Kapitel 2
Ich blieb für einen Moment auf der Straße stehen und nahm die Menschenmenge um mich herum gar nicht wirklich war. Was passierte hier nur mit mir und zu welchem Plan wurde ich hier missbraucht? Die kurze Zeit, die ich John kannte, reichte aus, um zu wissen, dass er verrückt war. So verrückt, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. Ich musste ihn finden und dazu brauchte ich Hilfe. Ich winkte mir ein Taxi heran und stieg ein. Es gab nur eine Person, der ich jetzt noch vertrauen konnte und das war Jenna - Melindas beste Freundin. Mir war bewusst, dass sie sich nicht freuen würde mich zu sehen, aber im Moment hatte ich keine Wahl.
Ich betrat das Polizeigebäude mit weichen Knien, das hatte sich in den letzten Jahren, seit ich mit Melinda zusammen war, nicht geändert. Nur ihr hatte ich es zu verdanken, dass ich nicht hinter Gittern saß. Sicher mochte mich Jenna deswegen nicht sonderlich, denn sie lebte förmlich für ihren Beruf. Gerechtigkeit war für sie das Wichtigste, nur ich - nein, ich glaubte nicht an die Gerechtigkeit dieser Welt, wie mir jetzt nur wieder bestätigt wurde. Melinda war wahrscheinlich tot und ich eine Maschine, die unter Johns Kontrolle stand. Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, was jetzt mit mir passieren würde, oder was John vorhatte. Im Moment jedoch fühlte ich mich vollkommen, wie ich selber.
Hinter dem Tresen saß ein älterer Herr, der seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, nicht die beste Laune hatte. Â
Hoffentlich würde ich bis zu Jenna vorkommen. Ich konnte nicht warten, am Ende war in einer Stunde schon alles anders und ich war nicht mehr ich selber. Mir lief die Zeit weg.
"Was kann ich für Sie tun?", fragte der Mann hinter dem Tresen betont gelangweilt.
"Ich möchte gern zu Jenna Coleman."
Er blickte mich an und ich ahnte schon, was kommen würde.
"Jenna ist im Moment gar nicht hier, sondern auswärts, und wenn sie Fragen oder Probleme haben, oder etwas melden möchten, schicke ich sie gerne zu einem zuständigen Mitarbeiter."
"Nein, nein schon gut. Ich wollte nur mit Mrs. Coleman reden. Einen schönen Tag noch."; sagte ich genervt und ging zum Ausgang. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Dass ich hier einfach zu Jenna durchspazieren konnte?
Ich hob meinen Kopf als ich aus dem Gebäude ging, und wäre fast mit jemanden zusammengeprallt. Ich blickte nach oben ins Gesicht des Polizisten und erkannte erleichtert Jenna.
"Was tust du denn hier?", fragte sie sichtlich überrascht.
"Wir müssen reden. Es ist dringend."
Sie kniff ihre Augen zusammen und betrachtete mich.
"Ist etwas mit Melinda? Du ziehst ziemlich schlecht aus."
"Deine Auffassungsgabe ist, wie immer, sehr gezielt. Können wir reden? In Ruhe, wo uns niemand zuhört?"
Ihre Falten auf der Stirn verschwanden nicht, doch sie führte mich trotzdem in das Gebäude hinein, bis in ein Büro, wo wir alleine waren.
"Also was willst du hier Matt? Ich wüsste nicht, was ich mit dir zu bereden hätte."
"Wann hat sich Melinda das letzte Mal bei dir gemeldet?"
"Ich weiß nicht. Vor einer Woche vielleicht?"
"Ich fürchte, dass sie nicht mehr am Leben ist, Jenna.", sagte ich und spürte, wie mein Herz schmerzte. Es auszusprechen machte das alles zu real. Wahrscheinlich würde ich Melinda nie wiedersehen.
"Wie meinst du das vielleicht? Was treibst du hier für ein Spiel?"
"Ich spiele nicht. Du solltest dich setzen, es wird Zeit, dass ich dir einiges erzähle, was du nicht weißt.", sagte ich und begab mich zu dem anderen freien Stuhl, als jedoch meine Füße nachgaben und ein Schmerz durch meinen ganzen Körper jagte. Meine Nerven verkrampften sich, doch ich konnte nicht schreien, noch mich bewegen. Unkontrolliert zuckte ich auf dem Boden herum, bis der Schmerz plötzlich wieder nachließ und ich still auf dem Boden liegen blieb.