Beschreibung
Ein Leben lang an frischer Luft, inmitten der Natur. Das ist das Leben des Protagonisten dieser Geschichte. Doch dann fesselt ihn ein Unfall an das Krankenbett...
Ein Zwitschern ist draußen in den Büschen zu hören. Ein vielstimmiger Chor lässt keine gesanglichen Wünsche offen. Er versucht den Frühling anzukündigen, der in großen Schritten im Kommen ist.
Noch ist es draußen recht kühl, aber auch die Pflanzen sagen, dass es bald wärmer werden wird. Die Knospen der Büsche fangen bereits zu wachsen an, um sich dann in einer grünen Pracht zu ergeben. Die Büsche werden ihr grünes Kleid erhalten und das Auge erfreuen können.
Ich vermag das Zwitschern durch die Fensterscheiben zu hören. Ich kann auch sehen, wie die Büsche langsam grün werden. Doch ich werde es für eine Weile nur aus dieser Distanz betrachten können. Dabei liebe ich es, mich in der freien Natur zu bewegen und sie mit allen Sinnen zu erfahren.
Doch mir sind die Hände gebunden. Obwohl das eigentlich nicht ganz zutrifft, den in Wirklichkeit ist ein Bein gebunden. Eingebunden in Schienen und Gips.
So bin ich zur Bewegungslosigkeit verdammt, obwohl ich das Hörende und aus der Ferne der Glasscheiben auch Sehende hautnah spüren möchte.
Es erfreut mich zumindest ein wenig in der Tristesse des Zimmers, in der nur Abwechslung der Besuch von Ärzten, Schwestern oder der viel zu kleine Fernseher bietet. Aber es ist kein Ersatz.
Normalerweise bin ich in dieser Zeit bereits draußen, arbeite an der frischen Natur, die wie ein Lebenselixier ist. Dadurch bin ich so gut wie gar nicht krank.
Doch nun hat es mich erwischt und zu diesem Untätigsein verdammt, was mir überhaupt nicht gefällt. Aber wie sagte die Schwester so schön: „Ihr Bein braucht Schonung, damit sie wieder wie ein junger Gott herumhüpfen können.“
Nun ja, ein junger Gott bin ich schon lange nicht mehr. Aber darüber möchte ich mich auch nicht beklagen, denn schließlich lebe ich ein glückliches Leben als Senner.
Nur hier, im Krankenhaus, da fühle ich mich nicht wirklich wohl. Das Sterile, die künstlichen Abläufe, ja selbst das Essen passen nicht zu meinem normalen Lebensstil.
Lediglich die Vögel und ihre Lieder und das Wachsen und Aufbrechen der Knospen der Büsche draußen erinnern mich an mein naturgegebenes Leben. Mein Bein wird sicher nicht ewig in Gips sein. Und ich freue mich auf den Tag, wo ich wieder draußen sein darf. Das Krankenhaus ist halt überhaupt nicht meine Welt.
Einer Sache bin ich mir allerdings besonders bewusst geworden. So schnell werde ich mich nicht wieder in die Stadt begeben. Denn eine Bordsteinkante hat mich erst in diese für mich so ungewohnte Lage gebracht.
Die gibt es in den Bergen zum Glück nicht.
Unterdessen zwitschern draußen die nächsten Vögel ihr Lied. Durch das geöffnete Fenster kann ich sie deutlich hören. Wie schön klingt das in meinen Ohren und welch Balsam ist es für meine Seele. Und im Sommer werde ich sie zusammen mit den anderen Stimmen der Natur wieder voll genießen können, durch Nichts mehr von ihnen getrennt sein.
Was für eine frohe Aussicht in der Zeit des Stillhaltens!
(c) 2012 bei Autor