Kurzgeschichte
Mögen Sie Kinder?

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"Mögen Sie Kinder?"
Veröffentlicht am 28. Februar 2013, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Mögen Sie Kinder?

Mögen Sie Kinder?

 

Am Montagnachmittag sitze ich auf meinem Balkon und lese den Spiegel. Unten im Hof spielen einige Kinder aus der Nachbarschaft Ball. Das nervt schon. Ständig schießen und werfen sie den Ball gegen die Begrenzungsmauer zum Nachbargarten, soweit man Garten dazu sagen kann. Die Verwaltung hat nahezu die komplette Fläche asphaltieren lassen. Die Mülltonnen lassen sich dann besser schieben und es wird nicht so viel Dreck in den Hausflur getragen. Sagt jedenfalls die Hausverwaltung. Und beides stimmt ja auch. 



 

Immer wieder schlägt der Ball gegen die Wand. Und leise sind die Kinder auch nicht. Müssen immer schreien. Nehmen einfach keine Rücksicht. Schreien, schreien , schreien.
Hoppla, jetzt ist es still. Ich beuge mich ein wenig vor und schaue durch das Balkongitter. Merkwürdig. Erst stört einen dieses andauernde Knallen gegen die Wand und dann wird man dadurch gestört, dass es aufgehört hat. 

 

 

Von oben herab sehe ich die Jungen vor der etwa zwei Meter hohen Mauer stehen. Etwas ratlos. Auf der anderen Seite sitzen rauchend auf Campingstühlen an der Hauswand Mutter B. und ihre Tochter. Mutter B. etwa Ende fünfzig, die Tochter so etwa Ende zwanzig. Beide schauen gebannt auf den Ball, der über die Mauer geflogen war. Sie schauen sich an. Sie sprechen nicht miteinander."newpage"
Die Jungen auf der anderen Seite bilden eine Räuberleiter, der kleine Blonde klettert erst auf die ineinander verschränkten Hände, dann auf die Schultern und zieht sich an der Mauer hoch. Er kniet auf der Mauer und sucht den Ball im Nachbarhof. 
Mutter B. stößt ihre Tochter mit dem Ellenbogen in die Seite. Beide schauen gespannt auf den Jungen. Der Junge sieht die beiden auf der Bank sitzen und ruft ihnen etwas zu. Ich kann es nicht verstehen. Mutter B.s "Wage dich!" kann allerdings die ganze Nachbarschaft hören. 

 

 

Der Junge lässt sich von der Mauer auf die Mülltonne herab, die auf der anderen Seite der Mauer steht, springt auf den Boden, läuft auf den Ball zu, nimmt ihn auf und läuft zurück zur Mülltonne. Tochter B. springt auf, sprintet auf den Jungen zu, Mutter B. schreit: "Schnapp dir die Drecksau!". 

 
Der Junge klettert schnell auf die Tonne, versucht, durch den Ball ein wenig behindert, sich auf die Mauer zu ziehen. Tochter B. hat ihn erreicht, greift nach seinen Füßen. Ihre Mutter ist mittlerweile aufgestanden und schreit: "Brech' ihm die Beine. Die Sau klettert da nicht noch einmal rüber."

 

 

Tochter B. hängt sich mit aller Kraft an die Beine des Jungen und zerrt ihn nach unten. Mein Schrei verhallt in den Hinterhöfen. Der Junge schlägt hart mit dem Kopf auf die Kante der Mauer, rutscht ab, schlägt nochmals mit dem Kopf auf die Mülltonne und knallt ungebremst auf den Hofboden. Es knallt fürchterlich und ich sehe, wie sich das Blut schnell über den Boden ausbreitet. "newpage"
Ich stürze zum Telefon. Dann springe ich die Treppen herunter, laufe auf die Straße, schlage gegen die geschlossene Haustür des Nachbarhauses, drücke auf alle Klingeln. Der Summer ertönt, ich stolpere durch den Flur auf den Hof. 
Der Junge liegt bewusstlos auf dem Boden. Seine Kopfwunde blutet stark. Ich höre Frau B. zu ihrer Tochter sagen: "Beinebrechen hätte auch gereicht!"

 

 

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Bart Hammerhart - aber nicht ganz fern der Realität
Vor langer Zeit - Antworten
flovonbistram Puh - das haut um. Absolut bildhaft geschrieben
Flo
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Solche Weiber... - kenn ich auch noch aus meiner Kindheit. Gruselige Schabracken, die mit ihrer dunpfen Brutalität zum Schrecken des ganzen Viertels wurden. Mittlerweile müssten sie gestorben sein. - Was mir heutzutage die Sonne scheinen läßt.
Vor langer Zeit - Antworten
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