Sie wurde vor acht Jahren geholt, und nie zurück gebracht. Nun ist es aber an der Zeit
Es war ein nebelverhangener Tag. Yorsch und seine Männer hatten sich ins Gebüsch gekauert. Nun warteten sie auf Ruby. Sie war ein junges Mädchen, seit sechs Jahren auf der Welt und Tochter von Ilyitsch und Téla.
Ruby spazierte fröhlich den Weg entlang, bis Yorsch das Zeichen gab. Etwa ein halbes Dutzend Männer sprangen aus dem Gebüsch. Einer hatte einen Sack und stülpte ihn über Ruby. Dann warf er sie sich über die Schulter. Yorsch und seine Männer verschwanden ebenso plötzlich, wie sie erschienen waren. Die Szene war ohne das Bemerken eines Aussenstehenden abgelaufen.
Nun ist Majra schon zehn Jahre bei Yorsch. Sie erinntert sich nicht mehr an ihre Kindheit, nur noch an die Zeit mit Yorsch. Nun ist er ihr Vater, ihr Beschützer. Sie leben in einer grossen Höhle, mit Yorsch' vier Ehefrauen. Sie alle haben wahnsinnige Angst vor ihm, ausser Majra. Sie ist die einzige die ihn versteht, ihm vertraut, ihn vielleicht sogar liebt...
Majra sitzt in einem Teil der Höhle und bürstet ihr Haar. Es ist seidig und im Schimmer des Mondes glänzt es wunderschön. Sie sitzt genau vor der Öffnung der Höhle. Es ist Nacht, der Mond steht hoch am Himmelstzelt und am Firmament funkeln die Sterne.
Yorsch tritt hinter sie. Majra dreht sich um, sieht ihm direkt in die Augen: "Du weisst was ich will." Yorsch nickt, antwortet: "Du kannst zwar lesen und schreiben, aber jeder würde dich hänseln, da du nicht im Dorf wohnst." Majra lässt nicht locker: "Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb ich nicht zur Schule gehen darf. Ich weiss es. Sag ihn mir doch." Yorsch bleibt still. Soll er ihr sagen dass er sie entführt hatte? Wie würde sie reagieren? Würde sie weglaufen? Sollte er das Risiko eingehen? Dann würde sie wenigstens nicht mehr dauernd rumnörgeln, dass sie zur Schule wolle. Er murmelte: "Noch nicht." Er will sich umdrehen, sie hält ihn aber am Arm fest und zwingt ihn sie anzusehen: "Bitte." Yorsch seufzt und setzt sich hin. Er stützt den Kopf in die Hände: "Es war vor acht Jahren. Du warst gerade mal sechs Jahre alt, die Tochter von Iljitsch und Téla. Sie waren, und sind immernoch, sehr reich. Wir haben im Wald auf dich gewartet, und dich mitgenommen. Deine Eltern haben nach dir gesucht, im ganzen Königreich, aber dich nie gefunden. Wir haben dich immer sorgsam versteckt. Schon bald hast du mich vergöttert, und wir haben dich frei herumgehen lassen. Du hast dich nicht mehr an die Zeit ohne uns erinntert. Nun sind deine Eltern alt und grau, müde und hoffnungslos. SIe suchen zwar immernoch nach dir, aber glauben nicht mehr daran dass du lebst. Zuerst wollten wir dich wieder zurück verkaufen. Aber du hingst an mir, und ich an dir. Also habe ich dich wie eine Tochter grossgezogen. Auch wenn niemand mehr so wirklich nach dir sucht, man würde dich trotzdem erkennen. Du hast viel Ähnlichkeit mit deiner Mutter. Und dann würde man uns stellen. Das ist der wahre Grund. Man würde dich nicht auslachen, man würde dich mit offenen Armen empfangen." Ruby stutzt. Sie bringt kein Wort heraus. Yorsch sieht sie fragend, vielleicht sogar flehend an. Ruby kann den Gesichtsausdruck nicht deuten, da sie ihn noch nie gesehen oder erlebt hat. Sie fragt leise: "Wieso? Wieso hast du mich nicht einfach wieder zurück verkauft?" Yorsch zuckt mit den Schultern: "Ich hab's dir schon gesagt. Aber es tut mir leid. Wirklich. Und ich möchte nicht dass du gehst." Ruby geht auf den Satz nicht weiter ein: "Also wenn ich ins nächste Dorf spazieren würde, würden sie mich zurück zu Iljitsch und Téla bringen?" Yorsch sieht sie ausdruckslos an: "Ja." Ruby nickt und wendet sich ab. In ihrem Teil der Höhle setzt sie sich auf das Lager aus Moos. Yorsch folgt ihr, bleibt vor ihrem Bett stehen: "Ich lasse dich nicht einfach so gehen." Ruby nickt: "War logisch. Aber wieso konntest du mich nicht einfach dort lassen? Dann hättest du jetzt weniger Ärger am Hals." Yorsch sieht sie fragend an. Sie schlägt ihm mit der Hand an den Kopf und tritt mit dem Fuss in seine Kniekehlen. Dann rennt sie so schnell sie kann aus der Höhle, in den dichten Wald. Es regnet stark, und schon bald ist Ruby so nass wie noch nie zuvor. Jedenfalls nicht bei Yorsch. Sie läuft weiter und weiter, sodass Yorsch sie vielleicht nicht mehr finden würde können. Doch er hat einige gute Männer unter seiner Schar, und die würde er sicher gebrauchen.
