Aaren Terrell arbeitet als Kommissar für das Elektorat. Ein gnadenloser Vertreter des Rechts, der das Gesetz um jeden Preis und auch gegen die eigene Moral durchsetzt. Im Auftrag des Elektorats reißt er zum Wasserplaneten Liurie um dort das Verschwinden eines anderen Kommissars zu überprüfen. Vor kurzem haben einige Wissenschaftler dort offenbar ein echtes Allheilmittel gefunden, dessen Quelle niemand kennt. Als Aaren anfängt den Vorfall zu untersuchen, stößt er auf eine schier unfassbare Wahrheit und ein Geheimnis,
das den Planeten nie verlassen sollte. BildQuelle : http://www.everystockphoto.com
,, Lassen sie mich wenigstens jemanden mitschicken.“ , bat Callahan. Sie waren grade dabei, ein kleines Schnellboot zu Wasser zu lassen, das ihn und Abundius zum Wrack der Salmakis bringen würde. Dieser saß bereits Im Boot und überprüfte Instrumente und ihre Ausrüstung. ,, Nein.“ , meinte Aaren nur kurz angebunden. ,, Sie trauen mir nicht.“ , stellte der Gouverneur fest. ,, Wundert sie das ?“ Er wollte über eine Leiter hinunter ins Boot klettern, aber
der Gouverneur hielt ihn auf. ,, Ich bin nicht ihr Feind. Wenn ihr mir doch zuhören könntet.“ ,, Sie sind aber auch kein Freund des Elektorats.“ ,, Das habe ich nie behauptet.“ ,, Dann sind sie gegen die Ordnung und die Regierung die uns Frieden gebracht hat.“ , erklärte Aaren. Der Gouverneur schwieg einen Augenblick, trat jedoch auch nicht Beiseite. ,, Ordnung“, sagte er schließlich, ,,hängt davon ab, wie sie diesen Begriff definieren. Was Ordentlich ist, bestimmt immer eine Regierung. Über Gesetze. Und das Volk folgt ihnen, solange sie
die Gesetze tragen können.“ Er sah einen Moment hinüber zu der Stelle, an der die Salmakis aufgelaufen waren. ,, Vergleichen sie es mit einem Schiff. Solange es einen ruhigen, graden Kurs folg, werde die Leute dem Steuermann vertrauen. Was aber… wenn ein Sturm aufkommt ? Verlassen sie sich immer noch auf den Navigator, obwohl die Wellen höher werden? Oder versuchen sie das Steuer ans ich zu reißen? Und wenn das Ruder völlig außer Kontrolle gerät…“ Callahan zuckte nur die Schultern und sah beinahe traurig hinüber zum Schiffswrack. ,, Was ich sage will ist… das das, was ihnen so
stabil erscheint, außer im Bürgerkrieg noch nie getestet wurde. Und es könnte unter der geringsten Belastung zerbröseln.“ Aaren drängte sich an ihm vorbei und Sprang in das Beiboot, ohne sich noch einmal umzusehen. ,, Los geht’s.“ , meinte er und Abundius ließ den Motor des Boots an. Das Schiff sah aus der Nähe noch schlimmer aus als er befürchtet hatte. Das obere Deck war durch eine Welle praktisch zerschmettert worden. Trümmerstücke ragten aus dem zerstörten Schiff und an einer Seite hatten etwas, vielleicht die Felsen, den
Rumpf auf ganzer Länge aufgerissen, so das Meerwasser eindringen konnte. Der in der Sonne immer noch glitzernde Stahl verlieh dem Wrack etwas Surreales. Es sah zu… neu aus, dachte Aaren. Das gut siebenhundert Meter lange Schiff hatte etwas von einem gestrandeten Seemonster. Etwas, von dem man glaubte, es gehöre ins Reich der Legende, bis es irgendwann aus den Wellen auftauchte. ,, Beeindruckend.“ , flüsterte Abundius neben ihm. Er ließ das Boot langsamer werden und drehte bei. An einer Stelle war die Reling heruntergebrochen und bildete zusammen mit einigen
