Neu Überarbeitung mit schnellen Lesefluss 19 August 2017 Einleitung Der elfjährige Sonny Plötz fand eine Zeitung mit einem mysteriösen Artikel, der ihn dazu zwang, eine unglaubliche Geschichte auf ungewöhnliche Art zum Ende zu führen. Der Artikel in dieser Zeitschrift hieß, „Die Kinder der Vergangenheit“. Vier elfjährige Jungen und beste Freunde seit ihrer Kindergartenzeit, trafen sich ohne große Absprache an einem gewittrigen
stürmisch, Sommerabend auf dem Dachstuhl eines alten zerfallenen Hauses. Das Licht von 20 Kerzen sorgte für genügend Helligkeit in dem düsteren und zugigen Dachboden, wo der Wind, wie heulende Wölfe, durch die alten, mit Moos bedeckten Dachziegel säuselte. Nach einigen schweigsamen und nachdenklichen Minuten, begannen die 4 Jungs, nacheinander eine besondere Geschichte über die Kinder der Vergangenheit zu erzählen. Nur, dass keiner der Jungen wusste, dass alle spannenden, zum Teil auch mysteriösen, unabhängigen Geschichten, etwas Gemeinsames hatten. Allerdings fanden sie das erst zum Schluss ihrer
Erzählungen heraus. Es war sehr warm in meinem Kinderzimmer und es wurde die Nacht zum 15. August 1992. Von draußen hörte man unaufhörlich das Gezirp der Grillen und Heuschrecken. Der Wind säuselte in den Geästen der hohen Linde ein leises Liedchen. Das Fenster stand zur Hälfte angelehnt und die Gardinen wedelten sanft dem Wind entgegen. Eine leuchtende Laterne reflektierte den Schatten der Lindenblätter an meiner Zimmerwand. „Sonny Plötz“, ist mein Name und ich bin 11 Jahre alt, so drehte ich mich zur Wandseite hinüber, im selben Moment ertönte der Ruf eines Käuzchens. Aus weiter Ferne erklang der
Glockenschlag einer alten Turmuhr, zwei Uhr schlug sie und verstummte wieder, in Auflösung mit dem Wind: „Sie waren doch erst 11 Jahre, warum sie, ... warum musste es die Kinder so hart treffen“, hallte es aus dem Mund einer fünfzigjährigen, kränklichen Frau, welche die Mutter eines der Kinder war. „Florian war ein aufgeweckter blonder und zierlicher Junge, der sich nichts gefallen ließ. Er war manchmal sehr mutig, brauchte aber immer wieder die fürsorgliche Liebe seiner Mutter“, fuhr sie fort. „Florian war für sein Alter verhältnismäßig klein von seiner Statur und hatte drei richtige Freunde, Bernd, Sven und Uwe“, fügte sie verbittert
hinzu. „Seine großen, braunen Augen zierten sein hellfarbenes, kindliches Gesicht. Er war immer so glücklich und zufrieden, ich freute mich jedes Mal, wenn er strahlend von der Schule heimkam.“ Erklärte sie zweifellos berührt und setzte sich auf einen alten Stuhl, nahe ihrem Wohnzimmertisch. „Warum sie alle?“ Sprach sie im Zweifel und glitt sich mit der Hand über ihr graues Haar, während sie ein Foto von Florian anschaute. Florian war ihr einziges Kind. Frau Anna Plötz, so hieß seine Mutter, war seit mehr als drei Jahren von ihrem Mann geschieden. Er wohnte sehr weit weg, im hohen Norden der Republik und kam nicht einmal zur
Beerdigung seines einzigen Sohnes, der am Rande der alten Stadt, auf einem Kastanienbaumfriedhof, in stiller Idylle beigesetzt wurde. Es kamen weitaus mehr Trauergäste zur Bestattung des Jungen, als sie annahm. Verzweifelt wischte sie sich ihre Tränen aus den Augen und zeigte mir das Foto von Florian. Es war ein Einschulungsbild, auf dem man die strahlenden Gesichtszüge des Jungen erkennen konnte. „Und hier“, sprach sie voller Eifer, „ist er gerade zehn Jahre alt geworden.“ Sie schwieg eine Weile, ab und an schnaubte sie ihre Nase durch. Dann drückte sie mir ein Foto in die Hand, worauf das Ebenbild meines Gesichtes ersichtlich wurde.
