Beschreibung
Es gibt Vorschläge zum bewährten Schreibwettbewerb und eventuell zu einem weiteren. Eine Frage dabei dreht sich um Namen. Bitte sagt Eure Meinung im unten genannten Forum.
Aufruf
Es gibt Vorschläge zum Schreibwettbewerb "Story Battle" und eventuell zu einem weiteren. Sie sind im Forum
Ich will mal was loswerden / Ideen gesucht: Soll der Name "Story Battle" bleiben?
am Ende zu finden.
Bitte nehmt Euch die Zeit und äußert Eure Meinung.
Wie es immer so ist: Je mehr Äußerungen, umso ausgewogener dann das Ergebnis.
Im folgenden möchte ich etwas über Englisch und "Englisch" im allgemeinen sagen.
Denglisch
"Neue Worte sollten notwendig, verständlich und wohlklingend sein."
Voltaire
Es wird nun leider etwas binsenweise. Nur hat mir eine kleine Diskussion unter uns Sprachkünstlern und -pflegern gezeigt, das Schmunzeln über "Deutsch-Lesson" ist schön, doch eine kleine Konsequenz im eigenen Haus ist eine andere Sache. Drum möchte ich meinem Gedicht einfach mal etwas Klartext hinterherschicken.
Zum Beispiel die Titel von Kinofilmen. 1992 war "Knight Moves" noch wegen des Originaltitels auffällig. "Läufer zieht" hätte sogar verraten, daß es um Schach und nicht um Ritters Wohnungswechsel ging. Warum soll "Ur-Instinkt" schlechter als "Basic Instinct" sein? Es drückt dasselbe aus und erspart Tante Frieda das Nachfragen (nein, Tante, kein Programmierfimmel). Wären im alten Kintopp die Hitchcockfilme unter rein englischen Plakaten gelaufen, die Leute hätten wohl eher ein Kino einer Besatzungsmacht vermutet und wären vorbeigegangen. Die Verleihfirmen hatten damals freilich mehr Aufwand; der ist nun immer öfter mir überlassen, die Kinokarte wurde aber nicht billiger.
Wenn Amerikaner "Aschenbrödel" nicht aussprechen können, warum muß alle Welt dann dankbar auch "Cinderella" sagen, in wievielen Sprachen ist gar "Aschenbrödel" einfacher, und was hätten die Grimms wohl zu Cindy gesagt? Und zählt mal umgekehrt, wieviele Deutsche jene Kosmetikmarke "Doofe" aussprechen.
Entstand der Cheesecake des Cafés nach einem Spezialrezept von Mormonen, Amish oder Irokesen, dann verdient er seinen Namen. Andernfalls -- Selbstironie mal weggelassen -- handelt es sich schlicht um den Quarkkuchen eines Modenarrs, Wichtigtuers, Zeitgeist-Einschleimers.
Und immer so weiter. Die Frage entsteht, wozu übersetzte Luther jenes dicke Buch ins Deutsche statt gleich ins Bahnhofsenglisch.
Ja doch, manchen kann man aus dem Tiefschlaf reißen, und er ruft sogleich "What's on" mit perfektem Dabbeljuh. Alle anderen brauchen für die Rückübersetzung all der schönen Wortspiele dauernd ein wenig oder mehr Aufwand, der lediglich damit belohnt wird, das herauszufinden, was der einheimische Urheber gemeint haben könnte. Also mich nervt das über den Tag rechtschaffen. Ist nicht Sprache an sich schon vieldeutig? Schillernde Kreationen wie Pflegemilk, Backshop (Rückgeschäft?) oder Sauerstoffwelt (Oh-zwo-wöhld) sind dann schon wieder erheiternd blöd.
