Sonstiges
Der Garten Eden - --- Betrachtungen ---

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"NEU-FASSUNG nach Autoren-Korrektur"
Veröffentlicht am 02. März 2013, 58 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
NEU-FASSUNG nach Autoren-Korrektur

Der Garten Eden - --- Betrachtungen ---



Leben - was ist das?


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eine mehr oder weniger philosophische Betrachtung

EDEN – EIN GARTEN Ein Kapitel für sich – Das Leben Ein neuer Tag erwacht. Die Sonne blickt durch blasse Baumwipfel auf eine noch junge Landschaft. Weiße Kelche der ersten Schneeglöckchen vertreiben das Grau des vergehenden Winterschlafs. Frühlingsboten recken neugierig ihre Knospen aus dem Boden dem Licht der aufgehenden Sonne entgegen. Gerade zu dieser frühen Stunde ist es noch ruhig, kein Lüftchen regt sich und allmählich erkennt man einen unendlich anmutenden Garten. Er wirkt weitläufig, dass man glaubt, ewig laufen zu müssen, um alle Winkel kennen zu lernen. Kindliche Neugierde siegt über die Scheu vor dem Unbekannten. Man kann nicht umhin, alles auf sich wirken zu lassen, zaghaft voranzugehen und die ersten Schritte zurückzulegen. Man weiß noch nicht, was man sehen wird, was einen erwartet – voller

Erwartung, Fröhlichkeit, Vorfreude und Optimis­mus geht man Schritt für Schritt. Man stelle sich das Leben als diesen Garten vor, in dem für jeden Menschen Platz ist, wo jeder sich entwi­ckeln kann und darstellen darf, wo durch das jeweilige Denken, Handeln und Fühlen und die individuellen Phantasien Neues entsteht, wo jeder seine Aufgabe und seine eigenen Möglichkeiten der Entfaltung hat. Dieser Garten lebt und wächst durch die Lebewesen, die in ihm gedeihen. Alles Streben von Mensch, Tier und Pflanze ist ursächlich darauf gerichtet, den Garten zu gestalten und mit Leben zu füllen. Und der Mensch wächst in seine Aufgabe hinein. Da wird der Mensch zum Menschen. Es gibt für ihn nichts Aufregenderes, nichts Unergründ­licheres, nichts Schöneres und Traurigeres in seinem Diesseits als sein Leben und nichts ist gegensätzlicher. Es wird es ein Geheimnis bleiben, was in einem

Menschen abläuft, während seine Lebensuhr vorwärts strebt. Unterschiedliche Fähigkeiten und Voraussetzungen, Träume, Wünsche und Vorstel­lungen ändern die Wege, die jeder durch diesen Garten sucht und findet. Es ist ein einziges, ein­maliges Abenteuer, vom ersten bis zum letzten Atemzug. Weil sich das Leben in vielen Dingen voneinander unterscheidet, voneinander ab­hängt und gleicht, potenzieren sich die möglichen Le­benswege ins Unendliche. Wie es unzählige Pflanzen und Tiere gibt, wachsen die Varianten menschlicher Existenz. Kein Weg gleicht dem anderen, und man kann einen Weg zwar zweimal gehen, er wird anders, wenn man ihn mit anderen Menschen geht oder in einer anderen Stim­mung, mit neuen Gedanken und Gefühlen. Die Farben des Gartens werden leuchten­der oder blasser, es wird mal bunter und mal grauer sein. Es bleibt das eigene Leben. Für jeden Menschen hält der Garten Bewährungsproben, Denkanstöße,

Nackenschläge und viel Schönes zur Bereicherung des Lebens bereit. Bei manchen Menschen setzen gleich zu Beginn die Schwierigkeiten ein. Sie vertrauen mehr oder minder auf ihre eigenen Fähigkeiten und die Fürsor­ge und Hilfe ihrer Umge­bung und schaffen es, aus schlechten Voraussetzungen, eigene Ziele zu erreichen. Andere haben das Glück, ohne viel „Hick‑Hack“ durch den Garten des Lebens vorange­hen dürfen. Vom Paradiese ist dieser Garten weit entfernt – ein Schlaraffenland gibt es nicht. Es gilt, seiner eigenen Rolle, Position und Aufgabe gerecht zu werden. Manche bewältigen dies ohne große Probleme, andere mühen sich redlich und kommen kaum vom Fleck – scheint es. Haben es erstere vermeintlich leichter, weil sie andere Voraussetzungen mitbringen, oder andere Bedingun­gen an ihr Leben stellen? Oder sind die Grundlagen für alle gleich, wir sehen das sub­jektiv anders? Nach welchen Gesetzen

funktioniert das Leben? Und wer setzt die Grenzen? Die meiste Zeit verbringt der Mensch damit, Unkraut zu säen und zu jäten, Hütten zu bauen und Mauern einzureißen, Menschen zu führen oder geleitet zu werden. Auf der Wanderung durch den Garten des Lebens begegnen einem Pflanzen, die man nicht oder noch nicht kennt, Menschen, die auf der Suche nach dem „Weg der Erkenntnis“ sind, Menschen, deren Rat und Erfahrung hilf­reich für den eigenen Weg sein kann. Man erlebt Abenteuer, in denen man der Held der Geschich­te ist oder als Verlierer hervortritt. Daraus ergeben sich Auswirkungen, die wir als unwert anse­hen, weil wir ihren Nutzen nicht erkennen wollen, und Ergebnisse, die den Einsatz gelohnt haben. In einem Punkt ist das Leben für alle gleich: es begründet sich aus der Phantasie und dem Ideen­reichtum, dem Wissen, dem Denken, dem Fühlen und dem Handeln jedes einzelnen. Die Inhalte dieser Phantasien, Gedanken, Gefühle und Taten

sind individuell. In diesem Garten des Lebens, der kein Garten Eden sein muss und nicht sein will, kann es unter aussichtsreichen Vorzeichen, entsprechendem Einsatz und konsequenter Ausnutzung aller positi­ven Dinge paradiesisch sein. Die Vielfalt lebendigen Seins, die schier unerschöpfliche Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Wegen, eröffnen jedem ungeahnte Möglichkeiten, wenn es ihm gelingt, die schönsten Fleckchen Erde, die besten Entscheidungen, die bequemsten Wege oder die richtigen Partner für seine Ziele zu finden. Es sind nicht die geraden, scheinbar harmonischen Wege, die zu den Traumorten führen. Es sind nicht die ersten Ideen die besten, und manche Menschen zerstö­ren hinter unserem Rücken das eigene Werk, obwohl wir ihnen vertrauten. Unsere Ziele liegen versteckt hinter einer unscheinbaren Wegbiegung oder gerade­wegs vor uns und wir sehen sie nicht. „Paradies“ heißt

nicht, dass man „Alles“ hat. Es sind nicht die Pflanzen am schönsten, die groß und herrlich anzusehen sind. Das einzelne, kleine Gänseblümchen, die unscheinba­re Feld­blume am Wegesrand haben mehr Schönheit und persönlichen Nutzen als ein ganzes Beet voller Baccararosen … Da einem nichts geschenkt wird, muss man das meiste dazu beitragen, damit man seinem Ziel näher kommt. Hilfreich sind gute Freunde, die einen darin unterstützen, die rechte Wahl zu treffen. Wer auf die Erfolge oder Missgriffe anderer und seine eigenen Fehler schaut, verliert ein Stück seines Weges aus den Augen und wird dann sein Weg zu einem Irrgar­ten, aus dem er nicht mehr herausfindet. Dann wird das Leben zur Qual. Dann kann man sich vor Kummer und Sorge nicht mehr frei den Freuden hingeben, die das Leben trotz aller Widrigkei­ten hat, dann wird jede Entscheidung ein Schritt ins Ungewisse, Unheimliche, Fremde. Dann kennt man sich in seinem Leben nicht

