Kurzgeschichte
Das 10. Gebot - Titel geändert

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"Das 10. Gebot - Titel geändert"
Veröffentlicht am 26. Februar 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Das 10. Gebot - Titel geändert

Das 10. Gebot - Titel geändert

Beschreibung

Ein Tag im Kreise meiner Familie

Erinnerungen einer Großmutter

 

Ich bin verliebt in meine 17jährige Enkelin. Das, was mir bei meinen eigenen Kindern  nur am Rande vergönnt war, genieße ich jetzt. Viel Zeit um ihr Wachsen zu erleben, die Trotzphasen, das erste Verliebtsein, ihre Liebe zu Tieren und Menschen, das Verständnis älteren Menschen gegenüber, kurzum, all das erlebe ich jetzt mit allen offenen Sinnen und ich muss sagen, ich finde sie perfekt. Andere sehen sie mit anderen Augen, aber ich bin begeistert von ihr.

Ich zittere mit ihr bei jeder Arbeit, die sie schreibt, fahre zu jedem Reitturnier, wo sie dabei ist und drücke mir die Daumen kaputt. Manchmal umsonst, aber sie kann Niederlagen gut weg stecken. Wenn sie gewinnt, bin ich vor Anspannung in Tränen aufgelöst und sie muss mich trösten.

Wenn sie sich vor dem Spiegel dreht und wendet, und sich wie immer zu dick und zu klein findet, denke ich wehmütig an meine eigene Jugend. Ihren Wunsch Topmodel oder Sängerin zu werden hat sie Gott sei Dank aufgegeben.

Ich platze vor Stolz, wenn sie sagt, dass sie mir doch im Wesen viel ähnlicher ist als ihrer Mutter. Doch , wenn ich ehrlich bin, wäre es für sie doch besser, sie hätte etwas mehr von ihr. Denn die hat den klareren Verstand und den Realitätssinn ihres Vaters. Wir beide sind wohl etwas verrückter.

 

Es ist Freitag. Freitag ist  seit Jahren mein Familientag.

Frohgemut mache ich mich auf den Weg. Nach einer halben Stunde Bahnfahrt mache ich mich über die Bügelwäsche her, die seit einem Jahr doch sehr geschrumpft ist. Der Grund: Lucas der Älteste ist in eine Studenten WG gezogen, und kommt nur mal sporadisch nach Hause. Als ich die Tür öffne, flieht die Katze vor mir. Ich gebe mir doch so viel Mühe, mich mit ihr anzufreunden, doch sie hat mir wohl nie verziehen, dass ich sie mal Vogelmörder genannt habe.

Nach Absprache mit meiner Tochter sind heute Kartoffelpuffer angesagt. Das heisst: Lucas kommt.! Kartoffelpuffer sind nämlich sein Lieblingsgericht.

So nach und nach trudelt die Familie ein. Große theatralische Begrüßung zwischen Rike und mir. Meine Tochter Maren steht dahinter und sagt : „Und ich?“  Natürlich wird das sofort nachgeholt. Lucas steht mit unbeteiligtem Gesicht dahinter. Solche Gefühlsäußerungen sind ihm ein Gräuel. Er gibt mir die Hand und sagt :“ Tach Oma, wie geht’s?“  Schade, ich konnte nie in sein Innerstes rein gucken. Das wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Aber Kartoffelpuffer zaubern wenigstens ein Lächeln auf sein Gesicht. Nach dem Essen und Lobeshymnen auf die Puffer bleiben wir immer noch etwas sitzen, um die Ereignisse des Tages auszutauschen.

„Mama“ sagt Rike, hast Du daran gedacht, das Buch über den Buddhismus zu bestellen?“ „Über den Buddhismus?“ der sonst nicht so gesprächige Lucas wird hellhörig. „JA, sagt Maren, Rike wollte den Unterschied zwischen Christen und dem Buddhismus wissen. Das sollte sie sich mal in diesem Buch nachlesen.“

„Aber wir sind doch Christen“ wirft Rike ein, was ihre Mutter bejaht.

„Na ja,“ sagt der immer kritische Lucas ,“so richtig Christen wohl doch nicht. Wir gehen ja nie in die Kirche, außer Weihnachten.“ „ Woraufhin Maren bemerkt:“ Ich habe Euch aber nach dem christlichen Glauben erzogen.“ Ich bin  beeindruckt, dass ihr immer eine passende Antwort einfällt. „Nach dem christlichen Glauben ? Und was heisst das ?“ frage ich gespannt auf ihre Antwort.

„Na, nach den 10 Geboten“ erwidert sie freimütig. Jetzt will ich es doch ganz genau wissen. „Weißt Du auch, wie das sechste Gebot heißt?“ frage ich scheinheilig. Und wie aus der Pistole geschossen kam es „Natürlich, Du sollst nicht ehebrechen !“

Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet, Dass sie das noch wusste!!

Nun kommt auch Rike wieder zu Wort:“ Oma, ich kann Dir sogar alle Gebote noch aufsagen. Im Zehnten steht zum Beispiel, dass Du Deinem Nachbarn nicht die Frau und die Putzfrau wegnehmen sollst“.

