Eine Geschichte der Clans im Lande , wo die Nächte lang und die Tage kurz sind, wo die Gegner schwer zu erlegen sind und wo keiner dem anderen etwas zu schenken hat. Dies ist die Geschichte eines jungen Wolfskriegers, der gegen die Clans ankommen muss...
In der Ferne stand ein prachtvoller Hirsch. Er senkte den Kopf und fing an mit seiner Schnauze im kalten Schnee zu wühlen. Der Winter war angebrochen und die Welt wurde kalt. Der Boden war kahl und es gab nichts mehr zu Fressen. Kleine Flocken fielen vom Himmel herunter und bildeten nach Stunden des Falls eine weitere weiße Schicht. Der Hirsch kämpfte mit der Kälte, noch war sein Fell nicht lang genug und nicht dicht genug, weswegen er mit einem festen Schütteln den Schnee von sich herunter kriegen musste. Als er wieder den Kopf hob kam ein lautes Röhren aus seinem Mund. Verdunstete heiße Luft bildete eine Rauchwolke vor seiner nassen Schnauze und er zog weiter. Wieder nichts...
"Denkst´ er wird uns merken?", kam es leise raschelnd aus den Büschen.
"Psssch!", war die Antwort auf die Frage.
Der Hirsch blieb stehen und roch in der Luft. Die Kälte erschwerte ihm das Riechen und der Wind schien nicht in die günstigste Richtung für ihn zu wehen.
Ein weiteres Röhren gab er von sich und änderte die Richtung, beschleunigte sein Laufen und wollte verschwinden. Zu seinem Unglück waren seine Beobachter eine der schnellen Sorte, auch wenn anscheinend nicht die klügsten.
Zwei Schatten schossen aus dem Gestrüpp und rannten auf den Hirsch zu. Gefletschte Zähne und das aus dem Rachen kommende Knurren erfüllte die Stille, als die zwei dunklen Kreaturen hervor kamen und den Hirsch von beiden Seiten einengten. Mit lautem Knurren schnappten sie nach seinen Beinen. Er musste stehen bleiben, den Kopf senken und sich verteidigen gegen die zwei Wölfe.
Es war schon besonders, dass es nur zwei waren, doch der Winter schien hart zu sein. Man hatte nicht immer die Chance in einem ganzen Rudel zu jagen. Außerdem erkannte man an den Wölfen, wie heruntergekommen und abgemagert sie schon waren. Speichel lief ihnen aus dem Maul, während sie vollkommen angespannt auf das Geweih achteten. Keiner von ihnen woltle davon erwischt werden. Der Hirsch versuchte beide Wölfe sich vom Hals zu halten, doch er war nicht schnell genug immer hin und her zu gehen mit seiner einzigen Verteidigungswaffe, so dass es einer der Wölfe schaffte im auf den Rücken zu springen. Ein Schmerzhafter Schrei entfuhr dem Huftier, als er zu Boden gerissen wurde und beide Fleischfresser sich über ihn hermachten.
"Hah! Na endlich!", schnaufte einer der Wölfe und nahm die Zähne aus dem blutenden Fleisch, leckte sich diese ab und schüttelte sich wieder, um den nervigen Schnee los zu werden.
Der andere Wolf warf ihn nur einen bösen Blick zu und packte den Hirsch am Hinterbein, um ihn fortzuschleppen. Sie waren weit weg von ihrem eigentlich Lager.
"Schnell...hilf mir. Wir waren schon viel zu lange auf der Jagd und dafür haben wir auch viel zu wenig!", knurrte der ältere von beiden und schleppte weiter mit vollem Mund den Hirsch hinter sich her, während der junge fast schon stolz um diesen herum sprang.
"Aber wir haben etwas erlegt! Ich bin so stolz!", meinte der jüngere und da musste sein Mentor doch mit einem belustigten Schnaufen den Kopf leicht schütteln. Ja...sein Schützling hatte vieles gelernt und es war auch sein erster Winter, den er mit Bravour zu überleben scheint. Auch wenn ihr Clan nicht der größte...nicht der Stärkste war...Man versuchte zu überleben.
"Ah, Pechschweif, du bist wieder da!"
Eine Wölfin, deren Fell mit einigen Brandflecken versehen war, trat auf die zwei Jäger zu. Sie warf dem Schüler einen wissenden Blick zu, bedankte sich und ließ diesen dann gehen.
"Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Pechschweif! Es ist wichtig!"
