Sally´s Leben scheint perfekt zu laufen! In der Schule bleiben ihre Noten überdurchschnittlich gut und ihr Schwarm Lucas scheint sich immer mehr für sie zu interessieren. Doch alles nimmt eine dramatische Wendung, als sie plötzlich anfängt Stimmen zu hören. In einer Vollmondnacht nimmt dann das Schicksal seinen Lauf...
„Je vollkommener etwas ist, desto schwerer ist es uns, es zu lieben.“
-Zitat von Walther Rathenau (1867-1922), dt. Industrieller u. Politiker
"Sally! Wie ist die Arbeit gelaufen?" stürmte Abby mir entgegen. "Super! Und deine?" Enttäuscht sah sie mich mit ihren großen, blauen Augen an: "Wieder eine vier..." Ich nahm sie in den Arm: "Ach Süße! Ich habe dir doch gesagt, dass wir beim nächsten Mal einfach noch mehr lernen, okay?" Meine beste Freundin schüttelte wild mit dem Kopf, sodass ihr blonden Locken in alle Richtungen flogen: "Chemie geht einfach nicht in meinen Kopf rein! Es kann ja nicht jeder so gut in der Schule sein wie du..." "Ach was! Ich bin auch nur so gut, weil mir die Themen im Moment liegen! Wenn wir mit dem neuen Thema anfangen, bekommst du bestimmt wieder Einsen und Zweien!" versuchte ich sie aufzuheitern. Abigail zuckte mit den Schultern und zog mich mit sich: "Ist mir jetzt auch erstmal egal! Heute gibt es Spagetti zum Mittag und ich will nicht wieder so lange anstehen!" Ich lachte. Genau so hatte ich sie kennen gelernt. Abby konnte von einen auf den anderen Moment ihre Stimmung ändern und das Thema geschickt wechseln. Mit schnellen Schritten liefen wir in die Mensa und holten uns unser Essen. Gerade als ich einen großen Bissen nahm, schubste Abigail mich aufgeregt an und deutete zur Schlang an der Essensausgabe. Als ich ihrem Blick folgte, verschluckte ich mich fast. Dort stand Lucas, der absolut tollste Junge der gesamten Schule! In seiner Jeans und dem engen T-Shirt kamen seine Muskeln richtig zur Geltung. Gedankenverloren sah ich ihn mir von oben bis unten an, als er sich plötzlich zu uns drehte und mich anlächelte. Mit hochrotem Kopf lächelte ich zurück und ließ den Blick auf mein Essen sinken. Abby lachte leicht, worauf sie einen vernichtenden Blick von mir bekam. "Was denn," sagte sie mit zuckersüßem Lächeln "ich finde es nur höhst amüsant, wie du selbst beim kleinsten Blickkontakt mit hochrotem Kopf das Weite suchst." "Halt die Klappe." murmelte ich und stocherte in meinem Essen. "Okay Sally! Wenn du schon beim Blickkontakt rot wirst, solltest du jetzt lieber verschwinden!" piepste meine beste Freundin aufgeregt. "Hä? Wieso das denn?" Ehe ich ganz ausgeredet hatte, ertönte eine Stimme hinter mir: "Hallo Mädels. Was dagegen, wenn Chris und ich uns dazu setzten?" "Natürlich nicht." übernahm Abby das Wort. Schon saß Lucas neben mir. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich musste unterdrücken, lautstark zu atmen. "Und was hast du im Chemietest?" Ich sammelte mich und antwortete: "1-" "Beeindruckend." zwinkerte mein Schwarm mir zu. "Danke..." lächelte ich und spürte, wie mir die Röte erneut ins Gesicht stieg. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, bis es zum Ende der Pause läutete. "Na dann. Viel Spaß euch noch." flötete Abby und stand auf. Auch ich erhob mich, als Lucas plötzlich nach meinem Arm griff: "Warte mal, Sally! Wie wär´s...also...hättest du vielleicht Lust dich morgen nach der Schule mit mir zu treffen? Also...ich meine morgen ist Freitag und...vielleicht wollen wir ins Kino...oder so." Ich nickte: "Ja...gerne!" Ein breites Grinsen bildete sich auf Lucas' Gesicht: "Super! Ich könnte dich um 4 abholen. Okay?" Wieder nickte ich und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch breiter: "Also um 4, bei dir zu Hause. Ich kann nach einem Film gucken, wenn du möchtest." "Klar. Kino klingt gut." stotterte ich, als ich meine Sprache wiedergefunden hatte. "Dann ist das beschlossen. Bis morgen." "Ja. Ciao!" Steif lief ich zu Abby und viel ihr um den Hals. "Du hast ein Date?" fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. "Ich hab ein Date!" bestätigte ich überglücklich. Jetzt konnte nicht mal eine Doppelstunde Mathe meine Stimme vermiesen. Ja. Mein Leben schien perfekt!
