Beschreibung
Eine Geschichte über ein Mädchen, welcher etwas ganz unfassbares geschieht...
Ich schmunzelte bei den Worten von Jamie. Ich glaubte nicht dass ich an Kyles Gesicht etwas zu verändern hatte. Ich schüttelte den Kopf: "Nein, ich hab ihm keine reingehauen."
Kyle wandte ein: "Sie hat mich nur gegen einen Tisch geschmissen."
Jamie grinste, ich beliess es dabei. Er kam auf mich zu und wirbelte mich einmal im Kreis. Mir war ein bisschen schwindelig als ich abgesetzt wurde, aber das war egal. Jamie gähnte gerade ausgiebig und ich sagte ihm: "Du solltest ein bisschen schlafen gehen."
Er schüttelte den Kopf. Er war aber schon fast aus der Türe und ich sagte nur: "Ich bin auch noch da wenn du geschlafen hast. Bye." Ich wollte ihm schon die Türe vor der Nase zumachen aber er wurde wütend: "Ich wette danach machst du sofort mit Kyle rum!"
Ich fiel aus allen Wolken. Dann sagte ich unnötigerweise: "Nein mache ich nicht." Er hätte auch ohne den Satz daran geglaubt.
Sein Kopf wurde rosa: "Das ist ja eine lausige... Ausrede oder so."
"Das ist gar keine Ausrede oder was auch immer."
"Ich wette darauf."
"Von mir aus kannst du hier eine Kamera aufstellen, wenn du dich dann besser fühlst."
Jamie zog die Augenbrauen hoch, ich begegnete seinem Blick ruhig. Er seufzte, drehte sich um und ging. Ich machte die Türe zu. Kyle grinste: "Er ist wirklich eifersüchtig." Ich zuckte mit den Schultern: "Man kann nich alles haben."
"Sicher dass du nicht sofort mit mir rummachst?"
"Jetzt nicht, Kyle!"
"Schon gut. Ich wollte nur sicher gehen."
"Was hab ich verpasst?"
"Nichts besonderes. Die Tom, Jerry und Katie haben dich fünf mal am Tag besucht. Katie hat dauernd eine ihre Puppen neben dir wachen lassen, und Tom liess sie dann immer verschwinden. Katie hielt es für einen Energieverbrauch von dir. Du hast die Puppen sozusagen gefressen, damit du wieder zu Kräften kamst. Sie ist dir nicht böse."
"Woher weisst du das?"
"Sie hat es mir erzählt."
"Auch dass Tom sie verschwinden liess?"
"Das hat er mir dann erzählt."
Ich nickte.
Er fügte leise hinzu: "Du hast dich schnell erholt."
"Echt?"
"Du wärst fast ersoffen."
"Trotzdem."
"Was willst du damit sagen? Dass mit mir etwas nicht stimmt?"
Er erwiderte nichts.
Mein Kopf verwandelte sich in Lava: "Wennschon bist du nicht normal!"
"Natürlich bin ich nicht normal." Kyle gluckste.
Ich sah ihn fragend an: "Was?"
"Ich bin genauso wenig normal wie du."
"Was?"
"Du musst doch geahnt haben dass mit dir etwas nicht stimmt."
"Wieso?"
"Wie viele Menschen mögen dich?"
"Viele."
"Lass mich raten, alle denen du begegnet bist."
"So ziemlich, ausser meiner Stiefmutter."
"Ich ja auch."
"Was meinst du damit? Ich versteh dich nicht."
"Auch die Tiere mögen dich."
"Ja, aber red nicht um den heissen Brei herum."
"Wen mögen die Tiere und Menschen ganz besonders?"
"Dich und mich?"
"Das was wir sind!"
"Und was sind wir?"
"Du hast echt keine Ahnung?"
"Nein!"
"Du hast keinen blassen Schimmer von dir und deiner Mutter?"
"Was redest du denn für einen Unsinn?"
"Wieso ist deine Mutter gestorben?"
"Ein Autounfall."
"Und die wirkliche Ursache?"
"Das ist sie."
"Nein. Die echte ist dass sie eine Anguane ist."
"Bitte was?"
"Eine Anguane. Du bist eine halbe. Eine Halb-Anguane."
"Was bin ich denn? Und du? Und was war meine Mutter?"
"Die Menschen denken wir leben an Bächen oder Flüssen. Was so halb stimmt. Im Wasser fühlen wir uns wohl, aber wir leben nicht nur dort. Wir sind so eine Art Glücksbringer. Wenn wir einen Segen aussprechen, ist jemand wirklich gesegnet. Und deshalb mögen uns die meisten Menschen schon von Natur aus. Sie fühlen irgendwie dass sie dich nicht verärgern sollten, ausser die ganz abgehärteten Gemüter wie deine Mutter, denn wir können auch einen Fluch aussprechen, der dann Wirklichkeit wird."
