Beschreibung
Es ist nicht so, wie es aussieht....
Zusammenfassung der Teile1 - 4....ab heute geht es weiter...;-))
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Kapitel 1
Der Flieger war pünktlich gelandet und Anna freute sich wie verrückt darauf, ihn endlich zu sehen. Die letzten zehn Tage waren unglaublich arbeitsintensiv und einsam gewesen. Sie sehnte sich danach, ihren Kopf an seine Schulter zu legen und die Wärme seines Körpers zu spüren. Die Taxifahrt dauerte wie erwartet fast eine halbe Stunde, obwohl der Verkehr um diese Urzeit ohne größere Verzögerungen durch die Metropole floss.
Sie bezahlte den Fahrer, warf sich die Reisetasche über die Schulter und lief die sieben Stufen bis zum Eingang ihres Hauses hinauf, schloss die schwere Eichentür auf und ging beschwingten Schrittes durch das Entreè bis zum Fahrstuhl. Im dritten Stock stieg Anna aus, bog rechts in den Flur ein und stand nach kurzer Zeit vor der Wohnung mit der No. 135, in der sie seit fast vier Jahren wohnte. Leise drehte sie den Schlüssel in dem Türschloss um und trat ein. Es brannte Licht im Flur. Er schien noch nicht zu schlafen, denn sie hörte leise Musik aus den hinteren Räumen der Wohnung. Geräuschlos stellte sie ihr Gepäck ab und ging auf Zehenspitzen in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
Ein merkwürdig süßlicher Parfümgeruch schwängerte die Luft und Anna schaute sich irritiert im Flur um. An der Garderobe hing eine kleine rote Lederjacke, die eindeutig nicht ihr gehörte. Was war hier los? Sie ging zögernd weiter. Im Wohnraum herrschte ein heilloses Durcheinander,- Kleidung lag überall verstreut auf dem Fußboden, zwei Weingläser und mehrere Flaschen standen noch halbgefüllt auf dem Tisch. Der Aschenbecher lief fast über und aus den Boxen erklang gerade Claptons "Wonderful tonight". In Annas Kehle hatte sich ein Knoten gebildet und sie hatte Mühe zu schlucken. Das Herz pumpte in ihrer Brust, als wüsste es intuitiv, dass jetzt erhöhte Sauerstoffzufuhr im Hirn erforderlich war, um nicht zu kollabieren. Mit weichen Knien ging sie vorsichtig die Treppe ins Obergeschoss hinauf und blieb vor der angelehnten Schlafzimmertür stehen. Sie schloss die Augen und holte tief Luft.
Mit einem Finger gab sie der Tür einen kleinen Stoß und nun hatte sie freie Sicht auf das Bett. Etwas blondbemähntes Weibliches saß rittlings auf dem Becken ihres Freundes und schien großes Vergnügen an dieser Übung zu haben, denn ihr leises kehliges Stöhnen war leider nicht zu überhören. Anna musste sich an den Türrahmen lehnen, um nicht um zu fallen. Er erhob seinen Oberkörper gerade und nahm die Blondine in den Arm. Dabei schaute er über ihre Schulter direkt in die Augen von Anna und stellte schockiert jede Bewegung ein. Er starrte Anna weiterhin fassungslos an und die Dame auf ihm bemerkte auch endlich, dass etwas nicht stimmte.
Nun trafen Anna zwei nicht besonders intelligent drein blickende Augenpaare. Stille. Eine entsetzliche Stille breitete sich im Zimmer aus und kroch unter die Haut.
"Es ist nicht so, wie es aussieht, Schatz", versuchte er zu erklären.
Anna bewegte sich als Erste. Sie schluckte und konnte nicht fassen, wie unerhört dämlich er reagierte. Am Liebsten hätte ihn geohrfeigt oder ihm etwas Hartes an seinen erregten Kopf geworfen. Sie schüttelte leicht den Kopf. Ihr Mund war trocken wie die Sahara und es kostete sie Mühe, mit fester Stimme zu sprechen:
"Oh nein, natürlich nicht. Was macht sie denn gerade? Deine Temperatur messen? Pass genau auf. Ich gehe jetzt duschen und wenn ich damit fertig bin, ist dieses....dieses Weibstück verschwunden.....und öffne die Fenster, damit der widerliche süße Gestank verschwindet !"
Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und ging wie hypnotisiert die Treppe zum Bad hinunter...zog sich auf dem Weg dorthin aus und ließ die Kleidungsstücke achtlos auf den Boden fallen.
Das heiße Wasser strömte fein wie Sommerregen aus dem großen Duschkopf und hüllte Anna in einem flüssigen Kokon ein, der ihre Haut wärmte und massierte. Sie nahm nichts davon wirklich wahr....sie spürte nur ihr rasendes Herz und die Überkeit, die sich in ihr ausbreitete. Ihre Tränen mischten sich unter die anderen glasklaren Tropfen und flossen unerkannt hinaus in die Anonymität der Kanalisation dieser großen Stadt....
Kapitel 2
Anna hatte keine Ahnung, wie lange sie schon so regungslos unter der Dusche stand,- die Muskeln in ihrem Körper schienen nicht mehr funktionieren zu wollen, denn plötzlich versagten ihre Beine und sie sackte in sich zusammen. Sie weinte immer noch. Nicht laut - es war ein leiser steter Fluss, der sich den Weg über ihre Wangen suchte und sie hatte das Gefühl, mit jeder verlorenen Träne verließ auch ein Quäntchen Energie ihren Körper.
Was sollte sie nur tun? In ein paar Minuten würde sie ihm gegenüber stehen und er würde ihr irgendeine Geschichte erzählen. Egal, wie gut oder schlecht sie sein würde - inakzeptabel war sein Verhalten ohnehin...
Mit einem Bademantel bekleidet kam sie in das Wohnzimmer, nahm sich ein sauberes Weinglas aus der Vitrine und schenkte es sich randvoll. Er saß rauchend auf der Lehne des großen Ledersessels und schaute sie irritiert an. Sein Jeans hatte er sich wenigstens angezogen,- allerdings bedauerte sie zutiefst, dass er darauf verzichtet hatte, auch seinen Oberkörper zu bekleiden. Selbst jetzt noch, in dieser Situation, hatte er eine verheerende Wirkung auf sie und das trug nicht zu ihrer Selbstsicherheit bei, die sie so dringend brauchte.
" Möchtest du eine Zigarette," fragte er sie und zündete sich erneut einen Glimmstengel an.
" Nein...danke, " meinte sie leise und nahm stattdessen einen großen Schluck Wein.
"Können wir reden?"
" Was möchtest du mir denn sagen? Das es nicht so war, wie es aussah, weiß ich ja schon. Oder versuchst du es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit....? Falls du das hin bekommst, höre ich dir zu....bitte, für Geschichten ist jetzt nicht der richtige Moment, ok!"
Und dann erzählte er von den Proben im Studio und den zermürbenden Stunden, bis das Demo-Band endlich fertig war. Die ganze Band hatte viel getrunken und zogen nach Beendigung der Aufnahmen noch gemeinsam um die Häuser. Irgendwann war sie mit noch einer Freundin aufgetaucht,- in einem lokal, an dessen Namen er sich nicht einmal mehr erinnern konnte. Er nahm sie einfach mit,- er hatte nicht gefragt, ob sie mitgeht. Nein, es war ganz selbstverständlich....die logische Konsequenz der vergangenen Stunden.
" Ich wollte nicht mit ihr ins Bett, ehrlich - aber dann ist es irgendwie doch passiert. Du weißt doch, wie das so läuft," schloss er seine Erklärung.
" Wie, und das ist alles, was du mir dazu sagen kannst?
" Naja, du weißt doch genau, dass ich dich liebe. Worüber reden wir hier?"
" Ich fasse es nicht. Du hast nichts verstanden, oder? Liebe? Du glaubst, du liebst mich? Meiner Meinung nach, weißt du nicht einmal, wie Liebe geschrieben wird!"
Anna war völlig außer sich. Wie konnte er ihr in dieser Art und Weise sein Verhalten erklären wollen? Dieser Mann hatte nicht die geringste Ahnung, wie verletzend sein Benehmen war. Er schaute sie verständnislos an, zog an seiner Kippe und wartete, dass Anna weiter sprach.
"Ich will, dass du deine Klamotten packst - sofort! Ich kann dich nicht länger ertragen!"
