Fantasy & Horror
Entdeckung (3) - Letters to Skye

Letters to Skye

Die Nudeln waren sehr gut gewesen, zum Nachtisch hatte es Eis gegeben und die Kinder hatten dauernd auf mich eingeredet. Entweder sie erzählten was sie am liebsten machten oder was sie am liebsten assen. Die Zwillinge und Katie surften nicht gerne, bis jetzt jedenfalls noch nicht, sondern spielten lieber im Sand, sahen Fern, spielten Play Mobil oder sonstigen Kinderkram. Kyle hatte nicht viel geredet, hatte aber zugehört. Als die Kinder mit mir fertig waren bearbeitete Anna mich. Sie wollte genau wissen was für tolle Orte es in Italien gab und wo ich genau herkam. Ob ich gut Italienisch könne, fragte sie ausserdem. Ich lächelte und antwortete darauf, ich denke schon, ich wäre ja dort aufgewachsen. Sie nickte dann und löffelte weiter ihr Eis.
Die Kinder waren schon aufgesprungen und zogen nun an meinen Haaren, sodass ich aufstand und ihnen folgte. Sie zeigten mir jeweils ihre Zimmer. Diese waren unaufgeräumt und in dem Zimmer der Zwillinge stank es furchtbar. Ich musste meinen inneren Schweinehund überwinden, um mir nicht die Nase zuzuhalten. Die Zwillinge forderten mich gleich auf mit ihnen Playmobil zu spielen, aber Katie wollte dass ich mit ihr Teeparty spielte. Als wir uns geeinigt hatten dass ich  zuerst die Teeparty besuchen würde und danach mit den Jungs spielen würde, mussten die Kinder ins Bett. Ich verabschiedete mich für den Abend und verschwand in meinem Zimmer. Dort schaltete ich meinen Laptop wieder an. 3 neue Mails, hiess es. Die erste war von meinem Vater:

Hallo Skye,
Ich vermisse dich wirklich schrecklich, tut mir leid dass Lori so ausgerastet ist. Ihr tut es nun auch leid. Aber es ist deine eigene Schuld gewesen. Ich wollte dich eigentlich besuchen kommen, aber Lori findet es in Hawaii einfach zu heiss. Vielleicht kannst du uns ja besuchen.
Liebe Grüsse, Daddy

Ich starrte geschockt auf den Bildschirm. Als ich mich wieder rühren konnte schrieb ich:

Du nennst sie LORI??

Ich schickte sie sogleich ab und las die Mail von Grace;

Hey Süsse,
Schön dass es dir in Hawaii gefällt.Ohne dich ist alles öde, und ich vermisse dich ganz schrecklich. Auch Chris sieht totunglücklich aus, und ich hege langsam den Verdacht, er ist in dich verliebt.
Nein! Nur Spass. Es läuft alles super mit uns, und heute waren wir bei den Klippen. Dort lag ein Armband, ich glaube es ist deines. Ich nehme es mit wenn ich dich einmal besuchen komme. Jedenfalls wenn ich darf. Meine Mutter hätte eingewilligt, es wäre schön wenn diese Anna auch einwilligt. Die Zwillinge klingen ziemlich putzig, auch wenn das für mich nichts wäre. Gibt es in Hawaii eigentlich auch heisse Typen? Natürlich denke ich dabei nur an dich, Schatzerl.
Ich vermisse dich schrecklich!
Grace

Ein schmunzeln, ein grinsen. Dann klickte ich auf "Antworten".

Grace!
Schön etwas von dir zu hören, zum Glück hast du so schnell geantwortet! Ich weiss im Moment nicht welches Armband du meinst, aber ich hab so viele, da fällt mir das nicht so schnell auf. Vielleicht erkenne ich es wenn du kommst. Deswegen mach dir mal keine Sorgen. Ich denke Anna wird es voll okay finden dass du irgendwann kommst. Ich werde sie nur heute noch nicht fragen, weil es blöd ist wenn ich gerade ankomme und gleich frage ob jemand mich besuchen dürfe.
Natürlich gibt es heisse Typen, die gibt es doch eigentlich überall. Jamie zählt finde ich jetzt einmal dazu. Dann gibt es noch diesen Kyle, von dem muss ich dir jetzt mal was erzählen. Er ist voll komisch. Er arbeitet eigentlich bei der Firma von Anna, sie stellt Surfbretter und so'n Zeug's her. Da er aber früher in Honolulu in der Stadt wohnte, haben sie ihm angeboten dass er unter der Woche bei ihnen schlafen könne, damit er nicht immer hin und her fahren müsse. Er wurde aus irgendeinem Grund aus seiner Wohnung geschmissen, warum wollte er Anna nicht sagen. Deshalb haben sie ihm ein Zimmer bei ihnen angeboten. Jetzt ist er für Anna etwas wie ein Sohn. Kyle sieht übrigens ziemlich gut aus. Sein Shirt liegt eng an und er hat Muskeln wie ein Bodybuilder, einfach weniger "puffig". Er ist nicht so aufgeblasen wie die. Ich denke er ist ziemlich stark. Seine Augen haben einen komischen Sog, von dem man automatisch erfasst wird. Ich würde da nicht hineinstarren, da wird einem schwindelig! Er starrt oft ins Leere, was ich mir ziemlich langweilig vorstelle. Und er hat einen echt komischen Humor. Er lacht zu den unmöglichsten Zeitpunkten, und wenn jemand etwas echt witziges erzählt bleibt er völlig ernst. Auch scheint er einem manchmal gar nicht richtig zuzuhören, und wenn man etwas fragt dauert es eine Weile bis er eine Antwort gibt. Mehr hab ich über ihn noch nicht herausgefunden.
Ich vermisse dich natürlich auch voll,
Lysm Skye

