Humor & Satire
Das Taschentuch

Einleitung

so ist das Leben ;-)

Text und Bild (c) by avewien/Andreas V. Engel - 3/2013

Das Taschentuch

So ein Taschentuch hat eigentlich ein trauriges Leben,
es muss meistens nehmen und kann selbst wenig geben.
Produziert ganz neu und auch ganz frisch,
wird´s einzwängt in a Packerl, wie in der Dosen die Fisch.

Zusammen gepfercht unter seines gleichen,
aber immerhin warm und an Platz an weichen.
Dann geht´s meistens weiter mit an Transport,
zum vorläufigen Bestimmungsort.

Da steht´s dann im Lager drin im Karton,
denkt: „Na ganz schön eng, wie ich da wohn´.“
Endlich kommt es nach Tagen, ein bissl ans Licht,
denkt: “Nein bitte nach vorne, nach hint´ will ich nicht!“

Doch keiner hört zu, so steht´s hint´ im Regal,
und hofft, dass nach vor kommt: „I wart, is egal.“
„Bin g´spannt, wo ich lande, was mit mir passiert?“
Weil die andern erzählen G´schichten, das Tuch wird frustriert.

Teilweise klingt´s toll, was man kann so machen,
man ist zur Stelle, wenn wer weint vor Lachen.
Oder trocknet die Tränen, wenn wer bitterlich weint,
vielleicht den Schweiß abwischen, wenn die Sonne stark scheint.

Eine Blume zu schützen ihr Feuchtigkeit zu spenden,
oder dem Feschen im Lokal die Telefonnummer senden.
Ein Kuss zur Erinn´rung mit Lippenstift rot,
oder sich festhalten beim Begräbnis, wenn wer is tot.

Ein Kind zu beruhigen, wenn es hat Schmerz,
oder eine Tastatur zu säubern, weißt eh die QWERTZ.
Als Lesezeichen, wenn wer ein Buch legt zur Seite,
oder als Geschenkpapier meist benutzt von arme Leute.

Auch zum Bedecken von Wunden und zum Stoppen von Blut,
nimmt man gern so ein Tuch, angeblich tut´s gut.
Andererseits gibt es auch unangenehmes als Tuch zu verrichten,
keiner weiß ja genau, aber unser Tuch hört´s, wenn´s andre berichten.

Macht ein Hund sein Geschäft ist man da zum Bedecken,
hat´s am ganzen Körper kleben, angeblich tut´s einen recken.
Das gleiche gilt auch, wenn der Mensch in der Natur geht laufen,
im Wald bleibt man liegen auf dem stinkenden Haufen.

Auch wenn einem Mensch ist schlecht wird gern man genommen,
um das abzuwischen was aus dem Mund ihm entkommen.
Als Mordwerkzeug gar wird ein Tüchl entfremdet,
um Insekten zu zergatschen wird´s aus der Packung entwendet.

Sehr beliebt soll es sein, wenn stark rinnt die Nase,
oder zum Auftunken von Wasser, wenn is umg´stürzt a Vase.
Aber sehr oft soll man liegen und zwar ewig lang,
in einer Tasche oder Jacke, da wird unserm Tuch Angst und Bang.

Weil in so einer Tasche ist´s dunkel und man liegt meistens unten,
wird erdrückt von an Schirm, schwarz, weiß oder bunten.
Dann wird man zerkratzt ist verklebt oder zerrissen,
und ganz unbenutzt quasi neu weggeschmissen.

Dieses Schicksal will unser Tuch in jedem Fall vermeiden,
weil es will was erleben, statt liegen schon lieber leiden.
Plötzlich geht´s schneller als das Taschentuch geahnt,
seine Packung wird genommen, im Wagerl an´d Milch zuwe g´lahnt.

Gekauft wird es schließlich von zwei alten Damen,
„Die sagen zu mir Schneuztuch, ich hab doch an Namen!“
An der Kasse beim Scanner macht´s piep, das is lustig,
ka Spur, dass das Leben des Tuches ist frustig.

Im neuen zu Haus wird´s gleich ausgepackt,
und gelegt zu den andern, fühlt sich ein wenig nackt.

Da Schnupfenzeit ist kommt das Tuch recht rasch dran,
denkt: „Ich hätt zwar gern mehr zeigt, was ich so kann.

Was soll´s schließlich gibt es Gerüchte man kommt irgendwann wieder,
dann tröst´ ich ein Kind, oder in mich wird einpackt a Flieder.“

(c) Text und Bild - ViktorL (Andreas Engel) 2013