Sie war unglücklich. Bis er kam. Und dann war sie wieder unglücklich...
Amy schuftete und schuftete. Joshua trieb sie immer weiter. Aber jeder hat seine Grenzen, sogar Elfen.
Joshua war unermüdlich, und, es musste ja so kommen, am Mittag des 2. Arbeitstages brach Amy zusammen. Joshua eilte sofort auf sie zu und befreite sie von den Arbeitsgeräten, die sie sich umgeschnallt hatte. Den einen ihrer Armen legte er um seine Schulter, den anderen liess er hängen. Dann schob er seine Arme unter ihren Körper und hob diesen an. In ihrem Zimmer war sie seit Dustins Tod nicht mehr gewesen, und Zeit dafür wurde es ganz bestimmt noch nicht. Er brachte sie stattdessen in sein Zimmer und legte sie aufs Bett. Dort deckte er sie fürsorglich zu und verliess das Zimmer. Amy kam zu ihrem heiss ersehnten Schlaf.
Nach einigen Tagen wachte sie wieder auf. Joshua war auf dem Stuhl eingeschlafen, weswegen Amy leise ins Badezimmer huschte und sich dort erst einmal wusch. Es war ein erholsamer Schlaf gewesen, weshalb sie ausgeschlafen aussah. Trotzdem fühlte Amy sich, wie wenn sie seit einem Jahrhundert nicht geschlafen hätte. Innerlich war sie völlig kaputt. Wie konnte ihr jemand das antun! War es ein Zwerg, da sie auch den letzten Äsiopier ausrotten wollten? Oder ein Elf, der die gleichen Ansichten wie die Zwerge teilte? Vielleicht war es ja auch Timo gewesen. Er hatte ziemlich heftig auf Dustin reagiert, und mochte sie anscheinend immernoch, auch wenn sie ihn abserviert hatte.
Amy nahm sich vor den Schauplatz ganz gründlich anzusehen. Es grauste sie zwar, aber sie sagte sich immer wieder, während sie sich im Spiegel ansah; "Für Dustin. Die Gerechtigkeit muss siegen."
Endlich raffte sie sich auf und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer.
Es sah aus wie sie es verlassen hatte, nur dass Dustins Körper nicht mehr dort lag. Amy sah sich alles genau an. Das Bett, den Boden, die Wände, die Fenster. Aber nichts deutete darauf hin, dass es ein Elf oder ein Zwerg gewesen wäre. Es war keine Spur da. Kein einziges Staubkorn. Also versuchte Amy es mit einem Zauberspruch. Sie murmelte einige Worte und sah sich alles nochmal an. Sie hatte sich eine besondere Sicht gezaubert, mit welcher sie einige Versteckte Dinge finden konnte. Zwar hatte alles einen bläulichen Schimmer, aber es half alles nichts. Da hatte sie DIE Idee.
Sie holte das Spruchbuch unter ihrem Bett hervor und blätterte einige Minuten darin herum, bis sie den entsprechenden Zauber gefunden hatte. Sie murmelte die erforderlichen Worte und schon hatte sie die Nacht vor sich. Es war wie eine Kristallkugel, weswegen sie alles sehen, aber nicht hören konnte, was in der Nacht passierte.
Es war komisch sich selbst zu sehen, aber bald schon beachtete sie sich selber gar nicht mehr. Durch das Fenster kam eine kleine Gestalt geschlüpft. Amy sah sein Gesicht nicht, aber sie wusste; es war ein Zwerg. Der Zwerg schlich sich näher an Dustin heran und sah ihn sich einen Moment an. Dann drehte sich Dustin so, dass der Zwerg kein Problem damit hatte, eine Klinke, die er aus seinem Mantel-Ärmel zog, in seine Brust zu rammen. Dustin riss die Augen auf, schrie aber nicht. Kurz sah er seinen Töter ins Gesicht, dann schloss er seine Augen wieder. Der Zwerg stach noch einige Male auf ihn ein, bevor er von ihm abliess. Er drehte sich genau so, dass er mit dem Gesicht zu Amy zeigte. Sie erschrak. Es war Bruto. Amy zuckte zurück, und sofort verblasste die Szene vor ihren Augen.
Wie konnte Bruto ihr so etwas antun? Er wusste doch wie hilfsbereit Dustin gewesen war!
Amy liess das Zimmer so wie es war, versteckte nur das Buch kurz in ihrer Unterwäsche. Sie wollte nicht dass es ihr weggenommen wurde. Sofort machte sie sich zu Bruto auf. Er stand bei der Essensausgabe und liess sich gerade Maisbrei auf seinen Teller schöpfen. Amy zog ihn beiseite, sodass der ganze Brei auf der Hand von Bruto und auf dem Boden landete. Er fragte: "Was willst du?"
Sie sah ihn zornig an: "Wieso?"
"Wieso was?" Bruto wurde etwas nervös.
Amy packte ihn fester und hielt ihn nahe vor sich: "Dustin. Wieso?"