Dieses Bild fiel mir gleich in Erinnerung, weil es sich um ein Klassenfoto handelte, welches aus meiner dritten Klasse stammte. Ich hörte eine entfernte Quelle plätschern, die auf einen schmerzhaften Tränenfluss hindeutete. Schluchzen zog ich unüberhörbar meine Nase hoch. Einige Tränen wollten mir gerade aus den Augen weichen, dennoch stärkte ich meine Interesse an dieser mysteriösen Erzählung. Frau Plötz las mir meine Ratlosigkeit von den Augen ab. „Junge, man kann nichts dagegen tun, es sollte wohl so sein und so war es auch geschehen. Oh Herr, gib den Seelen ihren Frieden!“, rief sie um Vergebung. Ich
war wohl fast im selben Alter wie ihr geliebter Sohn, irgendwie mussten wir uns kennengelernt haben. Florian war ein Junge, der schnell Freunde gewann, aber genauso schnell wieder verlor, dennoch war ich sein bester Gefährte. Ich hingegen war sehr zurückhaltend und konnte nicht so schnell Kontakte schließen wie er, denn ich hielt mich immer ein wenig zurück in Freundschaftsbeziehungen und interessierte mich sehr für mysteriöse Legenden. Es war nicht einfach, als Christ Freunde zu finden. Oftmals wurde man nicht geachtet, im Gegenteil, man wurde verachtet. Nicht jeder hatte sich so fest von dem Herrn leiten lassen, wie
ich es eins tat. Gegenüber den anderen Kindern hatte ich größere Vorstellungen vom Glauben, was sie kaum, oder überhaupt nicht verstanden. Sie sagten immer in ihrer Unwissenheit. „Schaut mal da kommt Petrus.“ Ich machte mir nichts aus dieser Ungläubigkeit meiner Mitschüler und ließ sie links liegen. Oft sagte ich in meinen Gedanken ... in meiner Wut. Oh Herr, vergibt diese Jungen. Es war vielleicht auch der Grund, dass ich so wenige Freunde hatte. Ich war kein Junge, der verständnisvoll Theologiebegriffe fachgerecht vermitteln konnte und so hielt ich mich mehr aus Konfliktsituationen heraus. „Viele Jahre
sind seit dem Unfall vergangen“, sagte die alte Frau und schob sich ihre schwarzbraune Brille auf die Nase. „Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern passiert“, fügte sie demütig hinzu und griff sich noch einmal das Foto von der Einschulung. „Ich weiß noch immer nicht, wie es nur geschehen konnte“, fuhr sie in ihrer Unterhaltung fort und schüttelte verzweifelt ihren Kopf. Mich verschlug es die Stimme, in dem Augenblick fiel mir kein gescheites, trostbringendes Wort ein. Ich schaute Hilfe suchend zum altmodischen, dunkelbraunen Wohnzimmerschrank, der gleich rechts neben der unansehnliche Küchentür stand. Ein paar verblasste
Tapetenfetzen blätterten vom Türrahmen und hingen haltlos herunter. Was soll ich nur sagen, einer alten, verzweifelten Frau, tröstendes mitteilen, der ihren Schmerz annähernd lindert? Diese Hilfe suchende Frau, welche vor vielen Jahren ihren einzig geliebten Sohn tragisch verlor. Ich brächte es nicht übers Herz, etwas zu sagen, dass letztlich ihren Schmerz noch verstärkt. Es kribbelte mir am ganzen Körper, der Herr konnte mir auch kein passendes Wort in den Mund legen, das ihre Gedanken ein wenig aufmuntern könnte. „Sonny“, klang es aus ihrem leicht, eingefallenen Munde. „Wie war es damals zu diesem traurigen Unfall gekommen?“, fragte sie mich
flehend. Suchend nach einer Antwort die ich ihr vielleicht nicht geben konnte. Ich schwieg einen Augenblick und kreiselte nervös meine beiden Daumen übereinander. Derweilen brach sie wieder in ein verbittertes Weinen aus. „Bitte Frau Anna, hören sie auf zu weinen, es schmerzt mich so sehr“, flehte ich sie an und wischte mir die Augen aus. „Ich kann darüber nicht sprechen. Ich kann nicht mehr und mir tut schon mein Kopf weh“, flehte ich sie abermals an. Diesen Fragen auszuweichen, sie auf ein anderes Thema zu lenken, wollte mir auch nicht gelingen. Da Frau Plötz meiner Mutter damals Vorwürfe machte, warum sie die Kinder laufen ließ, erschwerte mir
ohnehin schon das Sprechen. Es war schon ein ziemlicher mysteriöser Fall. Frau Plötz stand auf, lief zum Wohnzimmerschrank und kramte darin herum. Nach einer Weile kam sie mit einer Flasche Schnaps zurück. Sie trank ohne Halt sehr viel Alkohol nach dem Tod ihres Sohnes. Somit hatte sie sich des Öfteren nicht mehr unter Kontrolle. Nachdem sie ein halbes Glas ausgetrunken hatte, fühlte sie sich offenbar etwas wohler. „Ich werde deine Worte schon überwinden!“, versprach sie mir, um meine Erzählung fortzusetzen. Ich musste kurz durchatmen und bewunderte ihren energischen Zwang nach verborgenen
