Romane & Erzählungen
Wenn Katzen sprechen

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"Wenn Katzen sprechen"
Veröffentlicht am 28. Januar 2013, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin ein Jahrgang 67, Married with children und wenn ich schon ins Burnout steuere, dann zumindest glücklich. Meine besseren 3/4 nennen meinen Beruf meist Computer-Heini, was nicht so schlimm ist, da ich ihren Internet-Zugang kontrolliere und somit daheim zumindest etwas in der Hand habe. Mein Credo nehme ich von Wigald Boning "Bleiben Sie neugierig" - nein, das gleichnamige Buch habe ich nicht gelesen - und füge hinzu "Höre nie auf zu ...
Wenn Katzen sprechen

Wenn Katzen sprechen

Beschreibung

Die Episode mit unserer Katze, an die ich am öftesten zurückdenke. Für mich das beste Beispiel, wie gut uns auch Katzen verstehen, auf uns reagieren und mit uns kommunizieren können.

Minki war fast 15 Jahre lang unser Stubentiger. Meine Mutter hatte sie als wenige Wochen altes Kätzchen nach Hause gebracht, als ich etwa 10 Jahre alt war. Papa hatte davon nichts gewusst und versuchte kurz die Stimme zu heben, indem er befahl „Die bleibt aber nicht da!“ Das war allerdings nach wenigen Minuten vergessen, nachdem sie ihn zum ersten Mal als Schlafplatz erwählt hatte.  

 

Zur kalten Jahreszeit vertrieb sie uns die Zeit in der Wohnung in Wien, indem sie durch die Zimmer fegte, wobei sie die Wände in Steilkurven umfunktionierte. Sie kämpfte in ihrem Katzen-Kung-Fu mit uns und sie schenkte uns ihre Zuneigung und Ruhe. Den Sommer verbrachten wir meist auf unserem „Sommersitz“, einer kleinen Badeparzelle am Land draußen, wo sie ihr Katzendasein nach Belieben im Häuschen, im kleinen Garten oder in den angrenzenden Feldern und Wäldern ausleben konnte.
 

Den Garten dort bewachte sie des Nachts und hielt ihn frei von Mäusen, von denen sie uns – den hoffnungslos schlechten Jägern – oft welche ins Zimmer legte. Man muss ja etwas zum Haushalt beitragen! Untertags hat sie auch mal den einen oder anderen neugierigen Hund vom Eingangstor vertrieben, aber meistens verbrachte sie die warme Tageszeit schlafend im Haus.
 

So auch an diesem Tag. Ich machte nach dem Mittagessen eine Siesta, um den Kalorien von Mamas böhmischen Kochkünsten die Möglichkeit zu geben, sich ihr Lieblingsplätzchen in meinem Körper zu suchen. Nach dem Aufwachen, wollte ich vom Bett aufstehen, hatte aber Minki übersehen, die schlafend neben mir am Boden lag. Ich trat ihr mit vollem Gewicht auf den Schwanz. Sie jaulte laut und jämmerlich auf und verschwand wie ein Blitz unter dem Kasten. Ich wollte sie natürlich trösten und nachsehen ob ich sie nicht verletzt hatte. Mit leisen und beruhigenden Worten redete ich auf sie ein und versuchte, sie hervorzulocken. Ich entschuldigte mich bei ihr und im Nachhinein denke ich, sie muss mich verstanden haben, meine Selbstvorwürfe zwar nicht in den Worten aber in der Stimme gespürt haben.
 

Der Schreck und die Schmerzen waren allerdings zu viel, sie kam auf meine Worte hin nicht hervor. Sie schien nicht verletzt zu sein und ich wollte sie nicht länger aufregen, darum ging ich wieder zu meinem Bett, wo ich mir etwas zum Lesen schnappte, damals vielleicht einen Karl May oder ein Perry Rhodan–Heftchen. Die ersten Absätze musste ich einige Male beginnen, da mein Blick immer wieder in Richtung meines verkrochenen Kätzchens schweifte. Aber nach kurzer Zeit war ich wie üblich in meine Lesewelt versunken und hatte alles rundherum ausgeblendet und vergessen.
 

