Susi wurde einfach auf der Baustelle vergessen
Unglaublich...aber leider wahr....
Es war ein Spätsommertag als ich nachmittags abgehetzt die Tür zu meiner Wohnung aufschloss und wie auf Kommando das Telefon klingelte....
…..“Hallo, ja natürlich, geben sie mir die Adresse, ich komme
sofort“.....
Ich lief also wieder hinaus, setzte mich in meinen Transporter und fuhr zu der angegebenen Adresse. Über Funk rief ich noch einen Kollegen und wir trafen uns an der angegebenen Adresse.
Bei unserer Ankunft staunten wir nicht schlecht, denn es war eine furchtbare Gegend. Zwischen Müll und Abbruchhäusern lag eine Baustelle. Eigendlich sollte hier ein Jugendtreff entstehen.
Weit und breit niemand zu sehen, auch keiner der Bauarbeiter oder Poliere war anwesend.
Wir liefen über das Baugelände auf dem weit verstreut Arbeitsmaterial, Baumaschinen, die wild geparkt umher standen, rostiges Eisen und viel Sand vorhanden war.
In unserem Protokoll notierten wir:....Mittwoch, den......16³² Uhr, als unser Blick auf einen Bauzaun fiel, der krumm um
zwei Holzpaletten gestellt und mit Draht zusammen gehalten wurde. Als wir näher kamen sahen wir auf den zwei Paletten zwischen Kot und einer leeren rostigen Wurstdose einen Schäferhund liegen.
Er hechelte, hob nicht mal den Kopf und sah uns von unten nach oben mit traurigen Augen an. Er war viel zu dünn, sein Fell dreckig und verfilzt, hatte einige kahle Stellen die verkrustete Verletzungen frei gaben.
Ich ging zum Fahrzeug, holte
frisches Wasser und meinen Fotoapparat.
Gierig machte er sich über das Wasser her während wir Bilder machten. Er stand nur einmal auf und legte sich gleich wieder, so schwach war er.
Wir befreiten ihn aus seiner Lage und trugen ihn zum Fahrzeug wo eine bequeme Matte, Trockenfutter und mehr Wasser auf ihn wartete. Er nahm es dankbar an. Nun sahen wir ihn genauer an und stellten fest, hierbei handelte es sich
um eine tätowierte Hündin.
Während ich mit ihr zum Tierarzt fuhr versuchte der Kollege im Umfeld Näheres in Erfahrung zu bringen.
Dank der Täto-Nummer war der Besitzer schnell ermittelt.
In der Praxis angekommen, hatte ich meine liebe Mühe das Tier aus dem Auto zu bekommen denn es gefiel ihr hier...weich mit Wasser und Futter.
Aber unser Tierarzt wäre nicht unser Tierarzt wenn er keine
Tiere lieben würde. Also nahm er kurzerhand sein „Besteck“ und kam zum Auto.......
Untersuchen, Wiegen (mit einer Baby-Waage) und Wunden behandeln. Sie ließ sich alles brav gefallen, leckte mir sogar die Hand, denn ich blieb die ganze Zeit bei ihr und redete beruhigend auf sie ein.
Der Doc runzelte die Stirn als er mir das Ergebnis mitteilte...traurig.....
Sie hatte die Ohren voller
Milben, Ekzeme durch Unsauberkeit an Pfoten, Bauch und Rücken, der Kreislauf labil, das Zahnfleisch entzündet, jede menge Zahnstein und durch 17 kg Untergewicht sehr geschwächt. Kein Wunder, daß sie schlecht laufen konnte.
Nun kam auch der Kollege dazu allerdings mit unerfreulichen Nachrichten :
Das Tier gehörte einem Architekten, der aber schon mindestens zwei Wochen nicht
mehr auf der Baustelle war. Der war in Urlaub und nicht zu erreichen. Nachdem Adressen von Zeugen notiert waren fuhr der Kollege nach Hause und ich brachte sie in eine gute Pflegestelle.
Wir hatten immer tierliebe Menschen, die bereit waren einem geschundenen Tier gute Pflege und Unterkunft zu geben bis sie gesund waren und weiter vermittelt werden konnten. Hierdurch wurde so manch einem das Tierheim
erspart. Einige der Tiere fanden dann sogar in ihrer Pflegestelle ein dauerhaftes Heim.
Für die Pflegekosten kam der Verein auf, doch hatte das Tier dort einen festen Platz, wollten sie keine Kostenerstattung mit der Begründung... wir tun es aus Liebe zu den Tieren, deren Dank ist unbezahlbar.....
Unsere Hündin, wir nannten sie „SUSI“ hatte das Glück an ein junges Mädchen zu gelangen.
Die Eltern besaßen ein Haus mit großem Grundstück, viel menschlicher Wärme und Fürsorge. Susi war sehr bald gesund, jedoch skeptisch fremden Männern gegenüber.
Von Kostenerstattung wollten auch diese Leute nichts wissen.
Wir schrieben inzwischen den Eigentümer an, warteten eine geraume Zeit und als keine Antwort kam erstatteten wir Anzeige wegen Tierquälerei.
Der Gerichtstermin ließ nicht lange auf sich warten:
Inzwischen wurde Susi gesund gepflegt, sie hatte gut zugenommen, sah regelmäßig den Tierarzt, der sie kostenlos behandelte, und ihr Fell glänzte wie Seide.
Wer sie sah, erkannte sie nicht wieder. Das Wichtigste war jedoch der Ausdruck ihrer Augen....wieder glasklar und strahlend. Sie fühlte sich rundum wohl, presste sich an ihr Pflegerin, reagierte auf Blicke. Kurz um die beiden waren ein herrliches Gespann, ein Herz und eine Seele.
Heute war nun der Termin und wir hatten alles zusammen...Bilder, Atteste, Zeugenaussagen, Täto-Nachweis und so gewappnet betraten wir den Gerichtssaal...
Der Richter, ein älterer grauhaariger Mann, der sich sehr verständnisvoll beide Seiten anhörte, die Zeugen vernahm, konnte dennoch verschiedene Äußerungen des Angeklagten nicht nachvollziehen. Er fühlte sich ganz einfach verschaukelt...
Bei Susi handelte es sich um eine altdeutsche Langhaarschäferhündin und der Angeklagte legte eine nicht identische Täto-Nummer sowie das Bild eines Stockhaar-Schäferhundrüden vor.
Hiermit wollte er beweisen, wie gut der Hund es bei ihm hatte...
Dem Richter reichten jetzt die Widersprüche und so vertagte er den Termin um zwei Wochen. Das war kurz vor den Weihnachtsferien, jetzt sollte Susi vorgeführt werden. Sie sollte zu der Entscheidung
beitragen....zurück oder nicht.....
Mit der bangen Frage im Rücken verließen wir den Saal und die nächsten vierzehn Tage waren furchtbar, doch dann war endlich der Termin da.
Wir saßen nun in dem gleichen Saal, Susi zu Füßen ihrer Pflegemama, jetzt kam alles auf sie an.
Der Richter ließ sie nach vorn bringen und Susi drückte sich an ihre Pflegerin, zog die Lefzen hoch, als sie am
Angeklagten vorbei musste.
Für den Richter war das eine eindeutige Aussage und Susi konnte den Saal verlassen.
Wir sahen ihr nach und hörten dann von vorne........
…..................im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil.....................
Die Hündin mit der Täto-Nummer......genannt Susi wird dem Angeklagten aberkannt, außerdem erhält der Angeklagte kontrolliertes Tierhalteverbot jeglicher Art
von Tieren. Bei Zuwiderhandlung DM.......... Geldstrafe
Der Angeklagte trägt die Kosten des Verfahrens.
Begründung - …..........................................................
Wir bekamen schon nicht mehr alles mit, denn wir dachten an Suschen, die nicht mehr zurück musste. Sie hatte ihr Recht bekommen.
Als wir das Gerichtsgebäude verließen sprachen mich die
Pflegeeltern an und erklärten:
Wenn sie nichts dagegen haben würden wir Susi gern für immer behalten. Vater hatte das noch nicht ganz ausgesprochen, als ein glücklicher Aufschrei auf uns zukam und die Tochter ihren Eltern um den Hals fiel.
Sie hatten sich das überlegt für den Fall ,Susi gewinnt und weil die Tochter sich so rührend eingesetzt hatte zur Belohnung.
Wir hatten nichts dagegen und freuten uns mit der Tochter........
Na dann frohe Weihnachten ihr vier....
Susi kam mich noch oft mit ihrem Frauchen besuchen und ich konnte sehen wie glücklich sie waren.