mehr aus und wird sich ein Fremder. Und die anderen werden zu Feinden, weil sie es schaffen, weil sie es besser haben. Die eigene Gegenwart wird zur Vergan­genheit, die Zukunft unerreichbar. Dunkel bleibt, was es noch zu erleben gilt. Es kann sein, dass die Vergan­genheit in der Zukunft liegt, noch entdeckt werden muss. Dann wird die ei­gene Geschichte zu dem Fremd­körper, der Zukunft heißt. Wer in einer Dimension denkt und lebt, auf eine bestimmte Pflanze setzt oder gleiche Wege geht, verliert sich bald in einer grauen, nichtssagenden Welt, aus der er nicht mehr herausfindet. Er verstrickt sich in sei­ner eigenen Welt. Dann wünscht man sich, es neu versuchen zu dürfen und die Vergangenheit wird zu einer bösen Erinnerung. Ein Garten mit wenig Pflanzen, Wegen und Begegnung bietet zwangsläufig wenig Ab­wechslung, Anregung und Abenteuer, wenngleich einen gewissen Schutz und trügerische Sicherheit. Viel zu schnell kennt man

jeden Winkel, jeden Baum und jede Wiese und übersieht diese, da sie in das Bild einge­brannt werden. Der Mensch gewöhnt sich an sein Leben und er verliert die Beharrlichkeit und Fähigkeit, neu­gierig zu sein. Man kommt an der gleichen Wegbiegung an und trifft auf dieselben Wegbegleiter. Solche, die einem nicht weiterhelfen und solchen, die es gut mit uns meinen. Und ob sich auf diesen Wegen der „Baum der Erkenntnis“ finden lässt, ist schnell ausgemacht. Wer ihn dann nicht findet, kann leicht in Resignation oder Depression verfallen, anstatt sich aufzumachen, einen neuen Garten zu suchen, der diesem Baum eine Heimat bietet und somit sich. Es ist utopisch anzunehmen, dass es einen wahren neuen Anfang gibt. Dazu müsste man blind und nackt wie ein neugeborenes Baby in einen neuen Garten hineingeboren werden. Wenn man den Pflanzen und Tieren um sich herum Namen gibt, dann wird das Bild dieses

Garten Eden noch anschaulicher. Vom gemeinen Gänseblümchen über die grazile Rose bis hin zu festverwurzelten Eichenbäumen finden wir facettenreiche, bekannte und exotische Pflanzen, die den Charakter des Gartens ausmachen. Wichtig ist, dass ein ausgewogenes Maß an Vielfalt gedeihen kann. Nicht die Menge macht es, sondern die Zusammensetzung und die Auswahl. Jeder Garten kann allen Pflanzen Heimat und Zuflucht sein. Wie der Mensch nicht alle Fähigkeiten in sich vereinigen kann, muss der Gärtner sorgfältig abwägen, welche Pflanzen er fördern und auf seinem Boden wachsen lassen will und kann. Dies ist die Frage aller Fragen: Was passt zu mir? Wer bin ich? Was will ich? Und wohin führt mein Weg? Das Leben besteht von Anfang an aus Fragen, deren Beantwortung unser aller Ziel ist. Der Garten bietet alle Antworten, man muss die Zeichensprache des Lebens verstehen lernen. Dann erübrigen sich viele Fragen, da man die

Antwort gefunden hat. Manche Menschen suchen verzweifelt, indem sie die gleichen Fragen neu stellen. Sie glauben, damit eine neue Antwort erzwingen zu können. Sie vergessen richtig hinzusehen und hinzuhören. Manche Menschen finden eine Lösung, die sie zufrieden stellt. Das Leben eines Menschen, gleichgültig wie lange es währt, egal welche Grundlage er mitbringt oder welchen Weg er geht, ist neu, abenteuerlich, schön und traurig zugleich. Es ist schön und ausgeglichen, geradlinig und zielstrebig, weil des Menschen Natur darauf ausgerichtet ist.Das Leben hat nicht nur Schokoladenseiten. Diese traurigen Zeiten haben ihre Begründung, sie lassen uns die schönen Seiten zu wertvollen Momenten werden. Man muss sie erkennen und die Schatten akzeptieren lernen. Ein Leben, welches von offensichtlichen Widrigkeiten geprägt ist, bleibt lebenswert. Es ist nicht leicht, sein Schicksal, seine Irrtümer und Fehler zu akzeptieren. Man kann einen

guten Teil seines Werdens bestimmen, daran mitwirken, dass es nicht zu schwer wird und besser klarkommen. Wie fühlt sich ein Gärtner, dessen Beete verblühen, weil es zu trocken ist, und er kein Wasser findet, um einen Teil seiner Ernte zu retten? Jeder Mensch trägt Verantwortung für sich, kann sie nicht auf andere abwälzen. Man gibt sein Leben in fremde Hände. Und es ist nicht mehr das eigene Leben, was man lebt. Dann wird der eigene Körper zu einer atmenden, funktionierenden Hülle für eine Seele und einen Geist, die nicht mehr zusammenpassen. Der Versuch die Dreieinheit herzustellen, erfordert einen enormen Kraftaufwand. Es lohnt sich, um diese Einheit zu kämpfen. Wer das Handtuch wirft, muss sich zwangsläufig als Verlierer fühlen, weil er den Sieg verschenkt hat. Es gibt Menschen, die „von der Sonne verwöhnt“ werden, und andere, die für einen einzigen Sonnenstrahl alles aufbieten müssen, wozu sie

fähig sind und oftmals weit darüber hinaus. Wer die wirklichen Sieger sind, lässt sich nicht in einem Satz festlegen. Sind es die, die Sonne geschenkt bekommen, oder jene, die sich einen Sonnenstrahl erarbeiten müssen? Sind es die, deren Ernte am höchsten ausfällt? Sind es die, deren Ernte weniger gut ausfällt? Es kommt weniger darauf an, wie viel Sonne einem Menschen vergönnt ist, sondern wie er die Zeit in der Sonne nutzt, was er daraus macht. Die Schattenseiten des Lebens bergen aussichtsreiche, schöne Erlebnisse. Ein Mensch, der zum Beispiel eine schwere Erkrankung, eine chronische Behinderung zu meistern hat, kann mehr Glücksmomente erleben, als ein Mensch, dem sein Glück zur Gewohnheit geworden ist, dessen Lebenslauf keine echte Bewährung abverlangt. Für manche bricht bei geringsten Problemen die Welt zusammen, andere sehen Herausforderungen und versuchen sie zu meistern; was vielen gelingt, obgleich der Erfolg

auf den ersten Blick nicht messbar scheint. Andere erleben ein ständiges Kommen und Gehen von Gewitterwolken und Sonnenstrahlen. Manche schaffen es, den Widrigkeiten zu trotzen, ohne sich als Sieger, als Partner der Schatten zu fühlen. Sie teilen sich das Terrain. Sie bauen sich eine Festung aus Menschen, die ihnen Trost und Hilfe in schweren Stunden bieten und mit ihnen kleine Erfolge zu feiern verstehen. Sie bauen eine Burg mit Wachtürmen, die alle Anzeichen von Problemen erkennen und auf kommende schöne Zeiten hinweisen. Sie stellen sich gegen die Angst, gegen die Wut und Trauer, die an den Grundfesten dieser Burg nagen. Andere erleben das Auf und Ab als ständige oder zeitweise Bedrohung, sie leben von Gewitter zu Gewitter, ohne die Sonnenstrahlen zu sehen, die ab und an die Wolken aufreißen. Sie kennen nicht den Vorteil, füreinander und miteinander zu kämpfen, weil sie sich nicht verteidigen. Um die schönen

