Fantasy & Horror
Die letzte Bastion - Kapitel 1.4

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"Die letzte Bastion - Kapitel 1.4"
Veröffentlicht am 04. März 2013, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Wer wäre ich hier, wenn nicht jemand, der seinen Visionen ein Zuhause geben will? Tue ich das gerade nicht, studiere ich Rechtswissenschaften und bemühe mich, nicht gleich jedes damit verbundene Klischee zu erfüllen (letzteres womöglich nur mit mittelmäßigem Erfolg), oder fröne in irgendeinem Pub meinen Lastern.
Die letzte Bastion - Kapitel 1.4

Die letzte Bastion - Kapitel 1.4

Beschreibung

Im Wesentlichen die Überarbeitung eines älteren Werkes. Ich werde es nicht komplett hochladen, wäre allerdings über Rezensionen dankbar, vorallem da ich mir nicht sicher bin, ob der Anfang nicht doch zu verwirrend geraten ist. Titelbild: "Glory" by snake3eyes (Quelle: everystockphoto.com)


Als Ariona und Ovart das Wachhaus wieder verließen, hatte sich die Nacht bereits über das Land gelegt. Trotz der späten Stunde herrschte immer noch geschäftiges Treiben auf der langen, breiten Straße, die in die Oberstadt Hohengrams führte. Jäger schleppten ihre Beute über der Schulter oder auf hölzernen Karren in die Speisekammern, Adlige saßen bei Wein und Karten auf den Terrassen, von denen aus sie auf das Meer hinausblickten, Kinder spielten Nachlaufen, Priester in weißen Roben erteilten im Vorbeigehen ihren Segen, Philosophen debattierten auf dem Weg zur nächsten Taverne. Der Anblick dieser vollkommenen Normalität ließ eine vereinzelte Träne über Arionas Wangen rinnen, denn wie eine Faust schlug ihr die Gewissheit darüber ins Gesicht, was die Invasion der Orks vieler Orts zerstört hatte.

„Ich sage Euch“, wandte sich Ovart lächelnd an sie, „spätestens morgenfrüh wird unsere brillante Tarnung aufgeflogen sein. Zumindest mir wird niemand abkaufen, dass ich ein Kaufmann sein soll.“
„Glenn hat es Euch abgekauft“, widersprach sie.
„Der ist ein verdammter Soldat. Die wissen selbst nicht, wie Kaufleute aussehen. Aber jeder Adlige, der zumindest noch vier seiner sechs Sinne beisammen hat, wird uns auslachen, wenn wir ihm diese Lüge auftischen.“


„Einen Versuch ist es wert“, entgegnete sie, während sie dem stark ansteigenden Weg folgten, der sich um die zerklüftete, nördliche Steilküste der Insel bog.

„Was fürchtet Ihr, werden die Schwarzschilds tun, wenn sie ehrfahren wer Ihr seid? Euch verbrennen? Ich bitte Euch. Da stehen wir schlechter da, wenn man uns als Lügner enttarnt und das wird man.“
„Wartet es einfach ab“, murrte sie, wobei sie an ihm vorbeizog und gegen den pfeifenden Wind murmelte:
„Den Schwarzschilds Treue bis in den Tod schwören…dass ich nicht lache.“
Die Oberstadt bestand aus großen, steinernen Anwesen, auf denen spitze Ziegeldächer thronten und die sich an der Nordseite des gewaltigen, schwarzen Turms gruppierten, der aus der Mitte des Hügels emporragte. Da der Bezirk mit breiten Straßen und weiten Plätzen sehr übersichtlich war, dauerte es nicht lange, bis sie das Anwesen der Selvars fanden, zu dem Glenn sie geschickt hatte. Über dem doppelten, hölzernen Eingangsportal prangte ein dunkelgrünes Wappenschild, auf dem eine silberne, heraldische Fichte spross.
Stark wie die Bäume, klar wie die Bäche“, lautete der Wahlspruch, den silberne Lettern über dem Wappen verkündeten.

 

 


„Haus Selvar, die Herren von Silberfichte“, entsann sich Ariona des dazu passenden Fürstentums, „Auch eine Familie von der nicht mehr allzu viel übrig ist.“

