Fantasy & Horror
"Nichts ist unmöglich!" - Storybattle 21/10 Seiten

Storybattle 21

"Nichts ist unmöglich!"

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einer ungeheuren schleimigen, kleinen, grünen Amphibie der Gattung Laubfrosch verwandelt.

Ein schrecklicher Zustand! Das vor allem, weil er sich so verloren in diesem riesigen Bett, in dem noch größeren Mansardenzimmer, in der überdimensional großen Mansardenwohnung vorkam. Statt seiner sonst so gepflegten Selbstgespräche entfleuchte ihm ein unmelodisches "Quack!" Aber denken, denken konnte er noch, wie Gregor Samsa und das immerhin war ihm ein großer Trost. Es sollte noch besser kommen. Neben ihm lagen sein mobiles Telefon und eine riesige, goldene Kugel.

"Damit sollte sich doch etwas anfangen lassen!", dachte der eingefleischte Junggeselle und versank für einige Zeit in sich selbst.

Doch dann, ganz plötzlich, verbanden sich einige, der wenigen Synapsen in dem Amphibiengehirn und mit etwas Mühe, konnte man sogar Verschmortes riechen. Gregor Froschs Lächeln wurde so breit, dass man ihn fast mit einem der Breitmaulfrösche hätte verwechseln können. Doch das war ihm egal. Er reckte und streckte seine grünen Gliedmaßen und baute damit eine gewisse Körperspannung auf. Die brauchte er um sein Telefon zu aktivieren. Dann teilte er der Welt mit, dass er eine Prinzessin suchte, die wiederum etwas vermisste, was nun eben diese Prinzessin wahrscheinlich überaus traurig machte, was er mit seinem Feingefühl und mit seinem Gewissen aber keinesfalls vereinbaren konnte!

Es überraschte nun weder den Frosch noch den Gregor Samsa, dass nach überaus kurzer Zeit die gesuchte Prinzessin an der Tür, der Mansardenwohnung klopfte und höflichst um Einlass bat. "Nicht ist unmöglich!", in der Zeit der Marschflugkörper, so schien es zumindest. Die Tür besagter Wohnung öffnete sich, wie von Zauberhand, ganz allein und mit einem unheimlichen Knarren. "Ist hier wer?", fragte die weibliche Hoheit, währenddessen sie vorsichtig das kleine Zimmerchen erkundete, indem sich Schrank, Stuhl, ein Bett und ein Tisch befanden.

Mitten auf dem Tisch stand ein Tellerchen und es lagen Messerchen und Löffelchen daneben. Auch eine kleine Tasse stand darauf und ein Laib Brot schien auf die Prinzessin zu warten. Doch eingeladen hatte sie dann schließlich und endlich das Gläschen voll von köstlicher Haselnusscreme.

Jedoch bevor sie sich in das Abenteuer der Gaumenfreuden stürzte, sah sie sich vorsichtig um. Sie war eine kluge Prinzessin, die weder in eine Bärenfalle, noch in eine Fallstudie geraten wollte. Keine der genannten Gefahren lauerten auf sie und so genoss die Prinzessin ihr süßes Mahl. Wie in einen Tagtraum versunken saß sie da. Noch nie hatte sie so eine Köstlichkeit verzehren dürfen. Mitten in ihrer Verzückung platschte es plötzlich neben ihr auf den Tisch. Erschrocken, nein, eher irritiert sprang die Prinzessin zunächst auf, als sie sah, wer sich da zu ihr gesellt hatte.

Doch dann lachte sie. "Ja wen haben wir denn hier? Du bist ja ein besonders Hübscher, deiner Art!", fügte die Prinzessin hinzu und setzte sich den Laubfrosch auf die Hand. Das sie keinesfalls ängstlich war, lag wohl daran, dass sie in der Prinzessinnenschule aufgepasst hatte. Schließlich war ihr ihre goldene Billardkugel in den tiefen Zierzimmerbrunnen 

gefallen und die Geschichte lehrte sie, dass eben diese kleinen Kreaturen sie zurückbringen konnten. Gregor Frosch Samsa fühlte sich geehrt und lächelte verzückt. Dann sprang er mit seinem elegantesten Hopser zurück auf seine Lagerstatt und präsentierte der hübschen Prinzessin die gesuchte Kugel. Die Prinzessin, etwas kurzsichtig, vergaß nun ganz und gar ihr Benehmen und küsste voll überschäumender Freude den kleinen Laubfrosch auf sein schleimiges Maul. Ein lauter Knall beendete diese Situation und aus Gregor Frosch Samsa wurde wieder der kleine pummlige Linienrichter vom Fußballverein Werder Bremen.

