Als er mich auf dem Bett wieder absetzte, empfand ich es sogar als Schade, seine warmen Arme nicht mehr an mir zu spüren. Er deckte mich schnell zu und warf sich selbst sogleich neben mich auf das gemütliche Bett. Er versuchte so zu tun als wäre fest eingeschlafen, doch sein schwerer Atem verriet sein pochendes Herz das ich beinahe durch mein eigenes fühlte.
Plötzlich drehte er sich um und ohne etwas zu sagen, starrten wir uns gegenseitig an. Ich wollte etwas sagen, doch in diesem Augenblick kam mir nichts über die Lippen. Zu sehr war ich von diesen großen, grünen, mandelförmigen Augen fasziniert. Es schien mir eine Ewigkeit, in welcher wir nur so da lagen und uns betrachteten. Und doch war ich diesen Anblick satt.
Erst betrachtete ich nur seine in der Dunkelheit leuchtenden Augen, welche von langen schwarzen Wimpern umrandet waren.
Dann wanderte mein Blick seine Wangen entlang, bis zu seinen blassen Lippen, die mich, obwohl sie sich nicht einen Zentimeter bewegten, mich anzulächeln schienen.
An seinem, mit Bartstoppeln verziertem Kinn entdeckte ich eine kleine, dünne Narbe, die sich kaum sichtbar aus dem Haarwuchs zeigte.
Als ich mich wieder seinen Augen zuwandte, ließ er die eine Hand über meine Schulter wandern, über welche er die Decke hoch zog. Den anderen Arm schob er unter meinen Kopf und zog mich dann näher an sich heran, sodass ich nur knapp vor seinem Brustkorb lag. Ich hörte sein Herz stark schlagen, während es sich doch langsam beruhigte.
Er selbst stützte sein Kinn auf meinen Scheitel, während sich seine Arme auf meinem Rücken schlossen.
Ganz plötzlich und doch sanft, fielen meine Lider schwer und müde zu. Ich tauchte in einen tiefen und schönen Traum, wie ich ihn lange nicht hatte.
Am nächsten Morgen weckte mich das leichte Schimmern der ersten, noch von der Morgenröte Orange und Rosa gefärbten, Sonnenstrahlen.
Gleich danach fielen mir die warmen Hände an meinem Rücken auf. Jonares schlief noch tief und fest, er schnarchte sogar ein wenig, doch nicht so laut wie Bartamos, mein ehemalige Zimmergenosse.
Wieso dachte ich auf einmal an mein altes Leben? Ich beschloss diese nostalgischen Erinnerungen aus meinem Kopf zu verbannen und mich diesen neuen Erinnerungen zu widmen.
Ich befreite mich nur schwer aus der festen Umarmung. Als es mir endlich gelang die nun viel zu starken Arme beiseite zu schieben, ohne ihn natürlich aufzuwecken, schlug ich die Decke weg und starrte plötzlich entsetzt an mir hinunter. Mir gelang gerade noch ein Kreischen zu unterdrücken.
Ich hatte bloß ein kurzes Nachthemd an. Vielleicht ein Shirt von Jonares. Das Schlimme daran ich konnte mich nicht erinnern so etwas angezogen zu haben. Der Herr hier musste es mir übergestreift haben, doch wann? Er schlief doch direkt neben mir ein.
Ehe ich mir weitere Gedanken über dieses Mysterium machen konnte, meldete sich mein Magen zu Tage und meldete Bärenhunger.
Leise trippelte ich aus dem Zimmer und geradewegs zum Kühlschrank wo mir bereits Sera bereits auflauerte. Mit selbstgerechtem Grinsen und verschenkten Armen, durchlöcherte sie mich mit ihren Blicken. Ein scharfes Fauchen Vertrieb sie schon wieder auf die Couch, wo sie bereits ihr Nest gebaut hatte.
Chips, Bücher und einige Spielkonsolen verteilten sich rund um ihren Schlafplatz. Ich hoffte bloß, sie nur wieder in die andere Wohnung bekommen, sobald diese fertig sein würde. Doch was redete ich da.? Ich selbst wünschte mir ich könnte ewig hierbleiben.
