Beschreibung
Schreibübung um zu testen, ob aus einer spontanen Eingebung eine Geschichte entstehen kann.
Die Beratung der Flaschen
Auf einem Tresen standen viele leere Glas-Flaschen einfach so herum. Da meinte eine Flasche: "Sollten wir nicht einen Chef haben, der uns sagt, was wir tun sollen?". Alle stimmten zu und so begann die Beratung der Flaschen. Keine Flasche sagte etwas, aus Angst, sich vor den anderen Flaschen zu Blamieren. Die Stille war unerträglich bis es eine der Flaschen nicht mehr aushielt und in die Runde warf: "Was muss unser Chef können?".Â
Schweigen. Keine Flasche hatte ein Ahnung was der Chef der Flaschen können müsste. "Machen wir doch ein Brainstorming" schlug eine der Flaschen vor. "Was ist ein Brainstorming?" frage eine andere Flasche. "Weiss ich nicht, aber das macht man wenn man eine Denkblockade hat und aus diesem Teufelskreis ausbrechen möchte" erklärte die Brainstorming-Flasche. Eine Flasche ganz hinten flüsterte der Nachbar-Flasche zu: " Die reden aber geschwollen, haben aber keine Ahnung wovon sie reden". "Hast du denn eine Ahnung?" Fragte die Nachbar-Flasche. "Klar, aber ich mische mich da nicht ein, wenn die da vorne sich schon vordrängen. Da bleibe ich lieber ruhig".
Vorne wurde der Vorschlag gemacht, dass Kriterien für den Chef der Flaschen erstellt werden sollen und alle Flaschen dürften Vorschläge einbringen. Eine Flasche sagte, die grösste Flasche sollte Chef werden. "Du bist ja die grösste Flasche!" sagte ein sehr kleine Flasche zu der Flasche, die den Vorschlag mit der Grösste gemacht hat. Jetzt war es vorbei mit der Stille und alle Flaschen redeten und schrien durcheinander und jede Flasche wollte sich Gehör verschaffen.
Ein lauter Knall der Champagner Flasche machte dem Lärm ein Ende, alle lauschten der unheimlichen Stille bis eine Rotwein-Flasche die Idee hatte, dass ein Wettbewerb zeigen soll, welche Flasche der Chef sein soll. Die Flaschen konnten sich aber nicht einigen, welche Art von Wettbewerb und welche Wettbewerbsaufgabe für die Auswahl die richtige sein solle und so teilten sich die Flaschen in vier Blöcke, die Wein-Flaschen, die Wasser-Flaschen, die Champagner-Flaschen und die Schnaps-Flaschen. Alle anderen Flaschen durften sich nicht mehr äussern, da sie keinem Block angehörten und wurden an den Rand gedrängt.
Die grösste Gruppe waren die Weinflaschen, gefolgt von den Wasserflaschen, knapp dahinter die Champagner-Flaschen und die kleinste Gruppe, die Schnaps-Flaschen. Die hochnäsigen Champagner-Flaschen wollten gleich die Führung übernehmen wurden aber sofort von den übermächtigen Wein-Flaschen in die Schranken gewiesen. Die unsicheren Wasser-Flaschen konnten sich für keine Seite entscheiden, waren untentschlossen und blieben diskret im Hintergrund. Die abgebauten Schnaps-Flaschen hielten sich im Hintergrund, sie würden zuerst beobachten und sich später entscheiden, wenn überhaupt.
So kam es, dass nichts geschah, die Flaschen-Blöcke sich gegenseitig blockierten und dabei nicht realisierten, dass sie abgeräumt, zu Altglas verarbeitet wurden und als neue Flaschen wieder in den Umlauf gelangten. Deshalb sind Flaschen Flaschen und bleiben Flaschen auf ewig.
PS: Die Flaschen am Rand wurden übersehen, haben sich weiterentwickelt, erobern nun die Welt als PET-Flaschen und drängen die Glas-Flaschen nach und nach an den Rand.