"Ah, und woher kennst du sie denn so gut?", lachte Benedict sarkastisch. "Hast sie wohl ordentlich durchanalysiert, wie?" Dabei machte er Bewegungen, die man nicht missdeuten konnte.
Seine Wut steigerte sich ins Unermessliche. "Weißt du was? Gerade, weil ich weiß, dass du auf sie stehst, werde ich mich jetzt auf den Weg zu ihr machen." Benedikt winkte und suchte nach den Autoschlüsseln seines 3er-BMWs. "Und während ich neben ihr im Bett liege und sie küsse, hoffe ich, denkst du an uns beide."
„Oh ja, sie wird dich bestimmt auch mit offenen Armen empfangen, geschweige denn, wird sie dich nicht einmal in ihren Wohnbereich lassen. Ehrlich, Benedict. Das meine ich jetzt bitterernst. Du hast kein bisschen Feingefühl, was die Gefühle deiner Mitmenschen betrifft. Du schimpfst mich einen kleinen Tunichtgut, der nur jeden schwachen Moment seiner weiblichen Mitmenschen ausnutzt um sie in die Horizontale zu befördern. Aber ehrlich gesagt steht mir keineswegs danach. Du willst nicht einmal verstehen, was Carolin fühlt, du willst ihr keine Zeit lassen sich ihrer Gefühle klar zu werden. Du willst einfach nur Sex, ja, nicht ich bin das Objekt deines Hasses, eigentlich müsstest du es sein, der dich anekelt, aber mal ehrlich, dazu müsstest du von deinem hohen Ross herabsteigen, was du nicht tust, solange dir niemand sie Steigbügel hält, aber wer will das schon freiwillig. Aber warte, es wird der Tag kommen, da wenden sich alle von dir ab, wenn du im Dreck liegst, denn wer will jemandem helfen, der immer nur alle zerschunden und ausgenutzt hat? Du kannst dir die Frage selbst beantworten. Und was ist dann bereuen? Was nutzt es dann? Nichts! Zu spät wirst du erkennen, was wirklich wertvoll ist! Versuch nur zu gehen, aber ehrlich gesagt, solange du nicht von deinem widerlichen Tun Abstand nimmst, werde ich dich nicht gehen lassen“, erklärte er und stellte sich am Fuß der Treppe demonstrativ auf.
In Benedict brodelte es vor Hass.
"Du kleiner Wurm willst mir gerade ernsthaft etwas vom Leben erzählen?"
Nicht aufregen, nicht aufregen, dachte er. Das will der doch nur.
Leichter gesagt als getan, denn er kochte mittlerweile vor Wut.
"Und was noch schlimmer ist: Du mickriger, ekelhafter Zwerg hältst dich dafür auserkoren mir zu drohen? Das kann ich wohl nicht ernst nehmen!"
Sein Nasenbluten setzte schlagartig wieder ein, was er nicht bemerkte.
"Ich sag dir jetzt mal was: Du kannst es nur nicht verwinden, was Caro fühlt, das ist dein Problem, du ekelhafter Heuchler! Und sie liebt mich! Und zwar nur MICH!"
„Dass Zwerg verbitte ich mir, ja. Auch wenn ich so klein wäre, dann fühlte ich mich jetzt diskriminiert. Und wie sehr dich Caro liebt haben wir ja vorhin bestaunen können. Sie liebt dich so sehr, dass sie Angst hat mit dir allein in ein und demselben Raum zu sein. Sie liebt dich so sehr, das allein deine flüchtige Berührung sie abstößt. Mein Gott, was war ich für ein Idiot, dass ich das nicht gleich mitbekam. Aber das kommt wohl davon, weil ich zu wenig vom Leben weiß, oh ehrwürdiger Weiser aus dem Schlaraffenland!“ Â
"Halt doch einfach deine-"
Im nächsten Moment berührte Benedict von Truchersheim seine Nase und suchte panisch nach einem Taschentuch in der Hosentasche.
 "Scheiße." Seine Finger zitterten und was ihm am meisten Angst machte, war, dass er nicht den Grund wusste. Er setzte sich kurzerhand auf eine Stufe und hielt sein Taschentuch weiter vor die Nase.
