Romane & Erzählungen
Shattered- Zerbrochen - Yesterday I died

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"Shattered- Zerbrochen - Yesterday I died"
Veröffentlicht am 26. Januar 2013, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Shattered- Zerbrochen - Yesterday I died

Shattered- Zerbrochen - Yesterday I died

Beschreibung

Jana, eine junge Frau Anfang der Zwanziger, weiß genau was sie will: Erfolgreich ihr Studium beenden und möglichst lange ungebunden bleiben. Als angehende Journalistin glaubt sie nicht an Sachen wie Schicksal, sondern hält sich lieber eisern an Fakten: Doch wer hätte geahnt, dass ausgerechnet sie sich einmal Hals über Kopf verliebt? Noch dazu in einen Menschen der nicht mal aus ihrer Zeit kommt? [WARNUNG: Taschentücher nicht vergessen]

Die Bäume an den Straßenrändern hatten jegliches Grün verloren und ragten hinauf in den grauen Himmel, der mit dichten schwarzen Wolken zugezogen war. Auf den Gehwegen und angrenzenden Wiesen tanzte das verwelkte Herbstlaub munter im Wind und wurde in die Vorgärten der Häuser geweht. Ich sah einen alten Mann, der sich fluchend daran machte, die Unordnung zu beseitigen und zu hoffen schien, dass die nächste Böe nicht erneut alles aufwedeln würde. Vergebens.
Es war zwar erst Mitte Oktober und trotzdem wurde für das Wochenende der erste Schnee angekündigt, sehr zum Verdruss der meisten Leute, denn sie konnten der kalten Jahreszeit, im Gegensatz zu mir, nichts abgewinnen. Ich betrachtete den Winter nicht als Feind, sondern nahm es eher als unvermeidlich, dass es im Laufe des Jahres kälter wurde und obwohl ich die warmen Sonnenstrahlen im Frühling und Sommer ebenso liebte, war ich doch immer froh, wenn die Nächte begangen länger und die Tage kürzer zu werden.
Sommer bedeutete Partys und Feste am laufenden Band und da ich beides zutiefst verabscheute kam der Winter mir gerade gelegen. Endlich konnte ich wieder mit einem dicken Mantel und Schirm bewaffnet losziehen, lange Spaziergänge unternehmen, ohne ständig freundlich dreinblicken zu müssen und jeder zweiten Person ein gekünsteltes Lächeln zu schenken. Im Sommer herrschte überall Trubel und ein reges Treiben, gutgelaunte Menschen soweit das Auge reichte, das alles stand ganz oben auf meiner Liste, an Dingen die ich hasste.
Umso unbegreiflicher mag es manchen erscheinen, wieso ich den Beruf als Journalistin gewählt hatte, da es auf dem ersten Blick überhaupt nicht meinem Charakter entsprach: Ich war nicht besonders gerne unter  Fremden, nicht weil ich schüchtern gewesen wäre, sondern weil ich es einfach verabscheute im Mittelpunkt zu stehen und meine liebe Mühe hatte, zu unsympathischen und gewissen Menschen einen angemessenen Ton zu bewahren. Leider geschah es in meinem Job oft, dass ich auf Personen traf, die einem das Blaue vom Himmel vorlogen und einfach nur mit aller Macht versuchten ins Rampenlicht zu rücken. Solche skrupellosen Leute schreckten oft vor nichts zurück, lieber erzählten sie irgendwelche Unwahrheiten oder machten andere schlecht um selber besser dazustehen, interessanter zu wirken.
