FÜR NICHTS
Es ist schwierig genug,
sich den Eiter aus den Wunden zu kratzen,
wenn du im Park sitzt und die Leute
an dir vorbei sehen.
Jedenfalls tun sie so.
Aber du siehst, wie sie zwanzig Meter weiter
anfangen zu tuscheln.
Manche drehen sich noch Mal um.
Die Pusteln bilden sich mit der Zeit.
Du kannst sie nicht aufhalten.
Am Rücken stören sie dich nicht sonderlich,
aber wenn die ersten im Gesicht auftauchen,
dann weisst du,
dass der gesellschaftliche Makel
dich jetzt gekennzeichnet hat.
Hier spätestens begräbst du deine Hoffnungen,
dass alles irgendwann besser wird.
Denn es wird nicht mehr besser.
Wenn du Glück hast,
bist du bevor es dunkel wir betrunken.
Aber meistens hast du Pech.
Und Zeit zu Denken.
Immer das gleiche.
Ein Kreislauf der Resignation.
Manchmal denkst du daran,
dass du einen Job und 'ne Frau hattest.
Und dann fühlst du dich leer
und an manchen Tagen
weinst du mehr, als du atmest.
Ein Tod auf Raten.
Öffentlich zur Schau gestellt.
Abseits von den großen Einkaufszentren.
Abseits von Akzeptanz.
Abseits von Menschlichkeit.
Aber du kannst das alles lange überspielen,
freundlich die Menschen grüßen,
oder lange Spaziergänge durch die Stadt machen.
Du bleibst so lange anonym,
bis die eitrigen Pusten dein Gesicht
wie ein Fluch besiedeln.
Erst fängst du an sie aufzukratzen.
Irgendwann ist dein Gesicht ständig entzündet.
Dann vernarbt.
In diesem Moment hast du den Status
eines Heiligen erreicht.
Ein Heiliger unter vielen anderen Heiligen.
Man kennt sich.
Eine gewisse Art der Wertigkeit.
Für nichts gut.