Gedichte
Fortschritt

Fortschritt

Oh Menschengeist, was hast du uns beschert?

Bequemlichkeiten? Wunder ohnegleichen?

Du hast den Fortschrittsnutzen uns gelehrt.

Kein Mensch von früher konnte das erreichen.

Das Licht, die Wärme kommen aus den Wänden,

das Wasser fließt in Strömen aus dem Hahn.

Ein Robot nimmt die Arbeit unsren Händen,

die Industrien leiden unter Größenwahn.

Wir fahren meistens, statt zu Fuß zu gehen,

sogar das Fliegen ist Dir gut gelungen,

bequem auch geht, das in die Ferne Sehen,

für Fitness sind zum Üben wir gezwungen.

Gekocht wird, ohne Feuer anzuzünden,

was wir so brauchen, lassen wir uns schicken.

Die Freunde sind im Internet zu finden,

und wer es will, darf sie auch dort erblicken.

Musik kommt durch die Lüfte hergeschwungen,

und sprechen kann man über weite Strecken.

Der Fortschritt hat Beweglichkeit bezwungen.

Vom Sofa aus lässt Unbekanntes sich entdecken.

In Häusern wir die Ozeane queren.

Sie bringen uns bequem in weite Fernen.

Von fremder Armut wollen wir nichts hören,

wir suchen unser Glück auf fremden Sternen.

Auch brauchen wie uns nicht einmal begegnen,

um wichtige Geschäfte abzuschließen.

Aus unserm Kasten kann ein Priester segnen,

solange noch die Elektronen fließen.

Und die Natur, was ist mit ihr geschehen?

Sie leidet maßlos wegen deiner Gier.

Doch brauchen wir zuhause das nicht sehen,

das spielt sich ab, vor der geschloss'nen Tür.

Oh Menschengeist, was hast du nur gegeben?

Dabei ist uns die Menschlichkeit verrostet.

Wir leben nun, ein armes, teures Leben,

das uns die Menschennähe hat gekostet.

© Barbara Kopf