alten glücklich sind.
Sokrates vernimmt auch noch von Kephalos, dass er das meiste Geld, das er besitzt, ererbt hat. Darum hängt er nicht allzusehr an diesem Reichtum, findet ihn aber in seinen alten Tagen nützlich, weil er ihm erlaube, schuldenfrei zu sterben. Sokrates entgegnet: "Aha, Dir geht es um Gerechtigkeit und Ehrlichkeit: Was man mir geliehen hat, gebe ich auch wieder zurück! Doch ist denn das in jedem Fall das Richtige?
Ist es beispielsweise recht, einem, der nicht mehr bei Verstand ist, eine Waffe auszuhändigen, die man leihweise von ihm bekommen hatte, sobald er diese zurückverlangt?"
Offenbar lässt sich also Gerechtigkeit-Rechtlichkeit nicht mit "Ehrlichkeit und niemand etwas schuldig bleiben" definieren!
"Und doch hat der Dichter Simonides so etwas gesagt!" wirft Polemarchos ein. Und auch der Vater Kephalos bestätigt das, kündigt aber gleichzeitig an, dass er sich jetzt um die Opferzeremonien kümmern müsse. So wird Polemarchos von Sokrates mit "der Erbe des Gesprächs" angeredet. Nun  äussert dieser die Vermutung, dass Simonides gemeint haben könnte, seinen Freunden sei man Förderung und Hilfe schuldig, Feinden dagegen Schlimmes.
(Allerdings hat Sokrates durch eine Folge von Fragen den jungen Mann zu einer so krassen Aussage verleitet.) "Ist also demgemäss", will Sokrates jetzt wissen," die Gerechtigkeit die Kunst, den Freunden zu nützen und den Feinden zu schaden?" Polemarchos, immer wieder durch Serien von Fragen verleitet, meint, dass das der Fall ist, allerdings nur im Krieg, bei Handelsabschlüssen und bei Verträgen und wenn es darum geht, Geld zu hinterlegen und dieses aufzubewahren. Ja, es sieht im Verlauf des Gesprächs so aus, als wären beim Gebrauch von etwas Beliebigem immer die Fachleute zuständig, nur bei Nichtgebrauch dann eben die Gerechtigkeit-Redlichkeit!
Zum Thema Aufbewahren, sich Hüten fällt Sokrates auch ein, dass wer sich am besten vor Krankheit hüten kann, auch am besten weiss, wie einer erkranken müsste. Und wer ein Heereslager gut bewacht, wäre gewiss auch ein guter Auskundschafter der Pläne des Gegners. Vielleicht könnte ein Hüter von Geld sich auch gut auf Diebstahl verstehen?
Schon Homer bewundert ja in Autolykos, dem Grossvater des Odysseus, einen besonders verschlagenen, diebischen Menschen! Da scheint nun aber Polemarchos ganz desorientiert, wie er vernimmt, dass demgemäss ein Gerechter - ein Hüter von zur Zeit nicht Gebrauchtem - zugleich die Fähigkeiten eines Diebes erwerben könnte.
Aber zurück zu Polemarchos' Deutung von Simonides' Vers "Freunden schuldest du Gutes, Feinden Schlechtes." – Ja darf nun denn einer, der gerecht sein will, irgendeinen Menschen schädigen? Werden denn die Schlechten, wenn man sie schädigt, nicht noch
ungerechter als zuvor?
Wie Wärme nicht für Abkühlung, sondern für Erwärmung zuständig ist, ist das Gute nicht für Schädigung, sondern für Förderung zuständig, und wer gerecht ist, der ist kein schlechter Mensch.
Was aber bedeutet denn Gerechtigkeit, wenn jetzt die Annahme widerlegt ist, der Gerechte nütze den Freunden, Feinden schade er?
Thrasymachos ist ganz begierig, seine These vorzutragen. Aber zuvor tadelt er Sokrates heftig: "Das ist die Weisheit des Sokrates: Selber will er nicht lehren, aber von andern lernt er, ohne sich zu bedanken."
- "Doch, wenn ich von jemand gelernt habe, so bekommt der zum Dank mein Lob. Geld habe ich keines."
- "Also gut, Gerechtigkeit ist der Vorteil des Stärkeren! Lobe mich jetzt!" fordert sogleich Thrasymachos.
- "Wie meinst du das?" Thrasymachos erläutert: "Wer regiert, egal innerhalb welcher Staatsform, achtet darauf, dass die Gesetze ihm zum Vorteil gereichen. Diese Gesetze der Mächtigen legen das Recht fest, an das die Untertanen sich halten müssen." Sokrates bestätigt, dass Gerechtigkeit etwas Vorteilhaftes ist. Aber wie steht es mit dem "Vorteil der Mächtigen?" Können die sich nicht irren? Thrasymachos will aber nur vom Mächtigen geredet haben, der sich gerade nicht irrt!