Pechschweif, der Mentor des jungen Wolfes, erhob den Kopf und schnappte erst einmal tief nach Luft, als er den Hirsch endlich in das Futterlager gelegt hatte und vor die Wölfin trat. Ihr Name war Branntschatz. Es lag an ihrem Fell. Ihre Vergangenheit war schwer gewesen, als sie jung war. Sie musste einem Menschenlager entfliehen, wo man sie als ganz jungen Welpen verschleppt hatte und erlegen wollte, wegen ihres Felles. Ihre Mutter Sternschimmer, hatte eins der wundervollsten Felle und auch sie war mit Branntschatz gefangen genommen worden. Man hatte ihr das Fell abgezogen und ihren nackten Körper verbrannt. Branntschatz hatte damals versucht ihre Mutter aus den glühenden Kohlen zu retten, verbrannte sich dabei selbst das Fell und rannte schließlich fort.
Einige der Wölfe hatten sie gefunden und nahmen sie auf, auch wenn sie eine Fremde war und ein "einsamer Wolf", sie war eine Wölfin, in deren Augen man den Willen sah zu kämpfen. Ein trauriger Wille...
"Was ist, Branntschatz? Ich muss Schneepfote noch genug zeigen heute."
"Das hier wird wichtiger sein, Pechschweif... Die Alpha-Wölfin Mondblick will dich sehen!"
Und als er das hörte, änderte sich der Blick des schwarzen Wolfes sofort. Pechschweif war einer der Krieger des Clans und es war wichtig für die Versorgung, sowie für die Sicherheit der Ältesten, der Welpen, sowie der Wölfinnen zu sorgen. Er nickte schnell und dankte Branntschatz schnell für ihre Nachricht, bevor er so hurtig wie es ging sich auf den Hügel machte, in dem er Mondblick finden würde.
Schneepfote war nicht weit gelaufen, da hatte er noch mitbekommen können wohin sein Mentor musste. Er drehte sich um und blickte direkt in das Gesicht von Branntschatz. Sie hatte ein seltsames Grinsen in ihrem Gesicht, als sich die Nasen der beiden berührten. Schneepfote wich zurück und schüttelte schnell den Kopf.
"Bah! Ist ja eklig!", kam es von ihm, während die Wölfin ein heiteres Lachen von sich gab und dem Schützling von Pechschweif eine Pfote auf den Kopf legte.
"Nun mach dir mal nichts draus! Geh spielen. Pechschweif hat mir gesagt du warst gut bei der Jagd! Na los!", sie lächelte ihn bemutternd an und nickte ihm zu, als er sie ungläubig aus seinen hellen Augen ansah. Sie fingen anzuschimmern, als er die Bestätigung bekam und machte sich sofort mit einem Dankeschön auf den Weg!
"Wuhu!", entfuhr es dem jungen Wolf noch, bevor er mit schnellen Pfoten zum Schlaflager lief. Dort würde er seinen Freund ganz sicher finden.
Branntschatz sah ihm noch mit einem milden Lächeln nach, bevor sie sich umdrehte und ebenfalls zum Hügel ging, um nachdem Gespräch von Pechschweif und Mondblick, mit dem Krieger zu reden. Sie hatte ebenfalls noch ein anderes Anliegen.
Braunpfote war ein mürrischer dicklicher Wolf, der den ganzen Tag am liebsten nur herumlegen würde. Er tat es auch gerade. Sein Mentor hatte die Hoffnung für heute auch schon wieder aufgegeben. Schneepfote sprang auf ihn zu und wirbelte den Schnee um die beiden etwas auf, biss ihm ins Ohr und grinste mit einem tiefen Knurren den anderen an. Braunpfote lachte und wandte sich unter dem Gewicht des Freundes. Er schaffte es sich auf den Rücken zu drehen und grinste seinen Kumpel an.
"Da bist du ja wieder!", rief er ihm entgegen und lachte, als er Schneepfote von sich drückte und dieser sich neben ihn legte und die Ohren gespannt aufstellte. Braunpfote hatte immer eine gute Idee in seinem Köpfchen drin. Er war einige viele Monde älter als Schneepfote und trotzdem war er noch in der Ausbildung. Sein Mentor Stachelschweif war einer der langsamsten und ruhigsten Mentoren, die man bekommen konnte. Er war ebenfalls ein sehr stämmiger Wolf, dessen Zunge immer heraushing, wenn er sich hin und her bewegte. Er befand sich meistens in dem Krankenbereich, weil er der Wölfin dort helfen wollte und sich für die Pflanzenwelt sehr interessierte.