Ruby setzt sich hin und stützt den Kopf in die Hände, wie zuvor Yorsch. Wo muss sie hin? Wenn sie richtig zugehört hat, dann würde die nächste Stadt im Norden liegen, und das war rechts von ihr. Aber dort würde Yorsch sie doch erst recht vermuten, oder? Oder sollte sie einfach wieder zurückgehen? Er ist wie ein Vater für sie, und sie kann sich im Moment kein Leben ohne ihn vorstellen. Nein, er hat seine Chance verspielt, beschliesst sie. Sie steht auf und geht zielstrebig richtung Norden.
Den Tag durch läuft sie immer weiter, auch in der Nacht, bis sie nicht mehr kann. Dann lässt sie sich auf den Waldboden sinken, nicht ahnend dass hinter den nächsten paar Bäumen schon ein Dorf liegt.
Jemand kommt näher. Ruby hört die Schritte, die sich langsam an sie heranpirschen. Sie schlägt die Augen auf und steht schlagartig auf. Der Junge zuckt zurück und reisst die Augen auf: "Was machst du hier?" Ruby sieht ihn mit Argusaugen an: "Bist du von Yorsch aus hier?" Der Junge schüttelt den Kopf. Er fragt etwas ängstlich: "Du etwa?" Ruby schüttelt langsam den Kopf: "Hast du Angst vor ihm?" Der Junge lächelt gezwungen: "Wer nicht?" Ruby runzelt die Stirn: "Was, wer nicht?" Der Junge runzelt ebenfalls die Stirn: "Er ist der gefürchteste Verbrecher des Königreiches. Jeder hat Angst vor ihm." Ruby fällt aus allen Wolken, die zur Genüge am Himmel schweben: "Bitte was?" Der Junge grinst: "Du hast wohl einiges verpasst. Hey, du erinnerst mich an jemanden. Wer bist du?" Ruby zuckt mit den Schultern: "Ruby." Der Junge bekommt grosse Augen: "DIE Ruby?" Sie zieht die Augenbrauen hoch: "DIE?" Er grinst: "Die Tochter von Iljitsch und Téla?" Ruby nickt: "Ja. Weisst du wo sie wohnen?" Sie bekommt sofort antwort: "Jeder weiss es! Wer dich zu ihnen bringt wird reich! Anscheinend bist nur du im Ungewissen." Ruby nickt: "Erzähl mir meine Geschichte." Er willigt ein: "Wenn du mir dann auch deine Ansicht erklärst. Also, als du sechs Jahre alt warst bist du aus irgendeinem Grund durch den Wald gelaufen. Aus dem bist du nie aufgetaucht. Die Menschen verdächtigen Yorsch, können es aber nicht beweisen, und finden ihn auch nicht. Deine Eltern sind reich, und haben dich lange Zeit gesucht, dich aber nie gefunden. jetzt bist du dran." Ruby nickt und sagt: "Ich erinnere mich nur noch an die Zeit mit Yorsch. Er hat mich grossgezogen wie ein Vater. Ich kann lesen und schreiben. Er hat mir das Jagen und das Kämpfen mit Waffen beigebracht. Erst gestern hat er mir erzählt dass er nicht mein Vater ist. Und dann bin ich abgehauen." Der Junge nickt und packt Ruby am Arm, dann zieht er sie ins Dorf. Es ist wie ausgestorben, sie sieht keine anderen Menschen. Der Junge erzählt, es würden alle noch schlafen. Er bringe sie zu ihren Eltern, seine Familie habe 3 Pferde wovon er zwei nehme.
Schon bald brechen Ruby und der fremde Junge auf. Die Pferd laufen schnell, und schon bald kommen sie bei dem grossen Haus von Rubys Eltern an. Ruby lächelt und dankt dem Jungen, bittet ihn mit reinzukommen. Er kommt gerne mit.
Die Eltern sind erstaunt, begrüssen sie aber stürmisch. Téla ruft: "Oh, Ruby! Wie hab ich dich vermisst! Es tut mir so leid. So schrecklich leid!" Ruby fällt ihr weinend um den Hals: "Mama!" Iljitsch dankt dem jungen, will ihm Preisgeld anbieten, aber dieser lehnt es ab: "Ich möchte kein Geld. Sondern um die Hand ihrer Tochter anhalten."
Iljitsch willigt ein und schon bald findet die Hochzeit statt...
petjula007 Hast Du gut geschrieben. Für meinen Geschmack fehlt aber ein bißchen Spannung. LG petjula007 |