Viel spaß :3
Haru schreckte etwas verschwitzt aus dem Schlaf und fuhr sich mit der Hand leicht über das Gesicht. Das war wirklich ein ziemlich verrückter Traum gewesen. Langsam schloss sie ihre Augen, um noch etwas zu schlafen, doch sofort schlug sie sie wieder auf und starre auf ihren Wecker. Es war schon zehn vor Acht und wenn sie sich nicht beeilen würde, dann würde sie schon an ihrem ersten Schultag zu spät kommen und dabei wusste sie noch nicht mal wo sie eigentlich genau hin musste. Weder Mamoru noch Ryo hatten ihr irgendwas gesagt. Schnell sprang das Mädchen aus dem Bett, schnappte sich aus dem Schrank eine Schuluniform und zog sich diese in Rekordzeit an. Sie hatte sich noch ihre alte Schultasche genommen und war gerade dabei das Zimmer zu verlassen, als sie vor der Tür in jemanden hinein rannte.
„Warum hast du es denn so früh am Morgen es schon so eilig?“, fragte die Person sie und die Blonde schaute genau hin, wer da eigentlich stand.
Es war Ryo, der sie mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ansah.
„Ich wollte gerade nachsehen, ob du schon aufgestanden bist“, sagte er.
„Wie du siehst bin ich das“, fauchte die Schülerin leise. „Und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich komm sonst noch zu spät.“
„Das denke ich nicht. Der Unterricht beginnt erst in gut einer Stunde. Hatte ich dir das nicht gesagt?“
Wütend schaute sie den Anderen an und schnaubte. Er hatte es ihr doch mit Absicht nicht gesagt.
„Beruhig dich wieder Kleine. Ich bin hier um dich zum Frühstück abzuholen und dir dann zu zeigen, wo du deine Bücher bekommst.“
Missmutig folgte sie dem Dunkelhaarigen und war sich sicher, dass sie nie wirklich Freunde w4erden würden. In der Kantine hellte sich ihr Gesicht langsam auf, als sie an einem der Tische ihren Bruder entdeckte. Sofort lief sie zu ihm und knuddelte ihn.
„Haru, nicht“, nuschelte dieser.
„Tut mir Leid, ich freue mich nur dich zu sehen“, sagte die Schülerin und setzte sich neben ihn. „Und? Wie gefällt es dir bis jetzt hier? Hast du schon Freunde gefunden?“
„Ich finde es wirklich toll hier. Mamoru ist total nett und er hat sich noch sehr lange meine ganzen Fragen angehört. Und weißt du was Haru? Ich komme sogar in eine ganz besondere Klasse.“
„Eine besondere Klasse?“
„Er meint die Special Class“, mischte sich nun Ryo ein und setzte sich mit seinem Frühstück den Geschwistern gegenüber. „Nur die Besten der Besten dürfen diese Klasse besuchen. Sie genissen besondere Privilegien und werden von allen Schülern geachtet und bewundert. Jeder würde gerne in die Special Class gehen. Bis her gab es nur sechs Schüler in dieser Klasse, aber mit Manabu sind es jetzt sieben.“
„Wow“, raunte das blonde Mädchen. „Dann gehörst du ja jetzt zu den aller Besten Manabu. Ich freue mich wirklich sehr für dich.“
„Danke“, sagte ihre Bruder, der leicht rot geworden war, leise und stand auf. „Ich will mich noch ein bisschen vorbereite gehen. Wir sehen uns dann später.“
Kurz sah sie dem Jungen nach, dann seufzte sie und blickte auf die Tischplatte.
„Was ist denn auf einmal los? Ich dachte, du freust dich für ihn?“, fragte der Braunhaarige und biss in seinen Frühstücksapfel.