Trümmern, eine wackelige Landebrücke. Das Wasser schien vor dem Wrack deutlich tiefer zu sein, als dahinter. ,, Ein unterseeische Schlucht.“ , stellte Aaren fest. Und das Schiff befand sich direkt an der Kante dazu. Jetzt verstand er auch, wieso der Kapitän sofort reagiert hatte. Etwas näher an die Insel heran und sie wären Gefahr gelaufen, selbst zu Stranden. Er sah kurz zurück zu der Stelle, wo die zwei Schiffe zurück geblieben waren, während das Schnellboot endlich zum Stehen kam und nur noch sanft auf den Wellen hin und her schaukelte. Eine Weile besah er sich die
zweifelhafte Konstruktion aus Trümmern, die herauf aufs Deck führte. ,, Sind sie sicher das hält ?“ , fragte Abundius. ,, Es gibt nur einen Weg das herauszufinden.“ Vorsichtig setzte er einen Fuß darauf. Das Metall ächzte unter der Belastung hielt aber. Ein weiterer Schritt. Unter ihm schimmerte das Wasser bläulich durch eine Lücke im Stahl. ,, Scheint zu halten.“ , rief er Abundius zu. Einen Fuß vor den anderen setzend erreichte er schließlich das Schiffsdeck. Oder was davon übrig war. Während Abundius seinerseits den Steg
heraufbalancierte, besah Aaren sich den Schaden. Das komplette obere Deck war praktisch eine Ebene tiefer gedrückt worden. Ein mindestens drei Meter tiefes Loch klaffte mitten im Schiff. Unter sich konnte er klar auf das nächste Deck hinab sehen. Einige der Trennwände der einzelnen Räume standen noch. Aaren hangelte sich am Rand des kleinen Abgrunds entlang, bis er zu etwas erhöht liegenden Schiffsbrücke kam. Diese war erstaunlicherweise fast unbeschädigt. Lediglich die Fenster waren zersplittert und nach innen gedrückt worden. Und auf dem Boden dahinter lag die zerfetzte Leiche des Steuermannes. Ungerührt stieg Aaren über den Toten
hinweg, nachdem er sich das Namensschild auf der Brust angesehen hatte. Kein David. ,, Hier oben ist alles zerstört.“ , stellte er enttäuscht fest ,, Wäre ich mir nicht so sicher.“ , erwiderte Abundius. Er hatte sich der Instrumententafel an der Rückwand des Raums zugewandt. ,, Die Systeme sind zwar alle tot…“ Er entfernte eine kleine Abdeckplatte mit dem Fingernagel. Dahinter verlier ein Gewirr aus Kabeln. ,, Aber noch intakt. Nur der Strom fehlt.“ ,, Was nützt uns das ?“ ,, Na ja, wenn wir die Energie wiederherstellen, kann ich das
Schiffs-Log einsehen.“ ,, Und der Schiffsgenerator ? ,, Ist vermutlich im Maschinenraum.“ , stellte Abundius fest. ,, Da könnte es auch einen Hilfskontrollraum geben und wir können den Rest des Schiffs wieder online bringen, falls wir müssen.“ ,, Woher wissen sie so viel über Schiffe ?“ ,, Sie haben meine Empfehlungsschreiben nicht wirklich gelesen oder ?“ ,, Nein.“ gestand er. ,, Zwei Jahre Maschinenbau studiert. Daneben Ingenieurwesen. Und… noch ein paar andere nützliche Kleinigkeiten.