Als ich auch diese Mail abgeschickt hatte las ich mir dann die Mail von Chris durch. Er hatte als letztes geantwortet:

Hey Skye,
Klingt wirklich toll was du da von Hawaii erzählst. Es muss wirklich atemberaubend sein. Grace und ich überlegen uns ob wir in irgendwelchen Ferien vielleicht zu dir kommen. Wie fändest du das?
Ich hoffe es läuft gut mit Jamie,
Grüsse Chris

Ich fand die Antwort etwas karg, weshalb ich beschloss genauso karg zurückzuschreiben wie er:

Hey,
Ich weiss, es ist auch toll und atemberaubend. Grace hat mich schon in den Plan eingeweiht, hoffe es klappt, würde mich freuen. Mit Jamie ist alles bestens.
Skye

Die Nacht war ziemlich warm. Auch wenn ich mein Fenster sperrangelweit aufriss, es kam keine kühle Brise hinein. Ich machte das Fenster wieder zu und legte mich ins Bett, würde ich mich daran je gewöhnen können?
2 Stunden später war ich eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich früh geweckt. Die Zwillinge waren schon fertig angezogen, Katie maulte weil sie anscheinend nichts in ihrem Schrank hatte. Ich stand auf, wusch mich und zog mich an. Dann ging ich runter. Annas Mann, Adam Gherni, schnitt schon einige Brotscheiben. Er sah kurz auf, dann sagte er: "In dem Schrank rechts von mir ist Besteck. Wir sind zu siebt." Ich holte sieben Messer aus der Schublade und fand nach einigem gesuche auch die Teller. Dann deckte ich den Tisch. Die Zwillinge kamen heruntergerast und hüpften um den Tisch herum. Ich wandte mich ihnen zu: "Was ist denn?"
Tom grinste: "Du bist noch hier."
Ich grinste ebenfalls, Jerry sah mich mit roten Bäckchen an. Jerry setzte sich auf den Stuhl wo er gestern gesessen hatte, Tom neben ihn. Auch Adam und Anna setzten sich jetzt hin. Katie kam angelaufen, eine Bürste in den Haaren, und liess sich auf den Stuhl fallen. Ich setzte mich auch hin. Die Familie sah gespannt zur Tür. Ich fragte mich gerade was wohl sei, als Kyle in den Raum kam. Sein Haar war verwuschelt, seine Augen leuchteten. Anna sah kurz zu mir, ich erwiderte den Blick. Sie wandte sich dem Brotkorb zu und nahm sich eine Scheibe. Ich runzelte die Stirn, betrachtete Kyle nun genauer. Na gut, er sah ziemlich umwerfend aus, aber ich würde ja nicht gerade in Ohnmacht fallen!
Ausser ich würde in seine Augen sehen...

Nach dem Essen machten sich die Kinder parat um von Adam in die Schule gefahren zu werden. Ich räumte den Tisch ab, Kyle räumte es in die Spülmaschine ein. Anna stand daneben: "Also Kyle, ich dachte mir du könntest Skye vielleicht Fahrstunden geben, damit sie irgendwann mal den Führerschein machen kann."
Kyle nickte: "Natürlich." Er sah mich kurz an, ich starrte auf seine Stirn, damit ich nicht plötzlich umfallen würde. Er wandte den Blick Anna zu. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf, ich tat als hätte ich es nicht bemerkt, und reiche Kyle weiteres Geschirr. Der nächste Teller, den ich ihn reichte, landete mit einem Scheppern auf dem Boden. Ich sprang ein Stück zurück, genau wie Anna. Kyle kratzte sich am Hinterkopf: "Ich hole mal Schaufel und Besen." Dann verschwand er durch die Türe. Ich räumte weiter das Geschirr ein, bis Kyle nach ein paar Minuten zurückkam. Ich konnte gehen.
Ich ging in mein Zimmer, wollte mich umziehen. Auf meinem Schreibtisch lag ein Stück Papier:

Komm um 10 Uhr an den Strand. Ich warte auf dich.