Da aber fragt ihn Sokrates: "Ist es denn auch beim Arzt oder auch bei einem Steuermann so, dass er durch seine Kunst seinen eigenen Vorteil sucht?
Suchen denn fähige Vertreter verschiedenster Berufe nicht vielmehr den Vorteil ihrer Klienten, so wie die Künste und die Wissenschaftszweige nicht den Vorteil für ihr Fachgebiet suchen, sondern den Vorteil dessen, der ihrer bedarf?”
Thrasymachos ist einverstanden, dass die Heilkunst wie auch jede andere Kunst nicht den eigenen Nutzen sucht, sondern den des Kranken, wie auch die übrigen Künste oder Berufe auf den Nutzen der Klienten ausgerichtet sind. Zwar räumt Thrasymachos
ein, dass der Sachverständige immer die dem Hilfsbedürftigen gegenüber überlegene Position innehat, aber er sucht mit der Hilfe seiner Kunst den Vorteil dessen, der ihrer bedarf. Entsprechend, meint Sokrates, sucht auch der als ein Regierender Überlegene nicht seinen persönlichen Vorteil, sondern den seiner Untertanen.
Da nimmt aber Thrasymachos einen neuen Anlauf, um seine erste Behauptung doch noch aufrecht erhalten zu können. Ihm war eingefallen, dass die Regierenden und Regierten mit Hirten und ihren Herden vergleichbar wären. Ja, wozu mästet man denn eine Herde, wenn nicht zum Wohl der Besitzer und gleichzeitig zum eigenen Wohl? Zusätzlich vertritt Thrasymachos wortreich die Ansicht, dass die Ungerechtigkeit über die wahrhaft Gerechten herrscht, so dass es ihnen schlecht ergeht, während Ungerechte bestimmen, was Recht sein soll.
Auch als ein Inhaber eines staatlichen Amtes
ziehe der Ungerechte für sich grosse Vorteile daraus, indes der gutmütige Gerechte leer ausgehe, der sich sogar bei seinen Verwandten und Bekannten unbeliebt mache, weil sie von ihm keine persönlichen Vorteile oder Gefälligkeiten erwarten können. So sei eben der Tyrann, der nicht nur das Gut der Untertanen, sondern sogar diese
selbst in seiner Gewalt habe, von allen der Geehrteste und derjenige, welcher entscheidet, was recht ist.
Nach dieser Rede schickt Thrasymachos sich an, die Runde zu verlassen.
Doch alle Anwesenden halten ihn zurück. Er muss weiterhin Red und Antwort stehen! Sokrates verlangt einen Beweis von Thrasymachos, dass der Ungerechte gewinnbringender handelt als der Gerechte. Und er macht Thrasymachos darauf aufmerksam, dass sie eben erst vom wahren Arzt gesprochen hätten, der als ein Vertreter der Heilkunst sich ausschliesslich um das Wohl der Kranken kümmert. Jetzt aber spreche er vom Hirten wie von einem Gastgeber oder einem Geschäftsmann. Dabei habe der Hirt doch allein die Aufgabe, für das Wohl der Tiere zu sorgen, wie seine Kunst es ihn gelehrt hat. Analog verhalte es sich mit dem Dienst der Amtsinhaber in einem Staat.
Erst nachdem Thrasymachos auf Sokrates' Frage hin versichert hat, ein Staatsamt würden alle echten Vertreter der Staatskunst gerne ausüben, kommt Sokrates auf die LohnfrageÂ
zu sprechen. Offenbar braucht es für die guten Vertreter aller Berufe noch eine separate Fertigkeit, die das zunächst ganz uneigennützige Ausüben des Berufes auf Dauer ermöglichen muss: die Kunst des Lohn Erwerbens.
Auch alle Regierenden brauchen zum Anreiz für ihre Anstrengungen Lohn, oder dann Ehre, oder aber sie verdienen eine Strafe bei Nichtannahme des Amtes! Die Strafe bei Verweigerung aber besteht für einen fürs Regieren Geeigneten darin, dass ein für diese Position weniger Geeigneter über ihn regieren könnte. Gäbe es aber irgendwo eine Stadt von lauter Guten, würden diese so, wie man zur Zeit um die politischen Ämter kämpft, um Nichtverpflichtung zu einem Amt kämpfen.
Anschliessend muss Thrasymachos auch auf seine Behauptung hin, dem Ungerechten gehe es besser als dem Gerechten, Fragen beantworten. Er sagt: “Ich nenne die Gerechtigkeit nicht Laster, aber Einfalt. Sie
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bringt weniger Nutzen als die Ungerechtigkeit. Diese aber ist Vernunft, und die Ungerechten erscheinen mir gut. Sie bringen ganze Städte und Völker unter ihre Gewalt!