"Komm Schatz, jetzt mach doch nicht so eine große Sache daraus. Es tut mir Leid, ehrlich!"
" Keine große Sache? Du hast echt Nerven. Ich finde dich mit einer anderen Frau im Bett und du sagst mir, ich soll keine große Sache daraus machen."
" Hey, die Kleine war gar nicht mein Typ. Du weißt doch, dass ich Langhaarige sowieso nicht mag. Und blond..., aber ich hatte einfach zu viel gesoffen."
Das Weinglas, dass sie ihm mit voller Wucht entgegen schleuderte, traf ihn direkt an der Schulter. Der Wein verteilte sich in vielen kleinen Rinnsalen auf seiner nackten Brust und tropfte schließlich auf die Terrakotta-Fliesen des Fußbodens. Er lachte nur und kam jetzt etwas wankend auf Anna zu.
" Verschwinde endlich! Pack deine Sachen und hau ab....bitte!
Er packte sie an den Schultern und wollte sie mit sanftem Druck an sich ziehen, doch Anna stieß ihn mit aller Macht von sich,- verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts um, wie ein Baum. Die Flaschen und Gläser auf dem Tisch klirrten beim umfallen und zerbrachen teilweise, als er die Tischkante berührte.
Auf dem Fußboden unter dem Tisch, bildete sich eine kleine rote Pfütze, die von dem Wein gespeist wurde, der in den Fugen sammelte. Er lag bewegungslos auf den kalten Fliesen.
Anna schaute erst erstaunt - dann begriff sie, dass er anscheinend das Bewußtsein verloren hatte und eilte an seine Seite. Sie schrie ihn an, schlug ihm ins Gesicht, aber er reagierte nicht. Sie ging ganz dicht mit ihrem Ohr an seinen Mund. Verdammt er atmete nicht mehr.......
Kapitel 3
Dieses verfluchte Neonlicht schmerzte,- es stach in ihren Augäpfeln, wie viele kleine Nadeln - es brannten die Augen und Tränen liefen unkontrolliert über Annas käsiges Gesicht. Hier, auf dem Flur der Intensivstation herrschte eine gespenstische Stille, -nur ab und zu tauchte , wie aus dem Nichts,- jemand von Pflegepersonal auf, schwebte über den Gang und verschwand ebenso geisterhaft hinter einer Tür. Anna wartete. Wartete darauf, dass man ihr endlich sagte, dass Gavin noch lebte. Wieder und wieder malträtierten sie die Bilder der vergangenen viereinhalb Stunden. Seit dem Moment, als das Notarzt-Team eintraf, hatte sie alles nur noch wie einen Film mit geschnitten. Jede Kleinigkeit war in ihrem Gedächnis gespeichert und sorgte nun in regelmäßigen Abständen dafür, dass sie sich übergeben musste. Sie fühlte nichts, nur die Überkeit und das Brennen in den Augen. Sonst nichts. Ihre Brust war wie zugeschnürt und wenn sie tiefer zu Atmen versuchte, stach es heftig zwischen ihren Schulterblättern.
Wie konnte das alles nur geschehen? Irgendwie wünschte sie sich, dass es nur ein beschissener Traum war und wenn sie aufwachte, würde Gavin sie im Arm halten und ihre Welt wäre halbwegs in Ordnung. Die Flügeltür öffnete sich und drei Ärzte in OP- Grün kamen auf sie zu.
" Sind Sie die Lebensgefährtin von Herrn Sattler?" fragte mich ein Mittvierziger mit Ansatz von grauen Schläfen und einer beruhigenden Stimme.
" Ja, das ist richtig," antwortete Anna angespannt.
" Mein Name ist Dr. Adams und dies sind meine Kollegen. Wir haben Herrn Sattler operiert. Die OP ist gut verlaufen,- wir konnten die Blutung im Gehirn stoppen. Leider hat die Blutung erhebliche Schäden angerichtet. Wie sich diese auswirken werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand vorher sagen."
" Ja...ich meine, was heißt das denn nun genau? Er wird leben, oder?"
" Auch das kann ich Ihnen nicht versprechen. Die nächsten Stunden sind kritisch."
" Oh nein, bitte...Kann ich ihn sehen? Ist er ansprechbar?"