„Entscheidungen haben sich nicht mehr nach vorhandenen Mitteln zu richten, sondern die Mittel werden durch Entscheidungen geschaffen.“
-Situ U Thant (1909-74), birman. Politiker
Freitag 15:47 Uhr.
Aufgeregt lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Alle zwei Minuten warf ich einen Blick in den Spiegel. Saßen die Haare? Wie war das Make-Up? Soll ich mich vielleicht nochmal umziehen? Zu viele Fragen schwirrte in meinem Kopf und ich konnte nicht anders und zog mich nochmal komplett um. Das Ergebnis war ähnlich, wie das Erste, aber jetzt fühlte ich mich um einiges wohler und selbstbewusster. 15:54 Uhr. In ungefähr 6 Minuten würde Lucas hier aufschlagen. Ich warf einen prüfenden Blick in meine Handtasche. Geld, Schlüssel, Handy. Alles wichtige war drin. Make-Up brauchte ich nicht einzupacken, da ich sowieso nicht so viel geschminkt war. Es klingelte an der Tür. 15:58 Uhr. Mein Herz raste und ich nahm zwei Stufen der Treppe auf einmal. Bevor ich die Tür öffnete, atmete ich noch einmal tief durch. So lässig wie möglich stand ich Lucas entgegen und begrüßte ihn. "Ich dachte, wir könnten das Stück zum Kino laufen. Außer du möchtest mit Bus fahren." schlug er vor. "Nein. Es ist okay so." Wieder breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus und wir gingen los. Der Film war genau mein Geschmack. Eine Mischung aus Fantasy und Horror, mit einer spannenden Lovestory. Nachdem der Film zu ende war, beschloss Lucas mich noch zum Essen auszuführen. Nichts besonders großartiges. Nur ein kleiner Imbiss, dennoch fand ich es ziemlich süß. Während wir auf unser Essen warteten, lachten wir viel, auch wenn es nur ziemlich banale Dinge waren. "Nicht! Ich bezahle dir das!" meinte Lucas, als ich mein Portmonee aus der Tasche holte. "Ich möchte aber nicht, dass du mir das bezahlst!" trotzte ich. "Ich habe dich eingeladen, also bezahle ich auch!" Ehe ich mich versah, hatte mein Begleiter dem Kellner das Geld in die Hand gedrückt und sich verabschiedet. "Du solltest netter zu mir sein!" meinte ich, als wir auf dem Weg zu mir nach Hause waren. "Ich habe dir dein Essen bezahlt!" "Ja das hast du. Gegen meinen Willen." "Sally ich verstehe dich wirklich nicht! Jedes Mädchen wäre froh, wenn der Junge das Essen bezahlst und du willst dich mit mir streiten?" Lucas meinte es nicht so. In seiner Stimme schwang ein ziemlich belustigter Unterton mit. "Ich bin immerhin nicht jedes Mädchen. Außerdem brauchst du dein Geld bestimmt noch für andere Dinge." "Zum Beispiel?" "Was weiß ich. Jungskram halt." Jetzt lachte Lucas los. Sehr laut und sehr langanhaltend. Ich stemmte meine Hände in die Seiten und sah ihn empört an: "Finden sie das lustig, mein Herr?" "Ja. So ziemlich." Er wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und legte mir einen Arm um die Schulter: "Du weißt, dass ich das nicht so mein, oder?" "Natürlich." Erleichtert atmete Lucas aus und wir setzten den Weg fort. 