Romane & Erzählungen
Meine Nachbarin - Bleib bitte bei uns

0
"Meine Nachbarin - Bleib bitte bei uns"
Veröffentlicht am 15. Dezember 2012, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de
Meine Nachbarin - Bleib bitte bei uns

Meine Nachbarin - Bleib bitte bei uns

Einleitung

Ich beschreibe hier ein Erlebnis, das ich so niemals erleben möchte. Zeit für einen Mitmenschen zu haben, ist so einfach, glaubt es mir.

Ziemlich spät am Nachmittag kam ich nach Haus. Meine Füße brannten ganz furchtbar. In einem hohen Bogen schoß ich meine Schuhe als erstes durch den Flur, der Mantel segelte via Kleiderhaken, verpasste diesen nur ganz knapp und landete neben einem Schuh. Später würde ich aufräumen, aber jetzt erst eimal ein wenig ausruhen. Ich ließ mich in den Sessel am Fenster fallen. Ganz kurz nur schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Hatte meine Nachbarin, eine nette alte Dame, mich nicht zum Kaffee eingeladen? Egal, ein anderes Mal. Nur einen Moment abschalten. Müde schloss ich die Augen. Plötzlich war da ein Geräusch. Tatsächlich, es war

die Türklingel. Müde erhob ich mich, als es wiederholt läutete. Ich öffnete die Tür und staunte nicht schlecht. Der Weihnachtsmann ? Bis Heiligabend waren es noch zwei Tage. Ich lächelte und fragte den guten Alten " Sag mal Weihnachtsmann, hast Du dich in der Zeit geirrt?" Der jedoch lächelte sehr eigentümlich und schüttelte den Kopf. Dann ergriff er meine Hand und zog mich mit sich. Ich wollte ihn  fragen, was er mir zeigen will, aber Etwas hielt mich davon ab. Er zog mich zu der Tür meiner Nachbarin. Wieder wollte ich etwas sagen, aber er schüttelte erneut den Kopf. Ich folgte ihm in die Wohnung der alten Frau, mich wundernd,

dass die Wohnungstür offen war. Er ging zu einer Tür, öffnete sie und bedeutete mir, ihm zu folgen.

Entsetzt schaute ich auf das Bild, was sich mir bot. Die alte Frau lag in ihrem Bett, die Hände auf der Brust gefaltet, ihr Gesicht war seltsam bleich. Ich zuckte zurück, den Anblick kannte ich von meiner Oma, als sie verstorben war. Die Frau war tot, das sah ich sofort. Der Weihnachtsmann schaute sehr traurig auf die alte Frau, Tränen liefen über sein Gesicht. Dann nahm er einen Bogen Papier vom Nachttisch und reichte ihn mir. Es dauerte ein wenig bis ich mich gefasst hatte und die wenigen Zeilen lesen konnte." Meine liebe junge

Nachbarin,"stand dort, " ich habe auf Sie gewartet, wir wollten doch zusammen einen kleinen Adventskaffee trinken. Leider kamen sie nicht, offenbar ist ihnen etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Aber egal, wir kennen uns kaum und ich kann nicht verlangen, dass sie mir ihre kostbare Zeit schenken, mir, einer alten ,einsamen Frau. Leider habe ich Niemanden mehr und das wird sich auch nicht ändern. Ein paar Tabletten mehr und dann ist Alles vorbei. Zur Last möchte ich keinem Menschen fallen. Seien sie mir alten Frau bitte nicht böse, aber so ist es besser für Alle."

Als ich diese Zeilen las, liefen auch mir

die Tränen aus den Augen. Erschüttert sah ich den Weihnachtsmann an. Dieser entzündete eine Kerze und stellte sie an das Bett der Frau. Dann lächelte er mir freundlich zu und verließ das Zimmer. Ich wollte noch etwas sagen, etwas erklären, aber der Weihnachtsmann war verschwunden. Meine Tränen flossen immer noch. Am ganzen Körper zitternd sagte ich: " Das wollte ich doch nicht," aber keine Menschenseele antwortete mir.