„Das tue ich ja auch“, entgegnete sie leise. „Ich musste gerade nur an unseren Vater denken. Wenn er das von Manabu wüsste, dann wäre er sicher sehr stolz auf ihn.“
„Aber euer alter Herr ist doch eh tot, also ist es doch eigentlich egal.“
Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an und sie ermahnte sich ihrem Gegenüber nicht sofort an die Gurgel zu gehen. Langsam stand sie auf und schlug ihre Hände fest auf den Tisch, so das die umliegenden Schüler zusammen zuckten und zu ihr sahen.
„Jetzt hörst du mir mal genau zu“, sagte Haru beängstigend ruhig und schaute dem Anderen ernst in die Augen. „Unser Vater ist nicht tot. Er ist nur verschwunden. Er kommt sicher irgendwann wieder zu uns zurück.“
„Weißt du, Eltern die ihre Kinder wirklich lieben, würden sie nicht einfach zu irgendwelchen Verwandten bringen und dann einfach verschwinden. Ich sag es dir nicht gerne, aber selbst wenn der Alte noch leben sollte, glaube ich kaum, dass er jemals zu euch zurückkommen wird“, erwiderte Ryo und stand nun auch auf.
Die Schüler ballte ihre Hände zu Fäusten und ihr ganzer Körper begann leicht zu zittern. Sie duldete es nicht, dass man so über ihren Vater sprach und am liebsten hätte sie dem Mistkerl seinen Apfel in den Hals gestopft. Sie hatte wirklich große Mühe sich zusammen zu reißen. Sie atmete einmal tief durch, drehte sich um und ließ diesen Idioten einfach stehen. Wenn sie jetzt auf ihn los gehen würde, dann würde sie sich sicher nur Ärger einhandeln und das am ersten Tag wäre wirklich nicht klug und schon gar nicht an so einer Schule. Kaum war sie draußen, schlug sie mit der Faust gegen den erst besten Baum den sie sah. Es war ein deutliches Knacken zuhören, etwas Rinde fiel herunter und ihr Faustabdruck war klar und deutlich im darunter liegenden Holz zu sehen.
„Wirklich sehr beeindruckend“, hörte sie plötzlich jemanden hinter sich sagen und das Mädchen zuckte etwas zusammen. „Nicht jeder schafft es einen Baum mit bloßer Hand so zu beschädigen. Darf ich fragen, was dir das dieser Baum getan hat?“
Peinlich berührt drehte sich Haru um und stand nun vor einem Jungen der in etwa ihr Alter hatte. Er hatte kurzes schwarzes Haar und blaue Augen.
„Also, eigentlich hatte er mir nichts getan“, sagte sie leise. „Ich musste mich nur kurz wo abreagieren.“
„Ich verstehe“, erwiderte der Fremde und nahm vorsichtig ihre Hand mit der sie zugeschlagen hatte. „Du hast dich etwas verletzt. Es sieht aber nicht wirklich schlimm aus.“
Als er ihre Hand nahm, zuckte sie erneut zusammen. Seine Finger waren ungewöhnlich kalt und doch war es irgendwie angenehm. Seine schlanken, blassen Finger tasteten die Hand kurz ab, dann zog er aus seiner Tasche ein Stofftaschentuch und band es ihr um.
„Das sollte fürs erste helfen, aber es wäre besser wenn du später noch zum Schularzt gehen würdest“, sagte er und lächelte sie freundlich an.
„Danke, das...das werde ich tun“, stotterte Haru.
„Du bist neu hier oder? Ich hab dich hier vorher jedenfalls noch nie gesehen. Mein Name ist übrigens Seiichi.“
„Ja, ich bin gestern mit meinem Bruder hier angekommen. Ich bin Haru.“
„Ah, dann bist du die große Schwester von Manabu. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen. Ein sehr netter Junge. Ich nehme an, dass du deine Bücher noch nicht bekommen hast. Ich würde mich freuen, wenn ich dich begleiten dürfte.“
Die Wangen des Mädchens hatten inzwischen einen zarten Rotton angenommen und sie nickte. Seiichi schien das genau Gegenteil von Ryo zu sein. Er war nett und charmant und Ryo war einfach nur ungehobelt. Schon alleine wenn sie an ihn dachte, wurde sie schon wieder sauer. Seiichi brachte sie ins Sekretariat, wo man ihr sagte, dass sich ihre Bücher schon alle in ihrem Spind befanden. Neben der Spindnummer und der Kombination bekam sie noch jede Menge andere Informationen. Als sie sie rasch ihre Bücher für die ersten Stunden geholt hatte, musste sie noch auf ihre Klassenlehrerin warten.
