Romane & Erzählungen
Der Mond und die Hoffnung

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"Der Mond und die Hoffnung"
Veröffentlicht am 13. Januar 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: rangizzz - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Künstlername: Varg Ensomhet - Lies dann erkennst du vielleicht wer ich bin. Freue mich über konstruktive Kritik, auch wenn sie negativer Natur ist. Wer ich bin? Ich weiß es wohl selbst am wenigsten. Ich bin das wofür man mich sieht, ich bin das was ich schaffe und ich bin das, was ich sein werde.
Der Mond und die Hoffnung

Der Mond und die Hoffnung

Ruhig lag der See dar, der Wind spielte sanft mit seiner Oberfläche, doch nie gelang es ihm die stoische Ruhe in seinem Innern zu durchbrechen. Die Blätter der umliegenden Bäume raschelten sanft im Takt des Windes, während die Vögel in ihren Ästen ihre Kinder großzogen, ihr hoffnungsvolles Erbe. Die Bäume sahen zu, erfreuten sich am frischen Leben und sie wussten, dass auch das Gezwitscher dieses Frühlings vergehen würde, während sie noch bestehen blieben. Am Wiesenufer saßen sie dort, die beiden Menschen, das Fremde, welches doch harmonierte. Sie lag in seinen Armen, er streichelte über ihr Haar, ihr strohblondes Haar, welches

im Glanz der durch die Äste fallenden Sonnenstrahlen wie Gold funkelte. Seine Hand passte nicht in das leuchtend schöne Bild, die tiefen Narben zerbrachen die Illusion der Vollkommenheit. Und der Wind flüsterte vom Schmerz der Vergangenheit, die Wunden jauchzten im zu. Die beiden Sitzenden vernahmen diesen Dialog der Stille nicht. Sie hörten nicht zu, sie hörten nur die Schläge ihrer Herzen, den rasenden Takt der gemeinsamen Geborgenheit.

Die Sonne schwand langsam dahin, doch ihre Wärme blieb, liebkoste das Paar, während der Mond sein kaltes Haupt erhob, fern am Horizont, einsam und

allein. Sie erhoben sich, ihr Haar glänzte weiter, nun im schwachen Mondschein, der nicht nur Geäst sondern auch Wolken durchbrach um sie zu berühren. Er wirkte traurig, so als hätte ihn Neid ergriffen, auf den Mond, auf die Sonne, auf die Art sie zu liebkosen, die ihm stets verwehrt ist. Sie griff nach seiner Hand, presste sie in ihrer, ließ ihn nicht fort gehen. Und langsam breitete sich wieder ein Lächeln auf seinem blassen Gesicht aus, er küsste sie sanft auf die Stirn. Und sie gingen fort.

Die Bäume flüsterten leise miteinander, über all die Liebe die im Winde lag, über die Vögel in ihrem Geäst, die doch nur dort waren um wieder fort zu fliegen.

Der Mond schaute trauernd zu und sang abermals sein Klagelied, im Klang der Nachtigallen. Von irgendwoher ritt die Hoffnung auf dem Winde her, setzte sich auf den Sternenhimmel, direkt neben den Mond und hörte ihm  zu. Der Mond, er war verwirrt, wo er doch nur so selten Besuch empfing, sodass er die Hoffnung fragte, was sie den wolle, ob sie nicht beim Leben hätte sein müssen, dem Toten so fremd wie der Mond der Sonne. Die Hoffnung antwortet nicht, sie saß nur dort und schaute erwartungsvoll hinab auf die Welt.

Der Mond, er sang sein Lied zu Ende, machte sich zum Aufbruch bereit. Die Hoffnung sah ihn an, und sprach mit

ihrer leisen, sanften Stimme, wieso er denn jede Nacht seine Trauer besinge. Der Mond er war verwirrt, wo doch noch nie jemand mit ihm gesprochen hatte und verlegen sagte er, dass dies alles sei, was ihm blieb. Alles was er habe, hier oben, so allein, so einsam in seinem Wachkomma. Die Hoffnung lachte, so schrill und schön wie die Engelschöre ihre Glorien singen. Die Hoffnung sprach, dass er nicht lügen solle, er der stets Treue. Keine Einsamkeit sei ihm beschert, er habe doch die Sterne in seinem dunklen Zelt. Doch die Sterne schwiegen, der Mond sagte nur, dass sie die Schatten des Lichtes wären, irgendwann verloren in

weiter Ferne.

Die Hoffnung sagte sodann, auch sie sei stets allein. Der Mond verstand nicht recht, er meinte nur, dass sie doch stets bei allem Leben sei, überall dort wo die Zukunft noch im Nebel lag, wo nur der Schöpfer selbst wissen könnt, was noch kommen mag. Die Hoffnung sprach, es sei vielleicht so, doch am Ende blieb sie stets allein, würde doch nur verstoßen wenn es scheint sie lüge. Der Mond blickte verdutzt, sie sei doch stets bei jedem, auch wenn nicht jeder sie so wahrnehme, nicht immer im Zentrum des Wahns doch immer präsent im Herzen und in der Liebe. Sie nickte.

Noch lange saß die Hoffnung dort auf

den Sternen, hörte dem Lied des Mondes zu, wiegte sich im sanften Sog des Windes, der sie zurück ins Leben holen wollte. Und sie wusste, dass es Zeit wurde, zurück zu kehren, in die Herzen der Einsamen, in die Herzen der Trauernden und Verzweifelten. Auch der Mond spürte dies und sagte alsbald zu ihr, sie möge fort ziehen, dorthin wo man sie auch brauche, er wäre es gewohnt einsam zu bleiben am Himmelszelt. Die Hoffnung sprach, noch bevor sie ging, zum Mond, dass er nicht anders sei als sie. Er gab jedem das Wissen, dass was fort ist wieder komme, dass das Schöne nie aus dem Leben trete, nur kurz abtritt um wieder zu

kommen. Sie sagte, dass der Mond nie einsam war, da er in den Augen eines jeden glitzernd zu leben vermag. Und zum Abschied küsste die Hoffnung den Mond, wenn auch nur kurz. Sie stieg auf den Wind und ging fort, zurück ins Leben.

Doch seit diesem Tage erkennt jeder, der in Einsamkeit, Trauer und Verzweiflung zu versinken droht, fernab der Hoffnung, im Mond die Liebe und das Glück, das ewig Wiederkehrende. Er erkennt, dass die Hoffnung wie der Mond ist: Wann immer er hinter dunklen Wolken zu verschwinden droht, von der Dunkelheit verschlungen zu sein scheint, doch stets wiederkehrt. Seit diesem Tag strahlt

auch der Mond die hoffnungsvolle Liebe des Lebens aus, seit diesem Tag verstummte sein Klagelied. Seit diesem Tag singt er den Einsamen und Verzweifelten das Lied der Hoffnung. Seit diesem Tag weiß, er, dass er nie ist einsam und allein.

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Künstlername: Varg Ensomhet - Lies dann erkennst du vielleicht wer ich bin. Freue mich über konstruktive Kritik, auch wenn sie negativer Natur ist. Wer ich bin? Ich weiß es wohl selbst am wenigsten. Ich bin das wofür man mich sieht, ich bin das was ich schaffe und ich bin das, was ich sein werde.

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