Fantasy & Horror
Die Libelle - Storybattle 21

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einer ungeheuren Libelle verwandelt. Er tastete nach seiner Brille und wollte sie sich aufsetzen. Jedoch bemerkte er, dass ihm die Ohren zum Halten eben jenes Sehinstruments fehlten und die Stelle, wo er seine Nase vermutete, wurde von einem rüsselhaften Etwas verziert, dass es aus und einrollen konnte, je nach Belieben.

Da er glaubte zu träumen, versuchte er, an irgendeiner Körperstelle eine Schmerzreaktion auszulösen, bemerkte jedoch, dass seine Hände mit Stacheln bewehrten chinesischen Essstäbchen glichen, mit je einem Finger vorn dran. Damit versuchte er, sich zu kneifen, aber mit dem Erfolg, dass er an seiner harten Außenhaut abrutschte und sich absolut kein Schmerzgefühl einstellen wollte.

„Also,“ konstatierte er für sich, „befinde ich mich wohl in einem Tagtraum, aus dem ich ja irgendwann wieder erwachen werde.“

Nachdem er sich mühsam aus seinem Bett heraus gearbeitet hatte, schaute er sich in seinem Mansardenzimmer um, stellte  jedoch fest, dass sich bisher nichts verändert hatte, außer ihm selbst. Ein Blick in den Spiegel zeigte es ihm.

Er war ein riesiges Insekt geworden, mit vier Flügeln, so groß wie Rotorblätter, die bei Bewegung überall aneckten und somit in dem kleinen Raum nur mit größtem Feingefühl zu betätigen waren. Dennoch fegte er mit ihnen sogleich die geliebte Haselnusscreme vom Tisch.

Er fühlte sich, wie ein Marschflugkörper, der

zwar startklar war, jedoch noch keine Startrampe gefunden hatte, weil er es einfach nicht schaffte, die Tür zum Untergeschoß zu öffnen.

Er wollte schreien, aber es kam kein Laut aus seinen geöffneten Mundwerkzeugen, nur seine Gedanken formten sich zu Worten: „Hiiiilfe, hiiilfe, ich sitze hier wie in einer Bärenfalle. Kann mir jemand helfen? Ich muss doch zu meinem Fußballspiel, wo ich Linienrichter bin.“

Plötzlich bemerkte er eine Schleiereule, die am Fenster saß, den Schnabel zu einem höhnischen Lächeln verzogen und zu ihm sagte: „Warum soll es Dir besser gehen, als mir. Erkennst Du mich denn nicht? Ich bin doch der Schiri!“