Im Laufe der letzten beiden Jahre hatte ich gelernt, dass es wichtig ist, Haltung zu bewahren und hier und da ein Pokerface aufzusetzen, um nicht ständig irgendwo anzuecken. Inzwischen gelang es mir immer besser, wenn es angebracht war ein süffisantes Lächeln auf meine Lippen zu zaubern und mit ruhiger, gelassener Stimme weiterzusprechen, doch ich war noch lange nicht gut genug. Es kam mir einfach nur falsch vor, sich zu verstellen, aber was sollte ich machen? Mir lag mein Beruf sehr am Herzen und ich hatte mir fest vorgenommen, mein Studium mit den Bestnoten zu beenden und später eine erfolgreiche Journalistin zu werden. Hierbei ging es mir an erster Stelle nicht ums Geld, sondern darum gute Kolumnen zu verfassen, vielleicht hier und da einen Schwindel aufzudecken, doch vor allem um an den Verstand der Menschen zu appellieren, sie wachzurütteln. Unsere Welt ist ein einziges Trugbild und leider glaubten viele an das, was ihnen in den Medien gesagt wurde, ohne es überhaupt in Frage zu stellen. Viele meiner Kollegen nahmen es mit der Wahrheit anscheinend nicht immer so genau und wollten nur eines: Möglichst viel Geld und Profit herausschlagen und dabei gingen manche von ihnen über Leichen. Mich widerte das alles an, also habe ich beschlossen, etwas zu ändern, zwar war ich nur ein klitzekleines Licht in Mitten einer Galaxie aus Abermillionen hellleuchtender Sterne, doch irgendwo musste man beginnen…  
„Heute Nacht werden die Planeten Jupiter, Venus und Mars in einem Dreieck zueinander stehen und mit bloßem Auge zu erkennen sein. Diese seltene Konsultation kommt nur alle 300.000Jahre vor und fasziniert Wissenschaftler in ganz Europa. Wir schalten nun live zu Jürgem Lehmann in der Raumstation Sondershausen.“ drang die Stimme des Moderators an mein Ohr und riss mich aus den Gedanken. Erschrocken richtete ich meinen Blick nach vorne und registrierte erleichtert, dass die Ampel noch nicht auf Grün umgesprungen war, die Schranken noch geschlossen waren. Ich sog tief die abgestandene Luft, ließ die Scheibe des Beifahrerfensters halb hinunter und umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad. Schweißperlen standen auf meiner Stirn und mein Herz schlug wilde Purzelbäume. Konzentrier dich, Jana, mahnte ich mich und schüttelte den Kopf… Mir schwirrten tausende Gedanken durch den Kopf und ich hatte Probleme mich auf das Fahren zu konzertieren, wenn man es genau nahm glich es einem Wunder, dass ich noch in keinen Unfall verwickelt war, so schnell ließ ich mich ablenken. Bis jetzt bin ich noch immer rechtzeitig aus diesen fernen Welten zurückgekehrt, bekam aber jedes Mal eine Heidenangst und eine riesige Panik. Dann tauchten immer die schrecklichen Bilder vor meinem inneren Auge auf und ich fühlte mich an jenen Augusttag vor zwölf Jahren zurückerinnert, den Tod meiner Eltern…
Es geschah an einem Mittwoch. Die Sonne stand hoch am Himmel und die Luft flimmerte vor Hitze. Ich saß unter dem großen Apfelbaum im Garten, genoss einen angenehm kalten Kirschbananensaft und las in einem Mickey Mouse Comic, neben mir stand eine Schüssel mit Erdbeeren- meine kleine Welt war vollkommen und perfekt… Plötzlich stand mein Vater mit einem breiten Lächeln vor mir und sah auf mich hinab.
„Na Große.“ sagte er und zog liebevoll an meinem Pferdeschwanz.
„Papa! Leistest du mir Gesellschaft? Das fände ich schön. Magst du auch etwas?“ fragte ich und hielt ihm die Erdbeerschüssel hin. Er nahm sich eine und steckte sie in seinen Mund.
„Danke mein Spatz. Kannst du dich eine Weile von Entenhausen losreisen? Mama und ich dachten wir fahren bei dem schönen Wetter mal wieder alle zusammen zum Badesee. Hast du Lust?“
Ich bekam sofort leuchtende Augen und musste keine Sekunde nachdenken und antwortete: „Oh ja! Das ist eine großartige Idee. Ich gehe gleich meine Sachen zusammensuchen. Oh darf ich den Wasserball mitnehmen. Bitte?“ Ich sah ihn mit einem Hundewelpenblick an und er nickte lachend.