"Also kann ich jemanden in Unglück und Glück stürzen lassen."
"Lebenslang."
"Und wieso ist meine Mutter DESWEGEN gestorben?"
"Einige Menschen wissen von uns, und bringen uns um."
"Wieso?"
"Was wieso?"
"Wieso bringen sie sie um. Ich meine uns."
"Weil sie zuerst denken wir würden sie segnen. Wenn wir das nicht machen, bringen sie uns um."
"Wieso segnen wir sie nicht einfach?"
"Weil sie zum Beispiel Glück haben könnten, und dann könnten sie die Weltherrschaft übernehmen oder ähnliches."
"Oh."
"Und so können sie euch, äh uns, immer weiter ausrotten?"
"Sie tun es, ohne es sich bewusst zu sein."
"Woher wusstest du dass ich ein Anguane bin? Oder eine Halb-Anguane?"
"Das spürt man."
"Ich hab es nicht gespürt."
"Du hast etwas gespürt, wusstest aber nicht was es war. Da du nicht von unserer Existenz wusstest."
"Wieso hast du es mir bis jetzt verschwiegen?"
"Ich wusste nicht ob du es weisst. Du warst ganz normal zu mir, ich wusste nichts von dir. Erst als ich dich näher kannte ahnte ich dass du es nicht wusstest."
"Und dann hast du dich in mich verliebt?"
"Eigentlich schon am ersten Tag."
"Wieso warst du beim Abendessen so verschwiegen?"
"Das ist meine Art."
"Du hast einen komischen Humor."
"Haben mir schon viele gesagt."
"Ist es deshalb, weil du..."
"Nein. Es ist nicht weil ich auch eine Anguane bin. Es ist halt so. Ich habe mich so entwickelt. Das hat nichts mit meiner Art zu sein."
"Ach so."
"Du solltest an die Frische Luft."
"Von mir aus."
"Ich komm mit raus."
"Musst du nicht."
"Mach ich aber."
Kyle hielt mir die Türe auf und wir schlenderten neben einander den Strand entlang.
Kyle lächelte: "Es muss schwer sein mit zwei Typen am Haken."
Ich musste auch lächeln, auch wenn mir nicht danach war: "Ist es auch."
"Wieso bist du in mich verliebt?"
"Weil, weil du irgendwie ganz anders bist. Du bist nett, und liebenswürdig. Als wir zusammen gesurft sind hast du mich so zärtlich gehalten, und doch so sicher. Ich hab das Gefühl als würdest du mich so richtig verstehen. Mich erst so richtig komplett machen."
"Schön gesagt."
"Und wieso bist du in mich verliebt?"
"So richtig weiss ich es nicht. Du bist ebenfalls anders, was auch logisch ist. Ich hab schon viele Anguanen-Frauen kennen gelernt, aber keine hat mich so berührt wie du. Du bist so lebensfreudig, und so unschuldig. So kindlich. Du kannst dich noch über alles freuen, und trotzdem bist du manchmal ganz ernst. Wie du mit den Kindern umgehst. Die Kinder würden alle Anguanen mögen, wie sie sie auch behandeln, aber du bist so zärtlich zu ihnen. Du bist einfach du. Und dich mag ich."
"Was soll ich jetzt mit Jamie machen?"
"Was meinst du?"
"Ich kann unmöglich zwei Freunde haben, schon mal drüber nachgedacht."
"Und du würdest mit ihm schluss machen."
"Ja."
"Du solltest ihm einfach sagen dass du mich magst."
"Das weiss er schon, aber er könnte total ausrasten oder so. Irgendwas könnte passieren, was ich nicht will."
"Er wird dich nicht verletzen."
"Das meinte ich nicht. Wie kommst du darauf."
"Du sagtest etwas wird passieren."
"Ich meine dass er mich nicht verletzen wird."
"Ich bin ja da. Ich würde es nicht zulassen."
"Dann würde er erst recht ausrasten."
"Das ist mir eigentlich egal."
"Er könnte stattdessen DICH verletzen."
"Hast du schon mal darüber nachgedacht wie ich meine vorige Verletzung heilen konnte?"
"Kurz."
"Ich könnte dich aus dem Tod herausholen. Du könntest mich heilen. Wenn ich verletzt werde kann ich mich einfach wieder genesen."
"So hast du das also auch letztes Mal gemacht?"
"Ja."
"Kannst du mir das beibringen?"
"Ich werde dir alles beibringen was ich kann."