'Sayowa' Erschrocken drehte ich mich zu Lucas. Er sah mich verwirrt an: "Ist etwas?" "Hast du nicht grade meinen Namen gesagt?" Stutzig schüttelte er mit dem Kopf. "Oh. Sorry. Ich muss es mir wohl eingebildet haben." Lucas nickte lächelnd und ging nicht weiter darauf ein. Vor meiner Haustür blickten wir uns lange an. "Es war wirklich sehr schön. Wir sollten das öfter machen." schlug Lucas vor und ich nickte. Mein Körper war wie gelähmt. Was sollte ich jetzt machen? Ihn umarmen? Doch zum denken war keine Zeit mehr. Lucas hatte mir einen Kuss auf die Stirn gegeben und war mit einem Winken verschwunden. Kaum war er nicht mehr zu sehen, fing ich an zu grinsen. Ja. Es war die richtige Entscheidung mich mit ihm zu treffen! Überglücklich schloss ich die Tür auf und tanzte in die Küche, wo meine Tante Tee trinkend eine Zeitschrift las. "Da ist aber jemand glücklich." Ich nickte nur und nahm mir ein Glas Apfelsaft. "Also war dein Date gut?" versuchte meine Tante mich noch einmal anzusprechen. Wieder konnte ich nur nicken. Sie lachte leicht auf: "Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Hoffentlich ist er gut zu dir." "Ich werde ihn dir noch vorstellen." zwinkerte ich ihr zu. Sie zwinkerte zurück und stand auf. "Ich werde ins Bett gehen. Morgen früh muss ich wieder arbeiten. Würdest du das Mittag machen." "Natürlich Tante Clara!" "Dankeschön, Schatz. Bis morgen." "Bis morgen." Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging in mein Zimmer. 'Sayowa' Wieder diese Stimme. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer streifen. Niemand schien da zu sein. 'Sayowa' "Wer ist da?" sagte ich mit erstickter Stimme. 'Sayowa. Das Buch!' Buch? Buch? Ich suchte meinen Kopf nach einem Gedanken an ein Buch ab. 'Das Buch! Die Truhe!' Ich ging mit steifen Schritten zu meinem Bett und zog die Holztruhe darunter hervor. 'Der Schlüssel' Ich nahm mein Halsband ab und steckte den Schlüssel ins Schloss. Mit einem Klack öffnete sich die Truhe und ich nahm das in Leder eingeschlagene Buch heraus. 'Es wird Zeit!' Tante Clara hatte mal gesagt, dass ich dieses Buch erst ansehen sollte, wenn ich alt genug wäre. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, sie sagte nur, dass ich merken würde, wenn es so weit wäre. 'Du bist alt genug. Du bist es.' Diese Stimme machte mich wahnsinnig. Dennoch hatte sie etwas vertrautes. 'Öffne es. Es ist für dich bestimmt.' Zitternd legte ich das Buch vor mir hin. Wollte ich es wirklich öffnen? Würde ich die richtige Entscheidung treffen, wenn ich mir dieses Buch ansah?
Julietta Whisper - Dein Titel hat mich angeregt, einen Blick in deinen Roman zu werfen. Du beschreibts deine Charaktere ausreichend, sodass man sich ein Bild von ihnen machen kann Alles scheint so normal zu sein und ich bin gespannt, wann das erste *Whispern* zu Sally gelangt und das Schicksal seinen Lauf nimmt ;)) Lg Julietta |