Seiten sehen und erleben zu können braucht man den anderen. Man braucht die Hilfe der Umwelt, ob sie aus der Familie, von den Freunden oder von Fachleuten kommen mag. Die größte Energie wird dem Betroffenen abgerungen, er muss letztendlich entscheiden, welchen Weg er gehen will und muss. Er ist für sich verantwortlich. Hilfreich ist, die Augen zu öffnen und den Gewitterwolken Positives anzuerkennen: dunkle Gewitterwolken bedeuten Regen – Regen, der wichtig ist, damit die kleinen Pflanzen Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen wachsen können. Es ist nicht leicht, hinter dunklen, kalten Wolken die warmen Strahlen der Sonne zu vermuten, da der Mensch gewöhnlich das glaubt, was er sehen kann. Es gibt einen Ausweg, man muss bereit sein, sich seinem Spiegelbild zu stellen, das von den Wolken reflektiert wird. Das Abbild deckt sich weniger mit dem jammervollen Anblick von Angst und Mutlosigkeit, als vielmehr mit dem

hoffnungsvollen Anblick von Selbstwerten und eigenen Fähigkeiten. In seinem Garten Leben gedeihen die unglaublich Pflanzen, und manche davon erkennt er erst, wenn Wolken die Sonne verdecken, da sie erst dann ihr rechtes Licht verbreiten. Sie blühen im Verborgenem, sie leben in den Schatten der Nacht, in den Sümpfen der Schwermut, in der Höllenglut der Angst und Leere. Dort verbreiten sie ihre eigene Natur, die nirgends zu finden ist. Sie gehören zu unserem Leben dazu. Das Leben wäre nicht unser Leben, wenn es sie nicht gäbe. Leben bedeutet Wandel, Änderung, Anpassung, Stetigkeit und Rückschau. Es ist ein schönes Gefühl auf sicheren, hell erleuchteten Wegen, in der Sonne zu wandern; auf Wegen, die durch materielle und ideelle Werte abgesichert sind, auf denen man sich treiben lassen kann, auf denen einem alles bekannt und freundlich erscheinen mag. Nichts scheint den Blick zu trüben, nichts weist darauf

hin, dass Unbekanntes Angst und Misstrauen erwecken könnte. Wer sich der Dunkelheit anvertraut, auf eigene Werte besinnt, dem bietet eine Wanderung im Unwetter des Lebens neue Erkenntnisse, die dem Sonnenmenschen versagt bleiben. Dieser hat es nicht gelernt, im Schatten zu gehen, dort ist ihm leicht kalt, er empfindet die schattige Kühle eher als tragisch, als Beruhigung aufgeheizter Haut. Ein Mensch, der aus langer Dunkelheit das Sonnenlicht erblickt, versteht die kurzen Momente eines einzigen Sonnenstrahls als Belohnung für die lange, kalte Dunkelheit zu begreifen, als Geschenk, das mehr wert sein kann, als ein Leben auf der Sonnenseite. In diesem Garten gedeihen viele Pflanzen. Er ist bunt und farblos zugleich. Es gibt Menschen, die uns vertraut sind, die wir mögen und gern um uns haben; wie es Menschen gibt, die für uns weniger anziehend sind. Menschen, deren Schicksal wir über viele Jahre teilen, und solche,

die einen kurzen Augenblick unseren Lebensweg kreuzen. Es gibt Pflanzen, die uns vertraut sind, und welche, deren Namen wir nicht wissen. Solche, deren Existenz uns verborgen bleiben, weil wir diesen Teil des Gartens nicht kennen. Es kann sein, dass wir diesen Weg bisher übersehen haben, weil wir ihn als nicht lohnenswert betrachten. Es gibt Wege in diesem Garten, die wir vor Jahr und Tag gegangen sind, und später nicht mehr. Es gibt Wege, die man sich nicht traut zu gehen, manch vergangene Wege sind darunter. Es gibt Wege, die Erinnerungen wecken, die man viel lieber unterpflügen würde. Und es finden sich Wege, vor denen wir Angst haben, oder solche, zu denen es uns magisch hinzieht. Wege, die uns lieb geworden sind, die wir nicht missen wollen. Manche Wege werden begleitet von einem Immergrün, das blüht, welkt, das unseren Weg säumt, wohin wir gehen. Dieses Immergrün ist schön anzusehen. Es wirkt erdrückend, gerade,

weil es und überall zu sehen ist. Es verbirgt sich hinter dem Immergrün ein bunter Reigen der seltensten Pflanzen, die den Tauperlen eines gerade überstandenen Gewitters Unterlage bieten. Manches Mal weist das Immergrün den Weg zu bekannten Pflanzen, die ein neues Gesicht bekommen. Vielerlei Wege in diesem Garten sehen aus wie die Wege eines gepflegten Parks, andere wie das Ebenbild einer wilden Steppe oder eines naturbelassenen Gartens, in dem sich allerlei Flora und Fauna breit macht. Manche Pflanze wird gehegt und gepflegt, obwohl sie giftig und schädlich für uns ist, und andere Heilkräuter, werden als Unkraut entfernt oder vernachlässigt, dass sie eingehen. Es ist schwer, ein allgemein gültiges Statement darüber abzugeben, welche Pflanzen gefördert und welche vernachlässigt werden können oder müssen. Für jeden Menschen können sie unterschiedlich von Bedeutung sein. Man muss ausprobieren, welche Pflanzen für einen geeignet

sind, welche in den eigenen Garten passen, und ob sie sich miteinander vertragen. Wenn sie zu uns passen, sollte man sie fördern und viel öfter pflanzen. Schaden sie, sollten wir uns getrost von ihnen trennen. Es gibt Menschen, die ihren Garten nicht pflegen und nicht das entsprechende Interesse schenken. Sie sehen ihren Garten nicht als Geschenk, sondern Verpflichtung. Sie lassen die guten Anlagen verkümmern. Dann kann er keine Freude mehr empfinden, für die kleinen Sprösslinge, die neue Saat, den Wechsel der Jahreszeiten, die das Bild dieses Gartens prägen. Und gerade der Wechsel der Jahreszeiten birgt viele schöne Dinge, an denen man sich erfreuen und reifen kann. Dieser Wechsel macht das Leben schön, weil es neue Dinge zu entdecken und neue Aufgaben zu lösen gibt. Der Garten des Frühlings ist wie geschaffen zur Grundsteinlegung und Manifestierung bestimmter guter, nützlicher und positiven

Eigenschaften, Bedingungen und Voraussetzungen. Der Regen und die Sonne tun ihr Übriges, um vorhandenen Pflanzen zu fördern und dem Sommer die Tür zu öffnen. Und wenn der Sommer kommt, ist die Saat ausgebracht, die ihre ersten Früchte hervorbringt. Dann können Wind und Regen manche Pflanzen des Frühlings vergehen lassen, um anderen Platz machen, die in der Sommersonne besser gedeihen. Manche Pflanzen erleben im Frühjahr ihre Zeit, andere im Sommer. Und wenn der Herbst mit seinen Stürmen naht, werden die besten Ernten heimgefahren und viele Pflanzen zeigen ihr schönstes Kleid, weil sie ausgereift sind. Und der Mensch erfreut sich daran. Er blickt zurück auf die Arbeit, auf die Erfolge und Verluste. Die Sonne erwärmt noch den Boden, auf dem wir unsere Ideale verwirklicht haben, wie die brachliegenden Felder, die ungenutzt geblieben sind. Wenn das Ergebnis nicht ausfällt, wie wir

es erhofft haben, wünschten wir uns oftmals, noch von vorn beginnen zu können, um die freien, ungenutzten Felder dieses Mal nicht zu übersehen. Es nutzt nicht viel, der Winter deckt mit wunderbar weichem, weißem Schnee alles zu, ob es ein gutes oder schlechtes Feld gewesen ist. Der Schnee wirkt wie der „Mantel des Vergessens“. man weiß, was man getan hat, dass man alles getan hat, was notwendig war, dass mehr nicht zu tun gewesen war und erkennt unter dem ersten Schnee die Wege , auf denen man gegangen ist, die Felder, auf den denen eine gute Ernte gestanden hatte, und noch die ein oder andere Pflanze, die den ersten Frost überdauert hat und ihre Blüten zaghaft aus der Schneedecke streckt. Dann entstehen bunte Flecken auf dem weiten, weißen Areal, das dann nicht mehr bedrohlich wirkt. Vor allem bietet dieser beginnende Winter noch manch schönen Tag, an dem man sich erfreuen sollte, ohne Bitterkeit über das Vergangene, ohne Traurigkeit

