Kurzgeschichte
Nie gesagt

0
"Nie gesagt"
Veröffentlicht am 07. Februar 2013, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de
Nie gesagt

Nie gesagt

 

 

 

 

NIE GESAGT

 

 

 

Ich stehe in der Küche. Mama hat meine Lieblingskekse gebacken! Hmmmm... schmecken noch genauso lecker wie früher! Warum eigentlich schmeckt es bei Mamas immer am besten?

Mal gucken, was noch so im Kühlschrank ist...    Da liegt ein Buch? Warum das? Und daneben eine Haarbürste. Im Kühlschrank! Warum hat sie das gemacht?

 

Verwirrt gehe ich nach oben ins Elternschlafzimmer. Auf dem Nachttisch steht ein Bild von Papa. Wie verschmitzt er lächelt! Er war ein toller Mann! So klug und charmant und der feste Halt meiner Mutter. Leider ist er von uns gegangen - vor ungefähr fünf Jahren.

Ich gehe ein Zimmer weiter. Mein altes Kinderzimmer. Alles, wirklich alles, sieht noch so aus wie früher. Sogar meine alten Boygroup Poster hängen noch an den Wänden. Erschreckend! Schließlich wohne seit 12 Jahren nicht mehr zuhause. Sie hätten den Raum für andere Dinge nutzen können. Und im Bett liegt sogar noch mein alter Teddy. Er sieht mitgenommen aus. In meiner Erinnerung war er noch gut in Schuss. Und jetzt? Als hätte Jemand in meiner Abwesenheit weiter mit ihm gekuschelt. Merkwürdig...

 

 

Ich gehe wieder hinunter. Erst jetzt fällt mir auf, wieviele Fotos hier hängen. Auf den Meisten bin ich zu sehen. Als Kind und als junge Erwachsene. Mama hat sogar das Hochzeitsbild von Stefan und mir vergrößern und rahmen lassen. Auch Franka und Sven, unsere Kinder, stehen hier und da in Fotoform auf den Schränken. Warum bloß habe ich Mama nie aktuelle Bilder von den Kids geschickt? Oder ihr nie gesagt, dass ihre Kekse einfach wunderbar schmecken? 

Jemand streichelt meine Schulter. Tante Mia! Sie wohnt in der Nachbarschaft und war damals schon alt. Eine liebevoll blickende, zierliche Dame. Sie hat sich gar nicht verändert! Sie löst ungewohnte Gefühle in mir aus. Ich fange an zu weinen. Mia nimmt mich in die Arme.
 

 


„Du musst jetzt stark sein meine Kleine! Wir haben noch viel zu tun." Sie holt ein Stofftaschentuch hervor und trocknet meine Tränen. Es klingelt an der Haustür. Mia drückt leicht meine Hand und guckt mir fest in die Augen. „Das wird der Bestatter sein..." sagt sie sanft.  

 

 

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_945936.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_945941.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_945927.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_945972.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_945973.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_964940.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Winchen

Leser-Statistik
19

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Winchen Re: -
Zitat: (Original von petjula007 am 07.02.2013 - 18:29 Uhr) Hast Du gut geschrieben. Ja, wenn Jemand stirbt, merkt man meistens, dass viele Angelegenheiten ungesagt geblieben sind. Wenn es Eltern sind, ist es noch schlimmer. Geht man dann durch eine Wohnung, wo so viele Erinnerungen dran hängen, wird noch einmal alles aufgewühlt.
Aber das Buch und die Haarbürste im Kühlschrank geben mir immer noch Rätsel auf.

LG
petjula007


Danke fürs Lesen und für dein Kommentar!
Die DInge im Kühlschrank sollen auf "Alterstüdeligkeit" hinweisen. ;)
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Hast Du gut geschrieben. Ja, wenn Jemand stirbt, merkt man meistens, dass viele Angelegenheiten ungesagt geblieben sind. Wenn es Eltern sind, ist es noch schlimmer. Geht man dann durch eine Wohnung, wo so viele Erinnerungen dran hängen, wird noch einmal alles aufgewühlt.
Aber das Buch und die Haarbürste im Kühlschrank geben mir immer noch Rätsel auf.

LG
petjula007
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

83407
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung