Gefangen
Draußen ist Winter.
Die Schritte der Fußgänger sind selten, nur das Rollen der Autoräder auf der nassen Straße dringt an sein Ohr.
Die Raben klagen über das Wetter oder sonst was.
Wieder wird das kleine Haus erschüttert, weil ein Zug nach Berlin fährt.
Manche kommen auch aus Berlin.
Dann wieder Stille.
Stille im Haus; Stille im Zimmer.
Zuviel Stille.
Strom ist teurer geworden und Wärme auch.
Nur Luft ist noch umsonst.
Irgendwas klappert und eine Autotür wird zugeschlagen.
Ein Anlasser dreht kurz, dann fährt der Wagen ab.
Stille und Klappern. Klappern und Stille.
Eine S-Bahn zieht vorbei. Nach Potsdam.
Die Uhr hinter ihm zertackert die Sekunden, sie fallen von der Wand.
Er fühlt den Schmutz und riecht die Nässe, wenn ein Auto vorbeidüst.
Stille.
Der dünne Neuschnee fällt schräg vor dem Fenster.
Gestern war es windig vorm Haus.
Fünfmal "Kraa" und dann Stille.
Wieder ein Zug - ein Zug nach Berlin.
2006 jfw