" Ja, sie können ihn sehen und nein, er ist nicht bei Bewusstsein. Er ist aus dem Koma nicht erwacht. Wir halten seine Vitalfunktionen künstlich aufrecht. Wußten Sie, dass er ein Aneurysma hatte?"
" Bitte, was hatte er? Was ist ein Aneurysma?"
" Eine Veränderung der Gefäßwand,- eine Aussackung....wie ein kleiner Ballon. An dieser Stelle ist die Wand sehr dünn und kann reißen, wie hier geschehen."
" Nein, das wußte ich nicht und ich bin mir sicher, dass Gavin auch keine Ahnung hatte."
" Aber da ist noch etwas Anderes. Herr Sattler war voll gepumpt mit einem Drogencocktail, der zu einem enormen Blutdruckanstieg geführt hat. Bei seinem Sturz ist dann das Gefäß geplatzt. es hätte aber auch ohne den Sturz geschehen können. Es war nur eine Frage der Zeit."
" Drogencocktail? Gavin hat keine Drogen genommen, abgesehen von Alkohol und Zigaretten und manchmal was zum Schlafen. Aber nicht regelmäßig. Ich verstehe das alles nicht. Er wirkte zwar nicht nüchtern, aber ...." Anna brach die Stimme, - sie konnte nicht mehr. was war hier nur los?
" Es tut mir Leid, Ihnen das alles sagen zu müssen, aber Herr Sattler hat ja außer Ihnen keine Bezugspersonen, soviel wir ermitteln konnten. Das ist doch richtig?
Anna nickte nur.
" Sie werden noch von Beamten der Kripo besucht werden. Da gibt es noch einige ungeklärte Fragen. Also, wenn sie jetzt keine Fragen mehr an mich haben, würde ich sie gerne zu Herrn Sattler bringen, wenn sie soweit sind."
" Ja, natürlich....bitte, führen sie mich zu ihm", bat Anna abwesend und folgte dann wie in Trance den Ärzten über den endlos langen Gang..
Kapitel 4
Anna schloß wie fremdgesteuert die Wohnungstür auf. Dem Taxifahrer hatte sie apatisch einen Geldschein in die Hand gedrückt und sich einfach abgewendet,- er hatte ihr noch etwas nachgerufen, aber sie verstand den Inhalt seiner Worte nicht. Irgendwie hatte sie keine Ahnung, was sie zum Teufel hier machte. Sollte sie nicht bei ihm sein, hämmerte pausenlos dieser Gedanke in ihrem Hinterkopf? Nein, sie konnte nicht. Nicht jetzt. Alles in ihr fühlte sich kalt und leer an. Selbst als sie vor Gavins Bett gestanden hatte,- mit diesen vielen Schläuchen, die überall aus seinem Körper zu kommen schienen,- hatte sich lediglich ihr Pulsschlag auf diesen widerlichen künstlichen Pieptonrythmus des Überwachungsmonitors eingestellt....
Alles sah noch so aus, wie vor Stunden, als sie die Wohnung mit dem Rettungsdienst verlassen hatte. Mit ausdruckslosem Blick schaute Anna sich im Zimmer um, sammelte ein paar Glasscherben vom Boden auf und legte sie sich auf ihre Handfläche, um sie gedankenlos anzustarren.
Es schellte an der Tür. Anna schlurfte zur Gegensprechanlage und nahm den Hörer ab.
" Hallo!?" war alles, was sie sagte.
" Guten Morgen. Mein Name ist Cooper, NYPD. Spreche ich mit Frau Anna Jacobsen?"
" Ja...", antwortete sie leise, drückte den Türöffner und ließ die Wohnungstür weit offen stehen, während sie sich langsam zurück ins Wohnzimmer schleppte.
Es dauerte nicht lange, dann standen zwei Polizisten im Türrahmen und schauten sie irer Meinung nach auf seltsame Weise an.
" Hallo, da sind wir also," meinte der Größere von Beiden,- ein junggebliebener Typ , Mitte vierig, der anscheinend versuchte, mit einem kleinen Lächeln die Situation zu entschärfen.
" Hallo,- bitte setzen sie sich," gab Anna zurück und blieb weiterhin wie angewurzelt in der Mitte des Raumes stehen.
