... Ein Teil aus meines Lebens...
Und Aufgeben war nicht drin Die
Legasthenie ist eine verrückte Krankheit, nein, nicht Krankheit, sie gilt als vermutlich genetisch bedingte Störung, und wenn jemand weiß, wie sehr es stört, beim Lesen und beim Schreiben auf geradezu fatale Weise Buchstaben fehlen oder zuviel zu sehen, dann Bärbel B.
„Ich möchte gerne rüberbringen, dass man nicht aufgeben soll, wenn es einem schlecht geht“, sagt Bärbel B
Sie schreibt nämlich, Gedichte und einen Roman, auch wenn das wirklich schwer fällt. Was Bärbels Geschichte zu einer ganz besonderen macht: Beides, lesen
und schreiben, lernte sie erst, als sie längst erwachsen war, dabei außerdem noch behindert durch eine echte Krankheit, Multiple Sklerose, die macht, dass sie nur schlecht sieht und im Rollstuhl sitzen muss.
„Ja, ich weiß, das klingt wie eine Horrorgeschichte“, sagt sie, „und es war auch oft sehr hart. Ich habe lange überlegt, ob ich die Sache mit der Lese- und Rechtschreibschwäche überhaupt jemandem außer engsten Freunden und Verwandten erzählen soll:
Eine behinderte Rollstuhlfahrerin,
die das halbe Leben als Analphabetin
verbracht hat, na ja, ich hatte Angst, dass man mich einfach für verblödet halten würde.“ Sie lacht, und sieht überhaupt nicht betrübt aus, obwohl sie sich gerade mühsam vom Rollstuhl aufs Sofa rüber geangelt hat. „
Wer weiß, wenn ich nicht zum Schreiben gekommen wäre und gesehen hätte, wie positiv andere darauf reagieren, dann hätte ich es wohl nicht gewagt, mich quasi zu outen.
All die Worte, die habe ich ja immer besessen, nur die Buchstaben, um sie aufzuschreiben, die fehlten mir.“
Der erste Mensch, der unbefangen realisierte, dass sie gar nicht richtig schreiben konnte, war ihre Tochter, damals sieben Jahre alt und selbst gerade damit beschäftigt, sich das Lesen und Schreiben zu erobern. „Ich glaube, sie konnte mir das einfach ins Gesicht sagen, weil ich sowieso keine normale Mutter war, sondern eine, die im Rollstuhl sitzt und sehr oft Hilfe braucht bei Sachen, die für andere eine Selbstverständlichkeit sind“, so Bärbel .
„Mit ihr zusammen versuchte ich, mich den Buchstaben anzunähern und sie so zu ordnen, dass nicht immer nur ein Chaos entstand. Langsam wurden aus den
Hieroglyphen echte Zeichen.“ Zeichen allerdings, die lange Zeit nur sie selbst lesen konnte, so krakelig war ihre Schrift wegen der Multiplen Sklerose .
Eigentlich wäre sie so gerne Archäologin geworden, jedenfalls jemand, der sich mit alter Geschichte und Geschichten beschäftigt, doch in der kinderreichen Familie, in der sie aufwuchs, bemerkten die Eltern wenig von ihren Wünschen und Problemen. Sie arbeitete zuletzt in einer Schuhfabrik und in einem Kindererholungsheim auf einer Nordseeinsel, wo sie ihren Mann kennen lernte. Da war sie 17 Jahre alt und konnte schon merken, dass etwas mit
ihrem Körper nicht stimmt: „
Manche Leute dachten schon, ich würde zu viel trinken, weil ich oft das Gleichgewichtsgefühl verlor oder auf einer Treppe stolperte, wenn ich die Stufen ab stände nicht richtig einschätzte.“
Erst, als sie bereits im Rollstuhl saß, hörte sie, dass es die Krankheit „Multiple Sklerose“ gab, dass es ihre Krankheit war und dass damit kaum eine Hoffnung auf Besserung verbunden ist. „Ach, jetzt aber genug davon“, meint sie. „Ich bin ein positiver Mensch und mein Leben hat sich verändert. Ich will
nach vorne sehen und nicht zurück.“
Vor fünf Jahren das war 2005 überredeten Freunde sie, sich ein Laptop zu kaufen und zu lernen, mit dem PC umzugehen. „Du hast so viel im Kopf, du musst jetzt richtig schreiben“, sagten sie. Das erste große Erfolgserlebnis kam, als eine Freundin eines der entstandenen Gedichte, das sehr berührend aus der Sicht einer alten Frau geschrieben ist, einer Patientin im Krankenhaus zeigte, die es wiederum weitergab und anderen vorlas.
So eindrücklich bittet in diesem Text ein hilfsbedürftiger Mensch um Geduld und
dass man sein Leben im Ganzen sehen müsse, nicht nur in seiner Schwäche, dass nun auch eine offizielle Auszeichnung folgte: Auf der Internetseite „mystorys.de“, ein Portal, in dem viele Tausend schreibende Menschen sich gegenseitig und der Öffentlichkeit ihre Texte vorstellen, erhielt es den Titel: „Gedicht des Monats“.
Überhaupt zeigt sich, dass der Zugang zu PC und Internet gerade für körperbehinderte Menschen ein Segen sein kann. Bärbel kommt nur selten aus ihrer Wohnung raus und nimmt kaum am öffentlichen Leben in der Stadt teil.
Zwar hat sie gute Freunde – darunter eine wunderbare Frau, die ihre Texte korrigiert (kein Rechtschreibprogramm wäre dem gewachsen) – doch seit sie Gedichte und einen Krimi auf „mystorys.de“ veröffentlicht,
So, kommuniziert sie auf ganz andere Weise auch mit Menschen, die sie nicht in erster Linie als körperlich geschwächte Rollstuhlfahrerin wahrnehmen, sondern als eine interessante Autorin. „lachmal“, diesen Benutzernamen hat sie für sich gewählt. „Ich bin stolz darauf, dass ich das alles gewagt habe.“
Sie habe so viel Hilfe von anderen entgegengenommen, ihre Tochter unterstützt sie wo Sie nur kann, da sei es ein gutes Gefühl, auch etwas dazu beizutragen, dass es anderen Menschen besser geht. „Ich möchte nicht umsonst auf dieser Erde gewesen sein“, sagt sie. „Ich möchte gerne rüberbringen, dass man nicht aufgeben soll, wenn es einem schlecht geht, sondern versucht, sich nach guten Dingen um zu sehen.
Ich bedanke mich recht herzlich bei Cornelia Kurth für diesen Beitrag
Wir glauben und hoffen und denken dass einmal ein Wunder geschieht Doch wenn
wir uns dann öffnen gibt es ist oft Leid und Kummer aber doch auch viel liebe also liebe und lebe Dein Leben!
Hinter dem Schleier aller Zweifel und Ängste liegen in jedem von uns ungeahnte Möglichkeiten verborgen, un gelebte Träume ,verheißungsvoll ,rätselhaft und kostbar ,sehr fremd und doch sehr eigen.Dieses Eigene wachsen und blühen zu lassen, entgegen aller Bedenken, entgegen aller Einwände, das ist unser höchstes Glück.
Carpe - diem & genieße jeden Tag
Danke und liebe grüße von lachmal