Schallendes Gelächter erfüllt den Raum.

Ja, so verändern sich die Worte und Begriffe in Laufe der Jahrhunderte.

 

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Brigitte

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Brigitte Re: -
Zitat: (Original von Zentaur am 17.07.2013 - 11:26 Uhr) Liebe Brigitte,
ich habe auch seit vier Jahren das Glück Oma sein zu dürfen. Und du hast Recht, man erlebt die kleinen Sonnenscheine ganz anders, als einstmals die eigenen Kinder.

lg Helga

So ist es. Man hat jetzt viel mehr Ruhe und Verständnis für alles. Danke für das Lesen LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur Liebe Brigitte,
ich habe auch seit vier Jahren das Glück Oma sein zu dürfen. Und du hast Recht, man erlebt die kleinen Sonnenscheine ganz anders, als einstmals die eigenen Kinder.

lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: Eine sehr hübsche -
Zitat: (Original von kullerchen am 13.07.2013 - 14:47 Uhr) und Realitätsnahe Geschichte. Ich bin ebenfalls vernarrt in meinen Enkel, sieben ist er und irgendwas zwischen einem kleinen Teugel und einem großen Engel. Ich verstehe dich also.

Ich denke, wenn man seinen KIndern bestimmte Werte beibringt, ihnen erklärt, dass nicht alles im Leben sebstverständlich ist und das man das tägliche kleine Glück genauso toll finden kann, wie auch ein großes im Leben, dabei ehrlich mit ihnen ist, dann ist man eine gute Lehrerin fürs Leben.

Auch die verschiedenen Glaubensrichtungen zu studieren, um die Menschen besser kennen zu lernen, kann nicht verkehrt sein. Na, klar kommen dann auch so süße Gedanken dabei raus.

Familie ist etwas so Wertvolles, man sollte sie bedingungslos lieben und ihnen alles mitgeben, was im Leben so wichtig ist.

Habe deine Geschichte sehr gerne gelesen! Auf Wiederlesen, Kullerchen!

Vielen Dank liebes kullerchen fürs Lesen und Deinen wie immer so ausgiebigen Kommentar. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende LG Brigitte
Kommentar.
Vor langer Zeit - Antworten
kullerchen Eine sehr hübsche - und Realitätsnahe Geschichte. Ich bin ebenfalls vernarrt in meinen Enkel, sieben ist er und irgendwas zwischen einem kleinen Teugel und einem großen Engel. Ich verstehe dich also.

Ich denke, wenn man seinen KIndern bestimmte Werte beibringt, ihnen erklärt, dass nicht alles im Leben sebstverständlich ist und das man das tägliche kleine Glück genauso toll finden kann, wie auch ein großes im Leben, dabei ehrlich mit ihnen ist, dann ist man eine gute Lehrerin fürs Leben.

Auch die verschiedenen Glaubensrichtungen zu studieren, um die Menschen besser kennen zu lernen, kann nicht verkehrt sein. Na, klar kommen dann auch so süße Gedanken dabei raus.

Familie ist etwas so Wertvolles, man sollte sie bedingungslos lieben und ihnen alles mitgeben, was im Leben so wichtig ist.

Habe deine Geschichte sehr gerne gelesen! Auf Wiederlesen, Kullerchen!
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Brigitte Re: -
Zitat: (Original von schnief am 12.07.2013 - 19:39 Uhr) Wie schön , wenn sich die Familie versteht.
LG
Schnief

Ja wir haben immer viel Spass miteinander. Dankeschön fürs Lesen liebe Schnief und ein schönes Wochenende LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Wie schön , wenn sich die Familie versteht.
LG
Schnief
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: liebe Brigitte -
Zitat: (Original von mariot am 12.07.2013 - 19:18 Uhr) eine intakte Familie ,,,
wie schön das ist

lieber Gruss
niki

Na so ganz intakt auch wieder nicht, dafür schießt die andere Tochter quer. Aber ich glaube unter jedem Dach gibts ein kleines "Ach". Vielen Dank liebe Niki für Deinen Kommentar und das Lesen. Ich wünsche dir einen schönen Abend LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: So ähnlich ist es auch in unserer Familie! -
Zitat: (Original von Tintoletto am 12.07.2013 - 16:02 Uhr) Ich ähnel eher meiner Großmutter, und meine Tochter kommt charakterlich auch eher nach ihrer Omi! Es überschlägt quasi eine Generation (hatte mir auch eine Wahrsagerin 'mal bestätigt;) scheinbar haben wir nicht nur die Freude am Schreiben gemeinsam, liebe Brigitte ...
glG Tinti

Ich habe leider nur eine Oma mal kennen gelernt, und das , als ich noch klein war. Sie wohnte zu weit entfernt., und ist zu früh gestorben, so daß ich keine richtige Erinnerung mehr an sie habe. Schade! Aber deshalb genieße ich das Omasein sehr. Danke für Dein Lesen , deine Treue und überhaupt ... Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
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