Eine Geschichte über ein Mädchen, welcher etwas ganz unfassbares geschieht...
Kyles Nase war anscheinend nicht gebrochen worden. Kurz nachdem er davon gelaufen war, ich sass gerade mit Jamie im Sand, sah ich ihn schon wieder im Wasser paddeln. Aber es hatte doch so stark geblutet? Egal. Ich sah wieder in Jamies Augen. Er sah auf mich herab, runzelte leicht die Stirn. Ich fragte: "Ist was?"
Er zuckte mit den Schultern: "Wieso?"
"Du bekommst noch Falten, wenn du so grübelst."
"Dann sollte ich vielleicht nichts zum Grübeln haben."
"Was hast du denn?"
"Magst du ihn?"
"Wen?"
"Kyle. Ich meine, er ist hübsch. Und gross."
"DU nennst ihn HÜBSCH?"
"Ich probiere mich in dich hinein zu versetzen. Magst du ihn?"
"Wieso?"
"Du hast gerade zu ihm hin gesehen."
"Weil er vorher so stark geblutet hat, und jetzt plötzlich nicht mehr."
"Aber du magst ihn?"
"Vertraust du mir nicht?"
"Bei Kyle kann man nie wissen."
"Wieso?"
"Wie gesagt, viele Mädchen stehen auf ihn."
"Ich stehe auf dich."
"Noch."
"Jamie!"
"Was ist?"
"Wieso noch?"
"Ich denke schon dass du dich in ihn verlieben könntest."
"Wieso?"
"Du hattest nichts dagegen als er mit dir auf dem Brett stand."
"Ich bin das erste Mal richtig gesurft."
"Er hat deine Hüfte umfasst."
"Ich wäre bestimmt vom Brett gefallen wenn nicht!"
"Er hätte dich an den Armen fassen können!"
"Dann wärst du jetzt auch sauer."
"Ich bin nicht sauer!"
"Doch, bist du!" Ich sass nun aufrecht da und funkelte Jamie an.
Dieser seufzte und murmelte: "Ich..."
"Du bist eifersüchtig!"
"Bin ich nicht."
"Doch. Jetzt gibs schon zu."
"Okay. Ein bisschen."
"Musst du nicht."
"Wieso?"
"Ich hab es dir schon gesagt."
"Sagst du es mir, wenn du dich in ihn verliebst?"
"Von mir aus."
"Versprich es."
"Du bist unmöglich!"
"Ich bin realistisch. Du..."
"Wieso kannst du mir nicht einfach vertrauen?"
"Weisst du wie der mich herausfordert?"
"Ich war vorher dabei. Er treibt sich ja nur einen Spass mit dir."
"Ich wette er ist in dich verliebt."
"Und ich wette von nicht."
"Doch!"
"Okay. Dann fragen wir ihn einfach."
"Nein!"
Ich stand auf, zog mir mein Kleid über den Kopf und tauchte ins Wasser. Jamie fluchte und schwamm mir nach. Ich war aber schneller und schwamm direkt auf das Surfbrett von Kayle zu. Kurz davor tauchte ich auf. Er erschrak, fing sich aber gleich wieder: "Skye! Was machst du? Bist du die ganze Strecke geschwommen?"
Ich nickte und zog mich auf das Surfbrett hoch. Ich fragte: "Magst du mich?"
Er runzelte die Stirn: "Was?"
"Bist du in mich verliebt?"
"Wieso?"
"Ach, Jamie ist eifersüchtig und denkt du wärst in mich verliebt. Und darum dachte ich, ich frage dich."
Er grinste: "Er ist eifersüchtig?"
Ich nickte: "Es war nicht gerade hilfreich dass du mich spasseshalber küssen wolltest. Und das wir zusammen auf dem Brett standen."
Er nickte ebenfalls: "Okay."
"Also, bist du es jetzt?"
Er sah mich mit schiefgelegtem Kopf an und grinste wieder: "Wenn ja, würde ich es dir nicht sagen."
"Jetzt komm schon!"
"Na gut."
"Also?" Ich sah ihn gespannt an. Er beugte sich vor. Und strich mir das Haar aus der Stirn. Meine Augen wurden gross und ich schüttelte langsam den Kopf. Er nahm meinen Kopf in die Hände und murmelte: "Doch." Dann küsste er mich. Ich zuckte nicht zurück, wie ich es hätte tun sollen, sondern ich legte meine Hand an seine Hand, welche an meiner Wange lag. Hinter mir hörte ich ein Platschen. Ich zuckte vor Kyle zurück. Mir liefen Tränen die Wange hinab. Ich drehte mich um. Dort im Wasser schwamm Jamie auf der Stelle, mit einem Griesgrämigen Gesicht: "Ich habs gewusst."
Mir stockte der Atem. Jamie drehte sich um und schwamm zurück zum Land. Kyle flüsterte: "Es tut mir leid."
Ich nickte: "Mir auch." Dann liess ich mich ins Wasser sinken. Eigentlich hatte ich gar keine Lust zu schwimmen. Ich liess mich einfach sinken. Immer tiefer und tiefer. Dann wurde alles schwarz.
