Fantasy & Horror
Weltenwanderer (Kapitel 8 und 9)

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"Weltenwanderer (Kapitel 8 und 9)"
Veröffentlicht am 13. Februar 2013, 14 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Hi zusammen, ich mache zur Zeit eine Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten, und möchte nebenher ein Buch schreiben. Nach langem überlegen, ob ich dies am Besten durch einen Blog mache, eine eigene Homepage oder sonstwie, bin ich schließlich auf mystorys gelandet :3
Weltenwanderer (Kapitel 8 und 9)

Weltenwanderer (Kapitel 8 und 9)

Beschreibung

Fantasy/ Cyberpunk - Prolog (Einführung des Textes) sowie Kapitel 1-5 sind ebenfalls auf Mystors zu finden. :3 Ich bin ein Anfänger und freue mich über jeglicher Kritik, positiv wie negativ. Reupload: Gab einen Fehler bei den Kapiteln.

Kapitel 8

Liria wollte etwas erwidern, brachte stattdessen aber nur ein würgendes Geräusch hervor. Loko erhob sich rasch, glitt zu ihr, und legte ihr eine Hand um die Schultern. Dann blickte er zu Imai. Diese sprach weiter, während der Wind um die Schutzblase herum orkanartige Züge annahm. „Wisse, dass ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich hätte dir davon erzählen müssen – doch der Vogel wird dir den Weg weisen.“ Sie machte eine wischende Handbewegung, und vor ihr schwebte für eine Sekunde lang ein langer, brennender Runentext – der Text leuchtete für einen Moment auf, und brannte sich dann im Vogel ein.

Dann begann der Vogel zu knirschen, und öffnete seine Augen. Er blickte sich kurz um, und flatterte auf Imais Schulter. Imai lächelte.

Liria, Ich wollte dich hiervor beschützen – doch ich habe versagt. Früher oder später findet der Vogel immer zurück.“ Dann blickte sie zu Loko, während sie mit der linken Hand nun Runen direkt über den bewusstlosen Ariz zeichnete. Dieser keuchte auf, und schlug schließlich die Augen auf. „Loko... nehmt den Vogel wieder an.“ Imai blickte zum Vogel, welcher schließlich zu Loko flatterte, und sich auf seiner Schulter niederließ. Er war immer noch aus Holz, doch er verhielt sich wie ein lebendiger Vogel aus Fleisch und Blut. Er wanderte auf Lokos Schulter nach rechts und links, und blickte sich nervös um. „Er wird euch den Weg zum silbernen Tempel zeigen, auf kürzestem Wege.“

Loko starrte einen Moment auf Imai, und dann auf Ariz. „Wir können nicht mehr in der Stadt bleiben, oder?“

Imai schüttelte den Kopf. „Nein, könnt ihr nicht.“ In ihre Augen mischte sich Sorge – die Luftblase, die sie umgab, bekam sichtbare Risse.

Ich werde euch vor die Stadt teleportieren und Razsha so lange wie möglich aufhalten. Wir sind... waren alte Freunde. Mir wird nichts geschehen. Lirias Schicksal wird sich ihr spätestens im silbernen Tempel offenbaren.“

Ariz ächzte, und erhob sich. Er blickte sich um, und nickte. „Man kann kaum eine Pause einlegen, ohne dass die ganze Stadt vor die Hunde geht...“

Liria schien sich nur langsam wieder zu fassen. „Komm mit uns!“ Imai allerdings zeichnete bereits Runen über Liria. „Ich will dir nicht versprechen, dass wir uns wiedersehen, aber... es könnte passieren. Ich weiß, du hast noch viele Fragen, doch ist nicht mehr die Zeit dafür. Reist zum silbernen Tempel. Danach kommt zurück... und sprecht mit Razsha.“

 

Liria wollte aufspringen, doch da glühte das Runenzeichen auf, die Seifenblase zerbarst, und die Welt um sie herum wurde für einen kurzen Moment zuerst schwarz – und dann grün. Sie, Loko, Ariz und der Vogel befanden sich nun auf einer Lichtung. Eine, die Liria noch niemals gesehen hatte.

