Romane & Erzählungen
Ein Leben Kapitel 10 - Tagebuchaufzeichnungen einer Frachtschiffreise

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"Ein Leben Kapitel 10 - Tagebuchaufzeichnungen einer Frachtschiffreise"
Veröffentlicht am 20. Januar 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Ein Leben Kapitel 10 - Tagebuchaufzeichnungen einer Frachtschiffreise

Ein Leben Kapitel 10 - Tagebuchaufzeichnungen einer Frachtschiffreise

Beschreibung

Hongkong-Singapore-Colombo-Suez

Kapitel 10

 

Hongkong- Singapore, - Colombo- Suez

Wale

 

26.2. Die Abfahrt hat sich sehr verzögert. Wir liefen also erst um Mitternacht aus. Wir haben jetzt 2 Seetage vor uns.

28.2. Um 6.00 sind wir morgens in Hongkong angekommen. Peter hatte ab 12.00 Pause. So sind wir noch einmal schnell an Land gegangen, um das restliche Geld auf den Kopf zu hauen. Abends gegen 20.00 sollen wir wieder auslaufen, Richtung Singapore.

Schlagartig ist es heute wieder warm geworden. Nachts um 24.00 Uhr waren es noch 26 Grad. Wir fahren jetzt an der vietnamesischen Küste vorbei, und hoffen auf keine Boatpeople . Hier an Bord ein heikles Thema. Heute morgen kam der Kapitän und sagte, er würde Peters Brückendienst übernehmen,er solle die Proviantbestellungen machen. Nachher ging uns ein Licht auf. Wir waren nur 30 Meilen von der vietnamesischen Küste entfernt und die Möglichkeit war groß, Boatpeople zu begegnen. Er wollte wohl Peter Gewissenskonflikte ersparen. Denn das Thema wird hier, wie wohl auf den meisten Schiffen als „Fischerboote“ bezeichnet. Vielleicht wird man so unmenschlich, wenn man länger zur See fährt. Man möchte den Unannehmlichkeiten aus dem Wege gehen. Denn das bedeutet natürlich Reiseroutenänderung, Kosten, Verzögerung des Containerexports  und vieles mehr. Nachts sternenklarer Himmel und immer noch sehr warm.

3.3. Schon morgens 30 Grad im Schatten. Ich habe mich mal wieder in die Sonne gelegt. Ab 11.30 war es aber nicht mehr zum Aushalten. Morgen früh ist Singapore angesagt.

4.3. Glühend heiß 34 Grad im Schatten. Und das schon morgens. Um 11.00 Uhr haben wir angelegt. Peter hatte um 12.00 Uhr Feierabend. Also gleich fertigmachen zum Landgang. Erst mit einem Taxi zum Post- Office. Post abgegeben und versucht in Deutschland Maren zu erreichen. Aber da es in Deutschland 7.00 Uhr morgens und noch dazu Sonntag war, habe ich natürlich keinen erreicht. Dann zu Fuß weiter zum Peoples Park. Dort ein paar Geschäfte angeguckt. Nichts Aufregendes gefunden, also weiter zum Chinatown. Singapore ist wunderschön mit seinem vielen Grün. Viele blühende Bäume, die wie Gummibäume aussehen und sehr sauber. Kein Wunder, auf der Straße etwas wegzuwerfen, kostet viel Geld. Wir mussten dann wieder an den Heimweg denken, da Peters Dienst um 18.00 Uhr begann. Also mit der Taxe wieder völlig verschwitzt und erschöpft, wieder zurück. Matthias machte gerade Feierabend und machte mir den Vorschlag, noch einmal mit ihm los zu ziehen um Essen zu gehen. Das nahm ich doch mit Freuden an, denn unser Koch gibt sich in letzter Zeit überhaupt keine Mühe mehr. Immer das Gleiche. Wir sind also mit einem Taxi zur Orchard Road gefahren. Von dort in die Emerald Mahl gelaufen, und in einem tollen indonesischen Restaurant „Samurai“ zu Abend gegessen. „Satay (Spieße mit Erdnusssoße) Gado-Gado (Vegetarischer Salat mit Erdnusssoße), und Nasi puti mit Rendang (Reis mit Rindfleisch in einer scharfen Soße) Ganze Kontinente waren hier vertreten. Anschließend führte mich Matthias ins „The Mall“. Ein sehr schöner Biergarten. Die Palmen sind mit kleinen Lämpchen bis oben hin angestrahlt. Ein großer Tresen in der Mitte, wo man lebende Krebse, Hummer und andere Fische gepackt hatte. Die Fische lagen natürlich auf Eis. Essen war für uns aber nicht mehr angesagt, und so bestellten wir uns einen leckeren Wein. Eine Band spielte softige Elvismusik. Es herrschte eine tolle urgemütliche Atmosphäre. Leider verging dieser Abend so schnell, denn Matthias musste ja Peter um 24.00 ablösen. Der eröffnete uns, dass um 2.00 Auslaufen angesagt war. Also gar nicht erst hingelegt! Um 3.00 kam er dann endlich todmüde in die Kabine mit der Gewissheit, dass er um 7.20 Uhr wieder geweckt wird. Manchmal ist es mir schleierhaft, wie  der arme Kerl das aushält. Es geht jetzt nach Colombo.

9.3. Nach 5 Seetagen kamen wir heute 23.00 Uhr in Colombo an. Also wieder kein Landgang, weil Peter morgen früh von 6.00- 12.00 Uhr Dienst hat. Um 13.00 Uhr sollten wir eigentlich ablegen. Es wurde aber 16.00 draus. Wir fahren jetzt durch den Indischen Ozean Richtung Suez.

10.3. 31 Grad im Schatten bei Fahrtwind. Ich liege jetzt immer auf dem Peildeck, da oben ist mehr Fahrtwind. Man kann es besser aushalten. Nachmittags sind wir an der Insel Minicoy vorbei gefahren. Das ist die Insel der Aussätzigen. Die Leprakranken werden von Indien dort ausgesetzt und harren dort ihrem Ende. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, auf eine wunderschöne von  Palmen bedeckte Insel zu gucken, wo nur der Tod wartet. Das Meer ist heute wunderschön., eine glatte blaue Fläche. Die Sonnenuntergänge sind phänomenal, wie auf Kitschpostkarten.

11.3. Gestern Abend hatten Peter und ich mal ein sehr ernsthaftes Gespräch. Es ging um die Ökologie unserer Erde. Ich muss sagen, ich habe bisher  in dieser Hinsicht sehr unbewusst gelebt. Aber dafür sind Gespräche ja da, um sein Verhalten zu ändern.  Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es etwas geben könnte, was uns auseinander bringt. So sehr sind wir hier auf dem Schiff zusammen gewachsen. Heute Mittag haben wir wieder eine Walfamilie gesehen. Nachmittags gab  es auf einmal einen Blackout. Ein Brennstoffschlauch war gerissen, und musste durch einen Neuen ersetzt werden. Das war der Letzte, den wir an Bord hatten. Hoffentlich passiert bis Hamburg nichts mehr.

15.3. Nach 5 Seetagen steuern wir jetzt Suez an. Wir haben durch den Blackout Zeit verloren und versuchen sie wieder aufzuholen, damit wir Sonntag Nacht noch den Konvoi durch den Suez bekommen. Doch wir wissen noch nicht genau, wo die Route danach hin geht. Piräus oder Malta ?

18.3. Der Lotse, der uns durch den Suez führen sollt, kam nicht um 8.15 wie bestellt, sondern um 9.30. Uhr. Aber das war ja hier voraus zu sehen.

Doch es ging los und wir fahren jetzt Richtung Piräus. Wir sollen am 20.3. dort sein.

 

 

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Brigitte

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Brigitte Re: -
Zitat: (Original von Zentaur am 17.07.2013 - 11:05 Uhr) Hallo Brigitte,
dein Reisebericht ist sehr interessant.

In alten Seemannsgeschichten kann man lesen, wenn ein Smutje zu schlecht gekocht hatte, dann wurde er auch schon mal vom Kapitän mit dem "Kielholen" bestraft. Ein Koch in alten Zeiten war auch immer für ein gutes Klima an Bord verantwortlich.

lg Helga

Danke liebe Helga aber das mit dem Kielholen durften wir leider nicht mehr machen. Er hätte es mal verdient. Danke für Dein treues Lesen LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur Hallo Brigitte,
dein Reisebericht ist sehr interessant.

In alten Seemannsgeschichten kann man lesen, wenn ein Smutje zu schlecht gekocht hatte, dann wurde er auch schon mal vom Kapitän mit dem "Kielholen" bestraft. Ein Koch in alten Zeiten war auch immer für ein gutes Klima an Bord verantwortlich.

lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: -
Zitat: (Original von schnief am 15.07.2013 - 20:09 Uhr) Klasse.
LG
Schnief

Dankeschön ! LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Klasse.
LG
Schnief
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: Wie toll beschrieben! -
Zitat: (Original von Tintoletto am 10.07.2013 - 06:45 Uhr) Das macht hungrig auf Reisen und Speisen;)
L.G. Tinto

Ja, nun gehte es ja leider dem Ende entgegen. Danke , dass Du auch dieses Kapitel miterlebt hast. Lieben Gruß Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Tintoletto Wie toll beschrieben! - Das macht hungrig auf Reisen und Speisen;)
L.G. Tinto
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: Ich bin überrascht - Ja, liebe Merle, eng war es schon. Aber gerade das war es wohll, was uns so zusammen geschweisst hat. Ich war für ihn da, wenn er todmüde von der Arbeit kam und er hatte eine Bezugsperson. Ausserdem war ich die einzige Frau an Bord. Und wir waren frisch verliebt. Ja, ich habe echt viel gesehen und erlebt und das gab mir für das Nachfolgende auch die Kraft. Ich habe nichts bereut. Dir danke ich für das Lesen und den netten Kommentar und wünsche Dir einen wunderschönen Sonntagnachmittag. Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ich bin überrascht - dass eure Beziehung auf der langen Reise immer enger geworden ist. Ich hätte eher angenommen, dass man sich durch diese räumliche Enge schnell auf die Nerven geht.......

Du Glückliche, Du hast echt viel sehen und erleben dürfen!!!
Liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: Es war wieder eine interessante Reise, - Ja, liebe fleur, das war es wirklich. Aber so ein junger Kerl von 26 Jahren kann schon eine ganze Menge aushalten. Denk mal an unsere Jugend zurück. Vielen Dank für das Lesen und Deine Begleitung. Nun geht es wieder zurück. Das habe ich in einem Kapitel , das letzte der Reise geschrieben. Ganz liebe Grüße sendet Dir Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: Da erlebst Du ja in Gedanken - Danke liebe Bärbel, ja da hast Du recht. Es sollte mal jeder zur Kasse gebeten werden, dann wäre es auch bei uns sauberer. Aber vielen Dank für Deine Begleitung. Jetzt geht es wieder zurück. Das habe ich in einem Rutsch geschrieben. Ganz liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
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