Schneepfote grinste über beide Ohren, als er den Kopf wieder anhob und Braunpfote anstieß. Es war nicht so, dass dieser junge Wolf braune Pfoten hatte...Er hatte ein dunkelbraunes Fell und seine Mutter gebar ihn innerhalb einer Schlammhöhle. Ungewöhnlich eigentlich. Doch das Wort Pfote in den Namen der Welpen bezeichnete nur ihren Rang im Rudel. Schnee- und Braunpfote waren noch Lehrlinge. Sie mussten die Art zu kämpfen erlernen, bevor sie von Mondblick einen Titel bekommen konnten...
Gerade wollten die zwei jungen Wölfe anfangen zu reden, als Schneepfote den Schweif eines anderen Wolfes spürte. Nicht gerade angenehm, wenn dieser einem direkt in die Augen wedelte.
"Heeyyy!",
kam es jaulend von Schneepfote, der sich immer gerne zur Wehr setzte, denn er mochte es nicht falsch behandelt zu werden. Doch Braunpfote haute ihn sofort in die Schulter und senkte den Kopf, den Blick auf den älteren Wolf gewandt. Schneepfote knurrte leise und sah dann von seinem Freund auf zum anderen Wolf.
"Oh oh...", kam es nur noch kleinlaut aus dem Schützling und er senkte den Kopf entschuldigend.
Der grimmige Wolf, der sich gerade an den zwei vorbei bewegt hatte und eine lautes Knurren mit einem bösen Blick hinterließ war Grimmklaue... Er war einer der großen Wächter. Einer der stärksten Wölfe im Clan hier. Er zog zum Glück weiter und ließ die Jungspunde zurück, als er sich in eine der Schlafhöhlen zurück zog.
"Du bist doch doof! So redet man nicht mit einem Wächter!"
"Ich habe nicht gesehen, dass es Grimmklaue war!", entschuldigte sich Schneepfote und senkte ergebend die Schnauze in den Schnee, wodurch der andere nur noch auflachte und Schneepfote eine Ladung des Neuschnees den er gesammelt hatte ins Gesicht schaufelte. Die Jungs trollten herum und lachten, als sie sich spielerisch rauften.
"Pechschweif...endlich bist du da.", Mondblick erhob den Kopf und stellte sich auf. Sie war eine alte Wölfin mit einem tiefgrauem Fell. Auf ihrer Brust prangte ein Weißer Fleck in Form eines Sichelmondes. Sie trat an den anderen Kreigern vorbei und auf Pechschweif zu, begrüßte ihn.
Pechschweif schloss die Augen und berührte die Stirn von Mondblick mit seiner eigenen.
"Was ist passiert, dass ich so schnell herkommen sollte?", fragte er sofort, er wollte nicht warten und sich weiter auf die Folter spannen. Er lief Mondblick hinterher und nahm dann neben einem anderen Krieger Platz, dem er nur kurz zu nickte und auch die anderen mit einem kurzen Blick besah. Es waren alle Krieger des Wolfsclans da. Es schien wohl ernst zu sein.. Aber wenn es doch so ernst wäre, wieso waren keine Wächter da?
Mondblick räusperte sich und nahm wieder ihren Platz auf dem Heubett ein. Im Hügel war es warm und hier und da waren verschiedene glänzende Ornamente aufgehängt, an den Wänden sah man Zeichnungen von Wölfen des Clans und eine Karte des Landes und wie dieses unter ihrem und den anderen Clans aufgeteilt war.
"Wie ihr bestimmt bemerkt habt, seid ihr schon weit mit euren Schützlingen voran gekommen. Sie sind stark geworden und sind gewachsen. SPielerisch scheinen sie schon alles verstanden zu haben. Vor allem wie man jagt...", sie machte eine kurze Pause und Pechschweif erkannte den traurigen und bedachten Blick der Alpha-Wölfin, als sie diesen von allen Mentoren vor sich abgewandt hatte. Sie hatten alle einen kleinen Schützling unter ihren Fittichen und es war selbstverständlich, dass jeder Krieger einem Welpen beibrachte wie man Beute erlegte.
"Eigentlich solltet ihr mehr Zeit bekommen für eure Schützlinge, um sie auf die große Jagd vorzubereiten. Doch...Ich habe heute einen Blick in die Sterne geworfen...Der Frühling kommt früher als erwartet!"
Mondblicks Augen schimmerten mit Fassung. Die Mentoren blieben für eine kurze Zeit still, bevor sie anfingen zu reden.
"Was heißt der Frühling kommt schneller?"
"Aber...dann müssen sie ja schon so früh...sterben!"
