Biografien & Erinnerungen
Des Bürgermeisters neues Auto

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"Des Bürgermeisters neues Auto"
Veröffentlicht am 30. Januar 2013, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Des Bürgermeisters neues Auto

Des Bürgermeisters neues Auto

Beschreibung

aus meinem Buch "Hans und Franz, Lausbubengeschichten aus längst vergangenen Tagen" Mein Mann wäre heuer 79 Jahre alt, diese Geschichte habe ich nach einer Kindheitserinnerung von ihm aufgeschrieben ... WANDLUNG UND TECHNISCHER FORTSCHRITT in nur EINEM Menschenleben...

Des Bürgermeisters neues Auto ..

 

Er war ein stattlicher Mann, stets in Tracht gekleidet und sein Schnurbart wäre heute rekordverdächtig. Sein Auftreten war selbstsicher und sein Umgangston schwankte zwischen  leutselig und gebieterisch. Doch nicht nur das verwegene, grimmige Aussehen verschaffte dem damaligen Bürgermeister überall Respekt, sondern auch seine Geschäftstüchtigkeit.

Ihm gehörte ein Kalkwerk, der Ziegelofen und das Kaffeehaus. Er war Weinhändler im großen Stil und besaß ein Fuhrwerkunternehmen. Jede Woche brachten zwei seiner vier prächtigen Pinzgauer Pferde Weinlieferungen und andere Waren  nach Wien.

             Eines Tages, der zweite Weltkrieg war noch nicht ausgebrochen, ging es wie ein Lauffeuer durch die Stadt: Der Bürgermeister hat ein Auto!

Glänzend schwarz-grün lackiert, in der vierschrötigen Bauart der damaligen Zeit.

Um das wertvolle Fahrzeug zu schonen, fuhr der Gemeindechef nur im Schritttempo durch die Stadt, denn die Straßen und Wege waren löchrig und holprig. Stets liefen Buben und Mädchen vor, hinter und neben dem Auto her. Wenn es im Getriebe krachte, johlten sie begeistert auf.

Natürlich waren Hans und Franz immer dabei. Sie waren sogar die Rädelsführer dieser Eskorten, denn als Nachbarsbuben bemerkten sie jede bevorstehende Ausfahrt.

Fasziniert beobachteten sie die Vorbereitungen. Schwitzend und keuchend warf der Rossknecht mit einer Kurbel den Motor an. Meistens starb dieser einige Male ab. Aber endlich ging sein Stottern in ein gleichmäßiges Tuckern über und der Bürgermeister lächelte zufrieden. Verständnislos folgten Hans und Franz  mit großen Augen und Ohren der Fachsimpelei  der beiden Männer.

Manchmal aber....und das waren die ganz großen Augenblicke .... durften die Zwillinge sogar die goldfarbene Hupe betätigen. Stolz drückten sie ausgiebig den Gummiballon und lauschten entzückt den schrillen Huptönen.

Kein Wunder, dass sich die Brüder fast als Mitbesitzer fühlten. Ein kleines bisschen war es ja auch ihr Auto. Und sie rannten stolz neben ihm her durch die Straßen von Zistersdorf.

Wenn sich die anderen Kinder dazu gesellten und die Horde wuchs und wuchs, so erklärten die Brüder mit Kennermiene: „Heute ist er gleich angesprungen!“, oder „Das hat wieder gedauert, bis der Bürgermeister endlich starten konnte, mindestens fünfmal ist der Motor abgestorben!“

 Aber auch bei den anfallenden Reparaturarbeiten zeigten sich die Kinder als Fans und interessierte Zuschauer. Aufmerksam sahen sie zu, wenn der Pferdeknecht die defekten Reifen ausbesserte, wenn er sie abnahm, pickte und wieder aufmontierte.

Zwar war ihnen der grantige Knecht nicht ganz geheuer. Seine Stirn war durch den Hufschlag eines Pferdes total deformiert und stark gerötet. Er fluchte viel und oft  - und spuckte, wenn er sich ärgerte, mehrere Meter weit. Trotzdem umzingelten sie ihn in sicherem Abstand und verfolgten gespannt das Geschehen. 

Die häufigsten Gebrechen an dem Auto waren die Reifendefekte.

Diese Pannen  passierten besonders oft in der Naglergasse. Es zischte – und wieder einmal war ein Reifen platt.             

 

Eines Tages, als hintereinander mehrere Pneudefekte aufgetreten waren, riss dem Bürgermeister die Geduld. Er befahl seinem Knecht mit einem an einer Schnur hängenden Hufeisenmagnet die Straße Zentimeter für Zentimeter  abzusuchen.

Und siehe da! Auf Schritt und Tritt blieben zahlreiche, meist verbogene kleine Nägel und alte Mausköpfe am Magnet hängen.

 Der Bürgermeister brauchte nicht viel Spürsinn, um den Verursacher dieser Anhäufung kaputter Nägel und somit seiner zahlreichen Reifenpannen zu finden.

Es war der benachbarte Schuster.