Ich fand im Kühlschrank bloß einige Eier und unzählige Fertiggerichte. Ich holte eine kleine Pfanne aus dem unteren Eckschrank heraus und drehte den Herd schon mal auf. Butter fand ich in der zweiten Lade im Kühlfach. Sera beobachtete mich weiter von der Couch aus und fing endlich an zu fragen, was sich nun in dem Schlafzimmer abgespielt hätte. Beim Gespräch mit der neugierigen Maus, verbrannten mir dann auch noch meine Spiegeleier. Ein wenig gereizt haute ich mich an den Tresen mit meinem verkohlten Frühstück.
Nur einige Augenblicke später kam bereits Jonares mit einer grauen ausgeleierten Jogging-Hose und oben ohne aus dem Zimmer. Seine Muskeln waren kaum zu übersehen. Der Schlaf in den Augen ließ ihn nur noch verführerischer aussehen. Davon abgesehen war sein Sixpack perfekt ausgebaut: noch zu stark aber auch nicht zu dünn. Ich musst Acht geben, dass ich nicht zu sabbern anfing. Er rieb sich die Augen und dehnte sich, während er auf uns zukam.
"Sollen wir frühstücken gehen?", meinte er im Zuge eines Gähnens.
Ich hob meinen Teller nur als Antwort ein wenig in die Höhe, Sera jedoch brüllte gleich ein lautes "Ja!"
Frische Eier oder mein modernes Kunstwerk hier auf dem Teller. Ich nickte kurz, dann borgte ich mir noch schnell ein paar Shorts von Jonares. So fanden wir uns 1o Minuten später in der Kantine wieder und orderten bereits irgendwelche pochierten Eier, während Jonares und ich das Benehmen von schüchternen Teenagern an den Tag legten.
Wir tauschten nur rasche Blicke aus, bevor wir uns wieder errötet unserer Teller zuwandten. Sera schien glücklicherweise nichts davon zu merken, so freudig genoss sie ihre Würstchen. Zum ersten Mal in meinem Leben fehlten mir die Worte. Ich wusste nicht was Jonares und ich genau waren. Geliebte, Kumpel oder Freunde mit gewissen Vorzügen?
Würde ich etwas deplatziertes sagen, könnte ich alles ruinieren. Das große Problem einer jeden Frau: Was denkt er von mir???
Nach dem Essen führte Jonares uns auf Nummer 4 in die Parks wo wir etwas lernen sollten. Schon beim Wort allein stellte sich mein Gehirn tot. Lernen war das Letzte was ich jetzt tun wollte. Sera schien es genauso zu ergehen. Als er gerade mit seiner Predigt anfangen wollte, tauschten Sera und ich kurz unsere Blicke aus. Wir wurden uns sofort einig was zu tun war:
WEGRENNEN!!
Während sie Richtung Wohnheime rannte, lief ich zum Strand. Zum Glück startete Sera zu erst, so bemerkte unser Lehrer mein Verschwinden erst zu spät.
Zugegeben es war fies, aber wenn man frei hat, lernt man doch nicht.
Eine sanfte Brise streifte über den Strand, und die Wellen schlugen höher als sonst. Castiel krabbelte wieder unter meine Haare. Plötzlich fiel mir ein, wir waren auf Nummer 4. Wenn ich hier gefunden wurde so musste sich die Grotte nicht weit von mir befinden. Ich spazierte den Strand entlang und inspizierte jeden Felsen, doch waren alle geschlossen und nirgends sah es auch nur annähernd so aus wie ich mich erinnern konnte. Da fiel mir ein, ich wurde ja von jemandem, der es bestimmt wusste, begleitet, doch Castiel schüttelte bloß den Kopf und blickte nachdenklich ins Blau des Meeres, welches durch das heutige Wetter etwas grau schien.