Da entlockt Sokrates nun dem Thrasymachos reihenweise Zugeständnisse, die dessen eigene These widerlegen. Zusammen kommen sie zu der Aufassung, dass der Gerechte nicht mehr haben will als die Leute haben, die wie er sind, der Ungerechte hingegen will mehr haben als alle anderen. Dementsprechend  hatte ja Thrasymachos behauptet, der Ungerechte sei verständig und gut!
Auch wer musikalisch oder wer heilkundig ist, ist - dort, wo er sich auskennt- verständig. Er will keinem etwas voraushaben, der sich auf die gleichen Dinge versteht. Der Unkundige dagegen sucht seinen Vorteil gegenüber den Anderen. Aber der Kundige ist der Weise, und der Weise ist der Gute. Der Unkundige verhält sich analog dem Ungerechten, der den eigenen Vorteil  sucht, der Gerechte verhält sich wie
der Kundige, der Weise. Der Ungerechte verhält sich wie der Unkundige, Törichte, Schlechte. Wer einem solchen gleicht, der ist töricht.
Bei seinen Eingeständnissen ist der gute Thrasymachos unglaublich zum Schwitzen gekommen. Es ist ja auch Sommer! Ja, Sokrates hat ihn zum allerersten Mal erröten sehen...
Aber noch muss untersucht werden, wie es mit der Kraft der Ungerechtigkeit steht. Thrasymachos erlaubt also Sokrates, ihn jetzt zu befragen zur These, dass die Ungerechtigkeit in der Tat mächtiger und stärker als die Gerechtigkeit sei. Gewiss, wenn eine Stadt andere Städte unrechtmässig unterwarf, hat sie sich zwar als stärker als diese erwiesen. Aber wird sie nach ihrem Sieg ihre Macht auch behalten können? Kann ein Heer oder kann eine Räuber- oder Diebesbande den eigenen Leuten Unrecht tun? Das kann sie deshalb nicht, weil dann
Zwietracht es ihnen verunmöglichen würde, sich durchzusetzen. Darum ist nach dem ungerechten Sieg Gleichgesinntheit, ja Freundschaft unbedingt nötig!
Analog darf auch kein Zwiespalt sein im Innern eines Einzelnen, da er sonst handlungsunfähig würde. Und weil ja die Götter gerecht sind, hat ein Ungerechter zudem auch noch die Götter zu Feinden. All dies gesteht Thrasymachos zu, auch dass, wenn sich Ungerechte verbünden, sie in ihrer Solidarität nur bedingt schlecht sind. Weil sie sich gegenseitig kein Unrecht tun, gibt es also ein gewisses Mass an Gerechtigkeit in ihrem Leben...
           Aber sind denn die Gerechten überhaupt glücklicher als die Ungerechten?
Wie die Augen, um ihre Aufgabe erfüllen zu können, die Sehkraft und wie die Ohren das Gehör haben, so müsste auch die menschliche Seele eine Aufgabe und eine Kraft haben. Wenn die Ohren schlecht hören, fehlt ihnen
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ihre Fähigkeit zum Erfüllen ihrer speziellen Aufgabe. Die Aufgabe und Begabung der Seele aber ist doch die Fähigkeit zur Fürsorge, zur Führung, zur Beratung, ja zum Leben. Weil auch Gerechtigkeit eine Fähigkeit der Seele ist, lebt gut - das bedeutet glücklich - wer gerecht lebt. Der Gerechte ist es, der glücklich ist, wer ungerecht ist, ist unglücklich und ohne Vorteile.
Obwohl Thrasymachos seine entschiedene Gegnerschaft gegen Sokrates aufgegeben hat und ganz zahm geworden ist, weist Sokrates am Schluss des ersten Buches darauf hin, dass eine Definition der Gerechtigkeit noch aussteht. Bis jetzt hat Sokrates durch das ganze Gespräch noch nichts lernen können!
GerLINDE Platon DER STAAT - "...dass der Gerechte nicht mehr haben will...und die UNGERECHTEN erscheinen mir g u t. Sie bringen ganze Städte und Völker unter ihre Gewalt!" Das hat sich bis heute kaum geändert. Dein Buch ist ein Lehrstück. Philosophen haben sich schon immer viele und auch gute Gedanken über die Welt gemacht. Lieben Gruß GerLinde |
EagleWriter Ja ja, die Spinnen die Griechen ^^ Na ja, wir haben uns in Ethik mit Platon beschäftigt, auch im Hinblick auf Recht udn Gerechtigkeit Jedem das Seine oder jedem das Gleiche waren da die zwei verschiedenen Grundsätze. |