„Ich denke, ich werde mich jetzt lieber auch mal auf den Weg zu meiner Klasse machen. Wir sehen uns sicher später noch einmal“, verabschiedete sich Seiichi von ihr und machte sich dann auf den Weg.
Die Blonde sah ihm nach und hoffte, nein, wünschte sich, dass sie vielleicht zu ihm in die Klasse kommen würde. Eigentlich wäre sie mit jedem lieber in der Klasse als Ryo.
„Saito?“, riss ihre Lehrerin sie aus den Gedanken. „Ich bin deine Klassenlehrerin. Wenn du mir jetzt bitte folgen würdest.“
Stumm nickte das Mädchen nur und folgte der Lehrerin. Je näher sie dem Klassenzimmer kamen, um so heftiger schlug ihr Herz und sie merkte wie sie langsam nervös wurde.
„Guten Morgen Klasse. Ich möchte euch eure neue Mitschülerin Haru Saito vorstellen“, sagte die Lehrerin, als sie die Klasse betraten und die Schülerin sah sich kurz um.
Ihr Blick blieb auf einem bekannten Gesicht hängen.
„Du?“, entfuhr es ihr und man sah ihr an, dass sie nicht gerade glücklich darüber war wen sie da erblickt hatte.
„Schöner Mist“, hörte man Ryo knurren, der auch nicht wirklich erfreut war sie zu sehen.
„Wie ich sehe kennt ihr zwei euch schon etwas. Dann nimm doch bitte am Tisch neben Tsuji platz Saito“, sagte die Lehrerin noch und wandte sich dann der Tafel zu.
Seufzend und mit einem leises Grummeln setzte sie sich auf den ihr zugewiesenen Platz. Leicht biss sie sich auf die Unterlippe, packte ihre Sachen aus und versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren.
„Von allen Klassen musstest du gerade in meine kommen“, konnte sie ihren Tischnachbar murren hören.
„Ich bin auch nicht gerade wirklich glücklich darüber, aber damit werden wir jetzt leben müssen“, erwiderte das blonde Mädchen.
„Ja, genau so wie du damit leben musst, dass dein Vater nicht zurückkommt.“
Gerade wollte Haru noch was sagen, als Ryo ein Stück Kreide an den Kopf geworfen bekam.
„Tsuji! Hör gefälligst auf damit meinen Unterricht zu stören. Unterhalten kannst du dich in der Pause“, ermahnte ihn die Lehrerin.
Einige Schüler fingen leise an zu kichern und auch Haru konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Als die Schulglocke sie später erlöste, war sie unendlich froh. Jetzt war erst einmal Mittagspause und sie hatte wirklich ziemlichen Hunger, da sie nicht gefrühstückt hatte. Zu dem wollte sie die Pause dazu nutzen sich die Listen mit den AGs und Clubs, die sie bekommen hatte, genauer anzusehen. Es gab bestimmt gefühlte tauschend Clubs und AGs. Da war es wirklich nicht leicht sich für etwas zu entscheiden.
„Du solltest dich von ihm fernhalten“, sprach Ryo sie plötzlich an.
„Was?“, fragte sie verwirrt nach.