Da der kleine Nager mir nicht helfen wollte, würde ich mir wohl oder übel etwas einfallen lassen müssen. Ich vergrub sanft mein Hand in den Sand und ließ eine kleine Welle durch meine Fingerspitzen gleiten. Der Sand war bloß so locker, dass meine Sicht durch den Boden sehr flau wirkte. Ich fühlte die Grotte doch wusste ich nicht genau wo. Fluchend zog ich die Hand aus den hellen Körner und hinterließ dabei unbeabsichtigt einen Brand. Der sand schmolz kurz zusammen, dann gefror er und verhärtete schließlich sich zu Glas. Uppsala.
Hast es wohl doch nicht so gut unter Kontrolle wie du behauptest. Der Vierbeiner musste sich auch noch über mich lustig machen, wo ich sowieso schon frustriert genug war.
Ein Fischerboot riss mich aus meinen Gedanken. Es stieß ein Alarm aus das es hier nun nach Fischen suchte und jagte.
Da kam mir die beste Idee überhaupt, obwohl ich nicht wusste wie sie funktionieren sollte. Ich kannte bis jetzt nur das Fühlen der Erde, Pflanzen und Boden, eben nur das was Castiel mir beigebracht hatte. Das hier, ich wusste nicht einmal ob es möglich war. Meine Kräfte hatten ja auch Grenzen. Ich sollte einfach mal in den Lehrbüchern nachschauen, und plötzlich war mir nach Lernen zumute. Ich wurde noch oft Gelegenheit haben nach dieser Grotte und meiner Schwester zu suchen, doch für heute sollte ich wohl zurückgehen. Im Park kam mir bereits Xaron entgegen, Sera am Kragen hinter sich her ziehend. Eine geschlagene Stunde hielt unser Lehrer uns ein Standpauke, über Verantwortung und Respekt. Wir würden noch für einige seiner grauen Haare verantwortlich sein.
Da der Tag nun doch gelaufen war, kehrten wir schließlich alle zurück in die Wohnung. Bald sollten auch die Studenten ihre Kurse beenden und dies war eine Zusammenkunft auf die ich gerne verzichtete. In der Wohnung schnappte ich mir gleich die Bücher und zog mich in die hinteren Räume zurück. Das Büro war entgegen der Rest des Apartments Sehr altmodisch gestaltet. Holzfassaden und schwere Bücherregale zierten die Wände. Ich breitete alle sechs Lehrbücher auf einen breiten Beistelltisch neben einen großen, smaragdgrünen, aus Samt bestehenden Sessel, welcher mich irgendwie an alte Detektivfilme erinnerte. Ich knipste die Stehlampe hinter dem Stuhl an und durchforstete sämtliche Bücher. Ich begann mit "Lehrbuch für Anfänger" und arbeitete Schritt für Schritt weiter, erst nach zwei Stunden und drei Büchern, hatte ich die Antwort auf meine Frage, doch war die Ausführung problematisch.
Dort stand irgendwas von den Geist weiten. Über meinen Geist hatte bisher noch nie sehr viel nachgedacht, ihn jetzt zu benutzen, klang in meinen Ohren einfach falsch.
Trotzdem wollte ich hier jetzt nicht aufgeben. Ich versuchte meinen Geist zu fühlen, doch wie war er eigentlich? Was war er? Wie sehr ich mich auch konzentrierte, der Erfolg blieb aus. Ich konzentrierte mich auf meine Kraft doch bis auf ein kurzes Erdbeben merkte ich gar nichts. Allmählich bekam ich auch noch Kopfschmerzen, also hielt ich es für das beste ins Wohnzimmer zu den anderen zu gehen, wo mir Xaron bereits zuvor entgegen kam.
"Was ist passiert? Was war das für ein Erdbeben gerade eben?", fragte er vollkommen verwirrt.
Ich zuckte unmerklich die Schulter. Er sollte nichts von meiner Suche bemerken. Selbst wenn sich meine Zuneigung zu ihm schwer verbergen ließ, so durfte ich ihm jedoch nicht vertrauen. Ich konnte es einfach nicht. Zu viel stand hier auf dem Spiel und ich würde nicht zulassen, das die XIII oder Xaron selbst meiner Familie weiter Leid zufügen würde. Ich beschütze sie, komme was wolle.
