Krimis & Thriller
Der Tod der Kritikerin XIII.

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"Der Tod der Kritikerin XIII."
Veröffentlicht am 07. Februar 2013, 8 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Der Tod der Kritikerin XIII.

Der Tod der Kritikerin XIII.

Das Unglück

 

„Sie wollen mir nur Angst machen!“, sagte sie überraschend, ihr Lachen damit unterbrechend. Ich konnte jetzt deutlich den Teil ihres Körpers wahrnehmen, der über der Oberfläche sich aufgerichtet hatte: ihre ganze Büste, Augen aufgerissen und ihre nadelfeinen Pupillen fixierten mich mit starrer Durchdringlichkeit, dass mir heiß und kalt wurde.

„Ich kenne Sie.“ Sie schluckte jetzt erst einmal, umgehend setzte sie wieder an und es kamen Worte wie aus der Maschinenpistole geschossen. Ein Sturmfeuer mähte mich nieder.

„Ihr Männer, ihr wollt nur, dass man sich in Euch verknallt. Dann, wenn das doofe Weibchen trächtig vor Liebe wie ein besoffenes dickes Huhn durch die Gegend torkelt und den Mann von unten mit klimpernden Wimpern anhimmelt, dann habt ihr euer Ziel erreicht. Bestenfalls werden wir dann wie heiße Kartoffeln fallengelassen, wenn wir uns nicht zu Sklavendiensten verirren, ausbeuten und abrichten lassen.“

Wieder wippte der Kehlkopf auf und ab beim heftigen Schlucken.

„Ist es nicht so?“, fragte sie rhetorisch. Sie raffte sich noch fester zusammen und richtete sich noch weiter auf, so dass sich auch ihr Bauchnabel aus dem Wasser erhob oder das, was dort die Brüste sein sollten. Genau konnte ich es nicht ausmachen, war ich zu sehr von ihrer Erregung hypnotisiert. Außerdem sagte sie jetzt und ihre Worte trafen voll ins Schwarze: „Und Sie, Sie Trottel von einem Mann, Sie wollten auch nichts anders. Stimmt’s? Verlieben, verknallen, sich verschauen sollte ich mich in Sie. Abhängig machen wollten Sie mich mit ihrer gemeinen männlichen Absicht, dass ich mich in Sie verschaute, richtig?“

Ich schwieg, noch war ich nicht wirklich zur Antwort aufgerufen, geschweige denn imstande dazu. Mir blieb schier die Spucke weg.

Sie wiederholte sich jedoch, die Stimme um einige Herz gehoben: „So antworten sich endlich!“

Noch immer schwieg ich. Ich ahnte, dass noch etwas kommen würde.

„So geben Sie es doch endlich zu, Sie – Mann!“ Dieses letzte Wort kam im verächtlichsten Tonfall aus ihrem Mund wie herausgespieen und nimmt man es bildlich, so drehte, spiralisierte und verdrillte sich diese in der hinausgestoßenen Luft wie eine Sonnengeburt, so schwergewichtig wog es.

Da ich immer noch schwieg und sie mit dem Oberkörper aus dem Wasser aufgefahren war - ein Elefant betrachtet eine Mücke, der Riese einen Winzling, den zu klein und erbärmlich sie empfand, um ihn zu zertreten - schwieg ich mehr von dieser bedrohlichen Gestalt in ihrer karikierten und verzeichneten Ansicht fasziniert, als noch Aufmerksamkeit genug gehabt zu haben, mich für eine Reaktion zu sammeln und vorzubereiten.

Mein Blick begann wie von selbst allmählich von ihrem Gesicht abwärts den Hals hinunter zu wandern, langsam, weil jede Schlagader, jeder Knochen, jeder Knorpel mein Interesse erweckte, eher ein medizinisches.

Sie sah es, deutete aber es „natürlich“ anders – sexuell.

Noch bevor ich mit meinem Blick zu ihrem Busen gekommen war, ließ sie sich wieder zurückplumpsen gegen die Wanne, erneut dabei das Haupt nach hinten geschleudert und noch verächtlicher als bisher lachend, tobend und keifend, schien mir. Das war nur schwer zu ertragen, nicht so sehr wegen des Spottes, sondern des abscheulichen Anblicks halber, was ein Mensch hier einem anderen bot. Waren wir denn Tiere?

Eine Zeitlang konnte ich noch diesen Schauspiel ertragen...

 

So griff ich zur Duschgabel, richtete diesen gegen sie und drehte am Hahn. Kochend heißes Wasser sprudelte heraus, das sie mit dichtesten Dampfwolken einhüllte und kaum noch zu erkennen war. Es war ein ziemlicher Abstand voneinander, stellt man sich vor, diese Wanne, in der wir zwei Personen lagen, hätte genauso gut für vier oder sechs Personen gereicht. Aber der Strahldruck der Dusche lief jedem Feuerwehr-Schlauch den Rang ab. Dabei hatte ich mich nicht einmal zu ihr hinübergebeugt. Meine Absicht war nur, ihr ein bisschen einen kleinen Schreck einzujagen.

Aber sie schrie fürchterlich auf, schüttele heftig ihre Arme wie ein Schwan mit seinen Flügeln, begann zu schlucken, zu japsen beim Atmen - zu hyperventilieren. Ich erschrak nicht weniger, so belustigend der Anblick auch war, stürzte mich in die Handlung, den heißen Wasserstrahl wieder weg-, abgedreht und in seine Verankerung zurückgeschleudert zu haben.

So geschah alles blitzschnell.

Die Einzelheiten ihres Verhaltens selbst nahm ich gar nicht bewusst wahr, sondern erschöpfte mich darin, diesen klitschigen Schlauch in seine Halterung zurückzubefördern, nämlich förmlich von mir zu stoßen. Denn im selben Moment, als ich das Wasser aufgedreht hatte, hatte ich sofort schon die brennende Hitze des Chromgürtels brennend in meinen Händen gespürt. Nachdem aber dies getan war, bannten mich unversehens ihre Hände, die sich krampfhaft am Beckenrand geklammert hielten, als befürchte sie unterzugehen, eine Geste, die mir schleierhaft war.

Es war schon zu spät. Die Kritikerin war ohnmächtig geworden, wenigstens dachte ich das, als ich die am Rande wahrgenommene Geräusche von vorhin und ihre Regungslosigkeit deutete. Jedenfalls gab sie keinen Pips mehr von sich.

Als wäre sie tot.

Der kichernde, quiekende Affe, Kaspar oder Teddybär war verstummt.

Herrlich! Insofern. Ein bisschen Ohnmacht schadete da nicht und würde ihr eine kleine Lektion erteilen. Nachdem keinen Laut mehr von sich gegeben, musste ich zunächst so denken: jetzt hat sie, was sie verdiente. Endlich!

Ich weiß, ich sage das zu meiner Entschuldigung, denn ich rührte mich zunächst eine ganze lange Zeit überhaupt nicht, bis mir ihre Regungslosigkeit doch zu mulmig wurde.

Andererseits war es überhaupt nicht gut, sagte ich mir denn da.

Als ich es endlich für bare Münze nahm, dass sie aufgehört hatte zu schnaufen, zog ich die Konsequenz aus meinen Überlegung: Längst tot sein könnte sie, zwar zu schnell, aber möglich war es. Außerdem, wie eng ist der Grat zwischen Ohnmacht und Exitus? Was wusste ich schon, was selbst ein paar heiße Strahlen siedenden Wassers Vernichtendes und Verheerendes anrichten können.

Egal, Ohnmachtsanfall hin oder her, ich muss etwas tun, und erhob mich endlich.

 

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