Bruto zögerte, erzählte ihr schliesslich aber doch was los war: "Naja, du weisst, wir Zwerge wollen alles perfekt machen. Und wir wollten die Äsiopier wirklich vollständig ausrotten. Sodass es nie wieder ein Volk solcher Dummheit geben wird."
Amy blinzelte um die Tränen zurück zu halten: "Das hast du ja auch geschafft. Aber dumm waren sie nicht."
"Manche."
"Aber viele waren intelligenter als du!" Mit diesen Worten liess sie ihn fallen, wobei er hart auf seinem Hintern landete. Amy rannte zu Tobi. Nur er verstand wie es in ihrem Innern aussah.
Tobi versuchte sie zu trösten, schaffte es jedoch nicht: "Er war immer ein Aussenseiter. Und jetzt hast du die Möglichkeit neu anzufangen. Vielleicht sogar mit Timo."
Amy schüttelte den Kopf: "Du verstehst das nicht. E..."
Er liess sie nicht ausreden: "Ich verstehe sehr wohl. Ich kann ja schliesslich deine Gedanken hören. Ich weiss wie es in dir aussieht, und ich werde nicht abstreiten dass es bei mir etwas weniger schlimm aussieht. Aber ich bin trotzdem traurig über den Verlust, da du darunter leidest. Das weisst du auch."
"Ja, natürlich. Es macht mich einfach so fertig."
"Das weiss ich."
"Ich weiss dass du das weisst."
"Er hat es besser dort."
"Hätte ich es vielleicht auch besser dort?"
"Nein. Du gehörst hierher."
"Er auch."
"Er gehörte zu den Äsiopiern. Hättest du ihn nicht hierher gebracht, wäre er friedlich mit den anderen Äsiopiern gestorben."
"Oder sie hätten ihn umgebracht, und ich wäre nie darüber hinweg gekommen."
"Weisst du dass du total stur bist!"
"Hat mir meine Mutter oft gesagt."
"Na dann."
"Was soll ich jetzt machen?"
"Weiterleben."
"Haha, sehr witzig. Ich meine mit Bruto."
"Du musst Joshua fragen was die Konsequenzen dafür sind. Einfach ihn umbringen wäre vielleicht nicht sehr schlau."
"Ich mag ja auch keinen Zwerg umbringen. Aber ihm einen Arm abreissen, das fände ich gerecht."
"Leckere Vorstellung."
"Wenn du willst darfst du den Arm dann zum Fressen haben."
"Nein, Zwerge sind so zäh. Elfen schmecken besser."
"Danke."
"Gern geschehen. Aber du weisst dass ich dich nicht fressen würde."
"Was wenn du ganz ganz hungrig wärst?"
"Dann würde ich eher Gras fressen."
"Iiiiih."
"Finde ich auch. Jetzt geh zu Joshua."
"Na gut."
"Bis später."
"Ja." Amy stand auf und suchte Joshua. Er sass vor einem Haus und flickte gerde einen Fensterrahmen. Amy lief auf ihn zu: "Kannst du mir helfen?"
Er nickte: "Womit?"
"Es war Bruto."
"Wer?"
"Einer der Zwerge. Der der Tobi und mich empfangen hat, als wir bei den Äsiopiern ankamen."
"Wieso hat er es getan."
"Ein Perfektionist."
"Und was willst du jetzt von mir?"
"Er muss doch bestraft werden."
"Ja."
"Aber ich weiss nicht welche die rechtmässige ist."
"Da musst du die ältesten fragen. Ich habe es nicht in meinem Kopf."
"Wo finde ich die?"
"Sie sind gerade dort drüben, in diesem Gebäude."
"Danke."
"Soll ich mitkommen?"
"Gerne." Die beiden liefen zu den ältesten Elfen, die es noch gab. Sie hatten jedes Recht und jedes Gesetz in ihrem Kopf. Keine Sekunde lang mussten sie zögern um ein Urteil zu verkünden. Joshua sprach die Anschuldigung aus, und nachdem sich auch die ältesten von der Wahrheit überzeugt hatten, sprachen sie aus was die Strafe für Brutos handeln war.
Der älteste der drei ältesten sprach: "Da es eigentlich ein Feind von uns war, war Brutos handeln sehr loyal dem Volk gegenüber. Andererseits war Dustin den Elfen zugewandt, und hat an ihrer Seite gekämpft, weshalb er schon zu den Elfen zählt. Es gilt nun also so, als hätte Bruto einen Elfen umgebracht. Er wird mit dem brutzelden Feuer bestraft."
Es entlockte Amy einen Freudenschrei. Es war besser als sie gedacht hatte. Schon viele Wesen mussten das brutzelnde Feuer ertragen. Die Magier brachten Bruto in eine Höhle, wo sehr viele Elfen, Zwerge, Äsiopier und andere Wesen herumschrieen. Es war nämlich so: Bruto würde verbrennen. Aber er würde nicht sterben, sondern ewig leiden, bis ihn jemand erlöste, was niemand machen würde. Denn da unten standen die gemeinsten Verbrecher des Landes.
Die Magier belegten ihn also mit dem Feuer, und schon bald hielt es niemand mehr aus, den Wesen beim Schreien zu zu hören. Sie liessen den Zwerg schmoren.