über das Unwiederbringliche. wird ein letztes Mal die Sonne scheinen, ein letzter Regenguss aus wolkenverhangenem Himmel die Erde benetzen, auf der bald neues Leben wachsen und gedeihen wird. Das ist nicht leicht, ich denke, dass die Erinnerung an all die schönen Erlebnisse, die Niederschläge und Erfolge, ein unzerstörbares Eigentum unseres Geistes und unserer Seele sind. Und wenn sich die Natur zur Ruhe legt, kann man mit Befriedigung auf sein Leben zurückblicken und hat nicht das Gefühl, nicht getan,nicht erreicht zu haben, wenn man nicht alles hat erleben können, was man sich in kühnen Träumen ausgedacht hat. bevor es soweit ist, dass einem der eisige Wind des Winters die ersten Schneeflocken in die Augen weht, bevor das Eis des Vergessens sich über die Seen der Traurigkeit legt, bevor die Dämmerung die Blütenkelche schließt, entsteht in jedem Augenblick neues Leben, anders als zuvor, als Summe unserer Erfahrungen, als

Mosaiksteine eines kunstvollen, einzigartigen Fresko, als Kind der Phantasie. Mit jedem Tag, mit jeder Begegnung, mit jedem Abenteuer, wächst ein Bild heran, das, einem Puzzle gleich, nach Vollendung strebt. Ein Kunstwerk entsteht, das für den einen erscheint, einen anderen nicht befriedigen mag. Ein fremdes Artefakt erscheint undurchsichtig, konfus, wenn es einer bestimmten Linie folgt, die genauso wenig falsch ist, wie die eigene. Jeder sieht die Welt aus seinen Augen, und was für den einen die Erfüllung seiner Träume ist, mag dem anderen nicht seine Bedürfnisse stillen. Erlebnisse sind individuell, dass gleiche Erfahrungen unterschiedlich erlebt werden. Was dem einen unerträglich, unüberwindlich ist, mag dem anderen die wahre Herausforderung sein, der er sich stellt, obwohl nicht klar ist, welchen Sinn es macht und ob es ihn überhaupt weiterträgt durch den Garten. ist jeder Mensch, jedes Leben einzigartig, ein Unikat, das nach

ureigenen Regeln und Gesetzen gelebt wird. gibt es Erlebnisse, die gleiche Impressionen in verschiedenen Menschen auslösen. ist grün grün, weil es allgemein festgelegt ist.Wie einer das Grün empfindet, hängt davon ab, welche Vorstellung er damit verbindet. Dem einen Menschen ist das gleiche Grün dunkler und unangenehm anzusehen. Und was wäre, wenn es nicht grün ist? Wer sagt mir, dass das grün ist, was ich da sehe? Gefühle werden ähnlich empfunden, wenn die Bedingungen sich ändern. wird z. B. Freude ähnlich gespürt und Trauer ähnlich gelitten, wenn der Grund ein anderer ist. ändert sich das Gefühl von Freude, wenn der Anlass ein anderer ist, oder wenn er unterschiedlichen Stellenwert für den einzelnen hat. die Trauer über den Verlust eines Menschen, wenn die persönliche Beziehung zu ihm eine andere war. Es gibt zu allen Dingen unterschiedliche Blickwinkel, aus denen sie sichtbar werden. Was mich heute erfreut, weil

ich mich darauf vorbereitet habe, viel von mir eingebracht oder es geschenkt bekommen habe, mag an anderer Stelle oder zu anderer Zeit mäßige Freude aufkommen lassen. liegt es dann daran, dass es eine Sache unter vielen ist, eine Sache, mit der ich augenblicklich nichts anfangen kann. Das eigene Leben formt sich aus fremden Augen anders, wie sich erduldete Widrigkeiten, überstandene Abenteuer, im Rückblick anders darstellen als im momentanen Erleben. bildet sich im Laufe des Lebens ein Weltbild heraus, was aus eigenen Augen einleuchtend, geradlinig sein mag, aus anderer Sicht chaotisch und unausgereift erscheint.wird zwar Grün nicht zum Blau, wie die Farbe empfunden wird, hängt von den Assoziationen ab, die als Vergleich herhalten müssen. Es gibt feste Werte, an denen sich der Mensch halten kann, das eigene Empfinden vermag diese Daten zu ändern. Ein Holzschemel mag dem einen bequem genug sein, da er einem bestimmten Zweck dient, dem

anderen als ein ungeeignetes Möbelstück vorkommen, weil er damit nichts anzufangen weiß. sucht er sich eine andere Sitzgelegenheit, auf der er es bequem hat, die für seine Zwecke nützlich ist. ist jedes Leben aus der Sicht des Betroffenen einzigartig. wenn es nicht mit günstigsten Voraussetzungen beginnt und leicht gelebt werden kann, wie man es erhofft, bleibt es für jede nimmer eine einmalige Erlebnisreise mit vielen Abenteuern, Träumen und Tränen. Sie gehören dazu, sie machen das Leben aus, gestalten es und formen jedem sein eigenes Weltbild. Auf manche Dinge haben wir Einfluss, auf andere Dinge unsere Umwelt. manche Ereignisse sind losgelöst von unseren Wünschen und Forderungen. Sie werden Schicksal genannt, das vegetative Nervensystem des Lebens, die Quelle der individuellen Gedanken, Gefühle und Handlungen. Einem Mensch, der körperliche oder geistige Gebrechen in sein Leben mitbringt, mag es genauso gelingen, ein lebenswertes und

ausgefülltes Leben zu führen, wie einem Menschen, der mit derartigen Problemen konfrontiert wurde. Ersterer kann ebenfalls zielstrebig auf sein Glück und seine Zukunft hin leben. Er kann aus seiner Startposition heraus mehr erreichen als der andere. wenn sein Endziel am Anfang des Lebensweges des anderen steht. Für ihn steht sein persönlicher Erfolg ebenfalls im Mittelpunkt. Dem Anderen scheint es unmöglich, mit weniger guten Startbahnen und weniger hoch gesteckten Zielen zufrieden zu sein und glücklich zu werden. Menschen mit ähnlichen Ausgangspunkten können unterschiedliche Erwartungen und Ziele haben, da sich die Bedingungen individuell ändern. Ein Arbeiterkind kann bei entsprechendem Einsatz und Förderung ebenso zum Akademiker „aufsteigen“, wie ein Akademikerkind in seinem Leben mit weniger auskommt, weil die Absicht eine andere ist. Genauso prägt der ausserfamiliäre Umgang das junge Leben, kann

