Romane & Erzählungen
Flieg kleiner Pitti - die Freiheit ruft

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"Flieg kleiner Pitti - die Freiheit ruft"
Veröffentlicht am 10. Januar 2013, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Flieg kleiner Pitti - die Freiheit ruft

Flieg kleiner Pitti - die Freiheit ruft

Einleitung

Kann man einen aus dem Nest gefallenen Falken mit der Hand aufziehen? ES IST MÖGLICH

Tiere aller Gattungen waren schon immer meine größte Freude. Schon als Kind habe ich damit meine Eltern beglückt. Meine Mutter mochte keine Tiere und es gab immer wieder Streitereien, wenn ich mit einer Beule unter der Jacke nach Haus kam. Die erste Frage war immer: "Was ist das schon wieder für ein Vieh?"  Ich ignorierte die für sie typischen " Freudenausbrüche", weil ich mir der Hilfe einer "höheren Gewalt" sicher war, nämlich der meines Papas. Von ihm kam nur der Kommentar:" Laß das Mädel, sie weiß schon, was sie tut." Ich hatte Igel, Krähen, Hasen und vieles mehr. Da ich im Harz aufgewachsen bin und der Wald

mein zweites Zuhause war, hatte ich keinen Mangel an Pensionsgästen. Diese hatten natürlich alle ein Wehwechen, das es zu heilen galt. Tierärzte kannte ich keine, hätte wohl auch nicht das nötige Kleingeld gehabt. Aber es gab Förster, die auch viel wußten und unentgeltlich Ratschläge gaben. Eines Tages schleppte einer meiner Brüder einen kleinen Falken an. Der war noch ganz flauschig und er bekam daher den Namen Pittiplatsch von mir, nach der beliebten Figur im Fernsehen der DDR. Es war ein ganz süßer Kerl. Ich setzte ihn in einen Schuhkarton und machte mich schleunigst auf den Weg zum Förster. Mein Innerstes sagte mir, dass ich

schnell handeln muß, bei einem solch kleinem Wesen.

Der Förster sah den Kleinen auch ziemlich mitleidig an und meinte, das er wahrscheinlich nicht durchkommen würde. Aber er kannte ja mich und meinen Dickschädel. Eine Stunde später brachte er mir eine knetförmige Masse. Diese mußte ich ihm alle Stunde in den Schnabel bekommen, was mir mit einer Pinzette gut gelang. Mit einer Pipette etwas warmes Wasser, mehr konnte man zu der Zeit für ihn nicht tun. Ich habe aber immer mit ihm gesprochen. Meine Mutter zeigte mir einen Vogel, aber mein Papa half mir, so gut er konnte. Es gab ja auch noch die Schule. Ab und an,

mußte Pitti auch mit dahin. Die Lehrer früher hatten dafür meist Verständnis. Ich hatte ja auch gewisse Narrenfreiheiten mit meinen Tieren. Es war mal eine gewisse" Modeerscheinung" in der Schule, dass Pioniere Kaninchen in der Schule halten sollten. Ich weiß nicht, welchem schlauen Staatsmann das wieder eingefallen war, aber es war nun mal so. Ich war die, welche sich immer um die Muckis kümmerte und sie fütterte. Darum wahrscheinlich auch das Verständnis für meinen Pitti.

Es trat das ein, womit niemand gerechnet hatte. Mein Pitti blieb am Leben und wuchs. Zum Leidwesen

meiner Mutter hüpfte er nun aus seiner kleinen Kiste und tippelte durchs Zimmer, wobei er nette kleine weiße Kleckereien hinterließ, die auch noch den Fußbodenbelag verätzten. Ein bißchen konnte ich ihren Ärger verstehen und Papa mußte Abhilfe schaffen. ( Kiste mit Deckel !!!) Nun bekam er schon Fliegen und kleine Würmer. Später Mäuse. Aber er gedieh ganz prächtig. Der Förster versorgte ihn auch weiter mit Nährstoffen und freute sich mit mir darüber, wie der kleine Bengel sich raus machte. Der Förster wurde der Schwiegervater meines Bruders und verriet mir später, dass Niemand daran geglaubt hatte, dass Pitti

am Leben bleiben würde.

Wenn ich unterwegs war, war er immer dabei. Er saß auf meiner Schulter und Niemand außer mir, durfte ihn anfassen. Das war allein mein Privileg. Er machte natürlich fleißig Flugübungen, entfernte sich aber nie weit von mir. Trotzdem wußte ich, dass der Abschied kommen würde. Ich wünschte ihm so sehr ein freies ungebundenes Leben, wie sich das für einen Turmfalken gehörte. Dann kam er eines Tages nicht wieder. Stundenlang wartete ich vergebens auf ihn. Dann kam er doch noch. Aber etwas war anders als sonst, ich konnte nur nicht sagen was es war. Doch plötzlich sah ich es. Es war ein zweiter Falke, der sich immer in

einer gewissen Entfernung von mir aufhielt. Das ging einige Tage so. Mir war klar, dass der Abschied von Pitti unmittelbar bevor stand. Dann war er wieder einige Tage verschwunden. Erneut dachte ich, dass er nun endgültig fort war.

Es war an einem schönen Morgen, ich wollte gerade zur Schule gehen, da kam Pitti. Vorsichtig landete er auf meiner Schulter und sah mich mit seinen schönen Augen an. Mir ging es durch und durch. Jetzt wußte ich, das nun der endgültige Abschied gekommen war. Tränen rollten mir über mein Gesicht und plötzlich sah ich ganz nah auf einem Baum einen zweiten Falken sitzen. Etwas

kleiner als Pitti, aber auch er sah mich an. Da verstand ich. Pitti hatte wohl seine Liebe fürs Leben gefunden, zumindestens tröstete ich mich damit.

 

Dann flogen beide Falken davon. Sie drehten noch einige Runden und entschwanden dann meinen Blicken. Ich sah Pitti nie wieder, doch glaubte ich fest daran, dass er sein Glück gefunden hatte.

 

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petjula007

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GertraudW Liebe Petra, das hast Du wieder einmal wunderschön geschrieben - ich hab`s gerne gelesen. Als Tierfreund hat man schon so seine Probleme. Mein Vater mochte keine Tiere im Haus, die Mutter war vom Land, da waren`s eh alles nur "Nutztiere". Als ich dann geheiratet hatte, waren genug Tiere bei uns zu Gast (siehe Foto). Ich denke schon, dass Dein Falke ein schönes Leben - bei Dir und später auch noch - gehabt hat.
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Liebe Gertraud,
danke für deine Zeilen. Habe auch deine interessante Terrasse gesehen. Da kommt ja allerlei niedliches Getier zusammen.

LG Petra
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Oh weh, jetzt hatte ich doch ein paar Tränchen in den Augen bei Deiner Pittigeschichte. Ich bin ja auch so ein Tiernarr, habe auch schon mal eine kleine Drossel großgezogen, die mein Sohn mal angschleppt hatte, aber einen Falken großzuziehen, das ist ja nun wirklich etwas Außergewöhnliches.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Ich danke Dir für Deine Tränchen, freue mich sehr. Meine Tränen habe ich vor fünfzig Jahren geweint, als Pitti flügge wurde. Aber ich denke auch heute noch viel an ihn. Danke für den Favo. Einen schönen Abend noch.

Liebe Grüße
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
rumpi und so wünsche ich dem pitti alles gute!

lg,karsten
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Oh, ich glaube auch, dass Pitti sein Glück gefunden hat.
Eine sehr schöne Geschichte, prima erzählt. Hut ab, wie du dich um die Tiere gekümmert hast - entgegen aller Widerstände.
Ich kann sehr gut verstehen, wie traurig und zugleich froh du am Ende warst, als Pitti in die Freiheit entschwunden ist.
Wunderbare Erinnerungen, die man nie vergisst.

Lieben Gruß
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Schön, wenn Dir meine kleine Geschichte gefallen hat. Es ist zwar schon sehr lange her, aber immer, wenn ich einen solchen Vogel sehe, muß ich daran denken. Ich danke Dir, auch für den Favo.

LG
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Misspelled Ach mein Gott ist das niedlich. Wie in drei Teufelsnamen hast du diesen kleinen Kerl durchbekommen? Das ist wirklich ein Wunder oder sollte man lieber sagen aufopferungsvolle Pflege. Denn nur mit ganz intensiver Pflege kannst du so ein Tier durchbekommen. Meine Freundin ist Försterin in Thüringen und die hat ein gutes Händchen für Vögel aber wenn es so kleine Nestlimge sind hat sie die nur selten durchbekommen.

Danke für die Rettung, lg Miss
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Nun ich glaube, ohne Hilfe des Försters hätte ich das wohl auch nicht geschafft. Er hatte mir zuerst auch keine Hoffnung gemacht. Aber ich habe nun mal einen Dickkopf... Dank auch für Favo.

LG
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Gaenseblume Das ist doch wunderbar und vielleicht,eines Tages siehst Du ihn wieder. Drücke Dir die Daumen. LG Marina Gaenseblume
Vor langer Zeit - Antworten
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