All der Horror war wie auf einen Schlag fort gewischt – die schreienden Soldaten, der orkanartige Wind, die brennenden Gebäude, Razsha, Imai. Stattdessen lagen sie auf einem weichem Waldboden, und über ihnen öffnete sich das Blätterdach zum Himmel. Der Morgen war mittlerweile weit vorangeschritten, und die frische Luft half ihnen, sich zu sammeln, während sie stumm auf ihren Rücken lagen, und Morgentau sich auf ihrer Kleidung bildete.

Nach einer Weile erholten sich auch die Vögel des Waldes wieder vom plötzlichen Erscheinen der kleinen Gruppe, und begannen, ihre Lieder zu singen.

Liria betrachtete noch lange den heller werdenden Himmel, und dachte über das nach, was sie gehört hat – sie wusste nicht, was eine Weltenwanderin ist, was ihre Bestimmung sein sollte, und wo sie waren.

Innerhalb weniger Stunden wurde ihr Weltbild in Stücke geschlagen, und ein scheinheiliger Ersatz nahm seinen Platz ein. Der einzige tröstliche Gedanke, der ihr blieb, war, dass Loko und Ariz bei ihr war. Über diesen Gedanken schlief sie schließlich ein, aus purer Erschöpfung.

 

Als sie die Augen wieder aufschlug war es bereits weit nac h Mittag, und Loko und Ariz unterhalten sich angeregt in ihrer Nähe. Als erstes vernahm sie Ariz Stimme, welche deutlich ruhiger klang als Lokos. „Ich habe nicht viel von dem mitbekommen, was ihr da besprochen habt. Wir sollen zum silbernen Tempel? Nun, ich bin dabei.“

Es herrschte einige Momente Ruhe, ehe Loko antwortete. „Ich weiß immer noch nicht so ganz, was überhaupt passiert ist. Der Vogel, Lirias Mutter und die seltsame Frau mit dem tiefen Ausschnitt... Oder warum wir wieder zu ihr zurück kehren sollten.“

Ariz Stimme klang nachdenklich und etwas müde, als hätte er Loko schon dutzende Male erklärt, warum es sich so verhielt, wie es das tat. „Liria ist eine Weltenwanderin... Vielleicht die letzte, die es gibt. Auf jeden Fall hört man schon seit Jahrzehnten nichts mehr über sie.“

Und was soll ein Weltenwanderer sein?“ Liria stand nun hinter den Männern, und blickte angriffslustig zu Ariz. „War genau wird von mir verlangt?“

Ariz blickte zu Liria auf und lächelte. „Eine Weltenwanderin zu sein ist eine große Ehre, und eine große Bürde, Liria. Weltenwanderer sind die... Beschützer... Keydaras.“

Kapitel 9

Salvyron starrte auf die trostlose Ebene, die sich vor ihm bis in die Unendlichkeit verlor. In alle Richtungen, bis zum Horizont, nichts außer Sand und Stein. Er saß auf einem Sessel, der exakt nach Norden ausgerichtet war. Dieser war von grüner Färbung, und überaus flauschig und gemütlich.

Salvyron selbst hatte ein tadelloses Äußeres. Sein Gesicht war schmal, mit zwei intensiv blickenden, dunklen Augen, und zerzaustes, rabenschwarzes Haar. Sein Körperbau wirkte athletisch, aber nicht muskulös. Die Körperproportionen und die Symmetrie seines Körpers hätten aus einem Buch für Heiler stammen können. Der Körperbau, den er sich selbst gegeben hatte, war so tadellos, dass er auf Beobachter künstlich gewirkt hätte. Das einzige, was das Bild trübte, war ein gelangweilter Gesichtsausdruck.

 

Salvyron hätte damals niemals gewagt zu glauben, dass das Leben eines Gottes irgendwann langweilig werden könnte. Doch nach Millennia des angebetet -werdens und des experimentierens musste er sich eingestehen, dass ihm das Leben als Gott überdrüssig war. Er brauchte eine Herausforderung.

Nun saß er auf seinem Sessel in der Mitte der Salvyronsteppe, wie er sie liebevoll getauft hatte, und wusste nicht was er tun könnte. Schon seit Jahren spielte er mit dem Gedanken, zurück zu seiner Heimat zu gehen. Doch nicht als der Junge, der er war, als er sie damals verlassen hat – sondern als ein Herrscher.

