Das Märchen von Emily und der Guten Fee
Es war einmal ein kleines Mädchen namens Emily. Sie war erst 7 Jahre alt und ihr kleiner Bruder erst 2 Jahre, als ein Sturm über das Dorf kam , in dem sie lebten.
Eigentlich war es ein schöner Ort, mit Seen, Blumenwiesen und Wäldern,
doch der Sturm hatte es in ein düsteres Tal verwandelt.
Emily und ihr Bruder Carl hatten Glück, denn sie waren nicht Zuhause gewesen,
als das Unglück geschah und so kam es, dass sie überlebten.
Als die beiden jedoch Nachhause zurückkehrten, waren sie erschrocken und verwirrt.
Was war nur mit ihrem schönen Dorf geschehen? Wo waren all Blumen und Tiere? All die Einwohner?
Es war still im Dorf. Emily und ihr Bruder bekamen Angst. Sie glaubten nicht daran, dass
ihr Dorf einmal wieder so schön sein würde, wie sie es kannten. So voller Liebe , voller Freude.
Ihre Mutter , Elizabeth , hatte sich im Wald versteckt und Kalle, der Vater, war gegangen, bevor der Sturm aufbrach.
Wohin er gegangen war, wussten Emily und Carl nicht. Carl war auch noch viel zu jung, um zu verstehen, was geschehen war.
Doch Emily verstand nach einer Weile. Sie verstand sehr gut.
Die böse Hexe Kaniela hatte ihren Vater verzaubert, sodass er nicht mehr nach Hause kommen wollte. Sie hatte ihm einen Liebestrunk zubereitet, der ihn blind machte für die Hässlichkeit, die ihr Innerstes widerspiegelte.
Ab und an besuchte Emily, gemeinsam mit ihrem Bruder den Vater, doch wirklich wohl fühlte sie sich nicht in der Nähe der Hexe. Immer wieder hatte die Hexe versucht auch Emily und Carl in Ihren Bann zu ziehen, doch die beiden trugen so viel Liebe in sich, dass jeder Zauber der Hexe sich in Luft auflöste, noch bevor er seine Wirkung zeigen konnte.
Die Besuche wurden immer weniger, und verebbten irgendwann ganz.
Emily fühlte sich einfach zu eingesperrt und hatte Angst, dass sie irgendwann, genau wie ihr Vater , eine Gefangene der Hexe sein würde.
Viele Jahre vergingen bis Emily sich entschied, ihren Vater noch einmal zu besuchen.
Er war stärker geworden, die Hexe schwächer. Das konnte Emily spüren.
Auch Emily selbst war stärker geworden. Doch ein kleiner Dorn hatte sich in ihr kleines Herz gebohrt. Ein Hass-Dorn. Sie hasste die Hexe.
Eines Tages hatte die Hexe wieder versucht Carl zu verzaubern und es wäre ihr auch beinahe gelungen. Er lief blau an und bekam keine Luft mehr. Da sprang der Vater auf , zog Carl an den Füßen in die Luft und schlug ihm auf den Rücken, sodass das vergiftete Stück Brot, das Carl aß, im hohen Bogen durch den Saal flog.
Daraufhin erlosch die Wirkung des Banns, den die Hexe dem Vater aufgelegt hatte und so nahm er Carl und Emily an der Hand und verließ das Grundstück der Hexe.
Für Immer.
Emily und Carl lebten bei Ihrer Mutter, die dabei war das Dorf, das der Sturm zerstört hatte, wieder aufzubauen. Es sah schon viel hübscher aus, als vor einigen Jahren.
Es gab wieder Einwohner, wieder Blumen und auch Tiere.
Trotzdem gefiel es Emily nicht so gut, wie vor dem Sturm. Es war der Hass-Dorn, der sich immernoch in ihrem Herzen befand. Emily war jetzt 10 Jahre alt und sie hatte das Gefühl,
viel zu schnell erwachsen zu werden.
Sie besuchte ihren Vater wieder regelmäßig. Er lebte nun im Nachbardorf in einer kleinen Baracke. Es war nicht besonders hübsch, im Vergleich zu ihrem Dorf, aber es war besser, als bei der Hexe zu wohnen.
Als Emily mal wieder zu ihrem Vater lief, erzählte dieser ihr, dass er eine gute Fee getroffen hatte. A'Dria hieß sie und wäre wunderschön.
Er schwärmte von ihr, als wäre sie das schönste, dass er je gesehen hatte.
In der Baracke angekommen, traf sie A'Dria. Sie war wirklich schön und sah sehr nett aus.
Die Schönheit kam aus ihrem Herzen, das spürte Emily und sie fühlte sich sofort sicher.
A'Dria war jünger als der Vater, aber nicht so jung wie die böse Hexe.
Kaum hatte Emily ein Wort mit der guten Fee gesprochen, brach in ihr der Damm, der alle Gefühle zurück halten musste. Emily wollte nur noch kuscheln, und viel Zeit mit A'Dria verbringen. Sie wollte nicht, dass die gute Fee sie verlässt. Bei Ihr konnte sie alle Last ablegen und einfach nur Kind sein.
Die gute Fee hatte ein Händchen für Kinder. Sie bastelte, ging viel an die Frische Luft und vorallem, das war das wichtigste, sie kuschelte sehr gerne.
Langsam wurden die Tage immer kürzer und die Nächte immer kälter. Es wurde Winter und Weihnachten rückte näher.
Emily und Carl waren schon in Weihnachtsstimmung. Diese verschwand allerdings, sobald sie die alte Baracke betraten. Dort war es nie weihnachtlich geschmückt. Nicht wie Zuhause.
Emily fand das sehr schade und fragte die gute Fee, ob sie nicht gemeinsam das Haus schmücken könnten. Doch es gab nichts, womit man das Haus schmücken könnte.
Als die Fee das hörte, schnappte sie sich die beiden Kinder und ging in den Wald.
Sie sammelten Tannenzapfen, Tannenzweige und alles was irgendwie weihnachtslich aussah.
Als sie zuhause angekommen waren, legten die Kinder alles auf den großen Tisch und schauten die gute Fee erwartungsvoll an.
" Abra, Kadabra, Eins, zwei, Drei", sagte diese und schon hatten sich die vielen Einzelteile in einen schönen großen Weihnachtskranz verwandelt.
"WOW", sagten Carl und Emily gleichzeitig.
Sie waren begeistert.
So kam es, dass die Kinder auch beim Vater ein wenig Weihnachten feierten,
gemeinsam mit Nachbarn und der guten Fee.
2 Jahre vergingen so. Sie kuschelten, spielten, feierten und bastelten.
Doch bei Emilys nächsten Besuch, war die gute Fee weg.
"Die kommt nicht wieder", sagte der Vater nur und beendete damit das Thema.
Die Böse Hexe hatte A'Dria verhext. Sie hatte sie krank gemacht und um Emily nicht zu verletzen, ging die gute Fee fort. Sie schrieb noch einen letzten Brief an Emily:
" Liebe Emily, es tut mir Leid, aber ich möchte keinen Kontakt mehr. Bitte vergiss mich."
Das konnte Emily nicht glauben. Das konnte einfach nicht stimmen. Emily wusste, dass die gute Fee sie lieb hatte und sie nicht einfach so verlassen würde.
Doch auch nachdem Emily nachfragte, blieb die gute Fee bei ihrer Meinung.
Emilys Welt zerbrach.
" Ich will und kann dich aber nicht vergessen, gute Fee", weinte Emily.
Und so verlor sie ihre beste Freundin.