Romane & Erzählungen
Klassentreffen VI

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"Klassentreffen VI"
Veröffentlicht am 23. Dezember 2012, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Klassentreffen VI

Klassentreffen VI

Beschreibung

Ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit dem Mann, der zufällig deine erste, unvergessene große Liebe war. An sich nichts Ungewöhnliches, doch was, wenn dieser Mann seitdem Karriere gemacht hat? Und noch dazu ein Geheimnis hat, wegen dem er eine ungewöhnliche Bitte an dich richtet? Eine Spirale in den Abgrund bahnt sich an.... ********** Nun hab ich es doch noch geschafft! Hier ist das sechste Kapitel zum Auswickeln :-D

 

Wir gingen los, die Straße entlang, durch den Park, an den Rhein, schwiegen aber die ganze Zeit, jeder in seine Gedanken vertieft. Beim Einbiegen in die Uferpromenade musste  ich so einem Kastrationsstäbchen ausweichen, das den Weg teilte, dabei taumelte ich gegen Kai.

Der schubste mich leicht zurück, mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Hey!”, rief ich und rempelte ihn noch einmal an, so dass er einen Ausfallschritt machen musste, doch auch ich grinste dabei. Mit Schwung stieß Kai mich dann noch einmal so heftig, dass ich beinahe durch die Gegend geflogen wäre, wenn er mich nicht am Zipfel meiner Jacke gehalten hätte.

Rasch zog er mich an sich und gab mir mit dem Arm um meine Schulter Halt; wir mussten plötzlich beide laut lachen. So sehr, dass mir beinahe die Tränen über das Gesicht liefen. Schniefend sah ich ihn dann an und er wurde plötzlich wieder etwas ernster. „Alles wieder gut?!”, fragte er, fast ein wenig ängstlich.

Ich nickte. „Ja, soweit. Ich frag mich nur, wieso du auf mich kommst?!”

 

Kais Blick wanderte unruhig zwischen mir und dem Rhein hin und her. „Hm, naja... Ich kenn dich halt schon lange, auch wenn wir uns ein paar Jahre nicht gesprochen haben. Dein Charakter gefällt mir, du bist noch jung, ich mag dich und du...   Also, von allem weiblichen Wesen, die ich kenne, könnte ich mir am ehesten dich als die Mutter meiner Kinder vorstellen.”

Du liebe Zeit, die meisten Frauen würden alles geben für diesen Satz, wenn er von dem Mann kam, den sie liebten. Oder von Kai Zöller. Dummerweise war es bei mir auch so, obwohl dieser Mann klar gemacht hatte, dass ich letztendlich nur das Mittel zum Zweck sein würde. Aber wer weiß, wenn er sich ein Kind so sehr wünschte, vielleicht war das ja auch für mich ein Weg in SEIN Herz.

Also nickte ich, fragte ihn dann, warum er sich so sehr ein Kind wünschte. Das erklärte er mir dann, ja, es waren nachvollziehbare Gründe, aber war er sich auch im Klaren darüber, dass wenn das Kind einmal da war, man es nicht wie ein abgenudeltes Hobby in die Ecke stellen konnte?!


 

Entrüstet schnaubte er die Luft aus der Nase. „Mellie, was denkst du denn von mir?! Natürlich habe ich mir das Ganze mehr als reiflich überlegt. Wir, äh, ich meine, ich, na, also, wir beide sind doch erwachsen, da kann man doch die Tragweite einer solchen Entscheidung ermessen, oder?”

Er wirkte seltsam erleichtert, vielleicht, weil er so seinen Standpunkt ausreichend klar gemacht hatte.

„Gut, aber ich muss mir das noch einmal reiflich überlegen...”
Abrupt blieb Kai stehen und zog mich in seine Arme. Er drückte mich einmal fest und ich hörte ihn „Danke, dass du nicht gleich 'Nein' gesagt hast!”, murmeln. In diesem Moment, fürchte ich, so an seinen wundervollen Körper gepresst, ist meine Entscheidung wahrscheinlich bereits getroffen gewesen.

Nachdem wir uns diesmal getrennt hatten, begann die Zeit des Nachdenkens für mich. Sollte ich wirklich, um diesen Körper noch einmal zu spüren, auf so eine verrückte Idee eingehen? 38 Wochen Schwangerschaft für eine – oder vielleicht auch mehrere Nächte Spaß?!

