Sonstiges
Auf sanften Pfoten Teil 2 - aus dem Alltag einer Katze

Tja, das Schreiben macht direkt Spaß. Diese Erinnerungen, die dabei immer wieder hochkommen...

Ob ich es schaffen werde, jeden Tag ein neues Kapitel einzustellen? Gut, nicht jeden Tag, denn dazwischen muss ich ja auch meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: dem süßen Nichtstun, darin habe ich inzwischen eine gewisse Perfektion erreicht, nur schade dass das keine olympische Disziplin ist...

Kapitel 2

Zur Freude meiner Mutter entwickle ich mich prächtig und stehe nach einigen Tagen emsigen Übens ganz fest auf meinen Beinen.

."Gut, man kann es nicht unbedingt Laufen nennen, eher Krabbelversuche, aber immerhin", Mama scheint mit meiner Leistung zufrieden zu sein. Ich werde tatsächlich gelobt und bin richtig stolz auf mich.

Auch das  mit dem Gleichgewicht pendelt sich langsam ein, kleine Schwierigkeiten gibt es nur noch mit vollem Magen.

Nach dem Frühstück war ich etwas unaufmerksam und bin prompt nach dem ersten Steppschritt hingeplumpst und was macht mein Bruder?

Erraten, er hat sich breitbeinig vor mich hingestellt und gelacht.

Gelacht, gelacht bis auch er auf die Nase gefallen ist.

Daraufhin hat uns Mama mit den Worten: "Jetzt wird eine Runde geschlafen, ich will kein Wort mehr hören", kurzerhand ins Bett befördert.

Essen,  Körperpflege, schlafen und wieder essen - die Zeit vergeht wie im Fluge, ich glaube langsam entwickle ich mich vom Katzenbaby zum Katzenkind.

Wurde auch schon Zeit, denn ich habe noch viel vor.

Ich will endlich die Welt erkunden und will wissen  woher diese unterschiedlichen Geräusche kommen, die mich manchmal beim Einschlafen stören. Ich will den Wind kennenlernen, der nachts immer an unseren Dachschindeln rüttelt und ich will...egal, ich will so vieles.

Sicherlich, wir haben es gemütlich hier auf dem Heuboden. Es duftet nach Blumen und Kräutern. Die Sonne schickt ihre schönsten Strahlen vorbei, die neugierig durch die Dachluke spähen und unser Bett ist kuschelig und warm. Mama ist fast den ganzen Tag bei uns und umsorgt uns liebevoll.

Doch ganz so sorgenfrei leben auch Katzenkinder nicht.

"Lernen, lernen und nochmals lernen, Kinder!" Das ist Mamas Lieblingsspruch, ihn hören wir jeden Morgen.

"Nur dem Tüchtigen gehört die Welt!" Mit diesen Worten holt sie uns immer zur Lernstunde nach dem Mittagessen.

Heute war wieder Singstunde. Urlangweilig, dieses ewige Mi-auu

Ich beherrsche es schon tadellos, in sanfter Tonlage mit Betonung auf den Schlussvokalen, wie es sich für ein Katzenkind gehört.

Doch mein liebes Brüderlein, eine einzige Katastrophe. Was der immer zusammenmaunzt, einfach schrecklich. Viel zu laut und mindestens um eine Oktave zu hoch.

Ob er es je begreifen wird?

Dabei war eine Ururgroßtante von uns Solosängerin bei den Bremer Stadtmusikanten. Dieses  Talent hat er bestimmt nicht geerbt.

Aber was soll's, meinetwegen kann er piepsen wie eine Maus. Ich bin müde und ....uuaah....gerade wieder am Einschlafen.