"Sie sind nicht alt genug!"
Von allen Ecken kam Bedenken, dass ihre Schützlinge alt und stark genug waren für die große Jagd. Für die große Saison und vor allem eine der gefährlichsten Jagdveranstaltungen des Clans. Wie oft waren dabei schon Wölfe umgekommen. Nicht nur Junge, sondern auch die erfahrensten, weil sie einen einzigen Fehler begangen haben.
Pechschweif blieb stumm und besah sich die aufgeregten Mentoren. Er dachte an Schneepfote und wie dieser das ganze auffassen würde. Er würde es ihm noch heute mitteilen müssen. Der Kleine wird bestimmt außer sich sein. Im guten Sinne. Schneepfote hatte immer viel Energie gehabt und immer war er auf Trapp, wollte Jagen und alles erlegen was er fand. Deswegen hatte es ihm so viel Spaß gemacht, als sie in den Sümpfen die Frösche für die Schamanin sammeln dürften. Es waren so viele gewesen im Schlamm, dass sich Schneepfote zu Tode gesucht hatte und auf dem Weg zurück ins Lager fast schon eingeschlafen ist. Pechschweif hatte aber Bedenken, dass diese Energie ihm gut tun würde bei der großen Jagd. Nicht nur dass andere Wölfe unterwegs waren, es waren auch die anderen Clans unterwegs...Der Bärclan, Hirschclan, Otter, sowie Adlerclan... Sie waren die wichtigsten und abgesehen von den abtrünnigen Tieren, die gefährlichste Macht. Mal abgesehen davon, dass Schneepfote nun alt genug war zu verstehen, was er eigentlich mit dem Jagen anrichtete...Er hatte den Hirsch nicht sprechen hören, den Bären ist er nie begegnet und die Adler schwebten immer hoch oben. Er hatte keine Ahnung, dass auch diese, wie der Wolfsclan eine Seele besaßen...
"Beruhigt euch. Versucht es euren Schützlingen Klar zu machen. Wir können nicht anders als zu hoffen...dass sie überleben werden.", Mondblicks Miene war von Trauer umfangen, doch ihre Worte waren wahr. Man konnte nichts machen.
"Wenn wir die Welpen an der großen Jagd teilnehmen lassen, werden sie sofort sterben! Sie sind noch zu unerfahren!"
Pechschweif blickte den braunen Wolf an, der mit einer verletzten Pfote vortrat und mit gefletschten Zähnen gegenüber Mondblick seine Bedenken mitteilte. Die anderen Wölfe stimmten lauthals mitein. Dem Krieger reichte es. Er trat hervor und knurrte.
"Wenn wir sie nicht in das kalte Wasser werfen, Hasenschweif, dann wird unser Clan untergehen!" Auf einmal verstummten alle und sahen den schwarzen Wolf in ihrer Reihe fragend an. Er hatte recht. Doch es stand immer noch das Leben der Zukunft des Clans auf dem Spiel.
"Mondblick hat gesprochen! Und wir vertrauen ihren Worten!"
Damit wandte sich Pechschweif ab und lief hinaus aus dem Hügel. Er war sich sicher, dass Schneepfote das schon alles verstehen würde. Er musste es ihm sagen und erklären.
"Wie kann er nur so...herzlos sein? Er schickt seinen eigenen Schüler ohne Angst in eine reine Metzelei der Tiere...", kam es von Hasenschweif, als dieser sich wieder hinsetzte und Mondblick ansah, die Pechschweif noch nachblickte. Sie wusste, um die Trauer von Pechschweif und um dessen Gefühle zu Schneepfote. Denn Schneepfote...war keiner der einfachen Welpen. Er war hier nicht von anfang an gewesen...
"Er trauert im Stillen Hasenschweif...er hat mehr Angst um seinen Schüler, als ihr um eure."
Braunpfote haute seinem Freund eine runter, als dieser gerade versucht mit erhobenem Körper auf den Hinterpfoten stehen zu bleiben und sich dabei die Zunge anknabberte. Bei dem Stoß verlor Schneepfote das Gleichgewicht, fiel auf den Rücken und lachte los. Bis auf einmal ein Schatten über seinem Gesicht aufstieg. Er öffnete die Augen und blickte in die dunklen von Pechschweif. Sein Mentor...
"Hallo!", rief er sofort aus und sah zu seinem Freund, verabschiedete sich und folgte seinem Mentor. Es war immer so, dass der junge Schüler alles stehen und liegen ließ, wenn sein Mentor in der Nähe war.