Dieser hatte die Gewohnheit, alle alten Schuhsohlen – ohne die Nägel daraus zu entfernen – im Ofen zu verbrennen. Die anfallende Asche hatte er stets auf die Straße gestreut.

 Nun aber zeigte sich die Größe eines wahren Diplomaten. Es gab keine Vorwürfe, keinen Zank und Streit.

Der Bürgermeister einigte sich mit dem Schuster auf noble und weitblickende Weise, indem er ihm von seinem Knecht ein Fässchen Wein und eine Aschentonne bringen ließ....

Und alle waren zufrieden; der Bürgermeister, sein Rossknecht und selbstverständlich auch der Schuster, der Vater von Hans und Franz.

 

 

 

 

 

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Hörbuch

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mukk
Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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mukk Re: lustige -
Zitat: (Original von Rajymbek am 18.02.2013 - 14:00 Uhr) Lausbuben geschichten wie sie heute selten vorkommen.

VLG Roland



Wow!! Ich bewundere dich und freue mich seeeehr, dass du ab und an mal in meinen Texten stöberst. Das kostet Zeit und ist mühsam, deshalb doppelte Freude, herzliches Drücken, innigen Dank und liebste Grüße!!
eure Mukk
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek lustige - Lausbuben geschichten wie sie heute selten vorkommen.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Herrlich! -
Zitat: (Original von Gunda am 31.01.2013 - 21:00 Uhr) Ich liebe deine Geschichten aus der Vergangenheit ...
Auch diese hier ist wieder wunderbar geschrieben, Ingrid.
Lieben Gruß
Gunda



Freu!!!! Dein Lob bedeutet mir sehr viel, herzlichen Dank!
Werde extra für dich wieder eine herein stellen.
Mit liebem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Re: Re: Ein bisschen wehmütig -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 31.01.2013 - 20:18 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 31.01.2013 - 18:06 Uhr)
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 30.01.2013 - 23:09 Uhr) - bei all dem Humor - lesen sie sich immer - deine Ausflüge in die Vergangenheit. Natürlich, an seinem Geburtstag ....

Meine Mutter war bis in ihre späten Jahre eine begeisterte und begnadete Autofahrerin und hat in der von dir beschriebenen Zeit (heimlich - da noch nicht volljährig) damit angefangen.... Von Pannen und technischen Problemen war nie die Rede, aber von einer nicht ungefährlichen Slalomfahrt auf einer großen Chaussee, weil sie einem Laubfrosch-Marathon ausweichen wollte. Glücklicherweise hatte sie wenig Gegenverkehr ... Alle haben überlebt, und das Auto auch

Ganz liebe Grüße
deine fleur


Danke dir herzlich, ich weiß nur nicht, was du mit "seinem Geburtstag" meinst ... stehe wahrscheinlich auf der Leitung.
Wir haben heute mitten im Winter einen wunderbaren Frühlingstag.
Schicke dir ein Bündel Sonnenstrahlen und liebe Grüße
deine Ingrid


Liebe Ingrid, du hast geschrieben: "Mein Mann wäre heute 79 Jahre alt ..."
da habe ich wohl gedanklich das Wort 'geworden' hinzugefügt ...... entschuldige bitte, wenn ich mich hier vertan habe ...

Ich habe mich bei deiner Erzählung an Filme aus der damaligen Zeit erinnert gefühlt, auch an einen Roman von Remarque ...

Sei lieb gegüßt
deine fleur

Wir haben hier gerade Gewitter, es blitzt und donnert , gestürmt hat es schon den ganzen Tag.

Liebe fleur, da habe ich mich vertan... drum das Nichtverstehen ... statt heute sollte es "heuer" heißen, hab es geändert, denn mein Mann hätte erst im Juni Geburtstag, was wahr ist, muss wahr bleiben ..:-))))
liebe Grüße
deine Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Herrlich! - Ich liebe deine Geschichten aus der Vergangenheit ...
Auch diese hier ist wieder wunderbar geschrieben, Ingrid.
Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Re: Re: Ein bisschen wehmütig -
Zitat: (Original von mukk am 31.01.2013 - 18:06 Uhr)
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 30.01.2013 - 23:09 Uhr) - bei all dem Humor - lesen sie sich immer - deine Ausflüge in die Vergangenheit. Natürlich, an seinem Geburtstag ....

Meine Mutter war bis in ihre späten Jahre eine begeisterte und begnadete Autofahrerin und hat in der von dir beschriebenen Zeit (heimlich - da noch nicht volljährig) damit angefangen.... Von Pannen und technischen Problemen war nie die Rede, aber von einer nicht ungefährlichen Slalomfahrt auf einer großen Chaussee, weil sie einem Laubfrosch-Marathon ausweichen wollte. Glücklicherweise hatte sie wenig Gegenverkehr ... Alle haben überlebt, und das Auto auch

Ganz liebe Grüße
deine fleur


Danke dir herzlich, ich weiß nur nicht, was du mit "seinem Geburtstag" meinst ... stehe wahrscheinlich auf der Leitung.
Wir haben heute mitten im Winter einen wunderbaren Frühlingstag.
Schicke dir ein Bündel Sonnenstrahlen und liebe Grüße
deine Ingrid


Liebe Ingrid, du hast geschrieben: "Mein Mann wäre heute 79 Jahre alt ..."
da habe ich wohl gedanklich das Wort 'geworden' hinzugefügt ...... entschuldige bitte, wenn ich mich hier vertan habe ...