Antworten zu graben. Sie sah sehr traurig aus, ihre Augen waren schon eingefallen und müde vom vielen Alkohol. Es musste für sie ein großer Verlust gewesen sein, den sie bis heute noch nicht überwunden hatte. Diesen Seelenschmerz konnte nicht einmal unser Vater im Himmel lindern. Unter anderem verlor sie dadurch ihren strengen Glauben, der sie dadurch noch schwächer erscheinen ließ. Mein Glaube wurde mir schon von Kindheit an in meiner Familie gelehrt. Streng wurde mir die Bibel eingepaukt, die meinen Lebensinhaltsweg aufzeichnen und wiederspiegeln sollte. Nein, ich wusste, dass der Vater nicht ihr verlassen hatte,
sondern sie den Vater. Sie irrte zwischen Himmel und Erde und fand nicht mehr zurück. Die Lichtquellen im Zimmer wechselten ständig zwischen hell und dunkel. Einzelne Nebelschwaden umhüllten unser Gemüt und brachten Feuerhitze und Kälte in einen Raum zusammen. Hin und wieder waren die Bilder klar und mal erschienen sie trüb, undurchsichtig. Ich fasste wieder Mut zu reden, so dass es mir leichter fiel, über diesen Unfall zu sprechen. „Ich verstand es selber nicht, warum sie zum alten Haus liefen.“ „Sie wollten doch eigentlich zur Bude gehen“, unterbrach Frau Anna meinen Redefluss. „Es kann sein, dass sie gar nicht dort
verunglücken brauchten. Sie waren doch keine leichtsinnigen Jungen. Sie wussten doch, auf was sie sich dort einließen!“ Meinte Frau Anna, während ich dachdachte. „Ja, dass stimmt schon, aber ich habe von all dem nichts gewusst.“ Erklärte ich und schaute in einen Dunklen Raum. Es wurde wieder kalt im Raum und draußen stürmte ein heftiges Gewitter. Als wolle Florians Seele auf irgendetwas hindeuten, vielleicht als eine Antwort der man nachgehen sollte. Ich kam nicht auf das Motiv, alles verschwamm um mich herum und meine Augen brannten. Die Bilder verschleierten immer wieder vor der Offenbarung, als schien was Böses
Besitz von ihnen ergriffen zu haben. Unweit schlug heftig ein Blitz ein und irgendetwas fing Feuer. Es grummelte im ganzen Haus und ein greller Lichtschein erlosch im Dunkel der Nacht. Frau Plötz schien vor Angst erst die passenden Worte zu suchen, denn sie schreckte dermaßen zusammen, als sie von mir erfuhr, dass ich vielleicht ebenso auf dem Friedhof liegen könnte. Im selben Moment fing mir an heiß zu werden und mir floss der Schweiß von meiner Stirn. … Am 14. August 1992 trafen sich die 4 besten Freunde, alle im gleichen Alter von 11 Jahren, um sich spontan wie schon des Öfteren, sich
Abenteuergeschichten, die sie gemeinsam erlebt hatten, zu erzählen. Alle 4 Jungen kannten sich bereits seit dem Kindergartenalter und jeder hatte im Laufe der Zeit seine eigene Persönlichkeit entwickelt. Sven mit seinen 11 Jahren, war der bescheidenste der Jungen. Er schien sehr viel Elternliebe bekommen zu haben, die ihn sehr von seiner Mutter abhängig machte. Sein dunkelbraunes Haar und der kleine Pony über seinen Augenbraunen, passten gut zu seinen kindlichen Gesichtszügen. Dennoch war sein Ideenreichtum von allen der beste, wie auch bei seinem gleichaltrigen Freund Florian. Sven hob sich als einziger rothaarige Junge von
seinen drei Freunden, mit dunklen und blonden Haaren, völlig ab, trotzdem passte er sehr gut in diese Kinderklicke. Florian hingegen trug blondes Haar und seine großen Augen zierten sein kindliches Aussehen. Seine hellbraunen, kugelförmigen Augen strahlten bei jeder geplanten Abenteuerreise, die sie erlebten. Seine baulichen Planungen halfen schon so oft bei ihren Abenteuererlebnissen. So kam es oft vor, dass sie ein ganzes Jahr im Voraus große Abenteuer planten, die durch Zeichnungen und Strategiepläne niedergeschrieben wurden. Florian wollte als Kosenamen Floh gerufen werden, denn den fand er immer cool. Bernd und
Uwe waren zusammen die stabilsten Jungen dieser Klicke und zugleich die, mit dem größten Mundwerk. Beide schienen sich vom Wesen her sehr zu ähnlich, denn ihre kurzen Haare machten sie zum verwechseln ähnlich. Wenn es durch fremde Jungs der Gruppe an den Kragen ging, stellten sie sich jeder Gefahr in den Weg und verteidigten ihre Einheit. Nur ihr vorlautes Mundwerk riss des Öfteren diese Gruppe in Probleme. Dennoch ergänzten sich alle vier in der Gruppe. Vom Schein her war Floh der Klügste in der Klicke, wobei Sven vom ideologischen Stand mit Floh mithalten konnte. Was man von Bernd und Uwe nicht so sagen konnte. Ihre schulischen
Leistungen standen an der untersten Grenze, trotz der ständigen Unterstützung durch Sven und Floh. Für die täglichen Abenteuer in der Gruppe sorgte jeder und wurden durch Sven und Floh ausgeklügelt, sowie Detailiert geplant. Die Elternhäuser ähnelten sich bei allen vier und daher waren finanzielle Unterschiede in den Familien kaum vorhanden. Dennoch kannten sich die Eltern untereinander gut und unterbrachen diese Freundschaften nicht. Ohne Planung oder es gewollt zu haben, trafen sich alle vier Jungen zu ihrem letzten großen Abenteuer, am 14. August 1992. Es war ein stürmischer, gewittriger Sommerabend, in ihrer