Entsetzt klapperte die Prinzessin mit ihren schönen großen Augen. "Sie sind aber kein Prinz, oder?", fragte sie enttäuscht."Das wäre dann Betrug, wahrscheinlich sogar vorsätzlich!", setzte sie nun wütend nach.   

Gregor Samsa, Linienrichter bei Werder Bremen fühlte sich ungerechtfertigt angegriffen. "Sie sind dann wohl keine Prinzessin. Erst belästigen sie mich ungefragt sexuell und dann klappern sie mit ihren Augen, wie eine Schleiereule!" Für eine echte Prinzessin fehlt ihnen die wahre königliche Haltung und Ausstrahlung, bis hin zur Kontenance, meine Liebe!"

"Tse, als wenn ein Frosch dies beurteilen könnte! Als Knappe machen sie in ihrem grünen Gewand auch keine bessere Figur, aber da sollten sie sich wenigstens bei Hofe auskennen. Doch was müh ich mich ab, es ist, als würde ich meine Perlen den Säuen vorwerfen. Wo ist meine goldene Billardkugel geblieben?" fragte die Prinzessin, die wirklich eine war. Beide sahen sich in dem winzigen Zimmerchen um und Gregor Samsa fand die Kugel unter dem Tisch, hob sie auf und reichte sie der Prinzessin. "Was ist das nun wieder?

Das ist nicht meine Kugel, die ist doch viel zu klein. Eine Billardkugel ist größer, viel größer!"

"Es tut mir leid Hoheit, als Frosch sieht man die Dinge wohl mit anderen Augen. Die Kugel schien viel größer. Es scheint, sie sind eine richtige Prinzessin, aber zur falschen Kugel. Nun muss ich mich erneut auf die Suche machen." Da der Linienrichter/Knappe vom Hofe Werder Bremen, ehemals Laubfrosch sich versöhnlich zeigte und der Prinzessin ihre adlige Herkunft zugestand, wollte auch die Hoheit nicht kleinlich sein. "Nun Knappe Samsa, es war ein ungewöhnliches Zusammentreffen, fast lustig anmutend, auch wenn ich meine goldene Kugel immer noch vermisse. Aber ich hatte Ablenkung.

Das ist dass, was ich suche, denn bei Hofe ist es ansonsten so langweilig. Ich verzeihe dir also und vergesse das Ganze!"

Gregor/Frosch/Knappe Samsa von Werder Bremen verneigte sich vor der Prinzessin. Schließlich hatte er den Fehler gemacht und die Besitzerin

einer goldenen Billardkugel im World Wide Web gesucht. "Lieben Dank Majestät, und wenn ihr mal  einem Fußballspiel beiwohnen möchtet, ihr seid jederzeit willkommen. Beruft Euch auf mich, Gregor Samsa, den Linienrichter!" Dann küsste der alte Charmeur der jungen Prinzessin die Hand.

"Wenn ich meine Kugel wieder habe, dann bitte ich Euch höflichst um ein Spiel am grünen Tisch. Habt Dank für Eure Mühe! Ach ja, Eure Kugel ist so klein, dass sie als große Hülsenfrucht durchgehen würde und ich kenne eine Prinzessin, der man eben diese unter Unmassen von Matratzen und Decken unterschob. Auch da zweifelte man ihre adlige

Herkunft an.

Die Erbse ließ sich die Prinzessin nach der Hochzeit vergolden und sie trug sie an einer Kette, um ihrer Schwiegermutter etwas zu beweisen. Nun, vielleicht solltest du in dieser Richtung suchen, aber Hochzeit halten ist nicht drin, denn die Prinzessin ist glücklich, wie es im Märchenbuch steht. Doch die Prinzessin auf der Erbse hat eine Schwester, aber die schläft schon lange in einem hohen Turm. Naja, vielleicht ist sie Euer großes Glück?

Das waren die letzten Worte der Prinzessin vom Froschkönigshof. Gregor Samsa lächelte vor sich hin. Eine Prinzessin, die schon lange schlief, das könnte sein Glück sein, vielleicht?

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem prächtigen Königssohn verwandelt. Sein Wappen zeigte, er kam vom

Hofe Bremen und sein Schwert war so scharf, dass es jede noch so dichte Hecke zerteilen konnte.

© Simone Scheuing 2013