"Sie hätte kaum mit mir geschlafen, wenn sie mich nicht lieben würde."
Im nächsten Moment klingelte es an der Tür und Benedict vernahm durch die milchige Glastür die Silhouette einer Frau, die dann wie eine Verrückte gegen eben diese klopfte.
"Mach die Tür auf, Benedict von Truchersheim! Du Feigling!"
„Soll ich für dich öffnen, Benedict?“, kam es mit einem zynischen Grinsen in der Stimme, von Jurek.
"Halt deine Klappe und sag mir lieber, warum Carolin mit mir geschlafen hat, wenn sie mich nicht liebt. Wenn sie so eine gute Freundin von dir ist, solltest du wissen, dass sie kein Mädchen für ein einschlägiges Bettabenteuer ist."
Benedict wurde schwarz vor Augen. Sein Nasenbluten hörte immer noch nicht auf.
„Du hast sie geblendet. Mit allem. Deinem Äußeren, deinen Worten, mit einfach allem. Du hast sie eingelullt, schwach gemacht, dass sie ihren Prinzipien nicht treu bleiben konnte. Ja, du bemerkst richtig, sie ist niemand, der einfach mit jedem ins Bett geht. Sie hat dir so viel gegeben, dich so tief in sie eindringen lassen, weil du ihr ein Gefühl gegeben hast, welches sie noch niemals zuvor empfand. All dies sprach für dich, da war es nicht zu vermeiden, dass es so enden musste. Aber mit dem Folgenden Hickhack hast du ihr klar gemacht, dass sie falsch handelte, als sie sich auf dich einließ, aber das hatten wir schon, ich gebe hier keine Reprisen. Ãœbrigens, wer ist denn eigentlich die wütende Dame? Das interessiert mich jetzt ernsthaft.“
Just als Jurek zu Ende gesprochen hatte, meldete sich die erzürnte Frauenstimme wieder zu Wort.
"Benedict von Truchersheim! Ich weiß, dass du hier wohnst, du widerlicher Schmierlappen! Mach endlich die Tür auf und rede mit mir, du Feigling!"
 Er stützte sich am Treppengeländer und hoffe so, seinem aufkeimenden Schwindel etwas entgegenwirken zu können.
 "Verschwinden Sie sofort! Sonst rufe ich augenblicklich die Polizei!"
Vor seinem Kopf drehte sich alles immer schlimmer. Jetzt war auch noch das hysterische Weib vor der Haustür!
 "Oh, jetzt drohst du mir auch noch, Ben?!" Mittlerweile hatte sie beide Hände wohl zu Fäusten geballt und klopfte noch stärker gegen die Glastür.
 "Gut, dann können wir das gerne hier draußen laut erledigen! Wer war das eigentlich für eine billige Schlampe, mit der du feiern warst?!"
„Benedict, die Nachbarn werden uns umbringen, wenn die Dame da draußen weiterhin rumbrüllt, als würde man sie am Spieß braten. Ich gehe mal kurz vor die Tür und rede mir ihr“, sagte Jurek und zwängte sich so durch die Tür, dass die Hysterische es nicht schaffen konnte hinein zu kommen.
„Entschuldigen Sie, aber könnten Sie ihren Lautstärkepegel ein wenig verringern. Sonst rufen die Nachbarn noch die Polizei. Ich sehe mich selbst in der Lage Ihnen in den wichtigsten Fragen Rede und Antwort zu stellen. Also, was wünschen Sie?“Â
"Sie... Benedict, bist du es? Nicht wirklich, oder? Will mich hier eigentlich jeder verarschen?!"
„Nein, wie Sie unschwer erkannt haben bin ich nicht Benedict. Und ich bin Ihnen sehr verbunden, dass sie Ihre Lautstärke auf ein erträgliches Maß verringert haben. Jetzt fragen Sie sich zu Recht warum ich hier stehe. Darf ich mich vorstellen, Jurek Löwenstein. Benedict ist gerade nicht in dem Zustand um Besuch zu empfangen. Wie bereits gesagt. Sie können mich auch alles wichtige Fragen, ich werde, soweit es mir möglich ist, Ihnen Auskunft geben. Dürfte ich aber zuvor Ihren werten Namen erfahren?“
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