" Danke sehr. Ich habe mich ihnen noch nicht vorgestellt. Carl Meyer; sehr erfreut," meinte der andere Polizist und kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
Anna starrte ihn an und versteifte sich noch mehr. Auf ihrer Handfläche balancierte sie immer noch die Glasscherben. Meyer beobachtete sie genau, während er auf sie zuging. Er spürte deutlich, dass sich die junge Frau in einer psychischen Krise befand.
" Darf ich....? weiter kam er mit seiner Frage nicht, denn Anna schloß blitzschnell ihre Hand um die Scherben zu einer Faust. Beide Männer hörten das Glas zerbrechen, - dann tropfte Annas Blut auf die Fliesen. Meyer griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Anna wehrte sich nicht. Mit glasigem Blick schaute sie auf die blutige Masse ihrer öffneten Hand. Sie spürte nichts. Keine Schmerzen, kein Bereuen, nichts...
" Hol was zum Verbinden, verdammt," bellte Meyer seinem Kollegen über die Schulter zu und versuchte indes die Splitter aus Annas Fleisch zu entfernen.
" Sie müssen ins Krankenhaus. Das muss genäht werden!" sagte er so sanft er konnte.
Anna sagte nichts. Sie schüttelte nur panisch den Kopf.
" Gut. Ist ja gut," versuchte er sie zu beruhigen, " ich werde sehen, was ich tun kann, um die Wunden zu verarzten."
Die Wunden waren notdürftig versorgt. Anna spürte zunehmend das Brennen und Pochen in ihrer Handfläche und hatte zugestimmt, sich in die Ambulanz fahren zu lassen, wenn sie die Fragen der Polizisten beantwortet hatte.
Sie berichtete von dem Moment an, wo sie die Wohnung am Vorabend betreten hatte, von der fremden Frau in ihrem Bett und von Gavins lächerlichen Erklärungen. Sie schilderte genau, wie die Auseinandersetzung verlief und von dem Sturz, den sie sich bis jetzt nicht erklären konnte. Die Fragen nach Gavins Drogenkonsum beantwortete sie, wie auch schon im Krankenhaus, mit der Überzeugung, dass er niemals eine Vorliebe für illegale Rauschmittel gezeigt habe.
" Wenn sich alles so abgespielt hat, muss jemand Herrn Sattler den Drogencocktail verabreicht haben. Aber warum? Und wer war die Frau, mit der er hier war?" sinnierte Cooper.
" Wo, sagten sie, hatte er sie kennengelernt?"
" Ich weiß nicht. Er erklärte mir, dass er sie in einer Bar aufgegabelt hatte. Er konnte sich nicht einmal an den Namen erinnern"
" Er wußte nicht, wie sie hieß? " fragte Meyer.
" Ich weiß nicht, ob er wußte, wie ihr Name war. Ich habe ihn nicht gefragt, ok. Er konnte sich nicht mehr an den Namen der verdammten Bar erinnern," meinte sie genervt.
" Ok, wir werden mit den Bandmitgliedern reden,- vielleicht wissen die ja mehr. Sie werden wir jetzt erst einmal den Ärzten übergeben und später kommen wir mit den Kollegen der Spurensicherung wieder."
Nachdem die Polizisten mit allen Musikern geredet hatten, wußten sie nicht viel mehr, als vorher. Gemeinsam hatten die Männer noch ein paar Drinks genommen, waren durch verschiedene Bars gezogen, aber eine Frau, auf die die Beschreibung von Anna passen könnte, hatten sie nicht getroffen. Sie hatten sich ausnahmsweise ohne weiblichen Anhang amüsiert und dann ziemlich besoffen ein Taxi genommen. Gavin bestand darauf, nicht mit ihnen zu fahren, weil er noch ein paar Schritte laufen wollte, um den Kopf wieder klar zu kriegen. Das war zwar überhaupt nicht seine Art, aber manchmal war er ziemlich schräg drauf und gestern war es mal wieder soweit...
Cooper saß neben Meyer im Auto und machte ein verkniffenes Gesicht.
" Etwas ist faul an der Geschichte,- mein Magengeschwür sagt mir, dass hier etwas zum Himmel stinkt. Aber was...," grunzte er.