Kapitel 10 des Buches "Weltenwanderer" - eine Cyberpunk/ Fantasystory. Den Prolog sowie Kapitel 1-9 sind auch auf mystorys zu finden :3
Liria blinzelte verwirrt. „Die Beschützer Keydaras?“ Nachdem sie es ausgesprochen hatte setzte sie sich wie die beiden Männer in das feuchte Gras. Ariz nickte. „Die Geschichten über den silbernen Tempel sollte dir geläufig sein... du reist hin, und entweder stirbst du sobald du ihn betrittst... oder du bekommst die Chance, dich zu beweisen.“ Liria nickte bedächtig, und fügte hinzu, „Und wer sich beweisen kann, dem wird die Macht eines Gottes gegeben. Soweit alles klar.“ „Ja. Keydaras ist Millionen von Jahren alt – und es gib in dieser Zeit tausende Götter. Die genaue Zahl kennt niemand – in der Regel waren sie niemals ein Grund zur Freude. Zu quasi jeder Zeit Keydaras gab es einen oder zwei Götter, die versuchen, ihre Macht dazu zu missbrauchen, diese Welt zu unterwerfen. Derzeit herrscht ebenfalls ein Konflikt auf dem Kontinenten Dualm – einst ein Ort des Fortschritts, hat ein Naturgott den östlichen Teil des Kontinents für sich beansprucht, die Städte niedergerissen, und versucht nun den westlichen Teil zu erobern. Allerdings ist es so, wie immer – über viele Jahre haben sich die Fronten, genau zwischen beiden Portalen festgefahren, und die Kämpfe flauten ab. Irgendwann werden die Götter sich aus den Kämpfen zurückziehen, und wenn die zurückgelassenen Kreaturen irgendwann nicht mehr wissen, warum sie kämpfen, mag Frieden wieder einkehren. Doch jetzt sind die Kämpfer noch nicht ganz müde, und der Kontinent wird noch lange im Kriegszustand verweilen.“
Loko hörte, ebenso wie Liria, den Erzählungen gespannt zu. Er selbst hatte sich auf den Rücken gelegt, und sein Kopf in Lirias Schoß gebettet, in einer selbstverständlichen Geste, und hatte die Augen geschlossen. Liria legte den Kopf schräg. „Und als Weltenwanderer muss ich den Kämpfen Einhalt gebieten?“
Ariz schüttelte den Kopf. „Nein, nicht direkt. Es mag wirr klingen, doch langfristig sind diese Kämpfe wichtig für Keydaras. Zum einen schicken die Götter viele Ressourcen durch das Portal, die letztendlich in Keydaras bleiben, und einen Ausgleich zu Städten wie Nanokey sind, in denen Millionen von Lebewesen ihr Dasein fristen, und die Ressourcen dieses Planeten verschwenden. Gleichzeitig sorgen diese Kämpfe, wie grausam das auch klingen mag, dafür, dass dieser Planet noch nicht ganz von Techstädten durchzogen sind.“ Liria nickte, redete aber nicht dazwischen, bis Ariz nach einer kurzen Pause weiter redete. „Nein, diese Götter halten sich gegenseitig genug auf. Keiner von beiden kann jemals eine realistische Bedrohung für Keydaras darstellen, solange sich ein anderer Gott dagegen stellt. Aber manchmal geschieht es, dass ein Gott sich als intelligenter erweist als seine Gegner, und den Kampf zu seinen Gunsten führt. Diese Götter würden mit der Zeit die restlichen Gottgleichen zurückdrängen, und alleine über Keydaras herrschen, ohne dass ein Gleichgewicht vorhanden ist. Dies ist der Moment, bei dem du aktiv wirst. Deine Aufgabe ist es, diesen Gott zu finden und zu zerstören.“
Liria verengte für einen Moment die Augen, ehe sie antwortet. „Wenn es in Millionen von Jahren einige tausend Götter gab, und davon wohl nur recht wenige zu einer ernsthaften Bedrohung werden, ist es nicht sehr wahrscheinlich dass ausgerechnet jetzt einer auftaucht?“
Ariz nickte bedächtig, und überlegte, ehe er antwortete. „Es gibt genau zwei Gründe, die dafür sprechen, dass dieser Fall in Kürze eintreten wird. Der eine ist der Vogel...“ Ariz deutete auf den Holzvogel, der im Geäst eines hohen Baumes saß, den Kopf unter den Flügel gesteckt hatte und zu schlafen schien. „Der Vogel des Flusses kann nur dann aktiv werden, wenn die Gefahr unmittelbar bevorsteht. Ich kann es natürlich nur vermuten, aber ich kann mir vorstellen, dass deine Mutter zu ihrer Zeit schon versuchte, den Vogel zu wecken, aber scheiterte. Als sie schließlich mitbekommen hat, dass du den Vogel in deinen Besitz gebracht hast, hat sie wohl zurecht vermutet, dass es Zeit wird, den Vogel zu wecken.“ Ariz seufzte, zog einen Trinkschlauch aus einer Gürteltasche, und trank einen Schluck. „Götter sind zwar immer Magier in Keydaras, aber nicht jeder Magier ist ein Gott. In den meisten Fällen sind Magier Nachkommen von einstigen Göttern. Es mag dich vielleicht überraschen, aber es ist nur wahrscheinlich, dass deine Mutter selbst eine Gottgleiche ist, und irgendwo ein Portal in ihre Welt hat.“ Loko hob seinen Kopf dezent an und blickte zu Ariz. „Und der zweite Grund?“
Ariz lächelte dezent und nickte. „Der zweite Grund sind nur Gerüchte. Das Nordportal, in dem Salvyron sein Dasein fristen soll, ist anscheinend seit einigen Wochen wieder aktiv. Als einer der Ältesten wird er sein Tor nicht öffnen, nur um einen kleinen Plausch mit alten Freunden zu halten. Es könnte zwar sein, dass er in seiner langen Abwesenheit nichts gelernt hat, und sich als ein durchschnittlicher Gott herausstellt, aber dies ist unwahrscheinlich.“
Liria starrte einen Moment geradeaus, als sei sie in tiefen Gedanken versunken. „Diese Portale... könnte ich... wenn ich diese Macht erhalte... in allen Welten meine Fähigkeiten nutzen, die von Göttern beherrscht werden?“ Sie blickte Ariz erwartungsvoll an, bis dieser nickte.
Dann sprang Liria auf, und grinste, ohne zu beachten, dass Loko nun mit dem Kopf voran im Gras lag. „Dann liegt die Sache klar auf der Hand. Ich werde mir diese Macht aneignen, jeden einzelnen Gott bezwingen, und ihre Welten so verändern, dass genug Platz ist, damit alle glücklich leben können. Ohne Krieg oder Leid.“
Ariz starrte sie allerdings nur erschrocken an.