„Natürlich darfst du, was ist denn das für eine Frage? In einer halben Stunde geht es los.“ erwiderte er, glaubte sich noch eine Erdbeere und gab mir einen Kuss auf die Haare.
„Ich bin schneller fertig als du die denken kannst.“ sagte ich, sprang auf, packte mein Zeug zusammen und eilte ins Haus. Es war das erste Mal seit langem, dass wir was zu dritt unternahmen, da mein Vater als Immobilienmakler unter der Woche immer viel unterwegs war und erst sehr spät nach Hause kam und meine Mutter als Krankenschwester mit dem Schichtdienst oft überfordert war.
Dreißig Minuten später standen wir alle fertig auf der Matte und stiegen gutgelaunt ins Auto. Mama und Papa hatten vorne Platz genommen und ich saß hinten auf dem mittleren Sitz und redete wie ein Wasserfall auf meine Eltern ein. Mein Vater lege eine Kassette ein und sofort begann die Stimme von Peter Maffay zu trällern. Ich liebte Tabaluga damals heiß und innig und sang sehr schief, dafür aber laut mit und meine Eltern stimmten ein. Ich war vollkommen glücklich und der festen Überzeugung das glücklichste Kind der Welt zu sein.
Wir blieben ungefähr sechs Stunden am See und hatten eine Menge Spaß. Mein Vater und ich veranstalteten Wettschwimmen und tauchten gegeneinander... Es war der tollste Tag seit langem und es sollte der Letzte sein, den wir als Familie zusammen verbrachten.
Später machten wir uns auf die Heimfahrt und es ging so fröhlich zu wie hinwärts. Wir waren ausgelassen, was nicht heißen sollte, dass mein Vater die Straßenregeln missachtete. Er war der verantwortungsbewussteste Fahrer den ich bis heute kenne… Nein, an dem Unfall war jemand anders Schuld. Wir fuhren eine wenig belebte Landstraße entlang und wollten gerade um eine Kurve biegen, als uns von vorne ein Geisterfahrer entgegen kam und mit vollem Tempo auf uns zu raste. Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie ich panisch zu schreien beginn, mein Vater das Steuer herumriss und an das laute Quietschen der Reifen bevor sich die Dunkelheit über mich senkte… Später wachte ich im Krankenhaus auf und konnte mich an nichts mehr entsinnen… Mein Kopf tat weh und meine Arme waren in Gips gebunden.
Ich weiß noch, wie eine Krankenschwester hereinkam und sich um mein Wohlbefinden kümmerte. Sie war noch relativ jung und war wunderschön, sie strahlte etwas Beruhigendes aus. Ihr Name war Monika…
„Was mache ich hier? Wo sind meine Mama und mein Papa?“ wollte ich verwirrt wissen und sah sie an. Sie drehte sich zu mir um und hatte Tränen in den Augen. Ich erschrak, denn noch nie hatte ich jemand Fremden weinen sehen.
Sie kam langsam auf mich zu und setzte sich auf die Kante meines Bettes und nahm meine Hand...
„Du musst jetzt tapfer sein, hörst du? Die Mama deiner besten Freundin wartet draußen. Du wirst erst einmal mit zu ihnen gehen, wenn du gesund bist.“ sagte sie leise.
„Wo sind meine Mama und mein Papa?“ wiederholte ich und hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch.
„Sie sind…. Es gab einen Unfall… Du hast überlebt, doch für deine Eltern konnten wir nichts mehr tun. Sie sind tot.“
Ich verstand zwar genau was sie sagte, doch nicht den Sinn ihrer Worte… Das konnte doch nicht sein.
Als sie mich schließlich in die Arme nahm, bemerkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte… Es war der Moment an dem meine Kindheit zerstört wurde.

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