Xaron riss mich aus meinen Gedanken als er zum dritten Mal und sehr laut nachfragte, ob ich einen Kaffee trinke, doch ich am Abend nehme ich nie Koffeinhaltiges zu mir, antwortete ich ihm und so machte er mir bloß eine heiße Schokolade. Als ich die Hitze des warmen Getränks durch die Tasse fühlte, merkte ich erst wie unterkühlt ich eigentlich war. Ich fror regelrecht und nun spürte ich auch die Müdigkeit und Trägheit in meinen Knochen. Xaron bemerkte sofort meinen Sinneszustand und fasste mir an sofort an die Stirn.
"Du bist ja eiskalt! Was hast du im Arbeitszimmer gemacht?"
Ich versuchte mich noch herauszureden, doch da war er bereits in letzteren Raum gestürmt und durchkramte die Bücher, welche ich dort liegen gelassen hatte. Das Oberste untersuchte er gründlichsten. Sein Fazit:
"Du hast Magie angewandt!"
Entrüstet und mit einem Funken Enttäuschung in seinen Augen, starrte er mich regelrecht durch, "Du müsstest doch am ehesten verstehen, wie gefährlich es ist auf eigene Faust zu üben! Was wenn du wieder...", mitten im Satz brach er ab und zuckte zurück.
"Wenn ich wieder explodiere? Wenn ich wieder jemanden verletze?", enttäuscht und gleichzeitig von Schuldgefühlen geplagt, wich mein Blick zur Seite. Ich zog eine Jacke vom Kleiderständer und verließ mit großem Knall das Appartement und gleich darauf auch das Hauptquartier in Richtung Insel 4.
ich weiß nicht wieso, doch ich landete mal wieder auf dem Strand, um meinen Frust abzulaufen, als mir genau in diesem Augenblick eine Öffnung und den Felsen auffiel. Das war unmöglich, ich hatte Sandkörnchen um Sandkörnchen abgesucht, da wäre mir diese Höhle aufgefallen. Ein Tarnzauber! Sowas wie dieser Flur, den bloß ich im Keller beim Sportraum gefunden hatte. Vielleicht ist dieser so ähnlich, bloß dass er sich Abends öffnete.
Mein Herz fing an zu rasen, als ich mich der Öffnung näherte. Schritt für Schritt durchquerte ich den Gang zur Grotte und als ich sie dann endlich erreichte erkannte ich sofort alles wieder. Der Weg zum Pavillon war mir so klar, dass ich meinte, er sei von einem Licht gekennzeichnet und ich folgte ihm. Vor dem Pavillon in einem Gebüsch suchte ich nach dem mir vertrautem Gesicht.
Am Bach direkt neben dem Häuschen plätscherte ein Mädchen. Mein Mädchen!
Ohne Eigenlob auszuüben, sie sah bezaubernd aus. Ich konnte mir gut vorstellen, dass wenn wir ein normales Leben führen wurden, jeden Tag Verliebte um sie werben wollen würden. Jedoch nur wenn sie ein Lächeln in sich finden würde.
Als ich mich noch ein wenig nähern wollte traf mich plötzlich etwas am Kopf. Es war der kleine Castiel, vollkommen aus der Puste. Was heißt hier klein?!, dröhnte es in meinem Kopf.
Verwundert fragte ich, was geschehen sei, doch in dem Augenblick bemerkte ich Sera hinterher hasten.
Das brachte mich vollends aus der Fassung. Wenn sie sie sah, was dann? Ich durfte niemandem vertrauen.
Sera selber völlig aus der Puste bewunderte die Gärten und strahlte mich an als wäre dies ein Schulausflug
zu einer neuen Welt. Im Flüsterton zischte ich, was sie hier zu tun habe, als sie mir erzählt, dass sie nur Castiel
gefolgt sei, der, während sie ihn streichelte, plötzlich aufsprang und davonbrauste