Ich habe mich bei deiner Erzählung an Filme aus der damaligen Zeit erinnert gefühlt, auch an einen Roman von Remarque ...

Sei lieb gegüßt
deine fleur

Wir haben hier gerade Gewitter, es blitzt und donnert , gestürmt hat es schon den ganzen Tag.
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Ein bisschen wehmütig -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 30.01.2013 - 23:09 Uhr) - bei all dem Humor - lesen sie sich immer - deine Ausflüge in die Vergangenheit. Natürlich, an seinem Geburtstag ....

Meine Mutter war bis in ihre späten Jahre eine begeisterte und begnadete Autofahrerin und hat in der von dir beschriebenen Zeit (heimlich - da noch nicht volljährig) damit angefangen.... Von Pannen und technischen Problemen war nie die Rede, aber von einer nicht ungefährlichen Slalomfahrt auf einer großen Chaussee, weil sie einem Laubfrosch-Marathon ausweichen wollte. Glücklicherweise hatte sie wenig Gegenverkehr ... Alle haben überlebt, und das Auto auch

Ganz liebe Grüße
deine fleur


Danke dir herzlich, ich weiß nur nicht, was du mit "seinem Geburtstag" meinst ... stehe wahrscheinlich auf der Leitung.
Wir haben heute mitten im Winter einen wunderbaren Frühlingstag.
Schicke dir ein Bündel Sonnenstrahlen und liebe Grüße
deine Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Ein bisschen wehmütig - - bei all dem Humor - lesen sie sich immer - deine Ausflüge in die Vergangenheit. Natürlich, an seinem Geburtstag ....

Meine Mutter war bis in ihre späten Jahre eine begeisterte und begnadete Autofahrerin und hat in der von dir beschriebenen Zeit (heimlich - da noch nicht volljährig) damit angefangen.... Von Pannen und technischen Problemen war nie die Rede, aber von einer nicht ungefährlichen Slalomfahrt auf einer großen Chaussee, weil sie einem Laubfrosch-Marathon ausweichen wollte. Glücklicherweise hatte sie wenig Gegenverkehr ... Alle haben überlebt, und das Auto auch

Ganz liebe Grüße
deine fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Markus Re: Re: Liebe Ingrid - Liebe Ingrid, wir brauchen deshalb nicht mit uns hadern, es war schon immer so. Das Einzige was sich im letzten Jahrhundert so sehr verändert hat ist ihre Geschwindigkeit, dafür bleibt jedoch nach meinem Empfinden die soziale Wärme auf der Strecke, so dass die heutigen Zweibeiner wohl irgendwann wieder auf allen Vieren landen werden
lieben gruss
markus


Zitat: (Original von mukk am 30.01.2013 - 19:11 Uhr)
Zitat: (Original von Markus am 30.01.2013 - 18:39 Uhr) schöne AUFKLÄRUNGSgeschichte aus vergangenen Tagen, heute wo so manche Kinder sich nicht vorstellen können, woher die Milch wohl kommt, aber besser mit dem elektronischen Zeitbegleitern zut kommen als ich. Kauf ich einen neuen TV, so muß langsam Junior ran, alles richtig miteinander zu verknüpfen
Ja die Zeiten eines »Lausbuben« sind vorbei
schönen Abend
lieben gruss
markus



Danke, lieber Markus, manchmal, wenn ich zurückdenke, kommen mir die Geschichten wie Märchen aus einer anderen Welt vor. Das Unfassbare aber ist die kurze Zeitspanne, in der sich MEINE kleine Welt so sehr verändert hat.
Mir geht´s genauso. Brauch am PC immer wieder die Hilfe meiner Enkelkinder und Kinder.
Mit lieben Grüßen
Ingrid

Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Liebe Ingrid -
Zitat: (Original von Markus am 30.01.2013 - 18:39 Uhr) schöne AUFKLÄRUNGSgeschichte aus vergangenen Tagen, heute wo so manche Kinder sich nicht vorstellen können, woher die Milch wohl kommt, aber besser mit dem elektronischen Zeitbegleitern zut kommen als ich. Kauf ich einen neuen TV, so muß langsam Junior ran, alles richtig miteinander zu verknüpfen
Ja die Zeiten eines »Lausbuben« sind vorbei
schönen Abend
lieben gruss
markus



Danke, lieber Markus, manchmal, wenn ich zurückdenke, kommen mir die Geschichten wie Märchen aus einer anderen Welt vor. Das Unfassbare aber ist die kurze Zeitspanne, in der sich MEINE kleine Welt so sehr verändert hat.
Mir geht´s genauso. Brauch am PC immer wieder die Hilfe meiner Enkelkinder und Kinder.
Mit lieben Grüßen
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
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