„Hoffen wir, dass das, was übrig ist, uns wenigstens die Tür aufmacht“, murrte Ovart, bevor er den eisernen Türklopfer schlug, dessen Halterung ebenfalls einer Fichte ähnelte.
Kaum war der dumpfe Hall verklungen, erschallten durch das dicke Holz hochtönige Flüche.
„Noch mehr? Was glaubt dieser Glenn eigentlich, wer er ist, mir noch mehr dieser stinkenden Rebellen auf die Türschwelle zu setzen? Ich sollte sie alle rausschmeißen!“, glaubte Ariona zu hören, während Ovart nur mit den Schultern zuckte und erneut den Türklopfer schlug.
„Beim Herrn, erbarmt sich vielleicht irgendwer, die Tür zu öffnen, oder muss ich das auch noch selbst machen?“, donnerte es durch das Holz, bevor sich schwere Schritte der Tür näherten, die nur wenige Sekunden später mit einem heftigen Ruck geöffnet wurde. Ein hagerer Mann in nobler Samtkleidung blickte ihnen finster entgegen, wobei er sich seine dunklen Haare aus der schweißnassen Stirn wischte.  „Lasst mich raten“, tönte er, „diese beschränkten Idioten am Tor haben gesagt, dass ich euch auch noch hier unterbringen soll, was?“


„Ja, das haben sie“, bestätigte Ovart freundlich.

„Wer hat mir dir geredet, du elendiger Ziegenhirte?“, blaffte der Mann zurück, bevor er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Ariona deutete, „Ihr! Antwortet mir! Sofort!“
„Ja, man sagte uns, dass Ihr uns unterbringen könntet“, entgegnete sie, wobei ein durchaus böswilliger Unterton nicht zu überhören war.
„Es ist ein Scherz! Mein Anwesen quillt über vor stinkendem Pack, wie ihr es seid. Ihr könnt froh sein, dass mein Eid mich dazu verpflichtet, die Anweisungen des Marquis‘ zu befolgen, ansonsten würde ich euch gleich in die Unterstadt zurücktreten! Ihr könnt also rein kommen, aber lasst euch gesagt sein: Wenn ihr es wagt, den ersten Stock zu betreten, dann schlitze ich eure Leiber auf und verfüttere eure Gedärme an die Schweine…während ihr dabei zuseht!“
Damit drehte er sich auf der Stelle um und stiefelte davon.
„Das war eine Ansage“, kommentierte Ovart, nachdem ihr Gastgeber am Ende des geräumigen Flures verschwunden war.
„Aufgeblasener Idiot“, murrte Ariona, bevor sie das Anwesen betrat, in dem ihr sogleich ein Hauch von Muskatnuss entgegenwehte.

 

 


Während Ovart sich noch umsah, stapfte sie bereits durch den edel mit Wurzelholz vertäfelten Flur, wobei sie immer wieder flüchtige Blicke in die angrenzenden Räume warf. In der Küche hatten sich dunkelhäutige Flüchtlinge von der Säbelküste eingenistet, die sie freundlich grüßten, als sie vorbeizogen. In den überfüllten Bedienstetenquartieren hingegen stritten sich einige Bauern aus Kronsweiher um die letzten Schlafplätze, sodass Ariona und Ovart es vorzogen, zunächst einen Blick auf den Rest des Anwesens zu werfen, um nach einem geeigneten Lager zu suchen. Nachdem eine griesgrämige Wache ihnen den Zugang zum ersten Stock verwehrt hatte, folgten sie einem schmalen Durchgang in die angrenzenden Stallungen, wo neben den Pferden einige Plantagenarbeiter aus Elipf lagerten.

Nachdem Ovart ein paar Worte mit seinen Landsleuten gewechselt hatte, wandten Ariona und er sich wieder dem Durchgang zu, wobei sie fast mit einer Frau zusammenstießen, die Tee in feinen Porzellantassen auf einem silbernen Tablett vor sich hertrug.
Trotz ihres fortgeschrittenen Alters, das ihre langen, dunkelbraunen Haare mit einigen grauen Strähnen durchsetzt hatte, besaß sie eine durchaus wohlproportionierte Figur, die sie in ein elegantes Gewand aus dunkelbrauner Seide kleidete.

 

 


Die gestickten, silbernen Fichten, die dessen lange Ärmel zierten, verrieten, dass auch sie dem Hause Selvar angehörte.

„Ich bitte vielmals um Verzeihung, Milady“, entschuldigte sich Ovart sogleich, wobei er eine Verbeugung andeutete.
„Ach, nicht doch. Die Tassen sind ja noch heil“, lachte sie, während sie ihn und Ariona kurz musterte, „Ihr seid neu hier, nicht wahr?“
„Ja allerdings“, bestätigte die Konsulin.
„Nun, dann hat euch sicher mein Sohn reingelassen“, murmelte sie, wobei sie nachdenklich zur Decke blickte, „Am besten, ihr wartet einfach hier. Ich bringe den Elipfern nur eben ihren Tee, dann kümmere ich mich um euch.“
„Ähm ja…das wäre nett“, stammelte Ariona, worauf die Lady ihr freundlich zunickte, bevor sie sich zu den Plantagenarbeitern begab und diesen den Tee brachte. Nachdem sie sich überschwänglich bedankt hatten, kehrte sie recht schnell zu der Konsulin und ihrem Leibwächter zurück, die sie anschließend in ein geräumiges Kaminzimmer führte, das zuvor verschlossen gewesen war. Dort trug sie zwei ihrer Bediensteten auf, Essen und Trinken für ihre neuen Gäste zu bringen, bevor sie diese darum bat, auf den gepolsterten, dunkelgrünen Sesseln vor dem Kamin

 


Platz zu nehmen.