“ ,, Kleinigkeiten ?“ Abundius nickte nur. ,, Also müssen wir unter Deck. Ich hoffe, da steht nicht alles unter Wasser.“ , meinte Aaren ,, Nicht wenn die Schotten wirklich dicht sind.“ ,, Erinnern sie mich nicht daran. Das Schiff hängt praktisch an einer Klippe. Da würde ich nur ungern eine Sprengladung zünden.“ ,, Thermit.“ , berichtigte Abundius ihn. ,, Das explodiert nicht, sondern brennt nur.“ ,, Na wenigstens eine gute Nachricht.“ Die nächste halbe Stunde verbrachten sie
damit, einen Weg ins Innere des Schiffs zu suchen, bis Abundius es schließlich wagte über einige wacklig aufgestapelte Trümmer nach unten zu klettern. Einen Moment sah es so aus, als würde der Schuttberg unter ihm wegrutschen, dann jedoch fing er sich wieder und gelange schließlich auf das offen liegende erste Deck. Gewarnt stieg Aaren vorsichtig über die Trümmertreppe, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Erleichtert amtete er aus, bis er auf etwas Weiches trat. Sofort sprang er zurück. Eine Hand ragte unter dem Schutt heraus. Noch ein Toter. Langsam gingen sie weiter. Diffuses
Licht viel durch die Lücken in der Decke und machte es schwer, etwas in den Schatten zu erkennen. Abundius hatte die Pistole, die Aaren ihm gegeben hatte aus dem Halfter gezogen und die daran befestigte Taschenlampe eingeschaltet. ,, Nicht verlieren.“ , meinte Aaren. ,, Keine Sorge, ich passe auf.“ Sie gingen weiter in den größtenteils unbeschädigten Teil des Decks. Wasser hatte sich auf dem Boden gesammelt und stand ihnen bald bis zu den Knöcheln. Und dann kam, was Aaren schon befürchtet hatte. Vor ihnen wurde der Gang durch ein massives Stahlschott blockiert. Abundius besah sich eine kleine
Bedientafle neben der Tür, schüttelte dann aber den Kopf. ,, Ohne Strom, genau wie der Rest des Schiffs.“ ,, Hätte mich auch gewundert. Dann eben auf die harte Tour.“ Aaren nahm eine der Thermitpäckchen aus der Tasche. Die selbstklebende Oberfläche blieb am Stahl des Wasserschotts haften. ,, Wissen wir ob dahinter nicht alles unter Wasser steht ?“ , fragte Abundius. ,, Wissen wir nicht.“ , erwiderte Aaren, als er den Zünder einstellte und sie ein paar Schritte zurück traten. Das Thermit begann erst zu rauchen, bis sich schließlich eine weißliche Flamme entzündete, die schnell so hell wurde, das Aaren noch Minuten später
Nachbilder sah. Das Metall begann praktisch augenblicklich zu schmelzen und nach wenigen Sekunden hatte sich bereits eine Lücke in den Stahl gefressen, die groß genug war, um hindurch zu gelangen. Dahinter lag alles im Dunkeln. Aaren schwenkte die Taschenlampe hin und her, um sich einen Überblick zu verschaffen, während Abundius versuchte durch die Lücke zu gelangen, ohne sich an den noch rot glühenden Rändern zu verbrennen. Er selbst hatte damit wenige Probleme gehabt, auch wenn der rechte Ärmel seiner Jacke kurz Feuer gefangen hatte. Der Geruch von verbrannter Kunstfaser erfüllte immer
noch die Luft. Die Sektion, die sie betraten schien größtenteils noch intakt zu sein. Und lag überraschenderweise trocken. ,, Wie weit ist es zum Maschinenraum ?“ , wollte Aaren wissen. ,, Ich vermute mal, der ist auf einem der unteren Decks. Es gibt hier bestimmt irgendwo eine Treppe.“ Sie folgten einem langen Flur, von dem mehrere Türen abzweigten. Aaren stieß jede davon auf und sah sich in den Räumen um. Größtenteils handelte es sich um Mannschaftsquartiere, die allerdings allesamt verlassen waren. Daneben gab es eine Dusche und eine Wäscherei. Als er die letzte Tür öffnete, stürzte ihm
