Gedichte
Machtgehabe - ..oder der Sinn des Seins

Machtgehabe

Der Himmel rief "Ich bin unendlich weit,

erhaben über Raum und Zeit"!

Er schaut herunter auf den Berg:

"gegen mich bist Du ein Zwerg!"

Der Berg, er dröhnte, bröckelt Stein:

"Hey was bildest Du dir ein?

Ich bin ganz und gar nicht klein!

Da steht ein Baum im Abendlicht,

gegen mich ist er ein Wicht"!

Der Baum raschelte im Wind:

"Es gibt viele die kleiner noch sind,

das Pferd das dort im Grase frisst,

sieh wie klein es für mich ist"!

Das Pferd über die Weide flieht

Und plötzlich eine Katze sieht,

„hast Du gewusst, mein Tigerlein

gegen mich bist du ganz klein“

Die Katze sieht es unverdrossen:

„Es gibt noch kleinere Genossen,

der Floh der mir im Pelze klebt,

ist noch kleiner wie ihr seht!“

Der Floh hüpft runter von der Katze

setzt sich auf dessen Vordertatze,

„So meint ihr denn nun alle hier,

ich sei gewiss das kleinste Tier?

Ihr habt Recht ich bin schon klein.

Doch ich seh auch den Sonnenschein,

seh auch den Himmel, seh die Sterne

und die Berge in der Ferne,

und bin ich auch das kleinste Tier,

leb ich doch gern, genau wie ihr!“

Der Himmel wehte, strahlte froh,

„gar nicht so dumm, der kleine Floh!“

Lydia Möller 12.03.2013