Kurzgeschichte
Libellen im Sommer - Eine Vater - Sohn - Geschichte

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"Libellen im Sommer - Eine Vater - Sohn - Geschichte"
Veröffentlicht am 10. Januar 2013, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Libellen im Sommer - Eine Vater - Sohn - Geschichte

Libellen im Sommer - Eine Vater - Sohn - Geschichte

Ich frage dich, wie kann ein Moment, von dem du dir sicher bist, dass er perfekter nicht sein könnte, von dem du weißt, dass wenn du auf diesen Moment zurückblickst, dein Leben ab da erst wirklich begonnen hat, gleichzeitig ein Moment sein, der dich in deinen Grundfesten zerstört. Der dir jeglichen Boden entreißt und dich zermürbt?

 

 

Ein Kind wird geboren. Eine neue Kerze angezündet. Es ist nur natürlich, dass für jede neue Kerze eine Alte weichen muss. Doch manchmal wird die lichterne Flamme am Docht der Kerze zu früh gelöscht. An einem Ort, zu einem Zeitpunkt, der eigentlich von Glück hätte beseelt sein sollen.

 

 

Ich war 29 als mein Sohn geboren wurde. Es war mitten in der Nacht. Als ich ihn zum ersten Mal in meinen Händen hielt, als er anfing lauthals zu schreien, war ich der glücklichste Mann der Welt.

 

Das ist mein Sohn.

 

 

Ich war 29 als meine Frau starb. Es war mitten in der Nacht. Bei der Geburt gab es Komplikationen. Es ging alles zu schnell. Sie hatte noch nicht einmal die Gelegenheit ihren eigenen Sohn in den Armen zu halten.

 

 

Auch wenn eine neue Kerze angezündet worden war, warum musste dafür eine Kerze weichen, die schöner nicht hätte brennen können. Die das Licht meiner Welt war.

 

12 Jahre später....

 

Ich wachte auf. Nicht schweißgebadet, nicht außer Atem, aber müde. Ich rieb mir die Augen. Behielt die Hand auf meinem Gesicht und atmete. Nicht um mich zu beruhigen sondern um einfach nur noch etwas zu Ruhen, schlafen konnte ich jetzt nicht mehr, blieb aber dennoch liegen.

Die Nacht in der Jonas geboren wurde und Lisanna starb war zu meiner Geisel geworden. Nicht immer aber dennoch verfolgt. Ein Traum, eine plötzliche Eingebung, ein Augenblick.

Es ist schwer etwas zu vergessen, was man gleichzeitig nicht vergessen kann oder eher will. Würde ich den Tod meiner Frau verdrängen, so hätte ich nicht mehr das Bild vor Augen, wie mein Sohn das erste Mal in meinen Armen schreit.

Nach ein paar Sekunden in denen ich nur mein eigenes Atmen hörte, richtete ich mich auf. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich um mich herum alles drehte. Es war zwar dunkel, doch spürte ich wie meine Augen ruhelos waren. Ich drückte eine Hand gegen meine Stirn und atmete ruhig. Es dauerte nicht lange und ich merkte, dass es besser wurde.Ich drehte meinen Kopf, um mein Genick ein wenig zu entlasten und sah dann auf die mattgrüne leuchtende Digitalanzeige meiner Uhr.

 

5: 27 Uhr

 

 

Ich stöhnte leise und schloss erneut die Augen. Diesmal aber um nachzudenken.

 

~Noch eine halbe Stunde. Lohnt es sich da?..hm wohl eher nicht.~

 

Also fasste ich den Entschluss aufzustehen. Im Dunkeln tastete ich nach der Nachttischlampe und knipste sie an. Ein warmer Gelbton erhellte mein Schlafzimmer. Der große hölzerne Schrank der zu meiner Linken die gesamte Wand einnahm, die Ebenholz-Kommode mit dem riesigen Spiegel schräg vor mir und das kleine Nachttischchen rechts neben mir, direkt neben dem Doppelbett traten aus der Dunkelheit hervor. Ich stieg aus dem Bett, stieß mir beinahe schon aus Gewohnheit den kleinen Zeh an eben jenem Nachttisch und humpelte dann zum anliegenden Badezimmer. Eigentlich war es mehr eine Toilette als ein Badezimmer. Ein kleiner quadratisch weißer Raum mit einem Wandspiegel, einem schmalen hohen Schrank und einem etwas, durch einen Raumteiler, separiertem WC. Ich machte auch dort das Licht an und vergaß dabei die Grelle der Lampen, so schmerzten jetzt auch meine Augen. Als ich mich an das Licht gewöhnt hatte, betrachtete ich mich im Spiegel.