„Ich meine Seiichi. Das ist doch sein Taschentuch das du da trägst. Er ist ein dämlicher Idiot.“
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Ich kann mich anfreunden mit wem ich will. Misch dich gefälligst nicht in meine Sachen ein.“
Das Mädchen stand auf, packte ihre Sachen zusammen und stürmte regelrecht aus dem Zimmer. Ryo war wirklich ein riesiger Idiot. Es ging ihn nun wirklich nichts an, ob sie sich mit Seiichi anfreundete oder nicht. Sie ging in die Kantine, kaufte sich ein paar Onigiris und schaute sich dann nach ihrem Bruder um, doch sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Sie beschloss sich irgendwo ein ruhiges Plätzchen zu suchen und in Ruhe etwas nachzudenken. So führte ihr weg sie auf da Schuldach. Schon auf ihrer alten Schule war sie zum Mittagessen immer aufs Dach gegangen. Niemand war hier und niemand würde sie hier sicher stören. Vorsichtig setzte sie sich auf einen Vorsprung und biss in ihr erstes Reisbällchen. Plötzlich hatte sie wieder die Worte von Ryo am Morgen im Kopf. Er war im unrecht. Ihr Vater würde eines Tages ganz sicher wieder zu ihnen zurückkehren und dann konnten sie endlich eine richtige Familie sein. Eine einzelne Träne lief ihre Wange runter und tropfte auf den Boden.
„Warum weint Ihr junges Fräulein?“, fragte sie auf einmal jemand und sie blickte sich um.
Nur wenige Meter von ihr entfernt, auf dem Rande des Daches, stand ein junger Mann in einem schwarzen Anzug mit einem schwarzen Cape und einer schwarzen Augenmaske. Haru erkannte ihn sofort als einen der Männer aus ihrem Traum. War das doch kein Traum gewesen und das war alles wirklich passiert? Sein Blick ruhte auf ihr und die Blonde musste schlucken. Wollte er vielleicht das beenden, was der Andere nicht getan hatte. Leicht wich sie etwas zurück.
„Ihr müsst vor mir wirklich keine Angst haben“, sagte der Fremde. „Ich bin nicht hier um Euch etwas zu tun junges Fräulein.“
Leichtfüßig sprang er vom Rand etwas auf sie zu und deutete dann eine leichte Verbeugung an, ehe er sie wieder ansah.
„Warum nennst du mich immer junges Fräulein und was willst du von mit?“, fragte die Schülerin und versuchte dabei nicht ängstlich zu klingen.
„Das hat eigentlich keinen besonderen Grund. Ihr seid schließlich ein junges Fräulein“, erwiderte der Mann. „Und warum ich hier bin ist leicht erklärt. Ich konnte Euer wunderschönes Gesicht einfach nicht vergessen.“
Mit einem Schlag wurde das Mädchen knallrot und starte ihn einfach nur an. Dann ging er plötzlich vor ihr auf die Knie und nahm ihre Hand. Was sollte das denn jetzt werden?
„Ihr seid ja verletzt“, meinte er und löste langsam das Taschentuch an ihrer Hand.
„Das ist überhaupt nichts“, sagte sie schnell, doch der Fremde begutachtete schon ihre Hand und gab ihr einen sanften Handkuss.
Eine angenehme Wärme breitete sich in ihrer Hand aus und die Schrammen verschwanden langsam. Verwundert betrachtete Haru ihre Hand genauer. Es war tatsächlich nichts mehr zu sehen.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte sie den Fremden.
„Das ist mein kleines Geheimnis“, erwiderte er, stand auf und ging wieder zurück zum Dachrand. „Verzeiht mir, aber ich kann nicht länger bei Euch bleiben.“
„Warte, ich weiß ja nicht mal wer du bist und wie du heißt.“
„Namen sind nicht von Bedeutung, aber Ihr könnt mich Night nennen.“
Mit diesem Satz sprang er einfach vom Dach. Erschrocken rannte die Blonde zu der Stelle, um zu sehen ob er sich was getan hatte, doch von Night war nichts mehr zu sehen.
Das war ein wirklich seltsamer Kerl, dachte sie sich und seufzte etwas.