eine Flut Wasser entgegen und warf ihn von den Beinen. Prustend richtete er sich wieder auf, als sich das Wasser im Gang verteilte. Durch einen Riss in der Außenwand des Raums hinter der Tür schimmerte Sonnenlicht. Und ein weiterer ertrunkener Matrose lag auf dem Boden, wohl vom Wasser dorthin getragen. Aaren überprüfte das Namensschild. David O'Neill . ,, Ich schätze, wir haben unseren Mann.“ , stellte er fest. Sie konnten sich schlecht mit der Leiche abmühen aber… Aaren nahm sich kurz Zeit, dem toten die Augen zu schließen. Später würde jemand kommen müssen, um die Toten
zu bergen. Er wollte sich nicht vorstellen, was hier los gewesen sein mochte, als die Wellen das Schiff langsam in Stücke rissen. Das Zimmer war vermutlich vollkommen überflutet worden. Die Haut des Mannes war eiskalt und Bleich. Bleich und kalt wie…. Er tastete nach seinen Mentalblockern und fand sie nicht. Er hatte sie auf dem Schiff gelassen. Aaren musste kurz an Callahans Worte denken. Wenn die Wellen höher wurden…. Hatte hier jemand versucht, das Steuer ans ich zu reißen? Oder waren alle zu verängstigt gewesen und hatten auf das Ende gewartet. Vielleicht hatten
einige auch versucht, mit einem Rettungsboot wegzukommen. Das würde die bisher wenigen gefundenen Toten erklären. Schwankend stand Aaren wieder auf. ,, Ich bin überrascht.“ , meinte Abundius, als er wieder auf den Gang hinaus trat. ,, Was ?“ , wollte Aaren wissen. ,, Das sie sich um die Toten kümmern. “ ,, Wieso sollte ich das nicht ?“ ,, Ich weiß nicht…“ Er schwieg einen Moment. ,, Haben sie schon einmal töten müssen ?“ ,, Ein paar mal.“ ,, Das Elektorat lehnt den Glauben an ein Leben nach dem Tod ab. Wie
rechtfertigen sie das dann… das sie einen Unschuldigen töten könnten?“ ,, Das Elektorat verbietet den Leuten aber nicht, an etwas zu glauben.“ , erwiderte er. Aber sie förderten es auch nicht. Die Gesellschaft an sich. Das war es, was für das Elektorat zählte. Und solange die Gesellschaft lebte, würde niemand je wirklich sterben, den er war als Zahnrad in der Gemeinschaft geboren. Wie klein und unbedeutend es sein mochte, es war Teil des Ganzen und als solches für immer in der Gesellschaft verankert. ,, Aber nein. Ich denke nicht, dass sie irgendwie… weiterleben. Zumindest nicht wirklich. Nichts desto trotz,
brauche ich mich deshalb nicht respektlos verhalten.“ Seine eigenen Worte kamen ihm hohl vor. Aaren verfluchte sich kurz selbst, bevor er sagte. ,, Gehen wir weiter.“ ,, Sie haben meine Frage schon wieder nicht beantwortet.“ ,, Nein. Und ich muss mich vor ihnen auch nicht rechtfertigen, ich dachte das hatten wir schon.“ Sie erreichten das Ende des Gangs. Eine Treppe führte hinab in die Tiefe. An ihrem Fuß schimmerte Wasser im Licht der Taschenlampen. Aaren hoffte, das der Maschinenraum nicht auch unter Wasser stand. Ansonsten wäre ihr ganzer Plan umsonst und sie müssten
einen Generator von einem der Schiffe holen, mit denen sie hergekommen waren. Einen Fuß vor den anderen setzend um im Dunkeln nicht zu stürzen machten sie sich auf den Weg nach unten. Ein dünner Film aus Algen bedeckte bereits die Stufen und machte jeden Schritt zu einem Risiko. Sie passierten mehrere Flure, die mit Schildern markiert waren. Quartiere, Ausrüstung, Messe, Forschung... Abundius blieb stehen. ,, Was ist ?“ , wollte Aaren wissen, als er merkte, das Abundius ihm nicht mehr folgte. ,, Nichts… ich will mich nur kurz
umsehen.“
,, Dafür ist ja jetzt wohl wirklich…“ Aber der Mann hörte nicht auf ihn, sondern verschwand im Gang. Aaren fluchte und rannte die Treppe wieder hinauf.
EagleWriter Und da gibt es noch einige Türen mit Überraschungen dahinter :-) lg E:W |
Misspelled Spannend wie ein Krimi, mal sehen wie es weitergeht? lg Miss |
EagleWriter Das nächste Kapitel ist schon draußen lg E:W |
EagleWriter Re: - Zitat: (Original von Disputator am 27.02.2013 - 21:09 Uhr) klasse! Gruß Danke. Ist das Schiffswrack einigermaßen gelungen beschrieben ? ^^ lg E:W |