es sein, dass der Mensch erst im reiferen Alter die Möglichkeiten erhält, die andere in jungen Jahren gehabt haben. Das Leben läuft nicht starr nach einem allgemeingültigen Fahrplan ab, jeder hat für sich die Fähigkeit, aus seiner Grundposition auszubrechen, seine gefassten Beschlüsse zu ändern.ist es möglich später Weichen neu zu verlegen, um aus einer Sackgasse herauszufinden.unterlaufen einem manche Fehler, sie bieten die Möglichkeit, es noch und diesmal anders zu versuchen. Fehlschläge sind wie eine Blutwäsche, sie geben den Weg frei zur Erneuerung,wie Erfolge den Weg ebnen für das Vorwärtskommen. Verglichen mit dem Lebensgarten bedeutet dies, dass aus dem Welken einer Pflanze Neues, Gutes entstehen kann, man hat Platz und Gelegenheit für eine Neugestaltung dieses Beetes. Es entstehen neue Wege, die sich dem Bild des Gartens besser anpassen, von denen man vorher geahnt

hatte.wird aus einer Giftpflanze zwar kein Heilkraut, es wäre möglich, das Gift zu begrenzen, zu beherrschen und für gute Zwecke zu nutzen. Der Garten birgt viele Geheimnisse, die überall zu finden sind. Manches gibt es in anderen Gärten, die Architektur des Gesamtwerkes unterscheidet sich . Was der Gärtner daraus macht, ist das Entscheidende. Seine Phantasien, sein Denken, sein Fühlen und Handeln, formen daraus eine einmalige Anlage, die sich nirgends ein weiteres Mal finden lässt. Er muss den Mut haben, neue Wege zu gehen, seine Phantasien auszuleben und neue Kreativität zuzulassen. Dann entsteht Tag für Tag ein neuer Garten, in dem er neue Dinge für sich entdecken kann. Es mag ihm schwerfallen liebgewonnene, schädliche Pflanzen zu entfernen, unterzupflügen oder herauszureißen. wenn er sieht, dass viel Schöneres wächst, wird er gerne den Spaten zur Hand nehmen; weil er weiß, dass es sich lohnt. Es gibt Zeiten, da ist

er blind, dann übersieht er das ein oder andere Unkraut. Dann hilft es , wenn ein anderer ihm zeigt, was im Argen liegt. Obwohl nicht alles, was andere für Unkraut halten, Unkraut ist. Die Entscheidung über sein Werk, sein Leben, trifft jeder Gärtner für sich. Er muss seinen Garten gut kennen und seinen Wegbegleitern vertrauen können, damit er nicht versehentlich Pflanzen zerstört; die für ihn von Nutzen sind. Er muss mit offenen Augen durch seinen Garten gehen und nach dem Rechten sehen; er muss sorgen, dass seine Kulturen nicht Schaden nehmen. Er darf nicht vergessen, was wichtig für ihn ist. Und , wenn er in anderen Gärten weilt und arbeitet, muss er ebenso gewissenhaft sein Werk beachten. er ist genauso Erfüllungsgehilfe seiner Wegbegleiter wie sie für ihn. Und ist es ihm dann vergönnt, Besonderes hervorzubringen, an dem nicht er Freude hat, sondern die Menschen, mit denen er durch seinen Garten geht, die ihm bei seiner Arbeit helfen und ihm neue Impulse

geben, weil sie einen großen Teil ihres Denkens, Fühlens und ihrer Phantasien in diesen Garten einbringen. wachsen seine Phantasien gerade in dem Garten seines Freundes, weil dieser sie zu wecken versteht. Ohne Helfer würde er fertig, würden seine Ideen in einer Einbahnstraße verkümmern. Es kämen neue Ideen, weil ihm der Gedankenaustausch fehlen würde. Nicht, dass seine eigenen Phantasien und Fähigkeiten nicht ausreichten, er braucht die Hilfe dieser Menschen, um seine Phantasien und Fähigkeiten zu entfalten, sich dieser erst bewusst zu werden. was der Mensch in seinem Leben zeigt, ist ein Bruchteil dessen, was er zu leisten imstande ist.der Mensch ist von sich aus ein bequemer Charakter. reicht es ihm zum Leben, wenn er seine Grundbedürfnisse gestillt sieht, die Anregung von außen spornt ihn an, mehr und alles aus sich herauszuholen. Seine natürliche Neugier bewahrt ihn davor, zu früh aufzuhören zu eigen zu machen, und hilft ihm, seinen

Horizont zu erweitern. Er lernt mit dem Neuen und in seinem Garten zu leben, aus seinem Garten das Beste herauszuholen, mit Gegebenem und über noch kleine Erfolge glücklich und zufrieden zu sein. Und wenn es für andere unbefriedigend erscheint, ist es jedem überlassen, was er tut. Er trägt die Verantwortung, ob er alles gibt, was er kann. Und tut er es . werden vorhandene Anlagen nicht ausreichend gefördert, verliert er die Lust weiterzumachen, und dann kann es passieren, dass vorhandene Pflanzen verkümmern schlussendlich absterben. Oder es wachsen Pflanzen, die weniger dem eigentlichen Naturell und seiner Veranlagung entsprechen, mit denen er weniger anfangen kann, die das Bild seines Gartens verzerren, die seinen Garten zu einem Fremdkörper der eigenen Phantasie werden lassen. Sowie es sein kann, dass seine Wegbegleiter nicht einverstanden sind mit dem, was er tun möchte, oder andere Erwartungen an

ihn stellen. Aus einem Gärtner, der sich lieber mit Bäumen und Sträuchern beschäftigt, wird schwer ein guter Florist. wenn andere diese Erwartung an ihn stellen und davon ausgehen, dass diese Fähigkeiten in ihm stecken könnten. sind es die unerfüllten Träume derer, die diese Erwartung stellen. Sie hätten die Fähigkeit, sich ihren eigenen Garten nach ihren Wünschen und Zielen anzulegen. Wenn sie es dann nicht getan haben, gibt seine Möglichkeit, diesen Umstand zu ändern. Niemand kann der Gärtner im Garten des anderen sein, sein Gehilfe. ohne diese Gehilfen hätte es jeder Gärtner schwer, den Überblick zu behalten, seine Arbeit zu beenden und seinem Garten zur vollen Blüte zu verhelfen. Und er hätte keine Zeit, in anderen Gärten zu schweifen, Neues auszuprobieren oder auszuruhen. Des Menschen Dreieinigkeit aus Denken, Fühlen und Handeln macht ihn zum Individuum. Seine Phantasie macht daraus Besonderes, Einmaliges,

was kein anderer für ihn wiederholen kann. die Vision des einzelnen ist es im Wesentlichen, die dem Garten sein Gesicht gibt. Wer sich die Chance vergibt, wird die ganze Pracht seines Gartens erfahren, weil sie sich nicht entfalten kann. An ihm liegt es, ob es sich für ihn gelohnt hat. Der Preis für das Leben ist der Tod; mit ihm wird alles Leben bezahlt, egal wie es gelebt wurde, gleich welche Ziele verfolgt und erreicht wurden. Das Sterben und der Abschied ist Bestandteil des Lebens, aus ihm geht er hervor. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich Gedanken über seinen Tod macht. Tiere und Pflanzen, ebenso Lebewesen, gehen mit dem Tod wesentlich unbeschwerter um. Sie haben scheinbar gelernt, damit zu leben, für sie ist er überlebenswichtig. Manche Tiere und Pflanzen leben bis sie sich fortgepflanzt und vermehrt haben, oder ein anderer ihren Tod für das eigene Überleben in Kauf nimmt. haben sie Angst zu sterben, verteidigen ihr Leben bis zum letzten