Heimatstadt Oderberg, gelegen im Oderbruch direkt an der Alten Oder, umgeben von vielen Bäumen und hohen Berghängen. Der Treffpunkt war auf einem Dachstuhl am Fuße des Steilhängigen Geistberg, in einer alten Hausruine. Diese wurde um 2012 vollkommen Abgerissen und ausgeebnet. Das Kerzenlicht sorgte für genügend Helligkeit auf dem düsteren zügigen Dachboden, wo der Wind wie heulende Wölfe, durch die alten, mit Moos bedeckten Dachziegel säuselte. Nur schwach wurde ein Teil vom Dachstuhl ausgeleuchtet und der Rest blieb den Jungen im Dunkel der Nacht verborgen. Sie setzten sich alle gegenüber und
bildeten in der Mitte vom Boden einen Kreis, in dem sie ihre lodernde Wachskerze stellten. Davon waren genügend Vorhanden, gelagert in einem alten Schrank auf dem Dachboden. Während der starke Regen auf das Dach prallte, hörten die Jungs das quellenähnliche Plätschern an jeder undichten Hausecke. Hin und wieder knarrte es hier und dort in den alten Gemäuern, so dass sich die Kinder zeitweise riesig fürchteten. Als sie sich gegenseitig in den Kinderaugen sahen, ertönte ein lautes Heulen durch den alten, zerfallenden Schornsteinschacht und verstummte wieder mit dem Geheule des Gewittersturms. Spontan fing Sven
als erster an, ein gemeinsames Abenteuer zu erzählen. Dieses Abenteuer hatten sie zusammen, vor langer Zeit, selbst erlebt. Unaufhörlich tobte der Sturm und alle rückten gespannt zusammen, um diese mysteriöse Geschichte zu verfolgen. Svens Geschichte handelte vom einen gemeinsamen Abendteuer am Waldsee. … „Es war an einem heißen Sommertag und die Sonne brachte uns auf die Köpfe. Die Mittagstemperaturen stiegen an diesen Tag auf über 36° C. Ich weiß aber nicht genau, in welchem Jahr es war, denn es will mir einfach nicht einfallen. Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir uns kurz nach Mittag mit Badesachen an unserem Waldsee getroffen hatten. Ich
hatte aber keine rechte Lust zum Baden“, fügte Sven hinzu und sortierte seine Erinnerungsfetzen, während die anderen nachgrübelten, wann das wohl gewesen sein sollte! Nach einer kurzen Bedenk pause setzte Sven seine Erzählung fort und rückte seinen Pony zurecht. „Bernd du sagtest, dass wir uns den alten Kahn, rechts vom verschilften Ufer holen sollten. Wir rannten alle zugleich dort hin, da sich zurzeit kein Fremder Mensch am See befand. Uwe sagte dann, er sei angekettet und wir würden ihn gar nicht wegbekommen. Aber Floh hatte in der Zwischenzeit mit einem Schlüssel das alte, verrostete Schloss geöffnet.“ Uwe unterbrach kurz diese spannende
Geschichte und konnte sich nur notdürftig an das alte Schloss erinnern, während Bernd und Floh immer noch im Dunklen tappten. „Wir setzten uns alle in den Kahn und weil wir keine Ruder hatten, holten wir uns aus dem Unterholz der Buchen Holzstöcke zum Rudern. An der anderen Uferseite schwammen noch ein Wildentenpärchen mit sechs jungen Küken herum.“ Floh musste kurz unterbrechen und konnte sich an die Enten erinnern, aber an das alte Schloss nicht. … Bernd holte aus dem morschen Schrank zwei Ersatzkerzen, da die ersten schon fast heruntergebrannt waren. Es zog gewaltig auf dem Dachstuhl, so dass die
Kerzen ständig flackerten und immer wieder ausgehen wollten. Sven setzte dann seine Erzählung fort. „Drüben, an der anderen Buchtseite, schwamm ein etwa 8-jähriger Junge im Wasser herum, während Bernd und Uwe ein paar Runden um unseren Kahn schwammen. Floh und ich trauten uns nicht in das tiefe Wasser und bewunderten stattdessen die guten Schwimmkünste von euch. Allerdings hattet ihr durch das Hereinspringen die Wildenten mit den Küken verscheucht. Im selben Moment, als ihr gerade in den Kahn klettern wolltet, hatte sich der kleine Junge im See kraut verfangen und nach Hilfe gerufen. Ihr seid gleich in den
Kahn gesprungen und so schnell wie möglich zu dem Jungen gerudert. Er schien dort allein zu sein, denn es kam kein anderer Mensch zu Hilfe. Wir zogen den kleinen, verängstigten Jungen in unseren Kahn. Er zitterte am ganzen Körper und rief immer wieder nach seiner Mutter, war aber froh, als er uns sah. Er hieß Michael Herbst und war 8 Jahre alt und fühlte sich bis zu diesem Tag vollkommen alleingelassen.“ … Uwe unterbrach an dieser Stelle, konnte sich aber an den Namen Michael Herbst erinnern. Sven versuchte, den Rest der spannenden Geschichte zu beenden, aber ihm fiel auch nicht mehr ein, wie es weiterging. Er konnte sich nur an das