Ich hatte Augenringe, einen drei – Tage – Bart, der jedoch schon länger als drei Tage wuchs, aber einfach nichts werden wollte und eine höchst interessante Frisur. Die blasse Haut und meine dunkle Augenfarbe taten ihr übriges.

 

~Eine Taschenlampe unter meinem Kinn und ich würde locker als der Tod durchgehen~

 

 

Stöhnend ging ich meinem Morgenritual nach. Was eigentlich nur aus waschen, pinkeln und nach längerem Überlegen auch aus rasieren bestand. Ich betrachtete mich erneut im Spiegel.

 

~Beinahe menschlich~

 

Halbwegs zufrieden verließ ich das Badezimmer und auch mein Schlafzimmer um nach unten in die Küche zu gehen. Ich lief also den Flur entlang zur Treppe, die, von der ich genau wusste auch wenn ich versuchen würde so vorsichtig wie möglich zu laufen, nur noch lauter knarzen würde. Meine rechte Hand streifte über das Holzgeländer mit dem Muster, dass eigentlich nur einer Person in diesem Haus gefiel, und meine Gedanken streiften zu Lisanna. Wie sooft an dieser Stelle. Auch diesmal hielt ich kurz inne, ein Lächeln auf den Lippen.

 

~Wie konnten sich erwachsene Menschen über ein Muster im Geländer nur so streiten~

 

Ich lief lächelnd mit diesen Gedanken die Treppe hinunter und landete im Wohnzimmer. Ich lief nach links und kam ,am Esszimmer vorbei, in die Küche. Ich schlug mit einer automatischen Handbewegung auf den Lichtschalter neben der Tür und musste mich erneut an die ungewöhnlichen Lichtverhältnisse gewöhnen.

Die Küche galt immer als der belebteste Ort und als Herz des Hauses. Dort hat man sich am häufigsten aufgehalten. Hier war schließlich immer warm und man war nahe am essen. Das war hier zwar nicht ganz der Fall, aber so dafür hergerichtet wurde die Küche trotzdem. Rechts neben mir stand ,etwas mittig, ein Holztisch mit sechs Stühlen, definitiv zu viele für dieses Haus. Eine kleine blaue Vase, in ihr eine Kunstrose, zierte den Mittelpunkt des Tisches. Direkt neben der Tür, rechts an der Wand, stand ein Glasschrank mit allerlei Geschirr für besondere Anlässe. Auf der linken Seite befand sich die Hauptader der Küche. Eine Kücheninsel mit Induktionsherd bildete dabei den Knotenpunkt. Die gesamte Länge der linken Wand sowie die Wand die gegenüber von mir lag war Küchenzeile. Am Ende der Zeile befand sich mein persönlicher Lieblingsgegenstand. Der Kühlschrank. Die Küche wurde von rechteckigen Fenstern über der Küchenzeile und an der Seite wo der Holztisch stand erhellt. Jedenfalls sobald die Sonne schien. Der Raum selbst war neutral gehalten, beige, weiß, cremefarben. Eine ganz normale Küche eben. Nur etwas zu groß.

 

Ich schlurfte zur Kaffeemaschine und schaltete sie an. Danach holte ich aus einem Schrank eine Tasse raus und stellte sie unter die laut ratternde Maschine. Ich wollte mich gerade über die erste Tasse Kaffee freuen, als die kleinen LED-Lichter der Maschine mir befahlen, den Kaffeesatz zu leeren. „Mistding“ fluchte ich und drückte die Maschine wieder aus. Ich griff in einen zweiten Schrank und holte mir eine Dose Instant – Kaffee raus, füllte den Wasserkocher und schaltete ihn an. Mit einer heißen, braun gefärbten, nach Wasser schmeckenden Flüssigkeit in meiner Tasse lief ich den Weg zurück den ich gekommen war, mit der Absicht, meinen Sohn aus dem Schlaf zu holen.