"Oh man...ich hoffe du kommst noch bevor ich schlafen muss!", rief ihm Braunpfote nach und hechelte zufrieden, bevor er sich wieder hinlegte und weiter in dem Schne herum wühlte.
Pechschweif führte den jungen Wolf zu einem abgeschiedenen Ort des Lagers und setzte sich unter eine der Tannen in den Schnee. Sein Fell hob sich stark von dem weißen Schnee ab und auch wenn es verdammt kalt war, bat er den jungen Wolf sich neben sich zu legen. Noch warm vom Herumtrollen hatte Schneepfote kein Problem damit. Er grinste und legte sich vor seinen Mentor, die Pfoten zusammen und sah ihm dann aufmerksam ins Gesicht. Doch nach einer Minute Stille legte der Wolf seinen Kopf schief. Etwas stimmte nicht mit Pechschweif.
"Hast du...dir jemals überlegt, was...passiert wenn du deine Krallen in den Körper eines Tieres jagst?"
"Hm? Nein...", gab Schneepfote zu, doch er fand die Frage auch schon etwas seltsam und viel zu ruhig und geheimnisvoll gestellt. So war Pechschweif nicht.
"Schneepfote, ich sage dir nun etwas, weil...der Frühling schneller kommt, als eigentlich erwartet...Und du damit die einzigartige Chance bekommst...", Pechschweif stockte, denn er fand es nicht richtig den Jungen zu ermutigen, sich in eine halsbrecherische Veranstaltung zu begeben, "an der großen Jagd teilzunehmen..."
"Was!?", Schneepfote sprang auf alle Viere und jubelte auf, rannte im Kreis auf der Stelle und tippelte vor seinem Mentor her. Es war sein großer Traum gewesen an der großen Jagd teilzunehmen. Er hatte gehört, dass während der großen Jagd die großen Helden der Clans geboren wurden. Man wurde stark und man erhielt Respekt! Das war sein Traum...Sein Wunsch und sein Ziel! Er kam gar nicht aus dem Jubeln heraus und so fiel er seinen Mentor an und balgte mit diesem. Er dankte ihm, vergrub den Kopf in dessen Schulter.
"Danke, danke, danke!"
Pechschweif schüttelte den Kopf und drückte den Wolf weg, sah ihn grimmig und warnend an.
"Setz dich wieder!"
Schneepfote zuckte zusammen und begab sich wieder in die Stellung, die er ganz am Anfang hatte. Am Anfang hatten ihn diese Befehle überrumpelt und verängstigt, doch nun war er an sie gewöhnt. Er hielt seine Haltung angespannt und sah Pechschweif direkt in die Augen.
"Es ist kein Zeipunkt zum Jubeln..An sich bist du noch viel zu jung, um an der Jagd teilzunehmen...du bist zu jung, um zu erfahren was eigentlich los ist, wenn du sie jagst."
Schneepfote verlor sein Grinsen und legte die Ohren leicht an. Sein Schweif wedelte einmal über den Schnee. Nun spürte er die Kälte auf einmal in seine Pfoten kriechen und wie auch sein Bauch am Boden die Kälte nicht mehr richtig fernhalten konnte.
"Du tötest, Schneepfote...du...reißt Seelen aus dem Leben."
Schneepfote erhob den Kopf und seine Augen wurden groß. Er reißt sie aus dem Leben?
"Aber...du hast doch gesagt..."
"Ja, ich habe dir gesagt, dass das was du jagst keine Seelen hat und nur dazu da ist, um gejagt und getötet zu werden...Aber nein...Hast du dich jemals gefragt wer die anderen Clans sind?...Bär, Otter, Adler und Hirsch...Es ist wichtig, dass du dir das merkst...Diese Clans sind unsere Feinde und auch sie...nehmen an der großen Jagd im Frühling teil. Und sie werden sich genau so darauf vorbereiten wie wir..."
"Heißt das...", Schneepfote schluckte schwer und versuchte einen tieferen Blick in Pechschweifs Seele zu werfen, als dieser ihm das erzählte. Er konnte es nicht glauben. Es war fassungslos. Er morderte! Er tötete Seelen...
"Dann...hat dieser Hirsch, den wir heute erlegt hatten, vielleicht sogar Familie! Und..und nun...wir haben ihn getötet, Pechschweif! Seine Seele ist verloren!", rief der Schüler entsetzt aus und sprang wieder auf die Pfoten. Pechschweif wich seinem Blick aus. Das Leben hier im Wald war nun einmal nicht das einfachste...