Herausziehen erinnern. Bernd überlegte weiterhin und konnte sich Bruchstücken mäßig an Einzelheiten erinnern. Die Jungen froren ein wenig und legten sich alte Decken über die Schultern. Draußen stürmte es unaufhörlich aus allen Wolken, während Bernd für Kerzennachschub sorgte. Sven stellte mit Floh noch zwei weitere Kerzen dazu, um noch ein wenig Wärme zu erhaschen. Wieder schlug unweit entfernt ein Blitz ein und beendete das grelle Licht mit einem lang anhaltenden Donnerschlag, während der Regen nach wie vor aus vollen Kannen vom Himmel ergoss. „So ein Sommergewitter gab es schon lange nicht mehr in unser Region“, sagte Sven
leicht verängstig zu den anderen Jungen. Bernd war an der Reihe und erzählte eine Geschichte von einem alten Bunker. Er war fest überzeugt, dass dieses gemeinsame Abenteuer stattgefunden hatte. „Ich erinnere mich an ein wirkliches Abenteuer und ich könnte schwören, dass wir es Gemeinsam erlebt hatten. Aber in welchem Jahr es war, weiß ich nicht mehr. Irgendwann an einen Sommertag wollten wir zu dem alten Nachkriegsbunker gehen, um dort einen Einstieg zu finden. Floh organisierte seine selbst gemalten Lagepläne und fand heraus, dass wir durch einen alten Schachteinstieg vom Kornfeld aus
einsteigen könnten. Der Schachteinstieg lag laut Flohs Pläne ungefähr 150 Meter von der Bunkeranlage entfernt. An einem Morgen machten wir uns auf den Weg zum Schachteinstieg. Ich brachte noch den Bolzenknacker von meinem Vater mit. Der Schacht lag zwischen einer dornigen Hecke und der Stahldeckel war vollkommen verrostet. Eine alte Kette, mit einem verrosteten Schloss, sicherte den Stahldeckel.“ Sven überlegte und konnte sich an ein tiefes Schachtloch erinnern. Floh zögerte noch ein wenig, konnte sich aber an einen langen düsteren, feuchten Gang erinnern. Kurz darauf brauste kurz der Sturm auf und unweit vom Haus schlug abermals
ein heftiger, grellleuchtender Blitz ein. Es krachte so laut, dass alle zusammenzuckten und sich die Ohren zuhielten. Bernd ließ sich von diesem Blitz nicht einschüchtern und fuhr mit seiner Erzählung fort. „Wir haben mit dem Bolzenknacker dann das Schloss geöffnet und mussten mit viel Kraft den schweren Stahldeckel hochklappen. Der Schacht war mindestens 2 Meter tief, man konnte dort unten gar nichts erkennen. Erst mit der Taschenlampe sahen wir in der Tiefe vom Schacht, links einen Gang abzweigen, der mindestens 1,20 Meter hoch sein musste. Mithilfe eines Seils gelang es uns diese Tiefe zu erreichen.
Flohs Pläne bestätigten sich mit diesem langen dunklen Gang. Dennoch hatten wir alle den Mut, diesem unendlichen Gang, mit unseren Taschenlampen nachzulaufen.“ Bernd unterbrach an dieser Stelle und musste erst überlegen, wie es nun weiterging. Sven und Uwe konnten sich an einen alten Abzweig erinnern, hinter dem leichte Sonnenstrahlen eindrangen. Floh schaute verwirrt, er konnte sich an nichts erinnern. Dennoch schien Bernd in seiner Hilflosigkeit den Faden doch noch gefunden zu haben und erzählte seine einzigartige Geschichte weiter, obwohl der Gewittersturm draußen immer heftiger wurde. „Nach einer Weile kamen
wir tatsächlich zu einer Rechtsabzweigung, wo man weit hinten einen Lichtschimmer erkennen konnte. Uwe leuchtete aber in diesem Moment auf eine alte Stahltüre mit der Aufschrift Wehrmacht 1938. Diese Türe war so stark verrostet, dass man sie nicht einmal mit Gewalt aufbrechen konnte. Die Bemühungen von Uwe, die Türe mit dem Bolzenknacker aufzubiegen waren fruchtlos. Nur seinen Finger hatte er sich dabei eingeklemmt. Wir gaben dann auf und liefen die paar Meter zum zuvor gesehenen Abzweig zurück, um nicht den ganzen Weg bis zum Haupteingang gehen zu müssen. Als wir diesen modrigen, feuchten Abzweig entlangliefen, hörten
wir weit weg ein wimmerndes Kind weinen. Wir rannten sofort zu dieser Stelle und sahen einen kleinen, verletzten Jungen. Er hatte ein gebrochenes Bein und einen blutigen Kopf. Offenbar ist er in seiner Neugierde in diesen Schacht gefallen und hinter ihm fiel der schwere Schachtdeckel zu.“ Bernd legte eine kurze Bedenk Pause ein, denn er bekam Durst vom vielen Erzählen. Die letzte mitgebrachte Trinkflasche brach er an, um seinen Durst zu stillen. Sven, Floh und Uwe schienen sich zum Teil an einzelne Dinge zu erinnern, meinten aber, dass es schon sehr lange her sein müsste. Nun standen schon 10 Kerzen in den Mittelkreis, der schon