Einige Kapitel später tauchte plötzlich ein Katzenkopf auf und schob sich vor mein Buch. Minki blickte kurz in meine Augen, bevor sie mir mit der Zunge über die Nase schleckte. Dann drehte sie sich seelenruhig weg, sprang vom Bett und trollte sich in Richtung Katzentüre um in den Garten zu tigern. Ich brauchte einen Moment, um aus meiner Lesewelt aufzutauchen. Aber dann erstarrte ich, als ich diesen Katzenkuss mit dem Geschehen von zuvor in Verbindung brachte. So etwas hatte Minki nie zuvor gemacht - nicht in dieser Art. Wenn sie Katzenküsse verteilte, dann meistens nicht einen. Auch blieb sie länger und wollte entweder spielen oder sich Streicheleinheiten holen. Aber dieser Katzenkuss bedeutet ja auch etwas anderes. Ich hatte und habe bis heute keinen Zweifel, dass sie ihn mir gab, weil SIE MICH beruhigen wollte. Nur deshalb hatte sie den Umweg zu mir gemacht, bevor sie in den Garten ging. Das war ihre Katzensprache und sie hätte es mir nicht deutlicher sagen können – „Mach dir keine Sorgen, ich bin dir nicht mehr böse“.  

Danke Minki, ich habe dich verstanden.

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Hörbuch

Über den Autor

Silbenfaeller
Bin ein Jahrgang 67, Married with children und wenn ich schon ins Burnout steuere, dann zumindest glücklich. Meine besseren 3/4 nennen meinen Beruf meist Computer-Heini, was nicht so schlimm ist, da ich ihren Internet-Zugang kontrolliere und somit daheim zumindest etwas in der Hand habe.

Mein Credo nehme ich von Wigald Boning "Bleiben Sie neugierig" - nein, das gleichnamige Buch habe ich nicht gelesen - und füge hinzu "Höre nie auf zu Lernen, vor allem aus deinen Fehlern". Eine Zahnfüllung, verbeultes Blech, gebrochene Knochen oder Herzen - aus allem kann man eine Lehre ziehen.

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baesta Welch schöne Episode. - Ich mag Katzengeschichten, weil ich diese Charaktertiere sehr mag. Unser Kater "spricht" seit letzter Zeit auch viel mit uns.
Hat mir gut gefallen, Deine einfühlsame Katzenstory.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
ulla wenn Katzen sprechen hat man ja noch Glück,
ansonsten strafen sie dich mit Verachtung, sie verzeihen oft nicht den kleinsten Fehler und lassen sich nicht verbiegen... ich mag sie
lg
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
Silbenfaeller Bei Katzen bewundere ich diese Mischung aus Stolz, Selbstbewusstsein und Verspieltheit. Hunde ordnen sich unter, aber Katzen integrieren sich ganz selbstverständlich auf gleicher Ebene.

Und die Antennen von Katzen sind sicher sehr empfindlich. Oft kam Minki, wenn es mir nicht gut ging, und beruhigte mich mit ihrem meditativen Schnurren.
Auf ihre alten Tage war sie dann am liebsten bei meinem Vater, wo sie die meiste Ruhe hatte und sie verließ uns auch kurz nach ihm.
lg SF
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Diese Geschichte finde ich sehr anrührend. Und das, weil ich weiß, wie Katzen im Allgemeinen so ticken. Wir hatten immer Katzen und ich weiß, sie sind die einfühlsamsten Geschöpfe, die es gibt. Da fällt mir eine Begebenheit ein. Wir hatten einen Kater, der hieß Bruno. Am Wochenende fuhren wir immer in unsere Gartenparzelle. Kurz zuvor waren wir umgezogen und hatten nun den Garten nicht mehr am Stadtrand, sondern mußten ca 35km fahren. Da half alles nichts, Bruno mußte mit. Im gefiel es im Garten aber überhaupt nicht. Da waren die ganzen Dorfkater, die natürlich Bruno für einen Eindringling hielten und ihn auf Schritt und Tritt verfolgten. Eines Tages kam Bruno wieder in unseren Garten gerannt, verfolgt von zwei fremden Katern. Die zwei sahen uns dort stehen und gaben Fersengeld. Bruno drückte sich an die Beine meines Mannes, froh die beiden Kerle los zu sein. Mein Mann war aber etwas sauer und sagte zu Bruno: Du alter Jammerlappen, gib doch den anderen mal saures und jag sie zum Teufel." Bruno sah meinen Mann todtraurig an, drehte sich um und schlich Richtung Gartentor mit hängendem Kopf. Mir kamen die Tränen und ich schnauzte meinen Mann an. Dem tat es nun wohl auch leid und er rief hinter Bruno her: "Bruno komm zurück, Herrchen hat dich doch lieb." Bruno war zögernd stehen geblieben, als überlege er. Dann kam er langsam zurück und drückte sich erneut an die Beine meines Mannes und nahm etliche Streicheleinheiten entgegen. Danach durfte Bruno an Wochenenden zu Haus bleiben. Unsere Nachbarn haben uns angeboten, sich um ihn zu kümmern und so war uns allen geholfen. So ist das mit den Katzen.

Liebe Grüße
petjula
Vor langer Zeit - Antworten
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