 

Und dann noch das andere, was würde eigentlich mit dem Kind passieren? Würde ich es ganz ihm überlassen sollen, es nie wieder sehen? Zwar war ich noch nie der mütterliche Type gewesen, doch ich war sicher, die Oxytocinausschüttung bei der Geburt würde schon dafür sorgen, dass ich das Kind liebte. Und würde ich es in dem Fall weg geben können? Das Recht wäre schließlich auf meiner Seite, Leihmutterschaft war in Deutschland verboten...

*

Ein paar Tage später fasste ich mir ein Herz und rief Kai an, um über all dies mit ihm zu sprechen. Er lachte leise und meinte, er hätte sich auch schon Gedanken darüber gemacht. „Ich denke, du könntest doch auch gut zu uns ziehen, das Kind braucht schließlich eine Mutter, ein weibliches Bezugswesen...”

„Zu uns ziehen?”, fragte ich etwas irritiert, doch wieder einmal lachte er nur.

„Sorry, ich bin so mit dem Theater hier und der Band verwurzelt! Zu uns nach Hamburg halt, Ralle wohnt auch hier, den kennst du doch auch noch.”

 

„Stimmt. Weiß der eigentlich von deinen Plänen? Und wie würde sich das auf deine Bühnen-Tourneen auswirken?”

Für einen Moment herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Hm, nun ja.... Ich bin sicher, wüsste er jetzt schon davon, würde er mich einweisen lassen. Er kommt zwar so langsam von den Drogen runter, aber Familie und Kinder hält er für ein überkommenes Konzept. Insofern wäre es auch gut, wenn du hier bei mir bleiben würdest... Ich mein, das wäre eh sinnvoll, wenn du schon eher kommst, so für die eigentliche, ähm, na du weißt schon...”

„Zeugung”, sprach ich es statt seiner aus und er sagte erleichtert „Ja, genau. Bei mir ist genügend Platz!”

Im Nachhinein ist mir auch klar, wie dumm dieser Plan im Grunde war. Ich sollte Mutter spielen? Aber heute weiß ich, es war die Hoffnung, welche noch immer tief in mir pulsierte. Denn so nah bei ihm, wer weiß, was da noch passieren konnte; so waren offenbar meine unbewussten Gedanken.

Nach einem kurzen Zögern holte ich tief Luft.

 

„Weißt du was”, sagte ich dann, „ich mach's!”

„Wirklich? Du würdest mir ein Kind schenken?!!”

Das klang so herrlich  …. pathetisch, verklärt... Mein Herz brannte, als ich ihm das bestätigte. „Ja, ich bin einverstanden und werde dein Kind bekommen.”

„Melanie... Mellie, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.” Auch er schien zu Tränen gerührt zu sein. Wie konnte man nur so versessen auf ein Kind sein? Aber mir sollte es Recht sein...

Zunächst aber waren noch ein paar logistische Probleme zu lösen, dazu noch einige inhaltlicher Natur. Da das, was wir vorhatten, im Grunde am Rande der Legalität war, blieb uns beinahe nur der Weg, hier in Köln eine Liebesbeziehung vorzutäuschen.

Oh, wie habe ich es genossen! Mit Kai Arm in Arm durch die Stadt zu schlendern, und wenn wir Bekannten begegneten, forderte ich auch den einen oder anderen Kuss ein. Es sollte ja schließlich echt aussehen!

 

Der arme Kai, er machte bereitwillig mit und ich glaube,  ich habe ihn schon ziemlich gequält. Auch wenn er immer wieder beteuerte, es würde ihm sogar Spaß machen, mit mir zu knutschen, so wie früher.... Das war Musik in meinen Ohren!

*

Endlich war alles arrangiert, meine Arbeit konnte ich sehr gut nach Hamburg verlagern, meine Wohnung war vermietet. Nun konnte ich die Reise in meine Zukunft beginnen und an einem nebligen Novembertag stand ich, getragen von einer Woge der Euphorie, vor seinem Heim. MEINEM Heim, so hatte Kai es selber gesagt. Arme Melonie, so eingesponnen in ihre Tagträume, dass sie die Anzeichen nicht bemerkte...

Aber was soll ich sagen, zunächst klappte alles sehr gut. Nach ein paar Stunden der Befangenheit fanden wir wieder zu dem locker-kameradschaftlichen Verhältnis unserer Freundschaft zurück. Wir verstanden uns ja schließlich auch wirklich gut, waren in vielen Dingen einer Meinung, konnten über andere leidenschaftlich miteinander diskutieren oder eben ausblenden, was gar nicht ging.

 

Eigentlich wie in jeder guten Ehe auch.