Nachdem er die Prüfung des silbernen Tempels gemeistert hatte war ihm ein Portal geschenkt worden, dass ihn in diese Nische der Realität beförderte. Seine eigene Welt, in der er schalten und walten konnte, wie es ihm beliebte. In Keydaras waren seine Fähigkeiten auf die eines Magiers reduziert. Zwar in der Lage, die Realität zu manipulieren, doch nicht, sie gänzlich umzuschreiben. In seiner eigenen Welt war dies jedoch anders.

Er konnte Zivilisationen erschaffen, und sie zerstören, er konnte hier ein eigenes Universum erschaffen, und es wieder vernichten, wenn er Lust dazu hatte.

Anfangs ließ er das Portal nach Keydaras offen, ließ seine Geschöpfe zur Centriwelt wandern, und hieß Besucher willkommen.

Nach einigen Jahren allerdings ließ er das Portal von seiner Seite aus versperren, und er blieb allein. Nach vielen Jahren des Übens war es ihm gelungen, eine Kreatur zu erschaffen, die selbstständig arbeiten, denken und leben konnte.

Er erschuf einige von ihnen, und sah zu, wie die Zivilisation blühte und wieder verdarb. Dann hatte er sie erneut geschaffen. Zu Millionen, und er hatte ihnen Waffen geschenkt. Er hatte sie stärker und schneller gemacht, und dann hatte er entschieden, Keydaras zu erobern.

Doch er war nicht der einzige Gott gewesen, der ein Auge auf Keydaras geworfen hatte. Viele Jahre lang kämpfe er gegen einen Gott, den er selbst niemals gesehen hatte – unablässig warfen beide Seiten Armeen in den Kampf, die sich immer wieder gegenseitig auslöschten. Und beide hatten lernen müssen, dass zwei identische Kräfte, die sich gegenüber standen, keine Wirkung entfalteten. Keydaras wurde verwüstet, doch immer wieder neu aufgebaut.

Und so war es, dass jene Götter, die die größte Bedrohung für Keydaras darstellten, gleichzeitig ihre Rettung waren.

Salvyron allerdings beschloss, es dieses Mal anders anzugehen. Wenn er Keydaras nicht erhalten konnte, indem er sie mit Gewalt eroberte, musste er sich andere Wege überlegen. Aber das hieß nicht, dass er auf den amüsanten Gebrauch gnadenloser Brutalität zu verzichten hatte.

Salvyrons schmale Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Er überlegte nur einen Moment, wie seine Armee aussehen sollte – und er beschloss, seine Erstgeborenen zu wählen.

Salvyron hob die linke Hand – eine Geste, die nicht notwendig war, die er sich aber über viele Jahre angewöhnt hatte – und die Steppe war nicht mehr leer. Hunderttausende gewaltiger steingrauer Kreaturen bevölkerten sie. Sie standen aufrecht und bewegten sich nicht. Sie wirkten bullig, waren jeweils etwa zwei Meter groß und hatten primitiv wirkende Gesichter. Sie hatten breite Lippen, große, platte Nasen und kleine Augen. Salvyron starrte einen Moment auf die Armee, und war nicht zufrieden. Mit einer weiteren Handbewegung färbten sich die Gestalten, ihre graue Haut wechselte zuerst zu einem hellen blau, was ihnen etwas mysteriöses gab, und dann zu seinem dunklen rot.

Salvyron nickte zufrieden, doch dann zuckte seine Hand erneut – und die Haut der Kreaturen wirkte nun fast wie geschmolzen, und ein regelmäßiger, roter Blutfluss ergoss sich aus ihrem Oberkörper, der an ihnen herab floss, und von von ihren Oberschenkeln wie ein Schwamm aufgesogen wurde. Erst bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass es Arterien waren, die nun über der Haut statt unter ihr entlang führten.

Mit einer letzten Handbewegung fügte Salvyron noch eine letzte Änderung hinzu. Die Kreaturen trugen nun schwere, schwarze Rüstungen, hielten mächtige Zweihandwaffen, und hier und dort hörte man das Geräusch von Kriegstrommeln. Diese Armee sah mehr als willig aus, den brutalen Teil seines Plans umzusetzen.

Salvyrons perfekte Augen funkelten amüsiert, das erste mal seit Jahrzehnten.

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