Beschreibung
Nachdem Sermeyer und Sryson den kleinen James umgebracht haben, gilt es heim zu kehren.
Kapitel 3
"Na toll", seufzte ich.
Sry sah mich schräg an, zog fragend eine Augenbraue hoch und starrte mir in die Augen.
"Was?", fuhr ich ihn an.
"Der kleine Pupser hat Recht."
"Womit?"
Er legte seinen Kopf schräg und sah mich zweifelnd an.
Ich seufzte. "Na sag schon", forderte ich ihn betont freundlich auf.
Er lachte. "Du seufzt wirklich verdammt viel." Prompt stand ich auf und ging weg. Ich spürte wie er hinter mir herkam und leise, vibrierend in sich lachte. "Bist du jetzt beleidigt", fragte er mich belustigt. Ich fuhr herum, stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn scharf an.
"Und?", fragte er noch immer grinsend.
"Halt die Klappe und lass und hier verschwinden." Er lachte. Schnell drehte er sich herum und versuchte sich angestrengt das Lachen zu verkneifen. Dann drehte er sich wieder um und guckte todernst. Ich funkelte ihn zornig an.
"Kommst du jetzt, oder was?"
"Ja, aber was ist mit dem Telefonat?"
"Das kann warten. Ich will hier jetzt einfach nur weg."
"Na dann." Sry schmuzelte und streckte mir eine Hand hin. Wiederwillig nahm ich sie und sprang auf seinen Rücken. Doch ich saß auf einem Drachen. Wir tauchten ein, in die Schattenwelt, verschmolzten zu einem unscheinbaren, eisigen etwas. Nach einiger Zeit erhob Sryson seine Stimme: "Tut mir leid." Ich lächelte. Lächelte und sagte nichts. Ich musste nicht antworten, schließlich hatte ich die Macht und das wusste Sryson, mein Schatten auch. Immer noch lächeln sagte ich im einen beherrschenden Ton: "Bring mich zum Palast." Ich spürte wie wir die Richtung änderten und insgeheim fragte ich mich, wohin er mich eigentlich bringen wollte.
Wir landeten und ich starrte einer großen schwarzhaarigen Frau in ihre grünen Augen. Ich schluckte. Ich wandte mich kurz zu Sryson und befahl: "Geh zu Serina, sie wird sich um dich kümmern."
Ich trat wieder der Frau gegenüber. Sie lächelte und sagte sanft: "Willkommen, Sermeyer, ich habe dich erwartet."
Ich verbeugte mich kurz und erwiderte: "Seit gegrüßt, Ava, Gebieterin des Schatten. Darf ich mich erkundigen, weshalb ihr auf mich wartetet?" Ich hasste diese altmodische Sprache, aber so war es hier der Gebrauch. Statt auf meine Frage zu antworten sagte sie: "Gebt mir euren Ring." Ich biss die Zähne zusammen und gab ihr wiederwillig meinen Schattenring, der es mir erlaubte, den Schatten zu befehligen, der ein Zeichen für meine Macht war. Es waren verschnörkelte Silberranken, die sich zu einem Ring verschlungen, jedoch war ein schwarzer, kleiner Stein auf der einen Seite befestigt, die Silberranken hielten ihn verbissen fest.
Sie nahm den Ring und steckte sich ihn an den Finger. Sie lächelte wieder freundlich und legte einen Arm um meine Schulter.
"Komm, Sermeyer, geh ein Stück mit mir."
Also gingen wir los, entfernten uns von dem großen Platz, auf den Sry und ich gelandet waren. Immer noch lächelte sie. Wie ich das hasste, sie tat immer so freundlich, so ruhig und alle fraßen ihr aus der Hand.
"Also Sermeyer, wo warst du.", fing sie an. Ich rang mir ein Lächeln ab und erwiederte: "Ich versuchte den feindlichen Spion zu fangen, eure Gebieterin."
"Und warum tatest du das?"
"Damit der Feind uns nichts anhaben kann."
"Hat Sryson dir geholfen?"
"Ja, aber auf meinem Befehl hin."
"Wo wart ihr genau?"
"Sryson und ich...", Sie unterbrach mich.
"Ich und Sryson. Der Gebieter ist mächtiger, er nennt sich zuerst. Fahre fort,"
Ich schluckte. "Ich und Sryson wurden kurz gefangen genommen, von Werjen. Sie wusste wer ich bin."
Ihre Augen verenkten sich zu Schlitzen. Sie hob ihre Hand und ich spürte einen plötzlichen Schmerz auf meiner Wange. Sie hatte mich geschlagen. Fassungslos starrte ich sie an, während sie weiterhin lächelte. Ich blinzelte ein paar Tränen weg. Ava lächelte noch immer, mit einer Spur Genugtuung.
"Wer hatte es die befohlen?"
"Niemand, eure Gebieterin." Ich fasste mich wieder und Lächelte breit. "Ich war es ganz alleine, die die Idee hatte."
"Und? Konntest du ihn fangen?"
"Nein, Gebieterin, noch nicht. Aber ich werde es." Wir blieben stehen und sie sah mir in die Augen. Immer noch lächelnd sagte sie: "Dafür musst du bezahlen, Sermeyer, niemand, wirklich niemand, darf etwas tuen, was ich nicht befohlen hatte. Selbst du nicht. Das verstehst du doch sicher, nicht wahr?" Mühsam versuchte ich mein Lächeln zu erhalten, obwohl es sich anfühlte wie eine Foltermaske. Sofort zerbrach mein Stolz und mein Geist krümmte sich innerlich.
"Aber sicher, Gebieterin."
"Nein, Sermeyer, das tust du nicht. Du kommst heim und denkst anscheinend, nur weil du du bist, das du alles machen darfst, was du willst? Aber so ist dies nicht in Ordnung." Erstaunlich. Die ganze Zeit hatte sie gelächelt. Sie sollte lieber die Gebieterin des albernen Lächelns sein. Mein Lächeln dagegen war bereits verblasst.
"So ist das nicht", versuchte ich anzufangen, aber sie legte mir einen Finger vor den Mund und fuhr fort: "Doch, so ist es. Wenn du dich noch einmal gegen mich verschwörst, wirst du in das einsame Gebirge verbannt." Ich erstarrte.
Prüfend sah sie mich an und fragte: "Hast du es jetzt verstanden?"
Ich sah ihr in die Augen, versuchte zu lächeln, versuchte genauso mächtig wie sie zu wirken, versuchte ihr gerecht zu werden. "Ja, Mutter.", antwortete ich mit gebrochener Stimme. Sie streichelte mir sanft über den Kopf und küsste mich auf die Stirn.
"Ich wusste, das ich mich auf dich verlassen kann, den du bist schließlich die Tochter der Schatten, du bist schließlich meine Tochter nicht wahr?" Lächeln drehte sie sich um und ging. Im gehen warf sie meinen Ring auf den Boden, er zerbrach. "Nein", ich stöhnte laut auf. Ein letztes mal drehte sie sich um, lächelnd und mit honigsüßer Stimme fragte sie: "Hast du etwas gesagt, Schatz?" Ihr Lächeln hatte etwas neues an sich, ich runzelte die Stirn und merkte das sie lachte. Über mich lachte. "Nein, Mutter", mumelte ich niedergeschlagen, während ich die beiden Ringhälften aufsammelte. Ich hörte als letztes ihr glockenhelles Lachen, ehe sie mit den Schatten verschmolz. Sie brauchte dafür keinen Ring und auch keinen eigenen Schatten, denn sie war der Schwatten, die befehligte jeden Schatten.