Atemzug, sie fügen sich wesentlich eher in ihr Schicksal. Der Mensch ist an diesem Punkt wesentlich empfindlicher. Wer denkt gern darüber nach, dass er am nächsten Morgen von Maden angefressen in einer dunklen Holzkiste liegen könnte? Um nichts mehr macht sich der Mensch sein Leben lang Gedanken, ersinnt Methoden und Medikamente, die das Leben verlängern, versucht dem „Sensenmann“ davonzulaufen, solange es geht. vergisst er manches Mal, dass er noch lebt, solange er darüber sinniert, was NACHHER aus ihm wird. Wissenschaft und Technik ermöglichen einen gewissen Aufschub, wird es gelingen, der Tatsache zu entrinnen. Solange es ihn nicht betrifft, kann der Mensch töten, kann den Tod anderer verkraften. der Gedanke an den eigenen Tod erschreckt alle, versuchen sie zu schaffen, was über das eigene Leben hinaus Bestand haben kann. Sei es, Kinder in die Welt zu setzen oder ein Kunstwerk , ein Denkmal oder ähnliches zu

schaffen. Niemand vermag zu beschreiben, was nach uns ist, potenzieren sich die Gerüchte darüber ebenso ins Unermessliche. Die Phantasien über den Tod und seine Substanz werden weiterleben, wie das Leben die unterschiedlichsten Geschichten schreibt. Das ist unsterblich. Alles Fassbare stirbt mit der Zeit, das Unfassbare überdauert alle Zeiten. Das Leben jedes einzelnen Menschen, jedes einzelne Leben, ist unvergänglich, wenn der Körper sich von der Seele und dem Geist ablöst, sobald dessen Aufgabe erfüllt ist. Das geistige und seelische Potential überlebt , deren Aufgaben erfüllen und vollenden sich . Das Vermächtnis der Gefühle und Gedanken lebt in jedem Menschen weiter. Und solange es Menschen auf der Welt geben wird, werden diese Anlagen das Bild des Menschen formen. Der Garten wird bestehen; wenn der Gärtner kündigt. Es wird einen neuen Gärtner geben, der seine Aufgaben übernimmt, es bleibt zurück. Die

Arbeit an diesem Garten, welcher Art sie war, wird zu sehen sein. Sie wird sich wandeln, verändern. Und sie wird beendet sein. Der Tod bestimmt unser Leben, sobald wir uns seiner bewusst werden. Das Leben ist der Weg, der Tod das Ziel allen Seins und Werdens. Um den Thanatos, dem Streben zum Tod, dreht sich unser Leben. liegen vor diesem endgültigen Ende eines Lebens siebzig Jahre, mehr und wesentlich weniger. egal, wie lange wir auf Erden weilen, wir haben genug Zeit, all unsere Ziele zu verwirklichen, wir müssen sie definieren und darauf zugehen. Wer keine Ziele hat, geht eher; wer viele Ziele hat, bleibt solange, wie er braucht, um diese zu verwirklichen. Wenn ein Mensch seine Ziele wahrhaftig verfolgt und an ihnen arbeitet, sie den sich wandelnden Voraussetzungen anpasst, hat er keine Zeit, sich über vertane Jahre zu beklagen, weil sie nicht vertan sind, egal wie lange er braucht, oder wie lange er die Früchte seines Lebens genießen darf.

Das Leben und der Tod sind Weg und Ziel zugleich; für jeden Menschen, für den einen mehr, für den anderen weniger. Wer in ihm wandelt, ist ihm verpflichtet, ob er will oder nicht. Es gibt Menschen, denen liegt daran, alles zu geben; und es gibt Menschen, die beschränken sich auf das Minimum, um den Garten am Leben zu erhalten, bzw. nicht sterben zu sehen. Der Garten ist Basis und Summe aller Gedanken, Phantasien, Taten und Gefühle der Menschen, die gelebt haben, die heute leben und derjenigen, die morgen leben werden. Es ist schwer, die Größe des Gartens oder die Ausmaße des Universums zu berechnen. Das Größenverhältnis stimmt im Bezug auf uns als Gärtner. Sowie mit bloßem Auge 2000 Sterne sichtbar sind und mit besseren Teleskopen sich die Anzahl der sichtbaren Gebilde im Weltall multipliziert, wächst die Anzahl unserer Pflanzen, die Größe des Gartens, mit jedem Augenblick, den wir darin verbringen, ihn und

seine Pflanzen pflegen und bewahren. Wer sagt, dass wir die Intelligenz dieses Garten sind? Wer sagt, unser Garten sei der einzige, der beste? Wir haben eine einzige Chance uns als Gärtner zu bewähren, zu beweisen. Wir müssen uns der Herausfor­derung stellen und sie sinnvoll nutzen. Sowie jede Sekunde unseres Lebens einzigartig und einmalig ist, sind es die Summe aller Sekunden und Augenblicke, die wir in diesem Garten wandeln dürfen. Es ist nicht unser Verdienst, dass wir da sind, es ist unser Verdienst, was wir daraus machen. Und wenn wir nichts daraus ma­chen, dann ist es unser Verdienst. Niemand kann für den anderen leben, denken, fühlen oder handeln. In erster Linie lebt jeder für sich und seine Ziele und Wege. Wir bearbeiten das Beet eines anderen mit, weil wir gerade mit ihm unter­wegs sind und er uns braucht. An anderer Stelle, an der nächsten Wegbiegung, bedür­fen wir der Hilfe eines Menschen, gerade des Menschen, dem wir

geholfen haben. In dieser Gemeinsamkeit sind wir stark, weil wir zusammen unser Ziel erreichen: die Gestaltung eines Gartens, eines Bee­tes, eines Weges, den wir gemeinsam gegangen sind. Und wenn die Zeit gekommen ist, kann es geschehen, dass man sich an einer Wegbiegung trennt, weil man unterschiedliche Ziele verfolgt. Die Erinnerung an den gemeinsamen Weg bleibt, und geht man in der Erinnerung diesen Weg zu­rück, werden die Erlebnisse wach. Wenn ein Mensch beginnt, seinen Garten zu erleben, wird dieser mit jedem Tag größer, abenteu­erlicher un­überschaubarer. Mit jedem Tag, mit jedem Stück Weg, entfernt der Mensch sich mehr von seinem Ursprung, mit jedem Erlebnis, mit jedem Stück Freude, jedem Augenblick der Trauer, wird sein Garten sein Gesicht än­dern. Mit jedem Gefühl, mit jedem Handgriff, mit jedem Gedan­ken, der seine Schritte lenkt, wird der Garten zu einem

einzigartigen Erlebnis, das unwiederbring­lich ist. Für ein Kind scheint den ganzen Tag die Sonne, egal, ob man als Erwachsener es ver­steht. Ein Kind, dessen Wahrnehmung noch nicht alles erfassen kann, erlebt diesen Garten als das Einmalige, das er ist. Der Blick ist noch ursprünglich und naiv, frei von Angst und Vorurtei­len. Ein Kind freut sich noch über die kleinen Dinge, über das kleine, unscheinbare Pflänzchen am Wegesrand, dessen Existenz er als Erwachsener nicht mehr bemerkt. Es ist neugierig auf al­les, was um es herum ist. Alle Dinge haben für das Kind den gleichen Stellenwert. Ein Erwachse­ner bemisst den Wert ei­nes Erlebnisses, einer Sache oder eines Menschen mit ausschließlich ra­tionalen, materiellen Maßstäben. Welchen Nutzen ziehe ich aus dieser Sache? Was kostet es mich, wenn ich jenes mache? Bringt mir diese Beziehung Geld, Einfluss, Macht? Wie kann ich den Preis drücken, damit ich Profit daraus ziehen kann?