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Intervall Re: -
Zitat: (Original von petjula007 am 21.01.2013 - 18:05 Uhr) Hatte den 2. Teil vor dem ersten gelesen. Gefällt mir diese Geschichte. Sehr gefühlvoll und mit einer gewissen Trauer durchzogen. Freue mich auf Mehr.

LG
petjula007


Vielen Dank für's lesen und kommentieren. Ich freue mich immer wenn man das tut. Ich werde schon bald Teil 3 in angriff nehmen und würde mich auch da wieder freuen, wenn du es ließt.

Liebe Grüße
Intervall
Vor langer Zeit - Antworten
Intervall Re: lesenswert -
Zitat: (Original von hanni86 am 21.01.2013 - 17:56 Uhr) Je nachdem wie sich die Geschichte entwickelt, könnte sie leicht ins dramatisch-Dramatische abgleiten.
Der Anfang erinnert ein bisschen an "Interview mit einem Vampier" und Brad Pitt, wie er am Anfang vom Kindbettod seiner Frau und seines Kindes erzählt. Es braucht schon ein gewisses Etwas um das glaubhaft rüberzubringen - ob dein Protagonist das hat kann ich ehrlich gesagt noch nicht sagen.
Das Kerzen Bild ist zwar passend aber für meinen Geschmack eventuell ein bisschen viel, vor allem falls es sich in Zukunft öfter wiederholen sollte. Vermutlich ist es genauer, wenn ich sage, dass es für eine typische myStorys Geschichte "viel" ist, weil hier (sicherlich auch von mir) öfters ein bisschen über die Stränge geschlagen wird, was Philosophie usw. betrifft. Ich bin nicht sicher ob ich mich gerade so ausdrücke wie ich das will...
Kaum hatte ich mir beim Lesen eine Meinung gebildet ob/ wie sehr dein Held glaubhaft ist, hast du die ziemlich ordentlich über den Haufen geworfen. Die komischen Elemente bringen einen wunderbaren Ausgleich zu den seehr dramatischen und so ergibt sich eine nicht uninteressante Spannung. Einerseits weil der Text flüssig geschrieben ist und man wissen will wie es weiter geht und andererseits weil es mich interessiert ob du es weiterhin schaffst diesen Ausgleich hinzubekommen. Fast "hooked" war ich beim Dreitagebart, der länger als drei Tage zum wachsen braucht, weil ich tatsächlich noch keinen Mann getroffen habe, der nach ein paar Tagen so aussieht, wie das laut Fernsehen der Fall sein sollte; und endgültig "gekriegt" hast du mich mit dem Löskaffee, der nach Wasser schmeckt. Tut er wirklich, gell? Ich versteh das Zeug nicht, auch wenn ich beizeiten in Notfällen auch darauf zurückgreifen muss. Man müsste schon so viel von dem Pulver in einen Becher löffeln, dass eine puddingartige Konsistenz herauskommt um etwas kaffeeartiges daraus entstehen zu lassen...
Insgesamt ein sehr lesenswertes Vergnügen.
Ich hoffe der Kommentar passt dir so wie er ist bzw. hilft dir weiter.

Liebe Grüße,
Hanni


Hanni,

du kannst mir immer helfen, aber das weißt du ja bestimmt. Es war zwar etwas gemein von mir dich für längere Zeit im Dunklen zu lassen, aber dafür habe ich jetzt ein objektives und konstruktives Kommentar bekommen. Nicht, dass du das voher nicht gemacht hast, aber so ist es eben eine Spur unberührter, wenn du verstehst was ich meine.
Ich danke dir, dass du dir die Mühe gemacht hast und sage auf bald Honney^^

Liebe Grüße,
Das Babe (auch wenn es schon lange eine Sau geworden ist)
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Hatte den 2. Teil vor dem ersten gelesen. Gefällt mir diese Geschichte. Sehr gefühlvoll und mit einer gewissen Trauer durchzogen. Freue mich auf Mehr.