 

Plötzlich klingelte es wieder. Ich schreckte aus dem Sessel, in dem ich offenbar eingeschlafen war hoch und eilte zur Tür. Dort stand lächelnd meine

Nachbarin.  "Silke, wollten sie nicht zum Kaffee kommen?"

Hatte ich das Alles nur geträumt? Mich überkam eine große Erleichterung und ein Glücksgefühl bemächtigte sich meiner. Ich legte der alten Dame den Arm um die Schulter und ging mit ihr. Es wurde noch ein sehr, sehr schöner Nachmittag.

 

"

 

 

0

Hörbuch

Über den Autor

petjula007

Leser-Statistik
111

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Himbeere Eine schöne Geschichte. Ich denke, die Kapazität eines jeden Mnschen ist begrenzt. Und das, was einem am nahesten ist, das wird man tun. Interessant finde ich Gegenüberstellung Traum/Realität. Im Traum erscheint alles recht radikal finde ich . Die alte Dame hat sehr radikal und endgültig für sich gesorgt, radikal eine Botschaft für ihre Nachbarin hinterlassen und das Leben hat ebenso radikal einen wundersamen Boten gesendet, der die Nachbarin aufmerksam machen sollte.
In der Realiät sorgt die alte Dame auch für sich selbst , aber realer - sie klopft an der Tür, erinnert so die Nachbarin an die gemeinsame Absprache- und der innere Bote für die Nachbarin war der Traum. Das gefällt mir so :) LG Himbeere
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Danke, liebe Himbeere, dass du dich so intensiv in meine kleine Geschichte hinein versetzt hast. Ich wollte mit diesen Zeilen auch nur ein wenig pieksen. Einfach nur mal an Andere denken, ist im Prinzip doch so einfach. Dank auch für die"Talerchen".
LG
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Hallo Carina,
es freut mich,wenn es dir etwas gefallen hat. Du hast selbstverständlich recht, wenn du meinst, so ein Thema ist nicht nur zur Weihnachtszeit aktuell, aber"Mensch" erinnert sich immer gern zu dieser Zeit, was man alles NICHT gemacht hat.
Liebe Grüße
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Carina Ein sehr Berührendes Buch. Ich meine das es gut geschrieben ist und nicht nur in der Weihnachtszeit Aktuell ist.
Lg Carina
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
DAS geht unter die Haut!
Lieben Gruß Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Hallo Sabine,
freut mich, wenn es dir gefallen hat.
LG
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Es ist immer schwer, abzuwägen, was man nun am dringendsten tun sollte in unsrer leider sehr schnelllebigen Zeit. Schön geschrieben hast Du diese Parabel.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Liebe Bärbel,
ich hatte als junge Frau eine sehr alte Nachbarin, die mich immer sehr umsorgte und dafür auch nur etwas Aufmerksamkeit erwartete. Ich bekam eine andere Wohnung . Irgendwann, als ich etwas Zeit hatte, wollte ich sie besuchen. Aber leider...es gab sie nicht mehr.
LG
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
KarinB Muss jetzt grad beim Lesen an die EDEKA Werbung denken von dem alten Mann welcher seine Liebsten nur durch seine vermeintliche Beerdigung zu sich locken konnte. Beim Lesen Deiner Zeilen hab ich auch nen Kloss im Hals gespürt. Denn es ist wahr. Es gibt auch ein zu spät. Also sollte man wirklich die Zeit nutzen für die Liebsten. LG Karin
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Liebe Karin,
ich danke dir sehr. Das war auch der Sinn meiner kleinen Geschichte. Nicht immer nur an sich denken, sondern sich auch mal fragen, wie es vielleicht Anderen geht.
LG
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
46
0
Senden

81912
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung