Romane & Erzählungen
Klassentreffen II

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"Klassentreffen II"
Veröffentlicht am 16. Dezember 2012, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Klassentreffen II

Klassentreffen II

Beschreibung

Ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit dem Mann, der zufällig deine erste, unvergessene große Liebe war. An sich nichts Ungewöhnliches, doch was, wenn dieser Mann seitdem Karriere gemacht hat? Und noch dazu ein Geheimnis hat, wegen dem er eine ungewöhnliche Bitte an dich richtet? Eine Spirale in den Abgrund bahnt sich an....

 

Ich steckte das Album wieder weg. Wenn ich gar nicht hin fahren wollte, warum beschäftigte mich das dann so? Wahrscheinlich, weil die Schulzeit einfach ein wichtiger Teil deiner Jugend, überhaupt deines Lebens ist. Da erlebt man alles noch viel intensiver, jede Kränkung, die einem zuteil wurde, jedes Mal der erlebten Hilflosigkeit gegenüber einer Demütigung...

 

Und davon hatte es von meinen Klassenkameraden genügend gegeben. Irgendwie war und bin ich immer eine Außenseiterin gewesen. Ich war einfach anders gepolt und wollte den schon damals herrschenden Schönheitswahn meiner Mitschülerinnen nicht mitmachen. Oh, diese Gespräche in der Umkleidekabine!! Mädchen, die perfekt aussahen, lamentierten darüber, dass sie ein Kilo zuviel hatten, oder dass sie wegen eines kleinen blauen Flecks nun drei Wochen lang keinen Minirock anziehen könnten. Nein, nicht meine Welt.

 

 

Ich seufzte. Aber die waren jetzt vermutlich glücklich verheiratet und wussten, wohin sie gehörten. Arrgh! Ich musste aufhören, diesen Mist zu denken. Vielleicht würde mich ein Telefonat mit Kerstin aufmuntern. Die wohnte immer noch in Berlin und wusste das eine oder andere über die ehemaligen Mitschüler. Da konnte man ja eventuell mal ein wenig ablästern...

 

„Groß?”, meldete sie sich.

 

„Hi Keule, wie geht’s?”, tönte ich fröhlich ins Telefon.

 

„Na gut, und dir? Endlich deinen Traummann gefunden?”

 

„Klar, weißt du doch! Er heißt Beauregard, ist 20 cm lang-”

 

„Du nennst deinen Vibrator Beauregard?!”

 

„Klar”, flachste ich, „Humor soll doch im Bett sehr wichtig sein.”

 

Kerstin prustete los. „Melanie, du bist die Härte.”

 

Die passende Antwort dazu verkniff ich mir erst mal. „Kerstin, du gehst doch bestimmt zum Klassentreffen, oder? Ist ja für dich nicht so weit...”

 

Sie stöhnte. „Ach ja, das... Ich weiß nicht, heißt das etwa, du willst nicht kommen?”

 

„Du weißt doch, so dicke hab ich's nicht, die Fahrt und Hotel würden mehr kosten, als mir die Sache wert ist!”

 

„Quatsch, Hotel! Du kannst bei mir pennen, dit weeßte doch. Und sogar dir als Selbstständiger stehen ab und zu Ferien zu, als nimm das als Urlaub, komm zu uns und mach dir ein paar

 

schöne Tage. Mal wieder durch die Stadt bummeln..”

 

„Ich weiß nicht, ohne Mauer ist die so unübersichtlich geworden.”

 

„...mal wieder im Wannsee baden...”

 

Ich stöhnte. „Du weißt genau so gut wie ich, dass wir da nie waren, weil allein die Fahrt dort hin uns den halben Tag gekostet hätte!”, protestierte ich, doch sie blieb hartnäckig.

 

„Ach komm, Mellie, dann lernst du ihn eben jetzt kennen! Ohne dich würd mir das Klassentreffen eh keinen Spaß machen. Stell dir nur mal die ganzen Pfeifen vor, jetzt fett verheiratet und erfolgreiche Geschäftsleute! Und dabei sind sie in Wahrheit doch nur Wasserträger einer Versicherung oder stehen unter dem Pantoffel der Schwiegermutter.”

 

Eins musste man Kerstin lassen, ihrer zynischen Art hatten auch über 10 Jahre Beamtenlaufbahn nichts anhaben können. Deswegen wurde sie bei Beförderungen, die nicht automatisch erfolgen, jedes Mal übergangen, doch das war etwas, mit dem sie sich arrangiert hatte. Genauso, wie ihr Lebensgefährte akzeptieren musste, dass sie ihn wohl nie heiraten würde!

 

Inzwischen hatte sie mich eigentlich schon so gut wie überzeugt. Es würde sehr viel Spaß machen, sie wieder zu treffen, was wahrscheinlich in durchquatschen und durchzechten Nächten enden würde, etwas, was man jetzt in den 30ern auch nicht mehr so häufig machte.

 

So kam es, dass ich dann doch noch zusagte, erst sie zu besuchen und gemeinsam mit ihr auf das Treffen zu gehen. Wir spekulierten noch ein bisschen und kamen dabei natürlich

 

auf den berühmtesten Spross der Klasse, wobei ich ihr gegenüber noch einmal meine Vermutung äußerte, dass gerade der nicht kommen würde.

 

Kerstin meinte aber, dass es ihn vielleicht ja doch reizen würde, genau wie wir in die Vergangenheit abzutauchen. „Oder er kommt extra wegen dir!”, sagte sie dann noch und ich stutzte.

 

„Wegen mir?!” Holla, stieg mir da eine gewisse Röte ins Gesicht? Wie gut, dass das Bildtelefon nur im Sciencefiction existierte.

 

„Na klar”, frotzelte sie, „du warst schließlich seine Erste, das verbindet! Da freut er sich vielleicht, dich mal wieder zu sehen...”

 

„Kerstin”, stöhnte ich, „sei froh, dass du deinen Klaus schon so lange hast, von Männern verstehst du nämlich noch weniger als ich!”

 

 

„Wer sagt das? Beauregard?”

 

„Nein, der hat keinen Grund zur Klage. Also mach's gut, wir sehen uns dann Ende Mai!”

 

***

 

Tatsächlich schaffte ich es, mir die Aufträge so einzuteilen, dass ich nach Berlin fahren konnte. Es war wirklich herrlich, mal wieder mit der besten Freundin in der alten Heimat zu sein und dazu noch so große Teile neu zu entdecken.

 

Und dann war er endlich da, der 'große Tag'. Es sollte am Nachmittag mit einer Art kleinem Empfang im Garten der Schule losgehen, sogar der Wettergott schien gewillt zu sein, uns mit Regen zu verschonen. Die Kleiderfrage löste ich, indem ich einfach die Klamotten anzog, in denen ich mich auch sonst wohl fühlte, Jeans und eine Bluse locker dort hinein

 

gesteckt, fertig. Ein Outfit, in dem ich mich gekünstelt gefühlt hätte, würde meine Unsicherheit nur noch verstärken.

 

Aber wie das meistens so ist, im Zuge des Wiedersehens schienen all die kleinen Fehden und Rivalitäten der Schulzeit plötzlich vergessen und alles löste sich in einer riesigen 'Weißt-du-noch?-Wolke' auf!

 

Okay, das war ja auch wirklich witzig, so in den Jugenderinnerungen zu schwelgen und man konnte sogar die Typen, die doch tatsächlich im Anzug erschienen waren, mit ihren früheren Missetaten aufziehen. Trotzdem fanden sich schnell die Cliquen in ihrer einstigen Formation zusammen, also ich mit Kerstin, Jan, Reinhold und … tja, wie wir es uns schon gedacht hatten, Kai war nicht hier.

 

„Der ist wahrscheinlich bei Dreharbeiten oder beim Synchronisieren oder so was. Ach, und Musik macht er ja auch, nachdem er seine Band mit Ralle aus der Unterstufe gegründet hat, ist er ja auch da ganz gut im Geschäft, wie man hört”, bemerkte Jan neidlos. Für ihn wäre die Vorstellung, derart im Rampenlicht zu stehen, wahrscheinlich der reinste Horror. Wir anderen hätten dagegen ganz gerne gewusst, wie sich das wohl anfühlt und ergingen uns in den wüstesten Spekulationen.

 

„Also eines kann ich euch sagen, mit den Groupies ist das heute auch nicht mehr so wild”, ertönte da plötzlich eine Stimme hinter mir. Ãœberrascht fuhren wir herum und da stand er doch tatsächlich, in sommerlich weißer Jeans, Buzzcock-T-Shirt und Baseballkappe: Kai!

 

Wir waren so perplex und positiv überrascht, dass ich mich mit einem Quieken spontan in

seine Arme warf. Was ihn aber offenbar nicht störte, im Gegenteil, er hob mich ein Stück in die Höhe, drückte mich und sagte „Meine gute alte MeloniÉ” – dabei sprach er das i und das e getrennt aus und bewies damit, dass er diesen meinen schrecklichen Spitznamen nicht vergessen hatte - „ich wusste doch, dass ich euch alle hier treffen würde!”

 

Auch die anderen begrüßten ihn begeistert und so blieb überhaupt keine Zeit, um Befangenheit aufkommen zu lassen. „Mann, das ist ja klasse, dass du auch hier aufschlägst!”, rief ich und knuddelte ihn noch einmal, ließ dann, weil er wie aus Gewohnheit den Arm um meine Schultern liegen ließ, ebenfalls die Arme um seine Taille liegen.

 

„Ja”, lachte er, „es war lange nicht sicher, aber ich dachte mir doch, dass ich mir den Spaß nicht entgehen lassen wollte! War mal wieder ein Grund, in der alten Heimat vorbei zu schauen.”

 

„Ging mir genau so”, grinste ich.

 

„Dann bist du auch weg gezogen?”

 

„Ja, nach Köln, und du?”

 

„Nach Hamburg.”

 

Reinhold rümpfte doch tatsächlich die Nase. „Na, ob das eine Verbesserung ist?”

 

„Ja, vielleicht wäre ich auch in Köln besser aufgehoben”, meinte Kai darauf kryptisch, lachte aber dann. „Nee, das hat sich damals so ergeben, ich wollte weg aus West-Berlin, das war ja damals ganz praktisch, dass es uns den Wehrdienst erspart hat, aber es wurde mir irgendwie zu eng und ewig dieses Theater auf der Transitstrecke und an der Grenze.... Konnte ja keiner ahnen, dass die Mauer fallen würde...”

 

„Doch, David Hasselhof hat's gewusst! Der behauptet, sein Lied hätte Gorbatschow auf den richtigen Weg gebracht”, warf ich mit todernstem Gesicht ein, worauf alle brüllten vor Lachen.

 

Obwohl überall an den Stehtischen meist ausgelassene Stimmung herrschte, fiel unserer mal wieder besonders auf!

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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QueenMaud Re: Teile -
Zitat: (Original von Zeitenwind am 17.12.2012 - 20:08 Uhr) Jetzt habe ich den dritten Teil zuerst und den zweiten Teil zuletzt gelesen. Macht nichts. Ich hoffe auf einen vierten Teil ...

Gruß Detlev


Soll ja mal vorkommen :-D

Es wird insgesamt 13 Teile geben, soviel kann ich schon verraten! Würd mich freuen, wenn du am Ball bleibst!
LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
Zeitenwind Teile - Jetzt habe ich den dritten Teil zuerst und den zweiten Teil zuletzt gelesen. Macht nichts. Ich hoffe auf einen vierten Teil ...

Gruß Detlev
Vor langer Zeit - Antworten
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