Beschreibung
Disclaimer:
Viele dieser Gedanken entstammen einem Chat mit einem guten Freund. Alleine wäre mir vieles nicht so klar geworden.
Manche Anime haben kein richtiges Ende. - Blöd, oder?
Zum Beispiel NHK Ni Youkoso ("Welcome to the NHK"). Ein außergewöhnlicher Anime. Aber er verrät nicht, wie das Ganze ausgeht. Er hört quasi einfach auf...
Maaaan, kein Happy End? Eigentlich überhaupt kein Ende, nicht mal ein tragisches. Nix. Na super. Und das war alles? Und dafür schau ich mir 24 Folgen an? Diese Animefiguren sind für mich "lebendig" geworden, ich interessiere mich für sie und ich will wissen, wie es Ihnen weiter ergeht.
In Hollywood wäre mir das nicht passiert. Das Massenpublikum erzwingt es zu erfahren, wie ein Film ausgeht. Am besten ein Happy End, klar. Aber zumindest eine gescheite Katastrophe. Auf jeden Fall ein Ende. Unvorstellbar, dass der Kinokonsument aus dem Film kommt, ohne dass ihm gesagt wird, wie er "ausging".
Anders in Japan. Elfenlied. Aaargh, wäre es denn zuviel verlangt, am Schluss zu z e i g e n, dass es wirklich Lucy ist, die vor der Tür steht. Warum nur das mit der Uhr, die wieder geht, und warum nur Schemen an der Tür? Man, ich brauch was Greifbares! Ich wünsche es mir. Ich sehne mich nach Gewissheit. Auch bei NHK: Alles deutet darauf hin, dass die beiden Hauptfiguren eine gemeinsame Zukunft haben. Aber ich kann mir nicht sicher sein. Deswegen bleibt ein Loch in mir und ich suche verzweifelt nach einem Beweis für meine Vermutung, damit ich Seelenfrieden finde. So fühle ich mich. Und das Gefühl ist nicht toll. Wie eine Last auf mir. Ich ertrage dieses Nagen nicht. Es nagt an meiner Seele.
Aber.
Wieso liebe ich Anime? Solche Anime. Ich lasse mich von Hollywood begeistern, das stimmt. Avatar, Titanic, Star Trek... faszinierend, ganz großes Kino, ich bin begeistert, ...aber ich l i e b e diese Filme nicht. Ich liebe A n i m e. Aber warum, wenn sie so gemein und grausam zu mir sind?
Ich glaube, so langsam verstehe ich: Sie sind viel mehr "real", auch wenn sie gezeichnet oder computeranimiert sind. Gerade, w e i l sie manchmal so unbestimmt, so "unabgeschlossen" sind. Denn das Leben ist es auch. Erst mit dem Tod ist die Geschichte zuende erzählt. Wäre nicht auch der Anime "tot", wenn er zuende erzählt würde? Ist er deshalb für mich so "lebendig", weil er noch nach der letzten Folge weiter "mit mir lebt"?
Es wird mir immer klarer: Auch im "wirklichen" Leben, weiss ich nicht, wie es weitergeht; morgen, nächste Woche, nächstes Jahr. Wie kann ich es von einem Anime verlangen? Auch wenn mich die Ungewissheit im Anime genauso quält. Die Sehnsucht nach Sicherheit, Halt, Gewissheit. Sie wird im Anime genauso wenig befriedigt wie im "richtigen" Leben. Es ist der gleiche Schmerz.