Allmählich lebte ich mich ein, tagsüber arbeitete ich, genau wie Kai. Ab und zu musste er für ein paar Tage fort fahren, Auftritte, Interviews etc. Seinen Manager hatte ich inzwischen auch getroffen. Frank war ein sehr netter Kerl, der manchmal verschmitzt lachte, wenn er uns zusammen sah.

Ralle hatte sich allerdings so gut wie nicht an mich erinnern können. Eines Abends, als Frank schon gegangen war, hörte ich Ralle und Kai in der Küche streiten.

„Du musst absolut verrückt sein!”, schimpfte der Andere, doch Kai knurrte nur.

„Dass DU dagegen bist, war mir ja klar! Aber das ist doch wohl meine Sache.”

„Ha! Soviel Verantwortungsbewusstsein hab ja sogar ich, dass ich ein Kind nicht nur als allein deine Angelegenheit ansehe!”

 

„Das Kind wird es gut haben bei mir und ...-”

„Ja klar, aber bist du dir wirklich im Klaren darüber, was-”

Also war Ralle über die Wahrheit informiert, genau wie es bei mir Kerstin war. Mit dem besten Freund bzw. Freundin wollte man so etwas halt teilen, trotzdem musste ich wohl einmal scharf die Luft eingezogen haben. Jetzt hatten die Zwei mich wahrgenommen und beendeten ihre Disput abrupt.

Charmant kam Kai auf mich zu und küsste mich auf die Wange. „Sorry, es ließ sich nicht umgehen, Ralle ist mein Freund und Kollege... Und er findet unser Vorhaben nicht so toll.”

Natürlich nicht, denn als Vater würde sein Kumpel nicht mehr der gleiche sein, sondern von ihm weg driften. Zu mir..., dachte ich triumphierend, während ich äußerlich gelassen mit den Schultern zuckte.

„Das ist sein gutes Recht. Aber ich hoffe, du erzählst es nicht weiter?!”

 

„Keine Sorge, nicht einmal Frank weiß etwas.”

„Gut”, säuselte ich und legte meinen Arm kurz um Kais Taille.

Ralle sah uns unbehaglich an. „Na gut, ihr müsst wissen, was ihr tut. Ich hoffe nur, Melanie, du weißt wirklich alles, was du wissen musst.”

Dessen war ich mir eigentlich sicher, oder? Doch bevor ich weiter fragen konnte, hatte der Dunkelhaarige schon seine Jacke geschnappt und war gegangen. Geflohen, konnte man es auch nennen.

Kai löste sich von mir und sah mich fragend an. „Na, was hältst du davon, wenn wir uns jetzt ein Video anschauen?”

Ich nickte begeistert, denn das gab mir die Gelegenheit, mich neben ihn und an ihn zu kuscheln, etwas, wogegen er sich auch nicht wehrte. Na also! So vergingen die Tage, während ich mich einlebte und es dauerte nicht lange, da hatte ich Ralles Auftritt auch schon aus meinem Gedächtnis gestrichen.


 

 

Manchmal ging Kai Abends weg und kam erst spät wieder, ab und zu blieb er sogar über Nacht weg. Da wusste ich zwar nicht, wo er war, aber ich traute mich dann doch nicht, ihn direkt zu fragen. Hauptsache, er kam immer wieder zurück und wir saßen zusammen, redeten...

Ich erfuhr viel über seine Reisen, über das Tourleben und berichtete von diversen Erlebnissen mit meinen Kunden. Alles in allem fühlte es sich für mich nahezu perfekt an. Dass er immer öfter bis spät in die Nacht fort blieb, fiel mir anfangs nicht so sehr auf, ich schob es auf sein Künstlerdasein.

 

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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Zeitenwind Re: Re: VI - Öhm ... nö ...
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QueenMaud Re: VI -
Zitat: (Original von Zeitenwind am 01.01.2013 - 09:02 Uhr) Da ist sie ja doch noch, die Naivität der Frauen ...


Zumindest in der Literatur, wolltest du doch sagen, oder? ;-)
LG
QueenMaud
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Zeitenwind VI - Da ist sie ja doch noch, die Naivität der Frauen ...
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Na dann mal vielen Dank für das (Vor)- Weihnachstgeschenk!;)
Unter der Oberfläche brodelt ein Geheimnis, das Merk ich.:) Ganz liebe Weihnachtsgrüße!:)
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QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von Montag am 23.12.2012 - 10:37 Uhr) Ich wünsche dir eine frohe Weihnacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG Montag


Vielen Dank, dir auch!!!
LG
QueenMaud
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Montag Ich wünsche dir eine frohe Weihnacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG Montag
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