voller flüssigen wachs gelaufen war. Vier Stück waren bereits heruntergebrannt und sechs Kerzen gaben noch ihre Wärme und Licht an den dunklen Dachstuhl ab. Draußen wütete noch immer der Sturm und wollte sich nicht vom Fleck rühren, als währe er magisch angezogen. Und immer wieder knarrte und knackte es in jeder Ecke des alten Hauses. Bernd scheint seinen Durst gestillt zu haben und setzte seine Geschichte fort. „Wir gaben uns sehr viel Mühe den alten Stahldeckel zu öffnen. In sich zusammen kauernd lag der Junge weinend in einer der feuchten Schachtecken. Der Schmerz und die Angst zerrten an seinem geschundenen
Körper. Neun Jahre war er alt und hieß Timo Steinhagen erzählte er uns, während sein Kopf immer noch blutete. Aber er war richtig froh, als er uns sah und schien sich erleichtert zu fühlen. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, dass wir ihn dort rausholten und zu einem Arzt bringen wollten. Ich habe Tage danach noch diese schmerzvollen Kinderschreie gehört. Aber trotz, dass es ein heißer Sommertag war, fühlte Timo sich so richtig durchfroren an.“ … Eine komische Geschichte meinten die vier Kinder, während es ihnen so richtig heiß wurde. Irgendwie machte diese Geschichte alle Jungs nachdenklich, weil sie sich nur streckenweise an einzelne
Details erinnerten. „Nun bist du dran, Uwe!“, verständigten sich die Jungs und schauten erwartungsvoll, trotz der vielen Blitze, zu Uwe. Uwe begann seine Geschichte mit einem alten Bahntunnel. „Es geschah irgendwann im Sommer, aber in welchem Jahr es war, weiß ich nicht mehr. Wir planten eine Tour zum alten Eisenbahntunnel und die Sonne brannte uns auf den Köpfen. Weil es an diesem Nachmittag unten am Bahndamm sehr heiß war, wollten wir durch den kühlen zugigen Eisenbahntunnel gehen. In diesem Tunnel war es schön kühl und Windig. Jedes Mal, wenn ein Güterzug durch fuhr, wurde es für Floh riskant. Er war von uns der zierlichste und sehr
leicht, so musste Uwe oder Bernd ihn immer festhalten, dass er nicht mitgezogen wurde. Das waren noch schöne Zeiten.“ Unterbrach Uwe, um sich seine Decke über die Schulter zu ziehen. Sven fiel auf, dass die Zeit überhaupt nicht vergehen wollte, konnte aber mit diesem Abenteuer nicht viel anfangen. Floh überlegte einen Augenblick, erinnerte sich aber an eine Affenschaukel, die an einer alten Kiefer, oben über dem Bahndamm, angebracht war. „Ja genau“, meinte Uwe, als würde er sich jetzt daran erinnern, wie seine Geschichte weiterging. Ein kalter Hauch breitete sich über dem ganzen Dachboden aus und der Geruch von
abgebrannten Kerzen und Holz lag in der nebligen Luft. Teilweise konnten die Jungs ihre eigene Atemluft sehen und schauten sich dabei verwundert in die Augen. Währen der Wind sein Säuseln nicht aufgab, setzte sich Uwe bequem hin und fing an weiter zu erzählen. „Während wir schon einige Meter vom Tunnel entfernt auf den Bahngleisen liefen, sahen wir oben bei der Affenschaukel zwei etwa 10-jährige Kinder spielen. Sie wollten wohl die Schaukel ausprobieren. Der kleinere Junge nahm gerade in Richtung Bahngleis einen richtigen Schwung, um so weiter wie möglich über den Bahndamm zu schaukeln. Aber aus dem Tunnel näherte
sich bereits ein Zug in Richtung Schaukel. Kurz zuvor ist das alte Seil gerissen und der Junge landete auf dem heißen Pudersand, kurz vor dem Zug. Er rollte ziemlich schnell den Hang zu dem Zug herunter. Wir rannten so schnell wie möglich zu dem Jungen und konnten ihn, einen Meter vor dem rasenden Zug noch festhalten. Er war wie geschockt, als er den großen, fahrenden Zug wahrnahm. Er war richtig froh und hatte sich über unsere Rettung riesig gefreut. Er verriet uns seinen Namen, Rene Stern, hieß er und wurde vor ein paar Tagen erst 10 Jahre alt.“ Die Jungs verkrochen sich vor lauter Kälte in den Decken und stellten 3
weitere Kerzen zu den anderen, um den Raum wärmer zu bekommen. Teilweise konnten sich die Kinder an Einzelheiten dieser Erzählung erinnern. Selbst an den Jungen, aber was aus ihm wurde, wusste keiner mehr. Dennoch konnten sich einige an kein zweites Kind erinnern. Bernd fand in seinem Erzählungseifer eine halbvolle, alte verrostete Petroleumleuchte im Schrank, die sogar funktionierte. Er stellte sie zu den noch sieben halb heruntergebrannten Kerzen im Kreis. Als sie sich dann wieder ein wenig aufgewärmt hatten, fiel Florian eine Geschichte ein, wovon er ganz fest überzeugt war, diese zusammen mit allen erlebt zu haben. Florians begann seine