Vielleicht war es gar kein Fremder sondern ein Schüler. Wohlmöglich gab es so was wie eine Rollenspielgruppe an der Schule und sie machten so etwas. Ja, dass war eine gute Erklärung und sie glaubte, so einen Club auch auf der Liste gesehen zu haben, aber eigentlich erklärte das nicht, wie er das mit ihrer Hand gemacht hatte. Leicht raufte sich Haru die Haare und seufzte noch einmal. Warum mussten solche Sachen eigentlich ausgerechnet ihr passieren? Sie wollte einfach nicht mehr dran denken, doch je mehr sie es versuchte und so öfters tauchte Nights Gesicht vor ihr auf. Rasch aß sie nun ihre Origiris auf und machte sich auf den Weg nach unten, denn nachdenken konnte sie jetzt eh nicht mehr. Am Ende der Treppe stand Ryo und schien auf sie zu warten. Er sah etwas mitgenommen aus und nur kurz hatte er ihr einen Blick zugeworfen, eher er den Kopf etwas senkte. Obwohl er ein Stück größer war als sie selbst, kam ihr der Junge irgendwie sehr klein vor. Was war denn nur mit ihm passiert?
„Was willst du?“, fragte Haru, als sie unten angekommen war.
„Ich will mich entschuldigen“, antwortete der Braunhaarige leise.
Ryo? Sich entschuldigen. Zwar kannte die Schülerin ihn noch nicht lange, aber sie glaubte nicht, dass er sich für gewöhnlich entschuldigte. Ungläubig sah sie ihn an.
„Mamoru hat mich ziemlich in die Mangel genommen, als er herausgefunden hat, was ich zu dir gesagt habe“, fuhr er fort. „Ich sehe ein, dass das falsch war. Weißt du, ich lebe seit ich ein Baby war bei Mamoru. Meine Eltern haben mich zu ihm gebracht und sind seitdem verschwunden. Ich kann deine Situation also eigentlich ganz gut verstehen, aber ich hab die Hoffnung schon lange aufgegeben, dass sie eines Tages zurückkommen. Aber nur weil ich nicht daran glaube, dass meine Eltern zurückkommen, bedeutet das ja nicht, dass dein Vater nicht wiederkommt. Es tut mir wirklich Leid wegen heute Morgen. Nimmst du meine Entschuldigung an?“
Er sah sie etwas beschämt an und irgendwie sah er so richtig niedlich aus, da konnte Haru ihm eigentlich gar nicht mehr wirklich böse sein. Trotzdem konnte sie ihm nicht ganz verzeihen.
„Na gut, ich nehme deine Entschuldigung an, aber nur unter einer Bedingung“, sagte das Mädchen.
„Eine Bedingung?“, fragte Ryo nach.
„Ja, du musst mit Manabu und mir einen ganzen Tag verbringen. Ich will dich etwas besser kennen lernen und Manabu sicher auch.“
„Einverstanden. Es ist ja bald Wochenende, dann können wir den Tag zusammen verbringen.“
Die Blonde lächelte. Vielleicht hatte sie sich geirrt und sie konnten doch noch so etwas wie Freunde werden. Die Schulglocke ertönte und kündigte das Ende der Pause an. Ryo nahm die Hand von Haru und sofort wurden ihre Wangen leicht rot.
„Was soll das?“, wollte sie wissen. „Ich finde den Weg zur Klasse auch alleine zurück.“
„Das mag sein, aber kommst du auch rechtzeitig vor dem Lehrer da an?“, erwiderte er und grinste sie schon wieder an.
Plötzlich spürte das Mädchen einen Ruck an der Hand und erschrocken presste sie ihre Augen kurz zusammen. Als sie diese langsam wieder öffnete, fand sie sich in auf den Armen ihres Klassenkameraden wieder, der gerade los rannte. Mit knallrotem Kopf krallte sie sich an ihn und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Glaubte er etwa, dass sie bei seinem Tempo nicht mithalten konnte? Zugegeben, er war schnell, aber sie war auch nicht gerade eine lahme Ente. Wenig später hatten sie ihre Klasse erreicht und der Junge setzte sie vor der Tür vorsichtig ab. Beide gingen rein und hinter ihnen tauchte der Lehrer auf.