Ich wachte in meinem Bett wieder auf. Wie war ich wohl hierher gekommen? Wahrscheinlich hatte Kyle mich nicht sterben lassen wollen. Aber ich hatte Jamie weh getan. Wieso nur hatte ich nicht bemerkt dass ich mich in Kyle verliebt hatte? Oder war ich es gar nicht, und die Jungs spielten mir nur einen Streich? Nein, unmöglich. Wieso nur war ich nicht zurück gezuckt? Ich mochte Jamie doch! Anscheinend mochte ich Kyle wohl auch.
Es klopfte leise an meiner Türe. Ich richtete mich auf, da kam gerade Kyle rein. Als er sah dass ich wach war kam er zu meinem Bett gelaufen und flüsterte: "Es tut mir wirklich leid. Es ist einfach über mich gekommen."
Ich flüsterte ebenfalls: "Es ist nicht deine Schuld. Ich... ich wusste...."
"Nicht dass du in mich verliebt bist?"
"Genau."
"Ich wusste es."
"Woher?"
"Ich wusste es einfach."
Ich sah ihm direkt ins Gesicht. Er schmunzelte und hielt meine Hand. Sein Blick wurde aber gleich wieder ernst: "Du hättest dich nicht sinken lassen sollen."
"Wieso?"
"Ich hab mir sorgen gemacht als du nicht mehr aufgetaucht bist."
"Und... und Jamie?"
"Er stand am Strand. Da warst du schon auf dem Surfbrett. Ich paddelte dich ans Land und habe dich reanimiert."
"Und ER?"
"Er stand daneben, mit grossen Augen. Als die Mund zu Mund beatmung kam hat er mich zur Seite geschubst und übernommen."
Ich lächelte. Kyle sah mich mit nassen Augen an: "Du hättest das nicht tun sollen."
"Was ist so schlimm daran, verdammt!"
"Jamie ist jeden Tag 5 mal hergekommen um zu sehen wie es dir ging. Er hat nicht mehr geschlafen und sieht einfach grauenhaft aus! Wenn er erfährt dass du aufgewacht bist wird er wahrscheinlich erst einmal zusammenbrechen."
"Dann sag es ihm. Dann ist er schnell wieder auf dem Damm."
"Sehr optimistisch."
"Was soll ich denn sonst sein."
"Auch ich hab mir Sorgen gemacht, weisst du."
"Wie lange war ich weg."
Kyle seufzte schwer. Es gab eine kurze Pause bis er antwortete: "Einige Tage."
"Wie lange?"
"4 Tage."
"WAS?"
"Du warst anscheinend ziemlich..."
"...Weggetreten."
"Könnte man wohl so sagen."
"Und Anna, ist sie sauer auf mich?"
"Sauer? SAUER? Sie macht sich Sorgen um dich, noch mehr als die Kinder, und denkt nur daran dass das alles nie geschehen wäre, hätte sie dich nur ein paar Minuten länger im Haus behalten."
"Was?"
"Sie denkt es ist ihre Schuld. Sie schiebt es sich in die Schuhe."
"WAS?" Ich sprang auf, um gleich wieder in die Knie zu sacken.
Kyle fing mich auf bevor ich auf den Boden fallen konnte: "Was soll denn das jetzt?"
"Ich muss zu ihr! Das ist..."
"...absolut unmöglich! Du bleibst hier und wartest bis sie mit den Kindern fertig ist."
Langsam wurde ich sicherer auf den Beinen. Als ich wieder zu Kräften gekommen war, was ziemlich schnell ging, gab ich Kyle unerwartet einen Stoss und rannte los. Durch das Zimmer, die Türe, den Gang hinunter, die Treppe lang, und ins Wohnzimmer. Dort fragte Anna: "Noch immer nichts besser?"
Ich lächelte und sagte: "Doch. So ziemlich." Nach meinem ersten Ton wirbelte sie herum: "Du bist nicht Kyle."
Ich zog die Augenbrauen hoch. Sie kam auf mich zugestürzt und drückte mich ganz fest. Ich krächzte: "Ich krieg bald keine Luft mehr." In dem Moment kamm Kyle hinunter. Er hielt sich seinen Kopf und hatte sein Gesicht verzogen. Anna strahlte ihn an: "Sie ist wach! Ist das nicht super?"
Kyle murrte: "Nächstes Mal könnte sie mich sanfter zur Seite schubsen. Ich bin direkt auf einen Stift gestolpert und dann mit dem Kopf gegen den Tisch."
Ich riss die Augen auf, machte mich von Anna los und kam auf ihn zugestürzt: "Sorry! Das wollte ich nicht." Kyle lächelte mich an: "Schon gut. Hast es ja nicht extra gemacht."
Ich nahm seine Hand von seinem Kopf: "Ist auch alles in Ordnung?"
Er fasste an meine Wange: "Ja."
Anna hüstelte kurz. Es hatte an der Türe geklingelt. Kyle ging und machte sie auf. An der Hausmauer lehnte der erschöpfte Jamie: "Und?"
Kyle setzte eine traurige Miene auf: "Sie ist letzte Nacht verstorben." Jamie stand vor ihm und knallte ihm eine rein: "Das hast du zugelassen, du elender Idiot?!"
Ich kam schnell auf ihn zu und sagte: "Tadaa, bin von den Toten auferstanden. Das war nur ein Witz, Jamie. Nun hat er sich schon zweimal am Tag verletzt." Bei diesem Worten erstrahlte in Jamies Augen ein kleiner Hoffnungsschimmer: "Du hast ihm eine reingehauen?"