„Ich fürchte, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, sagte sie, nachdem Ariona und Ovart sich gesetzt hatten, „Ich bin Lady Elissa Selvar von Silberfichte, aber Elissa reicht vollkommen aus. Ich nehme an, mein Sohn hat euch empfangen?“
„Ich denke schon“, bestätigte die Konsulin.
„Oh, dann werde ich mich wohl auch noch für sein unerhörtes Verhalten entschuldigen müssen. Ach, er ist wie eine jener Blumen, die man so gut gießen kann, wie man will, und die dennoch verwelken, als wäre schon der Same faul gewesen. Aber genug davon. Erzählt mir erst einmal, wer ihr seid und wo ihr herkommt“, sie sprach mit solch herzlicher Stimme, dass selbst diese Aufforderung fern von jedem Zwang klang und dennoch in jedem, der sie hörte, den Willen aufkeimen ließ, ihr nachzukommen.
„Mein Name ist Mara Ohensang und das ist mein Begleiter Ovart. Wir sind Kaufleute aus dem Osten Fiondrals“, antwortete Ariona hastig, während die Bediensteten mit Tee, Lauchsuppe und geröstetem Brot zurückkehrten.
„Kaufleute“, murmelte Elissa, wobei sie ihre Gäste durchdringend musterte, „Nun, Ihr seht gar nicht aus, wie ein Kaufmann, Herr Ovart. Und Ihr, Madam Ohensang, Ihr habt die feinen Gesichtszüge und die


hellblonden Haare einer Nell. Eure Robe trägt die Farben ihres Hauses. Ich würde mich nicht wundern, wenn dort“, sie deutete auf den Riss, der in Arionas Robe klaffte, „mal eine Taube gewesen wäre.“

Die Konsulin starrte zunächst sie an, dann Ovart, der sichtlich mit sich rang, um nicht lauthals aufzulachen. Dabei entging ihr nicht, dass die beiden Bediensteten plötzlich sehr darum bemüht waren, desinteressiert zu wirken.
„Oh, keine Sorge“, lachte Elissa in Anbetracht ihres bestürzten Gesichtsausdruck, „Ich verzeihe euch diese kleine Lüge. Wäre ich eine Nell in der Stadt der Schwarzschilds, hätte ich sicher auch versucht, meine Identität zu verbergen, wobei ich jedoch anmerken muss, dass ich mir sicherlich mehr Mühe gegeben hätte. Ihr könnt allerdings versichert sein, dass die Herren dieser Stadt nichts aus meinem Munde darüber erfahren werden.“
„Ich…danke für Eure Güte“, gab Ariona zurück, während Ovart sich schweigend an der Suppe bediente.
„Keine Ursache“, winkte Elissa ab, „Wie Ihr sicher schon mitbekommen habt, will mein Sohn keine Flüchtlinge im ersten Stock haben, aber ich hoffe, dieses Zimmer ist einer Lady als Quartier angemessen.“


„Ihr meint, wir können hier bleiben?“, hakte Ovart noch einmal nach, nachdem er einen Schluck der heißen Suppe etwas zu schnell verschlungen hatte.

„Natürlich. Aber wundert euch nicht über die karge Einrichtung“, sie deutete auf die unverzierten Wände und den blanken Holzboden, „Mein Sohn hat alles, was er für wertvoll hielt und nicht niet- und nagelfest war, nach oben schaffen lassen. Er geht davon aus, dass die Flüchtlinge uns bestehlen werden. Als ob das noch einen Unterschied machen würde, sobald diese Stadt erst in Schutt und Asche liegt.“
„Ich kann Euch nur noch ein weiteres Mal danken“, gab Ariona zurück.
„Das ist doch das mindeste, was ich tun kann“, lächelte sie, „Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet. Ich muss mich noch um die Bauern aus Kronsweiher kümmern. Wahre Streithähne, kann ich euch sagen.“
Sofort sprangen die beiden Flüchtlinge auf und verbeugten sich vor ihrer Gastgeberin, bevor sie gefolgt von ihren Bediensteten das Zimmer verließ, worauf sie allein zurück blieben.
„Hätte schlechter laufen können“, kommentierte Ovart, während auch Ariona nach der Suppe langte.

 

 

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Crawley
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