„Tsuji! Saito! Setzt euch gefälligst hin“, sagte er und sofort nahmen die Teenager platz.
Auch wenn es sich anfühlte, als würde der Unterricht nie vergehen war er schließlich irgendwann vorbei und Haru wusste, welche Clubs und AGs sie sich genau ansehen wollte.
„Weißt du, wo ich den Astronomieclub finde?“, fragte sie ihren Banknachbarn.
„Die Sternengucken? Im Planetarium“, antwortete der Dunkelhaarige. „Wieso fragst du? Willst du denen etwa beitreten?“
„Vielleicht. Ich sehe mir sehr gerne die Sterne an und ich muss schließlich mindestens einem Club oder einer AG beitreten. Warum soll ich dann nicht etwas nehmen, was ich auch so gerne mache.“
„Okay, ich werde dich begleiten. Ich sollte dich eigentlich nach dem Unterricht zu Mamoru bringen, weil er mit dir reden will, aber dann bring ich dich eben erst zum Planetarium.“
Die blonde Schülerin nickte und ließ sich von dem Anderen begleiten. Schweigend gingen sie nebeneinander her und irgendwie war Haru das etwas unangenehm. Die Lage verbesserte sich nicht gerade, als Ryo Seiichi entdeckte, der auf sie zu kam. Sein Gesicht verfinsterte sich und einer knurrte leise.
„Yamamoto“, brummte er und der Schwarzhaarige schenkte ihm nur ein müdes Lächeln.
„Tsuji. Wie ich sehe bist du in Haru's Begleitung“, sagte er und sah kurz zu dem Mädchen. „Wie geht es deiner Hand? Warst du schon beim Arzt?“
„Schon viel besser“, entgegnete die Schülerin. „Nein, da war ich noch nicht.“
Unbewusst zog sie das Taschentuch, dass sie wieder um ihre Hand gemacht hatte, etwas fester.
„Ich verstehe. Wo wollt ihr eigentlich gerade hin? Ihr habt doch nicht etwa ein Date?“, wollte Seiichi wissen.
„Ich ein Date mit Ryo? Nein, ganz sicher nicht“, sagte sie schnell. „Wir wollen zum Planetarium. Ich will mir den Astronomieclub ansehen.“
„Dann muss ich dich leider enttäuschen. Der Club ist heute gar nicht hier. Was hältst du da von, wenn ich dir stattdessen ein paar andere Clubs zeige?“
Gerade wollte das Mädchen etwas sagen, als Ryo sich einmischte und den Arm um ihre Schulter legte.
„Das geht nicht“, sagte er und ließ den Anderen nicht eine Sekunde aus den Augen. „Wir müssen jetzt zu meinem Onkel.“
„Das ist wirklich schade. Dann vielleicht ein anderes Mal. Mach es gut Haru“, meinte der Schwarzhaarige noch und ging dann wieder seiner Weg.
„Was sollte das denn?“, fragte die Blonde leicht angesäuert und schob seinen Arm von ihrer Schulter. „Ich hätte ihm auch alleine sagen können, dass das leider nicht geht. Warum könnt ihr euch eigentlich nicht leiden?“
„Es ist eben so“, brummte Ryo leise und steckte seine Hände tief in seine Hosentaschen. „Ich mag ihn nicht und er mag mich nicht. Ende. Komm jetzt. Mamoru wartet sicher schon auf uns.“
Haru schnaubte heftig. Aus diesem Jungen sollte irgendjemand schlau werden. Im Krankenzimmer wartete tatsächlich ihr Vormund bereits ungeduldig mit Tee auf die beiden Teenager.
„Da seit ihr ja endlich“, begrüßte er sie. „Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“
„Yamamoto?“, murmelte der Junge nur und ließ sich auf eins der Krankenbetten fallen.