LG
petjula007
Vor langer Zeit - Antworten
hanni86 lesenswert - Je nachdem wie sich die Geschichte entwickelt, könnte sie leicht ins dramatisch-Dramatische abgleiten.
Der Anfang erinnert ein bisschen an "Interview mit einem Vampier" und Brad Pitt, wie er am Anfang vom Kindbettod seiner Frau und seines Kindes erzählt. Es braucht schon ein gewisses Etwas um das glaubhaft rüberzubringen - ob dein Protagonist das hat kann ich ehrlich gesagt noch nicht sagen.
Das Kerzen Bild ist zwar passend aber für meinen Geschmack eventuell ein bisschen viel, vor allem falls es sich in Zukunft öfter wiederholen sollte. Vermutlich ist es genauer, wenn ich sage, dass es für eine typische myStorys Geschichte "viel" ist, weil hier (sicherlich auch von mir) öfters ein bisschen über die Stränge geschlagen wird, was Philosophie usw. betrifft. Ich bin nicht sicher ob ich mich gerade so ausdrücke wie ich das will...
Kaum hatte ich mir beim Lesen eine Meinung gebildet ob/ wie sehr dein Held glaubhaft ist, hast du die ziemlich ordentlich über den Haufen geworfen. Die komischen Elemente bringen einen wunderbaren Ausgleich zu den seehr dramatischen und so ergibt sich eine nicht uninteressante Spannung. Einerseits weil der Text flüssig geschrieben ist und man wissen will wie es weiter geht und andererseits weil es mich interessiert ob du es weiterhin schaffst diesen Ausgleich hinzubekommen. Fast "hooked" war ich beim Dreitagebart, der länger als drei Tage zum wachsen braucht, weil ich tatsächlich noch keinen Mann getroffen habe, der nach ein paar Tagen so aussieht, wie das laut Fernsehen der Fall sein sollte; und endgültig "gekriegt" hast du mich mit dem Löskaffee, der nach Wasser schmeckt. Tut er wirklich, gell? Ich versteh das Zeug nicht, auch wenn ich beizeiten in Notfällen auch darauf zurückgreifen muss. Man müsste schon so viel von dem Pulver in einen Becher löffeln, dass eine puddingartige Konsistenz herauskommt um etwas kaffeeartiges daraus entstehen zu lassen...
Insgesamt ein sehr lesenswertes Vergnügen.
Ich hoffe der Kommentar passt dir so wie er ist bzw. hilft dir weiter.

Liebe Grüße,
Hanni
Vor langer Zeit - Antworten
minimaus21 Re: Re: -
Zitat: (Original von Intervall am 16.01.2013 - 13:44 Uhr)
Zitat: (Original von minimaus21 am 10.01.2013 - 18:37 Uhr) Gefällt mir. Gut geschrieben, irgendwie humorvoll trotz der Traurigkeit.
LG minimaus21 :)



Liebe minimaus,

danke für deinen netten Kommentar, ich werde schon bald einen weiteren Teil der Geschichte hier hochladen, und würde mich freuen, wenn du sie wieder lesen könntest.

Gruß
Intervall^^


Werd ich machen!
LG minimaus21
Vor langer Zeit - Antworten
Intervall Re: -
Zitat: (Original von minimaus21 am 10.01.2013 - 18:37 Uhr) Gefällt mir. Gut geschrieben, irgendwie humorvoll trotz der Traurigkeit.
LG minimaus21 :)



Liebe minimaus,

danke für deinen netten Kommentar, ich werde schon bald einen weiteren Teil der Geschichte hier hochladen, und würde mich freuen, wenn du sie wieder lesen könntest.

Gruß
Intervall^^
Vor langer Zeit - Antworten
minimaus21 Gefällt mir. Gut geschrieben, irgendwie humorvoll trotz der Traurigkeit.
LG minimaus21 :)
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