Meine große Liebe sind die Tiere und an erster Stelle stehen bei mir Katzen. Nicht, weil sie so wunderbar schnurren, sondern weil sie Charakter haben. Eine Katze kann man nicht immer mit einem Leckerhappen ködern, denn wenn sie sauer ist, ist sie sauer und je nach Grad der Verärgerung, kann das manchmal etwas dauern, bis sie ihrem Menschen wieder verzeiht.
Mein letzter Kater hieß Bruno. Er lebte dreizehn Jahre bei uns, war kastriert und hatte ein herrliches weißes und dickes Fell. Er war so ein richtiger Schmusebatzen, aber wie gesagt, er konnte auch ein richtiger Stinker sein. Lieb und freundlich legte er sich auserwählten Personen vor die Füße. Dann rollte er sich auf den Rücken und präsentierte
seinen ansehnlichen Kugelbauch. Nun folgerte natürlich der so angebaggerte Mensch, er soll seinen Bauch kraulen. Wehe, wer das tat. Er machte blitzschnell Bekanntschaft mit Brunos ziemlich kräftigen Krallen. Mir sagte mal Jemand, das das etwas mit dem Kastrieren zu tun haben soll. Instinktiv sollen sie die Berührung des Bauches mit dem "Hodenklau" in Zusammenhang bringen.
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Nun ja, eines Abends gab es bei uns Rührei mit Schinken. Bruno schlich auf Schritt und Tritt hinter mir her. Natürlich bekam er auch ein wenig in sein Schüsselchen. Da es ihm scheinbar nicht reichte, zog er sich in seinen Korb zurück, ließ mich aber nicht aus den
Augen. Auch das geöffnete Fenster ignorierte er völlig. Ich kannte ihn ja. Um nichts auf der Welt würde er jetzt die Wohnung verlassen. Wenn nicht, dann nicht. Mein Mann und ich aßen, fixiert von Brunos schönen grünen Augen. Aber die Katzen wußten, daß sie am Tisch nichts zu suchen hatten und hielten sich auch (meistens) daran. Nach dem Essen räumten wir das Geschirr in die Maschine, brachten die Küche wieder in Ordnung. Ich hatte wie immer zuviel gekocht. Wir waren früher mit vier Kindern immer sechs Personen und das bekam ich nur sehr schwer in den Griff. Die Pfanne mit dem Eirest hatte ich auf den Herd gestellt, um sie später in die Speisekammer zu bringen. Auf der Pfanne hatte ich einen
Glaskegel als Spritzschutz liegen. Später saßen wir im Wohnzimmer und sahen uns einen Film an. Plötzlich kamen undefinierbare Geräusche aus der Küche. Es klapperte und schabte. Leise schlich ich Richtung Küche und machte das Licht an. Das Bild, was sich mir bot, war göttlich.
Mein Bruno saß auf dem Herd und schaute mich, warscheinlich vom plötzlichen Licht gebelendet, starr an. Eine Pfote war im Glaskegel versenkt. Seine Krallen waren gespreizt, soweit es ging und in ihnen lag ein schönes Stück Rührei. Er hatte seine Beute immerhin schon bis kurz an den Rand des Kegels gehievt. Total geschockt, ließ er Ei Ei sein und sprang mit einem Riesensatz vom Herd, der Glaskegel sauste hinterher. Ich
öffnete das Fenster und diesmal verließ Bruno in olympiaverdächtiger Schnelligkeit unsere vier Wände und sprang Richtung Garten aus dem Fenster.
Ich mußte schallend lachen und konnte mich geraume Zeit nicht wieder einkringeln. Das Bild mußte man gesehen haben. Gern denke ich an dieses Erlebnis zurück.
Bruno ist leider vor zwei Jahren verschwunden. Sein liebenswertes Wesen werde ich nie vergessen und mich oft und gern an seine Streiche erinnern.
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