Geschichte vom einen Steilhang zu erzählen, ganz in der Nähe der alten Hausruine. … „Ich habe ein ganz gutes Abenteuer mit uns vier“, fing Florian mit einem Leuchten in seinen Augen an zu erzählen. „Könnt ihr euch noch an den Sommertag mit dem Steilhang erinnern, es muss so im August 1900 ... , ach ich weiß nicht mehr, welches Jahr es war. Es war jedenfalls ein sehr heißer Sommertag und wir wollten die Abkürzung, über den schmalen Steilhang, zur Altstadt nehmen. Diese Abkürzung führte direkt zum Stadtkern. Bernd und Uwe, ihr hattet noch das kleine Amselnest gefunden, wo Sven euch noch sagte, was das für eine
Vogelart sei. Die bunten Schmetterlinge tänzelten an der heißen Hangseite bis ganz nach oben. Das war eine Höhe von mindestens 7 Metern. Der lehmhaltige Hang war mit stachligen Kletterpflanzen bewuchert. Nach unten ging der Hang 18 Meter steil nach unten. Am Fuße vom Berg standen viele blühende Akazienbäume. Hoch am blauen Sommerhimmel zwitscherten die Feldlerchen und die Amseln in den grünen Baumkronen. Weit hinten konnte man die Alte Oder erkennen. Der Abkürzungsweg über den Steilhang war sehr gefährlich und nur 30 cm schmal und verlief über eine Länge von 5 Metern, bis der Weg wieder breiter
wurde. Bernd lief mit dem Rücken zur oberen Hangseite vorsichtig voran, weil er der Mutigste war. Dann folgte Uwe, Sven und zum Schluss ich, Hand in Hand haltend, mit dem Kopf in gerader Linie zum Horizont. Sven hatte doch noch gejammert, während ich mich vor Angst ganz schön zusammenreizen musste.“ Floh musste schmunzelnd unterbrechen. Er amüsierte sich so lustig über diese Geschichte, dass er die anderen gleich mit sich riss und alle für einen Augenblick den Sturm vergaßen. Sie kannten alle vier diesen gefährlichen Hang und konnten sich auch gut an dieses Abenteuer erinnern. Nun schien die Zeit doch noch schneller zu
verfliegen wie gedacht, denn Florian konnte seine Geschichten sehr gut erzählen. Er zog so gar alle mit sich in diesen Banner. Denn seine Geschichten waren fantasievollen begeisternd erzählen. Auf alle Fälle setzte er seine Geschichte ohne Pause fort. „Als wir uns schon ein paar Meter lang vorgetastet haben, wollte ein jüngerer Junge denselben Weg von der anderen Seite zu uns gehen. Bernd du hattest gleich rüber gerufen, er soll zurückgehen, weil es zu gefährlich sei. Im selben Moment war er schon abgerutscht, aber du konntest ihn noch rechtzeitig greifen und hochziehen. Er freute sich, dass du ihn noch gerettet
hast und sprang uns voll an den Hals, nachdem wir auf festen Boden standen. Seinen Namen könnte ich niemals vergessen. Nico Bering war sein Name und 8 Jahre war er alt und lebte bei seiner Oma.“ An dieser Stelle beendete Florian sein Abenteuer, weil er nicht mehr genau wusste, wie es dann mit Nico weiterging. Die anderen konnten sich erinnern, hatten aber Einzelheiten auch nicht mehr im Kopf. Durch die mittlerweile 14. Kerzen wurde der Dachstuhl ein wenig heller, aber durch den nasskalten Gewittersturm bildeten sich immer wieder Dunstschwaden an der Bodenspitze. Sie hörten wieder Geknarre im alten Haus und fürchteten
sich ein wenig. Aber diese Geräusche wurden eindeutiger und tönten vom Erdgeschoss zum Dachstuhl hoch. „Seit doch mal leise!“, rief Florian leise zu den anderen und dämmte ein wenig, die im Windzug lodernden Kerzen. Schweigend hielten sie ihren Atem an. … Irgendwie traute sich keiner von den Jungs zur dunklen Treppe zu schleichen, um nachzusehen, wer dort herumlief. Bernd riss sich zusammen und wagte den ersten Schritt zur Treppenoberstufe. Er konnte in der Dunkelheit einen Taschenlampenlichtstrahl erkennen. Auf einmal rief er leise. „Da kommt jemand die Treppe hoch.“ Die Herzen vor Angst in die Hosen gerutscht, machten sie die
Lichter aus und versteckten sich hinter den alten Schränken und Schornsteinschächten. Ihre Herzen schlugen so schnell, dass man sie auf dem Dachboden leise hören konnte. In dem Augenblick leuchtete das Taschenlampenlicht den ganzen Boden flüchtig aus und verschwand wieder Stufe für Stufe nach unten, heraus aus dem alten Haus. Sie vernahmen nur noch auf dem Treppenhaus das Herunterfallen einer Tageszeitschrift. „Meine Güte!“, rief Bernd erleichtert und bekam von allen die Zustimmung. „Das hätte beinahe schief gehen können“, sagte Florian und zündete wieder die gesamten Kerzen und Petroleumlampe an. Nun brannten auf
dem Dachstuhl genau zwanzig Kerzen in der Mitte von dem Kinderkreis. Selbst die tiefsten Ecken vom Dachboden wurden Sternenleuchten erhellt. „Da liegt eine Zeitung, die muss wohl derjenige verloren haben“, sagte Uwe ganz neugierig und gab sie Florian zum lesen. Als er laut einen Artikel auf der Hauptseite vorlas, blieb allen der Atem stehen. „Von wann ist denn diese Zeitung?“, wollte Bernd unbedingt wissen, worauf Florian verbittert Losweinen und diese zeigte. „Sie ist vom 14. August 1992 ...!“, meinte Florian und bekam kein Wort heraus, worauf Bernd verwundert sagte. „Na, das ist doch Heute, was ist denn so schlimm
daran?“ Und gab die Zeitung Floh zurück, der den Jungs einen sehr wichtigen, Artikel vorlas. „Die Kinder der Vergangenheit! Vor 20. Jahren: Ein mysteriöser Zusammenhang wurde in mehreren Todesfällen in der Region Oderberg festgestellt. Am 14. August 1972 verstarben durch ungeklärte mysteriöse Umstände die 4 gleichaltrigen Jungen, im Alter von 11 Jahren, durch einen Brand im Dachgeschoss, in dem alten Haus, am Geistberg von Oderberg. In tiefster Trauer gedenken wir den 4 Kindern; Sven Berger, Florian Plötz, Bernd Brauer und Uwe Lerken, die am 18. August 1972 auf dem städtischen
Kinderfriedhof, in stiller Trauer beigesetzt wurden. Am 14.August 1973, ein Jahr nach der Beisetzung, wurde der 8-jährige Michael Herbst ertrunken aus dem Waldsee von Oderberg geborgen, während am Nachmittag der seit 3 Wochen vermisste 9-jährige Timo Steinhagen in einen ehemaligen NVA-Bunkerschacht erstickt geborgen wurde. Man stellte eine schwere Kopfverletzung und ein gebrochenes Bein bei der Autopsie fest. Am gleichen Nachmittag wurde auf dem Bahngleis, kurz vor der Tunneleinfahrt, der 10-jährige Junge, Rene Stern, aufgefunden, während zur selben Zeit, durch einen Feuerwehrgroßeinsatz, der 8-jährige
Nico Bering, von dem 18 Meter hohen Steilhangberg zum Oberkietz abgestürzt ist und an den Folgen seiner schweren Verletzungen, auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. Wer kann diese mysteriösen Zusammenhänge dieser traurigen Schicksale von 8 Kindern aufklären?“ Keiner der nunmehr verzweifelten Jungs bekam ein Wort über die Lippen, während sich ein kalter Nebeldunst um die verschreckten Kinder legte. Es gab kein Entrinnen für die von Heimweh geplagten, nach Hilfe rufenden Kinder. Schmerzliche Erinnerungen breiteten sich in den Kinderherzen aus und geleiteten sie sicher durch ein grelles Licht in ihre
Sicherheit zu den Kindern der Vergangenheit. Erleichtert von all ihren Qualen und Sehnsüchten, weil sie ihre Ängste vor 20 Jahren nicht überwinden konnten, um durch das Lebenslicht zu gehen. Einen Tag, nach dem 14. August 1992, besuchte ein Junge die 8 Kindergräber auf dem städtischen Kinderfriedhof. Es war sehr heiß an diesem Tag und die Vögel zwitscherten ihre Lieder. Ganz traurig und verloren stellte ich mich an die Gräber und sprach folgende tröstenden Worte zu den Kindern der Vergangenheit. „Mein Name ist Sonny Plötz, ein Verwandter von Florian und ich bin 11 Jahre alt und kannte eure Geschichten von den
Kindern der Vergangenheit. Ich erlebte sie in meinen nächtlichen Träumen immer wieder und die Mutter von Florian erschien mir immer wieder, bis zur gestrigen Nacht, dann hörten diese Träume auf. Ihr konntet das Feuer nicht löschen, dass eins euer Schicksal bestimmte. Es war für euch zu mächtig und versperrte euren Ausgang. Es waren zu viele Feuerflammen und ihr fandet den Weg zum Licht nicht. So starben die vier Kinder ein Jahr später, weil ihr schon zu jedem Opfer einen Abenteuerplan fertig gestellt hattet. Ihr wart aber zu dieser Zeit schon verstorben und erlebtet diese Abenteuer 20 Jahre lang immer wieder in der Nacht des 14. August. Eure Seelen
haben nun ihren Weg gefunden und so seit ihr für immer vereint mit den Kindern der Vergangenheit.“ Florians Mutter stellte an jedem Todesjahrestag eine Kerze für euch auf. Die zwanzigste und letzte Kerze stellte ich für euch auf, weil die Mutter von Florian vor einem Jahr, am 14. August 1991, an ihrem gebrochenen Herzen verstarb. Ich legte eine schwarze Rose an jedes Grab und stellte jeweils eine rote, brennende Kerze in die Mitte der 8 Kindergräber. Im selben Moment blühten sie prachtvoll auf und es flogen 8 junge, wunderschöne, Schmetterlinge empor zum Himmel und vereinten sich mit den prachtvollen Sonnenstrahlen am blauen
Sommerhimmel. Seither träumte ich nie wieder von euch, den Kindern der Vergangenheit. Die Kinder der Vergangenheit Die Kinder der Vergangenheit sind nie allein, denn sie sind fest verschlossen in meiner Einsamkeit. Sie sind tief verborgen in meiner Kinderzeit. Sie lassen sich dann erst wieder sehen, am letzten Tag meines Lebens. Wenn sie mich für immer
holen,
bin ich wieder vereint, mit den Kindern meiner Vergangenheit.
Detlef Doletzky 1976 mit 14 Jahren geschrieben
The End