An lächerlichen Stellen herrscht dagegen typisch deutsche Korrektheit: Mohren ziehen fast Bücherverbrennungen nach sich (und Indianer? Eskimos? Ostfriesen? Blondinen! Ossis!!!). Die Verschandelung mit großem Endungs-I ("MütterInnen") ist noch nicht ganz ausgestorben. Und nun wieder eine endlose Sexismusdebatte (weil einer sich nicht benehmen konnte und eine gern eine zweite Monica wäre, statt ihm damals umgehend eine zu scheuern). Warum kommt niemand mit dieser krampfigen Correctness (huh!) und beendet z.B. die Tarnung eines Bahnhofsklos als "Rail & Fresh" -- würdet Ihr unter Druck zielsicher dorthin finden?
Dann gibt es noch die Wortschöpfungen für Sachverhalte, die man vielleicht nicht unbedingt hervorheben muß. "Anchorman" ist nicht der Matrose mit der Ankertätowierung, sondern der Begriff zeugt davon, wie sehr wichtig sich Fernsehsender nehmen. Nachschlagen verrät, da sitzt also einer regelmäßig im Studio. Beeindruckend. Ich sitze übrigens auch Tag für Tag am selben Platz, Ihr könnt nicht mal wegzappen...
Um auch diese Binse nicht zu vergessen: Technische Entwicklungen etwa, für die die Muttersprache kein angemessenes Wort bietet, will ich nicht brachial übersetzt haben, herrje. Das tun andere Sprachen auch nicht. Sie bürgern sie übrigens gern als Lehnwörter ein. "Bájt" ist ein slowakisches, ungarisches, kroatisches oder rumänisches Byte. Das wäre im Deutschen lächerlich? Wieso ist es das dann ungarisch nicht? Und nenne mal einer "Äxgüsi" lächerlich, zu Recht kämen von allen Seiten veritable Armbrüste geflogen. Oder so.
Überhaupt, Ihr Fremdsprachengenies, wie ist das denn in Frankreich, Spanien, Rußland usw.? Laufen die vielen stolzen Nationen ebenso zum Nail Expert (nein, nicht im Baumarkt)? Erzählt doch mal bitte. Und ja, der Nationalstolz. Hat der mit der Pflege der Muttersprache zu tun?
Warum haben wir die alte Regel für Fremdwörter so vergessen: Benutze ein Fremdwort nur, wenn es ein gleichwertiges deutsches Wort dafür nicht gibt. (Es sei denn, du nimmst es als Stilmittel, z.B. um dich aufzuspielen.)
Ich war im Vorjahr dreimal Juror des "Battle" genannten Schreibwettbewerbs, und nicht nur mir kam in dieser Zeit das Bedürfnis nach einem schöneren Namen dafür. Am Ende war ich freilich selbst erstaunt, daß die Begriffsfindung gar nicht so einfach ist, obwohl es doch derlei Poetenwettkämpfe spätestens seit Minnesängerzeit gibt. Die Suche nach deutschen Begriffen ist halt schwierig, denn man kennt alle Bedeutungen und Assoziationen und verwirft daher eine Idee nach der anderen. Auf die Schnelle greift man also gern zu Angelsächsischem und weiß nicht mal, welche 20 Bedeutungen der englische Begriff noch so hat (in unhandlichen Wörterbüchern ist 20 keine seltene Anzahl) und ob Ausländer drum nicht ins Prusten kommen.
Ich will ja die Welt im ganzen nicht ändern, finde aber, richten wir doch unseren Rahmen hier gemütlich ein und machen uns ein paar Gedanken über die Sprache darin. Wenigstens mal nachdenken... Und es wird ja nichts in Granit gehauen; Veränderungen sind immer möglich.
Käme ich neu hier hinzu und sähe goldene Federn und gekreuzte Federn als Auszeichnung, und der Wettstreit trüge Federn im Namen (ja meinetwegen "Federschlacht", wer denkt da nicht an Kissenschlacht oder raufende Spatzen?) -- also dann wäre für mich die Schreibfeder ein roter Faden im Erscheinungsbild, nennt es doch Corporate Identity.
Also grübelt mal schön.
P.S.
Lukas meint, es ging damals nicht anders; aber wem kam "myStorys" nicht auch schon etwas kurios vor? Deutsch: meineStorys; englisch: myStories. Oder nicht? -- Nun ist es eingebürgert.