Ein Kind ist viel ehrlicher und offener. Der ideelle Wert einer Sache, eines Gedankens, eines Weges bleibt oft­mals außen vor. Ein Kind sieht in erster Linie in allem Gutes, Positives, es unterscheidet nicht nach materiel­len Werten. Es spielt mit Kindern, die kein eigenes Spielzeug haben. Wenn es größer wird, lernt es, dass Gefühl und Phantasie nicht alles ist. Es erkennt den eigenen Vorteil, dem anderen sein Spielzeug wegzu­nehmen, um es für sich zu haben. Und es lernt, dass man mit Kindern, die nichts haben, nicht spielen sollte… Im Laufe der Jahre wird aus einem unschuldigen Kind ein rücksichtsloser Mensch, der auf eigenen Vorteil bedacht ist. Und ein Mensch, der für eigenen materiellen Wohl­stand gefühlsmäßig auf der Strecke bleibt. Die Umwelt kann das Kind zu sozialen Werten, zu offe­nem Handeln, dass für den anderen positive Ergebnisse mit sich bringt, erziehen. Und aus einem unschuldigen Kind wird ein erwachsenes Wesen, das weniger ichbezogen und

für andere Stütze und Hilfe ist. In den Gärten mancher Menschen wachsen die kostbarsten Blumen, die seltensten Sträucher und exotischs­ten Bäume, man vermisst wie Geborgenheit, Frieden und Leben. In diesen Gärten regiert die „chemische Keule“, die manch liebenswert anzusehendes Unkraut, manch nützliches Ungeziefer wegätzt, welche einen Garten erst zum Leben erwecken. Sie mögen schön anzusehen sein, geradlinig, steril und ordentlich, fühlen kann man sich dort nicht . Und auf Dauer fehlt es: das Ungeziefer, das Unkraut, die vielen Tiere, die davon leben, die Vielfalt lebendigen Seins, die in anderen Gärten möglich ist. Der Garten muss nicht groß sein, oberer darf nicht zu einer Mono­kultur verkommen. Der kleinste Garten mit soviel Farbe wie möglich ist schö­ner als der größte, der großflächig und einseitig bewachsen ist. ist ein Leben auf einsamen Wegen nicht schön. was habe ich von all den Dingen, wenn ich sie

nicht teilen kann, wenn ich mich nicht mitteilen kann? Dann wird es still in mir, still wie in einem Garten, in dem es weder Unkraut, Ungeziefer und morgendliches Vogel zwitschern gibt, sondern mich in einen eintönigen Garten, der niemandem Freude bereitet, und die vermeintlich wertvollen Pflanzen, die sich nicht mit anderen vertragen. Der Garten bliebe isoliert und könnte niemandem Schutz bieten, am Ende noch nicht mehr dem Gärtner . Das Leben ist nicht isoliert zu betrachten, weil viel zu viel davon abhängt, weil niemand ohne Leben leben kann. wer seinen Garten ab­wechslungsreich gestaltet, führt ein ebenso vielfältiges und spannendes Leben. Das ist wichtig, gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass es gerade die Erinnerungen, die Träume sind, die uns in diesem Garten vorwärts treiben, die uns mit Neugier ausstatten, alle Winkel auszukundschaf­ten. Sie geben uns die Kraft, Neues auszutesten, Niederschläge zu verkraften, Freude über kleine

Erfolge empfinden zu lassen. Ohne die Erinnerungen und Träume veröden die Beete, verwelken wertvolle Pflanzen, wachsen neue Triebe, die den Fortbestand einer Spezies sichern. gerade diese neuen Triebe machen das Leben zu dem, was es ist: zum schönsten, farbenpräch­tigsten Abenteuer, zur intensivsten Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt, zum einzi­gen, wofür zu leben sich lohnt. durch neue Erlebnisse, neue Erfahrungen und Gedanken entste­hen Phantasien von einer Welt, in der man leben möchte. Eine stagnierende Phantasie verküm­mert genauso wie das kleine Pflänzchen, dem der Gärtner keine Aufmerksamkeit schenkt. Wer ge­danken? und ziellos durch seinen Garten schlendert, kann nicht die Schönheit des Gesamten er­kennen; wer sich neuen Eindrücken verschließt, kann nicht wachsen und gedeihen. Wenn der Mensch nicht wächst, wie sollen es dann erst die Pflanzen und

Tiere, die ihm anvertraut sind? Und was hätte ein Mensch davon, wenn sein Leben in den gleichen Bahnen abläuft, gleich einem Uhrwerk? Wenn er auf den ausgetretenen Pfaden seines Gartens wandeln würde? Ich denke, er wäre es bald leid, würde sich an erstbester Stelle niederlassen, um dort langsam, unaufhaltsam sterben. Ohne den wahren Sinn seines Lebens erkannt zu haben, ohne für sich geschaffen zu ha­ben, auf das er nach verlebter Zeit mit Freude zurückblicken könnte. Es gäbe nichts, was er an seinen Nachfolger weitergeben könnte, was er der Welt schenken könnte, worauf er stolz sein könnte. Seine Ideen würden sich im ausgetrockneten Sumpf der Einsamkeit verlieren, seine Erin­nerungen legten sich bleischwer auf die zarten Pflanzen, würden sie erdrücken, die Luft und das Licht zum Atmen nehmen und sein Körper wäre anfällig für harmlose Krankheiten. Sein Selbst­heilungstrieb würde verkümmern, und langsam stetig käme es zu einem

unabänderlichen Still­stand seines Lebensmotors. findet er sich dann zum Winter und der Schnee bedeckt die Brachen seiner Seele, seines Geistes und seines Körpers. Eine lähmende Stille würde ihn umgeben, wenn er endlich mit Tränen in den Augen auf sein Leben zurückblicken würde. Dann kriecht in ihm das Gefühl herauf, ein zweites Mal zu sterben. Das mag sich hart anhören, stimmt es nicht? Ein Mensch ohne Phantasie, ohne Antrieb, ohne Neugier auf die Gegenwart und Zukunft, verliert die Kraft, aus der das Leben entspringt. Er lebt nicht, er ist tot, bevor er gestorben ist. wie eine welkende Pflanze mehr stirbt, bis das letzte Fünk­chen Leben aus ihren Blüten und Blätter gewichen ist. Unser Garten ist ein Geschenk, ein Ge­schenk, mit dem jeder Einzelne sorgsam umgehen muss, es gibt keine zweite Chance. Wer sei­nen rechten Weg verpasst, die falschen Pflanzen setzt, hat keine Möglichkeit, es noch zu versu­chen. , manche Erlebnisse, Erfahrungen

macht man häufiger,jedes dieser Ereignisse bleibt einzig­artig, wenn sie sich gleichen. Das Gleiche ist nicht Dasselbe! Wer einen falschen Weg beschreitet, sich mit Menschen umgibt, die ihm die Luft zum Leben nehmen, wer sich leichtfertig von guten Pflanzen, Beeten trennt, bereut es später und kann es in den seltensten Fällen noch probieren. Es wird mehr werden, wie es war. Ein umgepflügtes Beet lässt sich nicht rekultivieren, es werden an­dere Pflanzen der gleichen Art sein, mehr dieselben, die er zuvor verworfen hat. er wird daraus lernen, zukünftig genauer hinzusehen, was er tut. Wege, die er beschritten hat, werden Teil seines Ichs, die Gedanken und Erfahrungen, die er damit verbindet, werden ihn begleiten, wie das Im­mergrün, das jeden seiner Wege säumt. Und die Menschen, denen er begegnet, werden Teil seiner Geschichte, gestalten sie mit, verändern sie und er verändert deren eigene Geschichte. über die Zeit hinaus, in der sie gemeinsam einen