„Ah, ich verstehe. Haru, möchtest du etwas Tee haben?“
Der Schularzt deutete auf einen Hocker vor sich. Die Frage nach dem Tee beantwortete das Mädchen mit einem Nicken und setzte sich vor ihn.
„Wir konnten uns gestern gar nicht mehr unterhalten. Ich war so in die Gespräche mit deinem Bruder vertieft, dass ich die Zeit ganz vergessen habe und als ich nach dir gesehen habe hast du bereits tief und fest geschlafen. Ich wollte dich aber nicht wecken“, meine Mamoru und reichte ihr eine Tasse Tee.
„Das macht doch nichts“, erwiderte sie leise und nahm die Tasse an sich. „Ich war wohl von der Fahrt sehr erschöpft.“
„Ja, dass scheint so. Wie geht es dir eigentlich? Hast du dich schon gut eingelebt? Hast du schon Freunde gefunden?“
„Eigentlich schon ganz gut. Es ist aber noch alles hier etwas ungewohnt für mich. Nein, Freunde habe ich noch keine gefunden. Außer mit meinem Bruder habe ich nur mit Ryo und Seiichi gesprochen.“
Beim Namen Seiichi hörte man ein sehr deutliches Knurren aus Richtung der Krankenbetten.
„Halt, so stimmt das gar nicht. Da war noch ein Junge, mit dem ich mehr oder weniger geredet habe. Er hat gesagt, sein Name wäre Night, aber ich glaube nicht, dass dein sein richtiger Name ist. Er ist bestimmt Mitglied in diesem Rollenspielclub.“
„Ja, wahrscheinlich hast du recht“, meinte Mamoru, doch sein Blick wurde ernst und nachdenklich, dann entdeckte er das Taschentuch an ihrer Hand. „Was hast du denn da gemacht?“
Noch bevor die Schülerin noch etwas sagen oder ihrer Hand verstecken konnte, hatte der Schularzt sie schon genommen, das Taschentuch abgenommen und sich die ganze Sache angesehen.
„Da ist ja überhaupt nichts zu sehen“, sagte er. „Aber hier am Taschentuch klebt etwas Blut.“
„Das war auch dieser Night“, sagte Haru. „Ich weiß nicht wie er es gemacht hat, aber wahrscheinlich war das nur irgendein Trick.“
Der Blick des Vormundes wurde noch ernster und er und Ryo sahen sich kurz an.
„Ah, bevor ich es noch vergesse. Ryo muss mit meinem Bruder und mir einen ganzen Tag verbringen. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du auch kommen würdest“, meinte die Blonde. „Dann kannst du auch dafür sorgen, dass er wirklich kommt. Auf dich scheint er ja zu hören. Außerdem kannst du mir dann in Ruhe etwas über meinen Vater erzählen.“
„Ich komme natürlich sehr gerne und ich passe schon auf, dass Ryo auch wirklich kommt“, erwiderte der Schularzt mit einem leichten Grinsen.
„Ich brauche keinen Babysitter“, brummte Ryo leise und war etwas rot geworden. „Ich hab doch gesagt, dass ich den Tag mit euch verbringe, also werde ich das auch tun.“
„Nein, wie süß. Bist du gerade etwa rot geworden?“
„Nein bin ich nicht!“
Leise lachte Haru etwas, als sie die Beiden so streiten sah. Sie merkte, dass ihr Streit nicht ernst gemeint war. Auf sie wirkten sie wie eine richtige Familie, zu der ihr Bruder und sie nun auch gehörten. Eins wusste das Mädchen nach diesem Tag auf alle Fälle. An dieser Schule würde es niemals langweilig werden.
petjula007 Hallo Pia, - Auch der zweite Teil ist sehr interessant geschrieben. Vielleicht solltest Du die Teile noch etwas kürzer halten? Meiner Meinung nach, würdest Du dann bestimmt noch mehr gelesen werden. LG petjula007 |