Teil des Weges gegangen sind. Die Eltern bleiben ein Le­ben lang Eltern, über die eigene Kindheit oder deren Tod hinaus. Die Erfahrungen, Abenteuer und Banalitäten unserer Kindheit graben sich tief in unsere Seele ein und bestimmen die weiteren Ge­schehnisse. Der Garten unserer Vorfahren das Aussehen unseres Gartens, er wird Teil eines Gan­zen, das sich weiter entwickelt, über unsere Zeit hinaus. Man kann sich nach vielen Jahren der Wege und der Pflanzen erinnern, die dort gewachsen sind, wenn man in Gedanken diesen Weg ein zweites Mal geht. Nicht lange, und die Erinnerung ist frisch und lebendig. Das kann ein Segen und ein Fluch sein. es ist das gleiche. Was tief vergraben schien, was verloren schien, kommt hoch, wie sich gerade alte Menschen an Zeiten erinnern, an Begebenheiten, Menschen, Daten und Namen, die Generationen lang in ihrem Unterbewusstsein „geschlafen“ haben. Dann wird die Vergangenheit zu erlebbarer Gegenwart,

dann scheint es erst gestern gewesen zu sein, dann wird der alte Mensch in Gedanken zu dem Kind, das er war, als die Erinnerung für ihn das Heute war. Genauso blickt jeder auf seine Vergangenheit zurück, egal ob sie zwanzig oder siebzig Jahre währt. Im Laufe des Lebens durchläuft man ebenso Entwicklungs­stufen wie die restliche Natur. wie das Jahr in Abschnitte eingeteilt ist, ist es das Dasein des Men­schen. Im Frühling seines Lebens ist er Kind; ein Kind mit genauen Vorstellungen darüber, wie Leben funktioniert, was das überhaupt sein soll. Dieses Kind läuft in der Regel neugierig und schwerelos über blühende Wiesen, durch eine Welt, die neu und abenteuerlich ist. In dieser Zeit lernt es physisch laufen, auf beiden Beinen zu stehen und lernt im Spiel mit allen Dingen die Welt um sich herum begreifen. In dieser Zeit wachsen an seinen Bäumen die ersten neuen Triebe, wächst ein ganzes Heer an bunten Blumen auf den Wiesen. Es braucht nicht viel zu

tun, damit es ist es ist . Es scheint alles wie von Geisterhand geführt zu sein, und es findet seinen Weg durch die Zeit; sie vergeht, ohne dass ihm bewusst wird, was ein Jahr, ein Tag, eine Stunde ist. Es wächst heran, beginnt allmählich zu verstehen, dass es nicht alle sein Spiel ist. Es wird älter, aus dem Jungen wird ein junger Mann, aus dem Mädchen eine junge Frau. wird erwartet, dass man erste eigene Aufgaben übernimmt, dass man seine ersten Beete und Felder bestellt, dass man die ersten Schritte bewerkstelligt. Es ist noch jemand da, der einen unterstützt, der einem zeigt, wie es geht, steht man an einer Wegbiegung und muss für sich entscheiden, wie es weitergehen soll. Und sagt man: Du bist erwachsen, sieh zu was Du tust, Du bist alleinverantwortlich. rutscht man allmählich in die dritte Phase, in der man wenig Hilfen bekommt, sie nicht will. Jetzt zeigt sich, ob die ersten Schritte im Leben gewesen sind, jetzt zeigen sich die ersten Früchte. Und man

muss sie nehmen wie sie sind, wenn es nicht ist. Schlussendlich gleitet man mehr oder minder heftig, mehr oder minder bemerkt, in die schönste und gleichzeitig traurige Phase des Altseins. Man blickt zurück auf einen Garten, der unvergleichlich ist, weil er einzigartig ist. Man blickt auf ein Leben voller Erlebnisse, Ereignisse, Abenteuer, Ruhepausen zurück, und der Garten verschweigt nicht die vielen Jahre der Arbeit, die man eingebracht hat. Man sieht seinen Garten in Vollendung, wie er schöner, einzigartiger nicht sein kann. erkennt man Fehler im Mosaik der Beete und Wege, würde das eine oder andere noch richten wollen, ist keine Zeit. Und das ist das Traurige daran, erst wenn die Arbeit getan ist, wenn man nach all den Jahren endlich die Gesamtheit seines Gartens erkennt, ist es zu spät, noch Korrekturen vorzunehmen. Dann muss man das Ergebnis akzeptieren und lernen, sich an den Gegebenheiten zu orientieren. Was vorher noch

möglich gewesen wäre ist endgültig, wie eine Skulptur, die aus dem Stein gehauen wurde: Fehler im Detail sind später nicht mehr auszugleichen. Der Tod ist Ziel allen Strebens und Lebens, sei es, dass Pflanzen vergehen, Tiere verenden. Der Mensch kann ihm nicht ebenso wenig entrinnen, in seinem Tod vollendet sich sein Werk und Wirken. Sein Garten lebt davon, dass das Eine stirbt, damit Anderes überleben, erst entstehen kann. Man kann den einen Weg nicht zweimal gehen, man müsste einen neuen Stein behauen, dann wäre es eine andere Skulptur, ein anderes Leben und nicht mehr die ursprüngliche Form. bevor es soweit ist, hat man noch genügend Gelegenheit, in anderen Gärten zu wandeln, sie mit seinen Erfahrungen und Ideen mitzugestalten. Was vorher nicht möglich war, weil man zu viel für sich an Zeit investieren musste, lässt einen jetzt nicht die eigenen Erfolge und Niederlagen erblicken, man hat unendlich viel Zeit, sich in

anderen Gärten ein zweites Mal zu beweisen. Dieser Garten ist nicht das biblische Paradies, es kommt ihm verdächtig nahe, wegen seiner Einzigartigkeit der Pflanzenwelt, der Vielgestalt der Fauna, wegen seiner Abenteuer, die es bietet, wegen seiner Herausforderungen, die wir gierig annehmen. Nicht zuletzt die Phantasie, unser Mut und unsere Fehlbarkeit macht daraus das Paradies, in dem wir leben wollen und können. Ein Leben gleicht keinem zweiten und kein Garten ist die Kopie eines anderen. Das macht ihn unsterblich – und damit zum Garten Eden.

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Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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NORIS Eine großartige Schau auf das Leben ... facettenreich wie das Leben selbst ... und sie lässt noch viel Freiheit für eigene Gedanken ...
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Liebe Heidemarie,
Dein Garten ist nicht meiner - mein Garten ist nicht Deiner. Deshalb hat jeder auch ein anderes Bild vor Augen. Und das ist gut so und gewollt.
Wenn wir aber ein kleines Stück Weg im Garten des anderen wandern, haben beide was davon. Meistens jedenfalls.
Lieben Dank, daß Du mich ein Stück weit durch Dein Lesen und selbst schreiben in meinem Garten begleitest und ab und an in Deinen Garten schauen läßt.
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Danke, liebe Katharina, für diesen Kommentar würde ich Dir gerne Coins schenken, aber das geht leider nicht mehr. So sende ich Dir einen Sternenregen ************************.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Coins darf ich auch nicht immer, wenn ich will. Mir sind nette Antworten an sich auch lieber.
Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir,
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Re: -
Zitat: (Original von Brigitte am 09.04.2013 - 16:53 Uhr) Ein großartiges Buch voller Poesie und Philosophie. Ich glaube, eines der Besten die ich hier gelesen habe. Hut ab liebe Katharina ! Man muss sich nur ein wenig Zeit nehmen. Doch es lohnt sich wirklich. Ich bin noch ganz voll davon. Danke ! Liebe Grüße Brigitte


Liebe Brigitte,

es freut mich, daß Du mit meinem "Geschreibsel" Deine kostbare Zeit verbringst. Noch mehr freue ich mich, daß es Dir "was zu sagen hat". Es ist Balsam auf meiner "Philosophen-Seele". Ich bin halt so.

Danke

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Ein großartiges Buch voller Poesie und Philosophie. Ich glaube, eines der Besten die ich hier gelesen habe. Hut ab liebe Katharina ! Man muss sich nur ein wenig Zeit nehmen. Doch es lohnt sich wirklich. Ich bin noch ganz voll davon. Danke ! Liebe Grüße Brigitte
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